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Neue Solidarität
Nr. 34, 25. August 2010

Aus Wirtschaft und Technik

Raumfahrtpläne in Indonesien und Afrika

Der Leiter des Indonesischen Nationalen Instituts für Luft- und Raumfahrt (Lembaga Penerbangan dan Antariksa Nasional, LAPAN) gab Ende letzter Woche bekannt, daß Indonesien einen zweiten Startplatz für seine Raketen bauen wird, um bei der Raumfahrttechnologie unabhängiger zu werden. Der gegenwärtige Startplatz befindet sich in West-Java, aber um ihn herum hat sich derart viel Bevölkerung angesiedelt, daß er für den Start größerer Raketen nicht mehr in Frage kommt.

Die 1963 gegründete indonesische zivile Raumfahrtagentur war aufgrund wirtschaftlicher Erpressung, politischer Instabilität und engstirniger Politik bisher nicht über das Anfangsstadium der Raumfahrtentwicklung hinausgekommen. Im vergangenen Jahr startete Indonesien erfolgreich eine kleine suborbitale Rakete (die RX-420), ein suborbitaler Testflug der größeren RX-550 ist für 2012 geplant, und 2014 soll von dem neuen Startplatz aus eine größere Version gestartet werden, mit der ein Satellit in eine niedrige Umlaufbahn gebracht werden soll.

Zur Zeit befaßt sich Indonesien mit dem Bau zweier kleiner Satelliten für Kommunikation und Erdfernerkundung, die für eine geographisch derart auseinandergezogene Nation (Ost-West-Ausdehnung mehr als 5000 km) von entscheidender Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung sind. Sie sollen im kommenden Jahr mit einer indischen Rakete in eine Erdumlaufbahn befördert werden. Bereits 2007 hatte eine indische Trägerrakete einen unter Beteiligung der TU Berlin entwickelten indonesischen Erderkundungssatelliten (LAPAN-TUBSAT) ins All gebracht.

Da sich der neue Startplatz in der Nähe des Äquators befindet, hofft Indonesien, daß auch andere Nationen sich dieses günstigen Umstands bedienen werden. Die Geschwindigkeit der Erdrotation ermöglicht von dort aus die Beförderung relativ größerer Frachtladungen. Die Bauarbeiten an dem neuen Startplatz sollen im kommenden Jahr beginnen.

Auch in Afrika gibt es Fortschritte auf dem Weg in den Weltraum. Die Kommunikations- und Informationstechnikminister der Afrikanischen Union (AU) vereinbarten während eines Treffens am 6. und 7. August in Nigeria die Gründung einer Afrikanischen Raumfahrtagentur. Die geplante Institution soll in erster Linie weltraumgestützte Kommunikation und andere Kapazitäten zur Beschleunigung der wirtschaftlichen Entwicklung zur Verfügung stellen, einschließlich solcher Bereiche wie militärische Sicherheit, Telemedizin, öffentliche Sicherheit und Bildung. Der Beschluß der Minister wird in Form einer Empfehlung dem bevorstehenden 16. Gipfeltreffen des Exekutivrats der AU vorgelegt werden.

Kommt Afrikas erster Astronaut aus Namibia?

Anfang Juli 2010 wurde in Namibia nördlich von Swakopmund auf dem Gelände der dort ansässigen chinesischen Satellitensteuerungs- und Bahnverfolgungsstation (TT&C) feierlich eine Weltraumausstellungshalle eröffnet, die dem südwestafrikanischen Land einen verbesserten Zugang zur Raumfahrttechnologie geben soll. Seit dem Jahr 2000 kooperieren China und Namibia in diesem Bereich, wobei China die Ausbildung junger Namibier u.a. an der Aeronautik-Universität in Peking übernimmt und im Gegenzug seit einigen Jahren die TT&C-Station betreiben kann. Diese und weitere über den Globus verteilte Stationen erlauben es der chinesischen Bodenkontrolle, mit den Besatzungen von Raumschiffen zu kommunizieren, die sich in der Umlaufbahn befinden. Bis vor kurzem war China allein auf inländische Stationen und auf Schiffe in internationalen Gewässern angewiesen. Die geographische Verteilung der Stationen über den Globus erlaubt inzwischen verbesserte Kommunikationsmöglichkeiten mit Satelliten und Raumschiffen.

Alfred van Kent, Namibias Direktor für Forschung, Wissenschaft und Technik am Bildungsministerium, betonte daß Namibia in Zusammenarbeit mit der Station lernen werde, die Raumfahrttechnik für die eigene Entwicklung zu nutzen. Bis zum Jahr 2015 würden von China so viele Wissenschaftler, Techniker und Ingenieure ausgebildet, daß Namibia dann die Station in eigener Regie übernehmen werde. Die namibischen Fachkräfte würden in Zukunft auch Aufgaben wie das Aufspüren von Mineral- und Wasservorkommen, in der Land- und Städteplanung, sowie im Katastrophen- und Überschwemmungs-Management übernehmen.

Die elf Namibier, die seit 2008 in China Raumfahrtwissenschaft und -technologie studiert haben, werden im Herbst ein Praktikum in der TT&C absolvieren. Namibias Premierminister Nahas Angula sprach bei der eingangs erwähnten Feier seinen Wunsch aus, daß der erste afrikanische Astronaut eines Tages aus Namibia kommen möge.

China beschleunigt den Bau von Kernkraftwerken

Parallel zu dem Programm, die Kernenergie-Kapazitäten des Landes in den nächsten zehn Jahren auf 80 GW zu verdoppeln und im folgenden Jahrzehnt zusätzlich 120 GW (in mehr als 200 Anlagen) zu installieren, erweitert China seine eigene nukleartechnischen Produktionsmöglichkeiten und verringert so die Abhängigkeit von Importen. So wurde vor kurzem angekündigt, daß Chinas First Heavy Industries den Reaktordruckbehälter für die erste Einheit des geplanten Xianning Kernkraftwerkes herstellen wird. Diese Fähigkeit ist äußerst wichtig, da die Schmiedekapazitäten für den Reaktorbau weltweit sehr gering sind und man im Westen nach Auftragserteilung generell mit mehreren Jahren Wartezeit rechnen muß. Während die meisten Kernkraftwerke Chinas bisher in der Küstenregion angesiedelt sind, wird das Kraftwerk in Xianning (Provinz Hunan) zu den ersten Atomkraftwerken im Landesinneren gehören. Es wird eins von vier Kraftwerken sein, die mit einem AP1000-Druckwasserreaktor von Westinghouse ausgerüstet werden.

Auch wenn die Reaktoren von ausländischen Firmen, wie in diesem Fall von Westinghouse, gebaut werden, enthalten die Verträge Klauseln, die bestimmen, daß ein bestimmter Prozentsatz der Kraftwerkskomponenten von chinesischen Firmen vor Ort gebaut werden muß. In absehbarer Zeit beabsichtigt China, eine Lizenz der Westinghouse-Technik zu erwerben und die Anlagen vollständig im Inland zu produzieren. Inzwischen verfügt China aber auch über selbstentwickelte Reaktortypen, die frei von US-Komponenten sind und somit keinerlei Exportbeschränkung unterliegen. Solch ein CNP-600-Druckwasserreaktor (mit 650 MW) wurde bereits für das Kernkraftwerk Chashma in Pakistan exportiert und am 1. August ging ein CNP-600 im Kernkraftwerk Quinshan (ca. 100 km südwestlich von Shanghai) ans Netz.

China nähert sich schnell dem Punkt der vollkommenen Unabhängigkeit beim Reaktordesign und -bau. Mit 24 in Bau befindlichen Anlagen und weiteren in Planung sind die Chinesen dabei, das Tempo der siebziger Jahre bei der Errichtung neuer Kernkraftwerke in den USA oder Westeuropa noch zu überflügeln.

Korea baut seinen eigenen Transrapid

Asia Pulse berichtete am 9. August, daß Südkorea begonnen hat, eine 6,1 km lange Magnetbahn-Teststrecke vom Internationalen Flughafen Incheon nahe Seoul in Richtung Westen zu bauen. Laut dem Ministerium für Landesentwicklung, Transport und Maritime Angelegenheiten sollen sechs Haltepunkte und ein Zugdepot gebaut werden. Entwickelt wurde die Magnetbahn in einem Projekt der Regierung für vollautomatische Magnetbahnsysteme. Die Kosten beliefen sich auf rund 385 Millionen Dollar. Die Magnetbahn soll eine Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h erreichen. Nach Fertigstellung der Strecke wird der Betrieb ein Jahr lang getestet, bis er dann 2013 für den kommerziellen Betrieb zur Verfügung steht.