Produktive Kreditschöpfung 
  Neues Bretton Woods
  Glass-Steagall
  Physische Wirtschaft
  Kernenergie
  Eurasische Landbrücke
  Transrapid
  Inflation
  Terror - Cui bono?
  Südwestasienkrise
  11. September und danach
  Letzte Woche
  Aktuelle Ausgabe
  Ausgabe Nr. ...
  Heureka!
  Das Beste von Eulenspiegel
  Erziehungs-Reihe
  PC-Spiele & Gewalt 
  Diskussionsforum
  Wirtschaftsgrafiken
  Animierte Grafiken
[an error occurred while processing this directive]
Neue Solidarität
Nr. 40-41, 6. Oktober 2010

Aus Wirtschaft und Technik

Indien setzt auf verstärkten Ausbau von Kernenergie

In seiner Rede vor der 54. Generalversammlung der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien führte der Vorsitzende von Indiens Atomenergiebehörde, Srikumar Banerjee, am 23. September aus, daß Indien dabei sei, den geschlossenen nuklearen Brennstoffkreislauf weiter auszubauen. Man habe mit ingenieurtechnischen Maßnahmen zum Bau einer integrierten Wiederaufbereitungsanlage begonnen, die sowohl der Wiederaufbereitung verbrauchten Brennstoffs als auch dem Abfallmanagement dienen soll.

Da Indien neben Uran- vor allem über große Thoriumvorkommen verfügt, ist man dabei, eine neue Generation von Thoriumreaktoren zu entwickeln. In diesen neuen Reaktoren wird das nicht spaltbare Thorium erst einmal zu Kernbrennstoff erbrütet. Auch werden die neuen Reaktoren mit dem bei der Uranspaltung anfallenden Plutonium beschickt.

Die Wiederaufbereitungsanlage, auf die sich Banerjee bezog, wird abgebrannten Brennstoff aus den bisherigen Druckwasserreaktoren (PWR), die Indien aus dem Ausland bezogen hat, verarbeiten. In den nächsten zwei Jahrzehnten will man mindestens 20 weitere PWRs aus Russland, Frankreich und den Vereinigten Staaten beziehen. Das Ziel sei es, die Hälfte der elektrischen Energie aus Kernkraft zu gewinnen, um sich so aus der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu befreien und Indien in den Stand einer entwickelten Nation zu versetzen.

Am 24. September wurde auch bekanntgegeben, daß zwei staatliche indische Firmen, Bharat Heavy Electricals und Nuclear Power Corporation of India, ein Joint-venture mit Frankreichs Alstom eingehen, um als Zulieferer im nichtnuklearen Bereich beim Bau von Kernkraftwerken auftreten zu können.

Am Rande der IAEA-Konferenz in Wien unterzeichnete Indien auch eine Vereinbarung mit Argentinien zur Zusammenarbeit bei der friedlichen Nutzung der Kernenergie.

Wie weit Indiens Nuklearpläne gehen, verdeutlichte Indiens Premierminister Manmohan Singh am 29. September bei einer Konferenz zur friedlichen Nutzung der Kernenergie. Er erklärte, Indien könnte bis zum Jahr 2050 470 Gigawatt Strom durch Kernenergie produzieren. Indien steuert somit auf eine Kernenergie-Kapazität hin, mit der es die Vereinigten Staaten um fast das Fünffache überträfe. Die USA sind heute nach Angaben der Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEA) mit rund 100 GW der weltgrößte Erzeuger von Elektrizität aus Kernkraft. Ihre Planungen bis 2050 würden durch Indien weit in den Schatten gestellt, ebenso wie das bisher weltweit ehrgeizigste chinesische Programm zur Steigerung der Kraftwerkskapazität.

Der indische Premierminister geht davon aus, daß Indiens Forscher fähig sein werden, diese Aufgabe zu lösen. Jetzt schon arbeiten mehr als 2000 Forscher an der Technologie, Plutonium-Abfall für die Stromerzeugung wieder aufzuarbeiten. Der Wiederaufbereitungsprozeß ist wesentlich für einen gesicherten Betrieb der Kernenergieindustrie.

Kernenergie: engere russisch-chinesische Zusammenarbeit

Sergej Nowikow, Sprecher der russischen Atomenergie-Gesellschaft Rosatom kündigte gegenüber der offiziellen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua eine engere Zusammenarbeit der beiden Staaten auf dem Feld der Kernenergie an. „Die chinesische Regierung hat geplant, Kernenergie-Kapazitäten bis zu 100 GW zu bauen. Das ist ein großer und weitreichender Markt für uns“, sagte er.

Über diese Projekt hinaus sieht Nowikow Potential für weitere russisch-chinesische Zusammenarbeit, wie zum Beispiel bei der Technologie der „schwimmenden Kernkraftwerke“. Diese einzigartige Technik kann Stromerzeugung und Wasserentsalzung vereinen. Innerhalb von 20 Monaten könne das weltweit erste schwimmende Kernkraftwerk, die „Lomonosow“, die Arbeit aufnehmen. „Danach können wir Verhandlungen über den Export dieser Technologie mit den chinesischen Firmen aufnehmen.“ Auch bei der Eskortierung von Frachtschiffen durch den Arktischen Ozean mit nukleargetriebenen Eisbrechern gebe es Möglichkeiten der Zusammenarbeit.