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Neue Solidarität
Nr. 35, 1. September 2010

US-Ökonomen nehmen Arbeitslosenzahlen und Regierung aufs Korn

Die offiziellen US-Arbeitslosenzahlen werden immer unglaubwürdiger, und die US-Regierung, besonders Präsident Obama und Finanzminister Geithner, gerät deswegen ins Kreuzfeuer der Kritik. So schrieb der Wirtschaftswissenschaftler Leo Hindery am 17. August in der Huffington Post, die Arbeitslosenrate der USA betrage in Wirklichkeit 18,3 % - und nicht 9,5 %. Die tatsächliche Anzahl der Arbeitslosen in allen vier Kategorien der Arbeitslosigkeit sei 29,3 Millionen, nicht 14,6 Millionen, wie nach Obamas Rechnung. Außerdem wies er darauf hin, daß sich seit Obamas Amtsübernahme die reale Zahl der Arbeitslosen um 4,6 Millionen erhöht habe.

Paul Craig Roberts machte in Information Clearing House denselben Punkt: „Unsere Regierung erzählt uns, die Arbeitslosenrate sei knapp unter 10 %, eine Zahl, die jede Administration nach der großen Depression zerstört hätte. Aber seit der Clinton-Adminstration zählt die Regierung keine Amerikaner mehr, die länger als ein Jahr arbeitslos waren. Sobald die Arbeitslosigkeit ein Jahr und einen Tag besteht, fallen die Arbeitslosen aus der Statistik und werden nicht weiter als Arbeitslose gezählt. Würde man nach der Methode von 1980 vorgehen, wäre die Arbeitslosenrate etwa 22 %.“

So mit den Arbeitslosen umzugehen, sie also einfach „verschwinden zu lassen“, ist völlig vereinbar mit der Auffassung von Obamas Wirtschaftsguru Larry Summers. In einem Papier von 1979, das er gemeinsam mit Kim B. Clark zur „Arbeitsmarkt-Dynamik und Arbeitslosigkeit: eine Neubewertung“ für das Brookings Institute verfaßte, schrieb Summers schon damals kaltschnäuzig, empirisches Material beweise, daß es für Langzeitarbeitslosigkeit zwei Gründe gebe: „Sozialhilfeleistungen und Arbeitslosenversicherung...“ Unterstützungsprogramme der Regierung gäben den Anreiz und die Mittel, nicht zu arbeiten.

Larry Summers, der auch für die Abschaffung des Glass-Steagall-Trennbankensystems in den USA verantwortlich ist, ist außerdem ein Anhänger des Ökonomen Joseph Schumpeter. Schumpeter verbreitete die nietzschesche Theorie der „kreativen Zerstörung“ als Wurzel des Fortschritts. Summers ist darin einig mit dem früheren US-Zentralbankchef Alan Greenspan, der Schumpeters „kreative Zerstörung“ bei Kongreßanhörungen als „zugrundeliegende Dynamik der Globalisierung“ pries. Schumpeters Vordenker, der Nazi-Apologet Werner Sombart, der zuerst den Begriff der „kreativen Zerstörung“ verwendete, gehörte zum inneren Kreis des Nazi-Juristen Carl Schmitt und Martin Heideggers.