Produktive Kreditschöpfung 
  Neues Bretton Woods
  Glass-Steagall
  Physische Wirtschaft
  Kernenergie
  Eurasische Landbrücke
  Transrapid
  Inflation
  Terror - Cui bono?
  Südwestasienkrise
  11. September und danach
  Letzte Woche
  Aktuelle Ausgabe
  Ausgabe Nr. ...
  Heureka!
  Das Beste von Eulenspiegel
  Erziehungs-Reihe
  PC-Spiele & Gewalt 
  Diskussionsforum
  Wirtschaftsgrafiken
  Animierte Grafiken
[an error occurred while processing this directive]
Neue Solidarität
Nr. 47, 24. November 2010

Rettet Haitis Volk durch die
„Operation Frederick Douglass“!

Wortlaut. Die folgende Erklärung von Helga Zepp-LaRouche wurde verfaßt für eine Konferenz, die demnächst in Haiti stattfinden soll. Aufgrund der dramatischen Verschlechterung der Lage wurde sie schon am 18. November veröffentlicht.

Ich sende Ihnen Grüße zu ihrer äußerst wichtigen Konferenz.

Starten wir eine internationale Mobilisierung, um die Menschen in Haiti zu retten und einen umfassenden Wiederaufbau Haitis zu organisieren, damit jeder im Land ein menschenwürdiges Leben führen kann! Nennen wir sie diese Mobilisierung „Operation Frederick Douglass“.

Die Katastrophe, die sich derzeit in Haiti entwickelt, spiegelt wider, was mit dem übrigen Planeten geschehen wird, wenn die Haltung gegenüber diesem wunderschönen Land nicht dramatisch geändert wird. Vor zehn Monaten ereignete sich das Erdbeben, aber bis heute ist keine Hilfe von Bedeutung eingetroffen. Statt dessen gibt es die Cholera und Schießereien zwischen Demonstranten und Soldaten.

Schon im Februar hatte Lyndon LaRouche dringend gefordert, das Pionierkorps der US-Armee zu schicken und mit der haitianischen Regierung zusammenzuarbeiten, um 1,3 Millionen Menschen umzusiedeln. Dabei hatte er sehr nachdrücklich betont, daß dies noch vor Beginn der Regenzeit geschehen müsse, sonst seien 1,5 Millionen Menschen der Bedrohung durch Überschwemmungen, Erdrutsche und verseuchte Abwässer ausgesetzt. Haiti hat heute keine einzige Kläranlage, und LaRouche betonte, wenn man nicht sofort handle, bestehe die Gefahr, daß schon sehr bald Dengue-Fieber, Cholera, Typhus und andere Seuchen ausbrechen würden.

LaRouche forderte den US-Präsidenten persönlich zum Handeln auf. Bei einem Internetforum am 30. Januar sagte er in seiner Antwort auf eine Frage, die Vereinigten Staaten müßten gegenüber Haiti die Haltung von Präsidenten wie Lincoln und Franklin D. Roosevelt einnehmen: Andere Länder sollten sich nicht einfach einmischen, sondern müßten die Souveränität Haitis respektierten. Deshalb sollten die Vereinigten Staaten einen Vertrag mit Haiti abschließen, um die volle Souveränität Haitis wiederherzustellen, wenn die Hilfe und der Wiederaufbau des Landes abgeschlossen seien.

LaRouches Forderung wurde damals von vielen medizinischen und militärischen Experten vor Ort unterstützt. Präsident Barack Obama lehnte sie aber ausdrücklich ab und zog das US-Militär ab, so daß man klarerweise sagen kann, daß er die moralische Verantwortung für die jetzige Lage in Haiti trägt.

Am 24. März machte Bill Clinton, der damals US-Sondergesandter für Haiti war, einen dringenden Appell, die Menschen, die in den Lagern leben, auf höher gelegenes Gelände umzusiedeln, da sonst viele Zehntausende vom Tod bedroht seien. Wieder kam keine Reaktion vom US-Präsidenten.

Am 25. Oktober, nachdem die Cholera ausgebrochen war, veröffentlichte LaRouche erneut eine dringende Erklärung, in der er sagte: Es sei noch nicht zu spät, um Hunderttausende von Menschenleben zu retten, die Regierung Obama sollte sofort das US-Militär zurück nach Haiti schicken und die Notbereitstellung von sauberem Trinkwasser und die Massenumsiedelung von 1,5 Mio. Menschen aus den verseuchten Gebieten koordinieren. Die Regierung müsse ihre zehnmonatige Nachlässigkeit beenden. Im Oktober lebten noch immer 1,3 Mio. Menschen in Notunterkünften, 40% hatten keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, 30% keinen Zugang zu Toiletten. Die Zahl der Menschen, die sich eine einzige Toilette teilen mußten, lag durchschnittlich bei 273. Nur 10% der Familien haben Zelte, und von den 1,15 Mrd.$ an Hilfsgeldern, die die US-Regierung versprochenen hatte, ist kein einziger Cent geschickt worden.

Nun herrschen Cholera und chronische Infektionen, Unterernährung und Hunger, und viele, viele Menschen leiden an unbehandelten psychologischen Traumata. Die gegenwärtige schreckliche Lage der Opfer in Haiti ist eine ungeheure Anklage gegen die US-Regierung und die internationale Gemeinschaft, eine Katastrophe, die schon lange absehbar und zu erwarten war, wie die gegenwärtige Cholera-Katastrophe.

Nicht zu handeln, wenn man es kann, bedeutet Völkermord.

Die tatsächlich geleistete Hilfe war höchstens 1 Mrd.$, nicht die versprochenen 10 Mrd.$. Vergleichen Sie das mit den 30 Billionen Dollar an Rettungspaketen für Spekulanten, für die Hochrisiko-Spekulationen der Investmentbanken und Hedgefonds! Wenn Sie das miteinander vergleichen, ist sehr deutlich, daß Haitis Schicksal auch das Schicksal der übrigen Welt sein wird, wenn diese Haltung nicht geändert wird.

Die Lage in Haiti ist keine Naturkatastrophe. Im Oktober 1989 wurde San Francisco von einem Erdbeben ähnlicher Stärke getroffen, nämlich von der Stärke 7 auf der Richterskala. Damals kamen 63 Menschen ums Leben, 3000 wurden verletzt und 12.000 obdachlos. In Haiti kamen 300.000 Menschen ums Leben, 1,5 Millionen Menschen wurden obdachlos.

All dies ist eine Folge des Mangels an Infrastruktur und des Mangels einer soliden Grundlage städtischer Entwicklung. Deshalb müssen beim Wiederaufbau Haitis die Infrastruktur, Städte, Industrien und Landwirtschaft ausgebaut werden, und dies muß im Zusammenhang mit dem Bau der Wassergroßprojekte NAWAPA und PLHINO geschehen. Es muß im Zusammenhang mit dem Bau der Weltlandbrücke als Teil des Wiederaufbaus nach dem Kollaps des gegenwärtigen Systems geschehen. Wir müssen an einen Zeitraum von 25 Jahren für die Entwicklung denken, eine ganze Generation der Entwicklung für Haiti. Und wir brauchen eine feierliche Verpflichtung, dies zu tun. Wir sollten dies die „Operation Frederick Douglass“ nennen, weil es keinen besseren Namen gibt, um Haiti eine bessere Zukunft zu geben.

Haiti erklärte seine Unabhängigkeit am 1. Januar 1804. Das war der erste erfolgreiche Sklavenaufstand in Amerika nach der Amerikanischen Revolution, bei dem das Militär der Kolonialmächte Spanien, England und des napoleonischen Frankreich geschlagen wurden. Und seit dieser Zeit waren das Schicksal und die Geschichte Haitis stets äußerst eng mit dem der Vereinigten Staaten verbunden. Haiti unterstützte die Amerikanische Revolution und war mit Alexander Hamilton verbündet. Dafür wurde es durch Blockaden und Quarantänen bestraft. Dies änderte sich, als Lincoln 1860 Präsident wurde und die Vereinigten Staaten Haiti diplomatisch anerkannten. Damals wurde Frederick Douglass zum Bevollmächtigten der Vereinigten Staaten für Haiti ernannt.

Dies änderte sich erneut zum Schlechteren, als Woodrow Wilson Präsident wurde, der in Haiti einmarschierte und das Land ab 1915 mit einer brutalen Besatzungsmacht besetzt hielt, bis 1934. Präsident Franklin Roosevelt beendete diese Besetzung und startete die Ära der Guten Nachbarschaft. Mit dem Tod von Franklin D. Roosevelt verschlechterte sich die Situation wieder, und man kann sehen, daß die Lage in Haiti seit mehr als 200 Jahren direkt widerspiegelte, ob das amerikanische Selbstverständnis das der Amerikanischen Revolution und Verfassung und der Erklärung der Unabhängigkeit war, oder das einer faktischen britischen Kolonie, die von der sogenannten „Sonderbeziehung“ zwischen den USA und Großbritannien als Empire bestimmt war.

Denken wir an die schrecklichen Bilder der Menschen, die jetzt in den Drecklöchern von Port-au-Prince sterben. Diese Bilder sollten all jene, die für diese völlig unnötige Katastrophe verantwortlich sind, bis in den Schlaf verfolgen. Präsident Obama sollte diese Bilder lange und nachdenkend betrachten, und das sollte auch jeder Spekulant, der sich an den Hochrisikogeschäften beteiligt. Und wenn Präsident Obama unfähig ist, Mitgefühl für die Leidenden zu entwickeln und sofort die Regierung von Haiti zu kontaktieren, um ihr ein vertragliches Arrangement anzubieten und das Pionierkorps der US-Armee dorthin zu schicken, dann sollte er sofort seinen Platz räumen für einen Präsidenten, der dies kann.

Mobilisieren wir für die „Operation Frederick Douglass“, und machen wir sie zum ersten Anliegen einer internationalen Entwicklungsallianz, bis Haiti gerettet und wiederaufgebaut ist!

Ich möchte diese Botschaft mit einem Zitat von Frederick Douglass aus einer Rede beenden, die Douglass am 2. Januar 1893 hielt:

„In der Natur des Landes selbst ist vieles, was in den Menschen Männlichkeit, Mut und Selbstachtung hervorrufen kann. Seine Topographie ist wunderschön, großartig und beeindruckend. Gekleidet in seine blaue und balsamische Atmosphäre erhebt es sich in herausragender Pracht aus dem umgebenden Meer...

Es ist ein Land von auffallender Schönheit, abwechslungsreich durch Berge, Täler, Seen, Flüsse und Ebenen, und es beinhaltet alle Elemente der Größe und des dauerhaften Reichtums. Seine Kalksteinformationen und -grundlage sind eine Garantie immerwährender Fruchtbarkeit. Seine tropische Hitze und insulare Feuchtigkeit halten seine Vegetation das ganze Jahr über frisch, grün und kraftvoll. In einer Höhe von 2400 m sind seine Berge immer noch von Hölzern verschiedenster Art und großen Werts bedeckt. Sein Klima, das sich mit der Höhenlage wie das von Kalifornien ändert, ist für alle Konstitutionen und Produktionen geeignet.

Glücklich durch sein Klima und seinen Boden, ist es nicht weniger glücklich durch seine günstige Lage für den Handel. Seine Küsten sind von zahlreichen Einbuchtungen von Meeresarmen, Flüssen, Buchten und Häfen geprägt, in denen Schiffe aller Art sicher vor Anker liegen können. Auf beiden Seiten geschützt durch hohe Berge, die vom Fuß bis zum Gipfel von tropischem Grün bedeckt sind, sind seine blauen Gewässer hier und dort mit den weißen Flügeln des Handels aus allen Ländern und Seen besprenkelt, und die Bucht von Port-au-Prince kommt beinahe der weithin gerühmten Bucht von Neapel gleich, der schönsten der Welt.“

Leisten wir nun erneut das Versprechen, daß dies schon bald die Zukunft Haitis sein wird.

Helga Zepp-LaRouche

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Aufbau statt „Sterbenlassen“: Baut Haitis „Tal der Hoffnung
- Neue Solidarität 44/2010
UN-Konferenz plant Zukunft für Haiti
- Neue Solidarität 15/2010
Wieviele Haitianer müssen noch sterben, bis Obama gehen muß?
- Neue Solidarität 11/2010
Haiti: Erdbebenopfer auf sicheren Boden bringen und das Land wiederaufbauen!
- Neue Solidarität 11/2010
Das Elend in Haiti ist keine Naturkatastrophe!
- Neue Solidarität 9/2010
Wie man Nationen und Menschen wieder aufbaut
- Neue Solidarität 6/2010