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Memorandum. Das „Basement“-Wissenschaftsteam der LaRouche-Jugendbewegung ließ seinem ersten Memorandum über „NAWAPA - die Tennessee Valley Authority des 21. Jahrhunderts“ (siehe Neue Solidarität 32/2010) das folgende Memorandum über die Bedeutung des NAWAPA-Projektes für die weitere Entwicklung der Biosphäre folgen.
Die derzeitige Krise ist keine finanzielle, nicht einmal eine physische im einfachsten Sinne. Was uns mangelt, sind nicht Finanzen oder Ressourcen. Wir haben es mit einer Krise der menschlichen Kultur zu tun, für die der gegenwärtige US-Präsident und sein Vorgänger lediglich beispielhaft sind. Es ist Zeit, die genauen Ursprünge des fehlerhaften Denkens zu analysieren, das uns in die gegenwärtige Katastrophe geführt hat, und diese dadurch zu überwinden, daß wir unseren Blick wieder auf die Zukunft der Menschheit richten und zu den kulturellen und philosophischen Wurzeln einer wahren Wissenschaft der physischen Ökonomie zurückkehren.
Wenn der Mensch „Infrastruktur“ aufbaut, dann stellt er nicht irgendein Ding, das man Infrastruktur nennt, in eine leere Kiste. Tatsächlich reorganisiert er auf diese Weise die physikalische Raumzeit der Biosphäre als System, indem er die biogenetischen Materieflüsse durch die Biosphäre transformiert und umlenkt und so immer höhere Ebenen der Energieflußdichte erreicht. Das einfachste Beispiel hierfür ist die Einführung der Landwirtschaft und Viehzucht: Die Äpfel, der Mais und die Viehbestände von heute sehen ganz anders aus und sind gemessen an der Energieflußdichte weitaus effizienter als ihre wilden Vorläufer.
Die Photosynthese, die die diffuse Energie des einfallenden Sonnenlichts in die konzentrierte Form chemischer Verbindungen umsetzt, erzeugt sowohl die schwer verdauliche Zellulose der Pflanzenstengel, als auch die leicht verwertbaren Energievorräte der Kohlenhydrate und anderer organischer Moleküle. Dieser Prozeß ist Teil dessen, was der russisch-ukrainische Biogeochemiker W.I. Wernadskij als die biogenetische Wanderung der Atome bezeichnete - des ständigen Flusses von Materie durch die Biosphäre als Resultat lebender Prozesse, welche immer höhere Organisationsebenen der ausgeschiedenen fossilen Stoffe erzeugen. Die Einwirkung des Menschen auf Äpfel, Mais und Viehbestände beispielsweise vergrößert den Anteil nützlicher Kohlehydrate, Fette und Eiweiße gegenüber der (energetisch) aufwendigen, aber (für die Ernährung) relativ nutzlosen Zellulose in den Strukturkomponenten der Pflanzen.
Letztlich wird das Überleben der menschlichen Gattung von der Fähigkeit des Menschen abhängen, nicht nur diese Flüsse zu organisieren und ihre Effizienz zu steigern, sondern auch die gesamte Umgebung biogenetischer Flüsse von Grund auf zu kreieren, die für das Überleben des Menschen außerhalb der Erdatmosphäre notwendig sind und die Grundlage dafür bilden, daß Menschen das Sonnensystem und noch entferntere Gebiete im Weltraum besiedeln können.
Das Programm der Nordamerikanischen Wasser- und Strom-Allianz (NAWAPA)1 wird eines der ersten Projekte der Menschheit sein, gezielt in jene größeren Prozesse einzugreifen, welche die weitere Entwicklung der Biosphäre als ganzer bestimmen, und damit eine Orientierung sein für die Schaffung permanenter Siedlungen auf anderen Planeten, wie beispielsweise dem Mars. Auch dies wird durch ein besseres Verständnis und die Steuerung jener biogenetischen Flüsse möglich werden - nur diesmal in viel größerem und viel fundamentalerem Maßstab.
Die biogenetische Wanderung von Atomen ist weit mehr als ein bloßer Materiefluß „innerhalb“ der Biosphäre. Sie bildet die eigentliche Struktur der Biosphäre und bestimmt die Wechselwirkung der Erde mit Phänomenen außerhalb der Erdatmosphäre, wie etwa der solaren und kosmischen Strahlung.
Nehmen wir ein passendes Beispiel: Die durch das Leben geschaffene Sauerstoff-Atmosphäre der Erde führte nicht nur zu einem massiven Artenwandel auf dem Planeten - so starben die meisten der damals existierenden Lebensformen aus, während sich gleichzeitig der Weg für komplexere, Sauerstoff verbrauchende, d.h. atmende Lebewesen öffnete -, sie änderte auch die Wechselwirkung mit der elektromagnetischen Strahlung der Sonne (insbesondere im „ultravioletten“ Wellenlängenbereich). Dadurch entstand ein höherer Strukturgrad in der Biosphäre - die Ozonschicht, die ihrerseits darauf Einfluß nahm, welche Frequenzen der elektromagnetischen Strahlung in die sich entwickelnde Biosphäre der Erde eindringen konnte, um die Evolution des Planeten weiterzuführen.
Die biogenetische Wanderung von Atomen ließ auch die Ionosphäre entstehen, jene hochenergetische Zone, die durch ihre Wechselwirkung mit dem Sonnenwind und dem Magnetfeld der Erde für die Entstehung der Polarlichter verantwortlich ist und manchmal als riesiger Teilchenbeschleuniger wirken kann, der bestimmt, welche Sorte kosmischer Strahlen die Erdoberfläche erreicht. Ein Teil dieser Strahlung ist daran beteiligt, die Wolkendecke zu erzeugen, die die Temperatur auf der Erde moderiert und Niederschläge erzeugt.2
Bestimmte Aspekte des biogenetischen Wanderungsprozesses von Atomen werden gewöhnlich zum leichteren Verständnis in mehrere stark vereinfachte Zyklen unterteilt: den „Wasserkreislauf“, den „Stickstoffkreislauf“, den „Kohlenstoffkreislauf“ etc. Grob betrachtet erscheinen sie tatsächlich als einfache Zyklen, aber bei genauerer Betrachtung bilden sie ein miteinander verwobenes Netz, ein System, dessen kausale Wechselwirkungen unmöglich in linearer Weise dargestellt werden können. Änderungen des Stickstoffgehalts des Erdreichs infolge von Eingriffen in den Stickstoff-Kreislauf ändern die Rate der pflanzlichen Kohlenstoffaufnahme, was wiederum die Rate der Photosynthese ändert. Dies wiederum greift in die Kreisläufe von Sauerstoff und Wasser ein, die wiederum den Stickstoffkreislauf und andere biogenetische Flüsse von Atomen beeinflussen - usw.
Selbst innerhalb eines einzigen dieser sogenannten Kreisläufe erreicht die Komplexität sehr schnell einen Grad, wo zur Beschreibung ein systematischer Ansatz notwendig ist - eine Tensor-Beschreibung -, vor allem, wenn es um das bewußte Eingreifen in ein solches System geht.
Nehmen wir als Beispiel das Wasser: In erster Annäherung - im gröbsten Raster - kann man den Wasserkreislauf als einen einfachen Prozeß betrachten, angefangen mit dem auf die Meere auftreffenden Sonnenlicht, das das Wasser verdunsten läßt. Das verdunstete Wasser steigt in der Atmosphäre auf; ein Teil davon wandert über das Festland und geht dort als Regen nieder. Dieses Wasser fließt dann mit der Zeit über die Bäche und Flüsse zurück ins Meer.
Bei genauerer Betrachtung besteht dieser Prozeß aus zahlreichen miteinander verbundenen Unterkreisläufen, wobei das Wasser seine wichtigste Rolle beim Wachstum der Pflanzen spielt. Bei diesem Prozeß gibt es keinen klaren Anfang, und es gibt auch keine einfachen linearen oder zyklischen Beziehungen. Pflanzen nehmen sowohl Wasser als auch Sonnenlicht auf und nutzen beides, um Sauerstoff zu erzeugen und CO2 in energiedichte organische Moleküle einzubauen. Die Feuchtigkeit, die die Pflanzen bei ihrer Atmung in die Atmosphäre abgeben, steigt auf, bildet Wolken und nährt und verstärkt so die Niederschläge, die ihr Wachstum überhaupt möglich gemacht hatten.
Ist die Vegetation dicht genug, genügt diese zusätzliche Feuchtigkeit in der Atmosphäre, um die Wetterlage zu beeinflussen, die Landschaft zu verändern und den Lauf von Strömen umzulenken. In verschiedenen Stadien dieses Prozesses gelangen große Wassermengen in den Erdboden, von wo sie entweder verdunsten, um erneut als Regen niederzugehen, oder tief hinab ins Grundwasser gelangen, das in einem ständigen Austausch mit den überirdischen Seen und Flüssen steht.
Auf diese Weise fällt das Wasser weltweit im Jahr im Schnitt 2,7mal aufs Land zurück, bevor es in die Meere zurückgelangt,3 und diese Rate ist offensichtlich weit größer in Gebieten mit dichter Vegetation. Außerdem ändert sich mit der Bodenbedeckung und der Bodenfeuchtigkeit auch das Reflexionsvermögen der Erdoberfläche, was wiederum darauf Einfluß hat, wie Sonnenlicht absorbiert wird und sich auf die Temperatur und die Verdunstung auswirkt.
Zahl und Formen dieser Wechselwirkungen sind gewaltig, aber für den menschlichen Geist verständlich, wenn er sich der richtigen konzeptionellen Werkzeuge bedient. Tatsächlich ist es von großer Bedeutung für den Menschen, diese Wechselwirkungen zu verstehen, denn die Beherrschung dieser komplexen Wechselwirkungen - und ihre Nachbildung in verbesserter Form - wird notwendig sein, damit der Mensch seine Mission der Kolonisierung des interplanetaren und interstellaren Raums erfüllen kann. Schon heute müssen beim Bau von Raumschiffen im kleinen Maßstab Sauerstoff-, Kohlenstoff- und Wasserzyklen nachgebildet werden, um die Besatzung beim Aufenthalt im Weltall am Leben zu erhalten.4
Der gleiche Prozeß mit einem weit höheren Grad an Komplexität und Effektivität und in Verbindung mit einem tieferen Verständnis der Rolle der kosmischen Strahlung und anderer elektromagnetischer und Gravitationsphänomene bei der Erhaltung und Evolution des Lebens auf der Erde wird notwendig sein, wenn wir permanente Siedlungen auf dem Mond, dem Mars und weiter entfernten Himmelskörpern errichten wollen. Projekte wie NAWAPA werden diese für die menschliche Gattung überlebensnotwendigen Ziele aus dem Bereich des Science-fiction in den Bereich der menschlichen Möglichkeiten holen.
Die Möglichkeit von Bewässerung und die so mögliche landwirtschaftliche Entwicklung steigern die Verdunstungsmenge in einem gegebenen Gebiet, schaffen dort dauerhafte Niederschlags-Subzyklen und erzeugen Regenfälle, wo es diese bis dahin nicht gegeben hat.
Im Fall von NAWAPA nehmen wir einen Teil des Wasserkreislaufs im Westen Nordamerikas, der derzeit nur relativ wenige Unterkreisläufe umfaßt, und verbinden ihn zu einem weit komplexeren System der Noosphäre. Wasser, das derzeit aus dem Pazifik verdunstet, zieht derzeit zum großen Teil in Form von Wolken entlang der Küste nach Norden, wo es sich als kompaktes Eis oder in Flüssen niederschlägt.
Ein großer Teil dieses Süßwassers fließt dann direkt in die Meere vor den Küsten Alaskas und Kanadas und ist nie an biosphärischen Unterkreisläufen auf dem Festland beteiligt. Gleichzeitig bleibt die südliche Wüstenregion des Westens - die Große Amerikanische Wüste - trocken und öde. (Eine Animation der Wolkenbildung und -strömung entlang der Küste finden Sie auf der Internetseite der NASA unter http://svs.gsfc.nasa.gov/vis/a000000/a003600/a003645/index.html.)
Hier einige Zahlen, um eine Vorstellung von den Größenordnungen zu bekommen: Die Gesamtmenge des Wassers, die jährlich über dem Land und über den Meeren verdunstet, beläuft sich auf ungefähr 71 Bio. m³ bzw. 434 Bio. m³, zusammen rund 505 Bio. m³. Etwa ein Fünftel dieser Menge, rund 107 Bio. m³, fallen als Regen oder Schnee aufs Land, der Rest regnet direkt ins Meer zurück. Derzeit befinden sich zu jedem Zeitpunkt etwa 15,5 Bio. m³ Wasser in der Atmosphäre, davon 4,3 Bio. m³ über Land. Rund 3,5 Bio. m³ davon fallen als Niederschlag in dem Einzugsgebiet für NAWAPA in Alaska und Kanada - mehr als die Hälfte aller Niederschläge auf dem gesamten nordamerikanischen Kontinent! Das erzeugt einen Abfluß von 1-1,1 Bio.m³ pro Jahr, der sich in den Pazifik und ins arktische Meer ergießt.
Diese Wassermenge geht derzeit für die produktiven Prozesse der Biosphäre verloren, ist also während ihrer Zeit an Land nie an der Photosynthese oder anderen Prozessen der Biosphäre beteiligt. Dies ist ein steter Kreislauf, der ständig erneuert wird, auch wenn er teilweise schrecklich ineffizient ist.
Entgegen verbreiteten falschen Vorstellungen und offenen Lügen ist klar, daß es sich bei dem von NAWAPA genutzten Wasser nicht um einen Vorrat handelt, der im Laufe der Zeit aufgebraucht würde, und auch nicht um Wasser, das dort für andere Zwecke gebraucht würde. NAWAPA hat den Zweck, diesen natürlichen, globalen Zyklus nutzbar zu machen, und wird daher nicht nur den Westen der USA und den Norden Mexikos auf Dauer mit Frischwasser versorgen, sondern die Erfahrung lehrt, daß das Projekt auch das Klima in dieser Region verändern wird, indem es die Temperaturen senkt und die Niederschläge vergrößert.
NAWAPA wird dies erreichen, indem es einen Teil - rund 20% (etwa 200 Bio. m³) - des ansonsten ungenutzt abfließenden Wassers in ein System bereits bestehender Flüsse und neu zu schaffender Kanäle einspeist. Auf seinem Weg wird das Wasser die Grundwasservorkommen wiederauffüllen und große Landstriche in der Großen Amerikanischen Wüste begrünen helfen. Dadurch wird das Wasser in diesen Landstrichen um Größenordnungen länger verbleiben und ebenso die Zirkulationshäufigkeit in dieser Zeit erhöhen.5
Wie wird sich das vermehrte pflanzliche Verdunstungswasser in den 80.000-200.000 km2 neuen Acker- und Waldflächen auswirken, die durch das NAWAPA-Projekt entstehen? Diese Fläche wäre das Doppelte der derzeit bewässerbaren Fläche westlich des Mississippi, ein 60 km breiter Landstreifen, der sich über 4000 km Länge von Kanada über die Vereinigten Staaten bis Mexiko erstrecken würde - viermal so groß wie das Central Valley in Kalifornien.
Durch sorgfältige Auswahl neuer landwirtschaftlicher Gebiete, aber auch durch neue, gut organisierte und bewirtschaftete Waldflächen dort, wo bisher Wüste war, wird sich die Bodenfeuchtigkeit insgesamt, aber auch die Menge des vom Boden und von den Pflanzen verdunsteten Wassers erhöhen. Das wird stärkere Niederschläge und, bei geeigneter Anordnung, neue günstige Regen- und Wetterlagen in Windrichtung zur Folge haben.
Das durch NAWAPA herbeigeschaffte Wasser wird also nicht nur einmal, sondern mehrmals genutzt werden, während es seine zahllosen Unterkreisläufe durchläuft und sich immer wieder als Regen niederschlägt, bis es dann ins Meer fließt, um dann irgendwann wieder nach Alaska zu gelangen und von dort den gesamten Kreislauf von neuem zu beginnen. Jetzt wird es allerdings für zahlreiche industrielle und andere Anwendungen genutzt. Das gleiche Wasser könnte eines Tages dazu dienen, die erste Raumschiffbesatzung mit Wasser zu vorsorgen, die zum Mars reist!
Auf diese Weise läßt sich NAWAPA als Transformation eines komplexen Systems miteinander verwobener Zyklen betrachten, wodurch die Komplexität und Effizienz des Gesamtprozesses steigt, ohne daß etwas wegfällt. Die bewußte Nutzung der neuen Wasserunterkreisläufe dürfte auch zur Umgestaltung der anderen erwähnten Kreisläufe beitragen. Die Ausdehnung der Waldgebiete in Nordamerika schafft eine größere und wirksamere CO2-Senke und erhöht den Kohlenstoff-Kreislauf auf dem Land. Möglicherweise werden wir sogar feststellen, daß für unsere Zwecke gar nicht genug CO2 vorhanden ist! Um den CO2-Kreislauf anzukurbeln, werden wir - unter anderem - die Menge des verfügbaren Stickstoffs in den Böden erhöhen müssen, um das Pflanzenwachstum und ihre Photosynthese zu steigern.
Mit dem verfügbaren Wasser werden die unterirdischen Speicher wie der Ogallala-Grundwasserleiter wiederaufgefüllt, die Mineralbelastung des Wassers, das dem Colorado entnommen wird, sinkt, die Agrarflächen im Mittleren Westen werden gesäubert und die Großen Seen wiederaufgefüllt und durchgespült. Der gleiche Prozeß wird auch als Vorbild für ähnliche Entwicklungsprojekte in Mexiko, Afrika, Zentralasien, Südwestasien, Sibirien, Australien und anderen Teilen der Welt dienen, um so die bewußte Gestaltung der gesamten Biosphäre durch den Menschen auszuweiten. Später kann und muß dieser Prozeß auch dazu eingesetzt werden, um die Weltmeere bewußt nutzbar zu machen.
Es ist wichtig anzumerken, daß es trotz des scheinbar riesigen Ausmaßes dieser Projekte nur um einen sehr kleinen Anteil unglaublich großer Zahlen geht. Nur etwa ein Milliardstel des von der Sonne ausgestrahlten Sonnenlichtes erreicht die Erde. Nicht mehr als 50% dieses winzigen Anteils treibt die Prozesse der Verdunstung, der Atmung und der Photosynthese, die wiederum die biogenetische Migration der Atome in Gang halten, wodurch - neben all den anderen erwähnten Dingen - der Regen und die Wasserläufe erzeugt werden, über die wir hier gesprochen haben. Um den Zweck des NAWAPA-Projektes zu erfüllen, muß nur 20% des abfließenden Wassers der betroffenen Ströme in Alaska und Kanada umgeleitet werden. Diese Wassermenge stellt vielleicht 1% des gesamten Abflusses dar, der auf der gesamten Welt in die Meere fließt, und diese Wassermenge selbst ist wiederum nur ein kleiner Prozentsatz der gesamten Süßwasservorkommen der Welt, von denen 70% in Schnee oder Eis gebunden sind.
Nur etwa 1% des gesamten Süßwassers auf dem Planeten ist zu jedem Zeitpunkt in der oberflächennahen Biosphäre „im Spiel“ und damit den Lebensprozessen auf der Erdoberfläche zugänglich. Aber was mit diesem einen Prozent geschieht, treibt den gesamten Kreislauf an, in ähnlicher Weise, wie die lebendige Materie, die ja auch nur einen winzigen Prozentsatz der gesamten Materie in der Biosphäre ausmacht, die gesamte biogenetische Migration der Atome antreibt und dadurch die Erdkruste und die Ozeane umgestaltet, die Erdatmosphäre erzeugt sowie die elektromagnetische Wechselwirkung mit dem Universum als ganzem steuert. Der Mensch wiederum stellt, gemessen an seiner Masse, bloß einen winzigen Teil dieser Gesamtmasse lebender Materie dar. Trotzdem ist der Mensch durch seine Geistesfähigkeiten die einzige Kraft im Universum, die die Bezeichnung „Mitschöpfer“ dieses Universums verdient und in der Lage ist, die Prozesse zu verstehen und zu verbessern, durch die das Universum geschaffen wurde.
Es sollte deutlich geworden sein, daß NAWAPA nicht bloß eine interessante Politik ist. NAWAPA ist der notwendige nächste Schritt der Menschheit auf dem Weg aus ihrer zivilisatorischen Kindheit. Um diesen nächsten Schritt zu tun, ist eine große kulturelle Transformation notwendig - u.a. eine Rücknahme der kulturellen und politischen Auswüchse der letzten Jahrzehnte. NAWAPA allein wird ein Projekt mehrerer Generationen sein und mindestens ein Vierteljahrhundert bis zu seiner Fertigstellung benötigen. Die umfassendere Mission der Nutzbarmachung des Sonnensystems wird mehrere weitere Generationen in Anspruch nehmen. Das ist das Gegengift für die No-Future-Langeweile der heutigen jungen Generation, wodurch jene Verbindung zwischen den Generationen entstehen wird, die unsere Gattung - in ihren besten Momenten - von den Tieren unterscheidet.
Wie alle großen Leistungen menschlicher Kreativität ist dies kein Projekt, das sofortigen Nutzen bringt. Dieses Projekt ist darauf angelegt, das Selbstverständnis des Menschen weit über die Grenzen seiner Sinneswahrnehmung und seines persönlichen Wohlgefühls hinaus zu erweitern und ihn mit Generationen zu verbinden, die sein Erbe fortsetzen werden, wenn seine Generation diese Erde schon längst verlassen hat.
Für ein Projekt dieser Größenordnung ist eine kulturelle Transformation notwendig - u.a. eine Abkehr von der Freihandelspolitik der letzten Jahrzehnte und die Wiedereinführung einer Bankenregulierung nach Art des Glass-Steagall-Gesetzes. Wir brauchen eine klare Ablehnung der wissenschafts-, fortschritts- und menschenfeindlichen Politik, die sich mit dem Aufstieg der grünen Ideologie in den letzten Jahrzehnten festgesetzt hat.
Vor allem aber ist die Amtsenthebung des gegenwärtigen Präsidenten Obama erforderlich, dessen persönliche Identität genauso wie seine Politik die gescheiterten kulturellen Muster widerspiegeln, die uns überhaupt in die jetzige Krise gebracht haben. Dann, und nur dann, sind wir frei, um mit der eigentlichen Arbeit zu beginnen.
Anmerkungen
1. Siehe „NAWAPA: die TVA des 21. Jahrhunderts“, LPAC-Wissenschaftsteam, Neue Solidarität 32/2010.
2. Tatsächlich könnte man diesen ganzen Prozeß als die Schaffung einer Art Infrastruktur der Biosphäre betrachten, in der biologische Fossilien ständig die Bedingungen für fortgeschrittenere kreative Prozesse erzeugen.
3. Lev S. Kuchment, „The Hydrological Cycle and Human Impact On It”, in “Water Resources Management”, Encyclopedia of Life Support Systems, 2004.
4. Als Beispiel hierfür diene das begrenzte Recyceln von Wasser, Sauerstoff, Kohlenstoff etc. an Bord der Internationalen Raumstation ISS.
5. Hier zeigt sich erneut, daß das Konzept des „Wasserkreislaufs“ unzureichend ist. Wasser, das an der Photosynthese beteiligt ist, ist kein Wasser mehr; es wird zerlegt in Sauerstoff, der als Gas freigesetzt wird, und in Wasserstoff, der in organische Moleküle eingebaut wird, wodurch zwei weitere, völlig andere „Kreisläufe“ angestoßen werden. Auch wenn die Gesamtmenge des Wassers auf der Erde die gleiche bleiben mag, handelt es sich dabei nicht immer um „dasselbe“ Wasser.