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Neue Solidarität
Nr. 50, 15. Dezember 2010

Aralseeprojekt als Beispiel für die gesteuerte Evolution der Biosphäre

Karte: EIR/Göran Haglund

In vielen anderen Regionen der Welt warten potentielle Veränderungen darauf, umgesetzt zu werden, mit prinzipiell ähnlichen Effekten wie die, die das NAWAPA Projekt in Nordamerika schaffen wird. Lassen Sie uns eines der vielen Beispiele ansprechen: Ein Projekt, das unter Gorbatschow stillgelegt, aber jüngst von Helga Zepp-LaRouche, aber auch von den Präsidenten von Rußland, Kasachstan und Usbekistan, vom Moskauer Bürgermeister und vom ehemaligen Leiter der usbekischen Akademie der Wissenschaften wieder ins Gespräch gebracht wurde: eine Transformation, die durch die Verbindung des Wassers sibirischer Flüsse mit dem schrumpfenden Aralsee geschaffen werden kann. Es ist ein weiteres Beispiel aus einer Region, die eine biosphärische und noosphärische Abwärtsentwicklung erfahren hat - in diesem Fall durch die Austrocknung eines Sees.

Seit den sechziger und siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts schrumpft der Aralsee dramatisch, da Wasser, welches aus den eurasischen Flüssen Amu Darja und Syr Darja in den See floß, zum Zwecke wasserintensiven Baumwollanbaus umgeleitet wurde. Das war die landwirtschaftliche Verpflichtung der angrenzenden Region unter dem Sowjet-System. Die Austrocknung des Sees zerstörte die Fischindustrie, hatte aber auch negativen Einfluß auf das Wetter der Region, die jetzt von Salzstürmen geplagt wird und von den Veränderungen des Klimas und der Luftfeuchtigkeit durch das Schrumpfen des Sees betroffen ist. Es hat aber auch zum Absinken des Grundwasserspiegels an den Flußdeltas von Amu Darja und Syr Darja geführt, und hatte damit ebenfalls negativen Einfluß sowohl auf die Landwirtschaft selbst, als auch, durch die Zerstörung der Landwirtschaft, auf Klima und Niederschlag. Die betroffene Region umfaßt einen Streifen von 80-300 km rund um den Aralsee.

Soll diese Region, mit einem der fruchtbarsten Böden in Zentralasien, eine Wüste sein? Als Menschen, die den Planeten einzigartig in seiner Ganzheit begreifen und dementsprechend handeln können, verstehen wir, daß die potentielle Lösung des Problems viele Kilometer im Norden liegt, im Altaigebirge, das seine Lage am Ländereck zwischen Rußland, Kasachstan, China und der Mongolei hat. Es ist eine Gegend mit außerordentlich großen Niederschlagsmengen, in der die Flüsse Ob und Irtysch entspringen, die dann in die Arktis fließen.

Das sibirische Kanalprojekt, das 1940 durch den russischen Ingenieur Dawydow vorgeschlagen und seitdem weiter ausgearbeitet wurde, sieht vor, die Flüsse Ob und Irtysch an der Stelle, wo sie aufeinander treffen und in die Arktis fließen, einzudämmen und ein Reservoir zu schaffen, das durch die Umleitung von ungefähr 8% des Wasserstromes geschaffen würde. Der sibirische Kanal, mit einer Tiefe zwischen 10 und 15 Metern, wird entweder direkt vom Reservoir aus oder durch eine teilweise Umleitung des Irtysch-Flusses in der Nähe von Tobolsk, der Geburtsstadt des Phyikochemikers Dmitri Mendelejew, gebaut werden. Die maximale Länge des Kanals würde fast 2550 km betragen.

Das Wasser wird durch eine Reihe von Pumpstationen bis zur Turgai-Wasserscheide in Kasachstan gepumpt werden. Hier gibt es sechs Pumpstationen, insgesamt wird das Wasser 90 Meter angehoben. Auf der anderen Seite der Wasserscheide wird das Wasser durch Gravitation an den Städten Turgai, Irgis und Kasalinsk vorbei fließen, und dann den Aralsee mit arktischem Wasser auffüllen. Es kann auch direkt bis nach Nukus gebracht werden, wo die Wald- und Landwirtschaftsflächen dramatisch zusammengeschrumpft sind.

Neben der Wiederbelebung der Landwirtschaft, durch 4,5 Millionen Hektar bewässerten Landes, das dann für landwirtschaftliche Produktion Rußland und Eurasien zur Verfügung steht, wird auch die Fischerei wieder aufblühen. Genau wie NAWAPA in den USA wird dieser Prozeß der Begrünung klimatische und biosphärische Kreisläufe weiter beeinflussen. Mit dem Ende der Salzstürme wird das Leben in der Region angenehmer werden. Diese Art der Transformation könnte mit anderen Errungenschaften in Westrußland verbunden werden: zum Beispiel mit dem Ausbau des Wolga-Don-Kanals, um der Wolga einen Zugang zum Mittelmeer zu schaffen, oder mit der Vervollständigung des Pechora-Kama-Kanals, der die Wolga mit einem anderen arktischen Fluß verbindet.

Begleitend kann ein Korridor für Rohstoffentwicklung und Transport eingerichtet werden, wie z.B. durch das Industrieprojekt Ural-Arktis, das durch den kürzlich verstorbenen Akademiker Alexander Granberg entwickelt wurde. Nur 10 bis 12% der nördlichen Ausläufer der russisch-föderalen Ural-Region wurden einer gründlichen geologischen Studie unterzogen.

All das zusammen schafft den Rahmen für einen Korridor biosphärischer und noosphärischer Entwicklung Eurasiens, der die Beziehungen zu Europa und Afrika neu bestimmen und weiter verbessern wird. Dieser gesamte Prozeß würde durch ein Schienensystem erweitert werden, das durch den Beringstraßen-Tunnel hindurch die Verbindung zu NAWAPA und weiter die Schließung der Darien-Lücke schafft, die damit endlich durch den Menschen bezwungen würde.

Dieser spezielle Korridor, den wir uns hier etwas genauer angesehen haben, entspricht zwar fast einem Zehntel des Erdumfanges, ist aber nur ein kleiner Bestandteil eines globalen Korridors biosphärischer und noosphärischer Entwicklung, durch die eine Ausweitung der Aktivität der Biosphäre in einem noch nie dagewesenen Maßstab in greifbare Nähe rückt. Die unmittelbare Realisierung des NAWAPA-Konzeptes in Nordamerika durch die Vereinigten Staaten und die Macht ihres Kreditsystems - und ohne Obama - kann die baldige Transformation dieses planetaren Korridors in Gang setzen.

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Großprojekte wieder auf Eurasiens Tagesordnung
- Neue Solidarität 38/2010
Dossier: Großprokjekte
- Neue Solidarität Online