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Neue Solidarität
Nr. 34, 25. August 2010

Der „Telegraph“ schlägt Obama ins Gesicht
Von Lyndon LaRouche

Der unvermeidliche Verlierer wird fallengelassen.

Der Beitrag des Korrespondenten Nile Gardiner im Londoner Daily Telegraph vom heutigen Montag, 16. August, ist inhaltlich zwar nicht richtig, trotzdem sind Gardiners Irrtümer interessant und ein Zeichen der Zeit.1

Er trifft den Nagel auf den Kopf, wenn er meint: „Die letzten Wochen waren ein Alptraum für Präsident Obama in einem Sommer des Mißvergnügens in den USA, der die regierenden liberalen Eliten aus dem Gleichgewicht gebracht hat...“ Aber er liegt völlig falsch, wenn er behauptet, die „gegen das Establishment gerichtete Tea-Party-Bewegung“ - eine Frontorganisation der Republikanischen Partei - sei „jetzt eine aufstrebende und mächtige politische Kraft, mit der man rechnen muß.“

Zur Erbauung der Mitarbeiter und Leser des Telegraph: Der Faktor der Tea-Party-Bewegung war zwar im August 2009 ein bedeutender Teil des „Massenstreikferments“ (im Sinne Rosa Luxemburgs) gegen das Weiße Haus und den Kongreß, hat aber große Rückschläge erlitten, weil die Bürger davon abgestoßen sind, daß sie sich als Werkzeug des Rückfalls der Republikanischen Partei in die übliche Parteipolitik in der Hektik der laufenden innerparteilichen Vorwahlkämpfe erwiesen hat. Nichts an dem Getue der Republikanischen Partei und der Tea-Party-Bewegung bietet eine Antwort auf die dringenden Sorgen von 80% der amerikanischen Bevölkerung, die immer wütender auf die Demokratische Partei sind, und kaum weniger wütend auf die Republikanische Partei.

Nicht politisches Kostümtheater, sondern lebenswichtige politische Realitäten sind es, was die Bevölkerung immer mehr politisch aufwühlt. Das sollte keinen überraschen, der bereit ist, sich den furchtbaren Fakten der Situation zu stellen. Ende letzter Woche haben die anglo-amerikanischen Finanzinteressen, vertreten durch das globale Bündnis der Wallstreet mit den Netzwerken der Inter-Alpha-Gruppe, eine neue Phase der schon laufenden, weltweiten finanziellen Kernschmelze eingeläutet.

Bisher sind die gleichen anglo-amerikanischen Interessen, die einst von dem Bündnis des Chefs Bank von England Montagu Norman mit seinem Hitler-freundlichen Partner bei der US-Bank Brown Brothers Harriman angeführt wurden, der Lotse der globalen Finanzinteressen auf dem Planeten; aber ebendieses Bündnis monetaristischer Interessen in seiner gegenwärtigen Form steuert mit seinem System im Augenblick auf globale Schwierigkeiten der Art zu, in denen das isolierte Weimar-Deutschland vom Frühjahr bis zum Herbst 1923 steckte.

In der unmittelbaren Lage, jetzt, in den letzten Tagen des August und Anfang September, ist die Frage, ob wir den gegenwärtigen Taumel in eine hyperinflationäre Spirale wie in der Weimarer Republik 1923 fortsetzen, oder ob wir uns rechtzeitig für einen mehr oder weniger weltweiten neuen Aufschwung durch ein Glass-Steagall-System mit festen Wechselkursen im Stile von Franklin Roosevelt entscheiden. Unterdessen marschieren die Herren der Wallstreet und die monetaristischen Inter-Alpha-Interessen auf dem kürzesten Weg in einen Zustand, der vergleichbar damit ist, wie die venezianischen Monetaristen die lombardischen Banken und ganz Europa in das berüchtigte „neue finstere Zeitalter“ (im 14. Jh.) stürzten. Einige Bevölkerungskontrolleure, wie die Vertreter des World Wildlife Fund oder ähnliche Gesinnungsgenossen des verstorbenen Bertrand Russell - wie z.B. jener Ableger der „Cambridge-Apostel“, das Russellsche Internationale Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) - werden von der Aussicht, die Weltbevölkerung von ihrem derzeitigen Stand auf weniger als zwei Milliarden Menschen zu reduzieren, zweifellos begeistert sein. Aber ihre lüsterne Freude wird nur sehr kurz anhalten, wenn sich die bittere Realität eines solchen Prozesses bemerkbar macht, und das wird schon sehr bald geschehen, wenn es nicht sehr bald einen dramatischen Kurswechsel weg von der derzeitigen anglo-amerikanischen, monetaristischen Politik gibt.

So oder so sind in der nächsten Zeit keine triumphalen „Tea Partys“ - weder von Alice (im Wunderland) oder irgendeinem anderen - am politischen Horizont erkennbar. Gegenwärtig steht eine ganz andere Art der Politik auf der Tagesordnung des realen Geschehens.

Die Alternative

Die umstrittenen Entscheidungen, vor denen die unterschiedlichen Regionen und Nationen dieses Planeten derzeit stehen, können und müssen in Rücksicht auf die Besonderheiten der jüngeren Geschichte Europas und des amerikanischen Kontinents seit dem Sieg der USA (1865) betrachtet werden, d.h. im Rahmen einer Welt, die von bestimmten, insbesondere den transatlantischen geopolitischen Kontroversen der Zeit von 1860 bis heute 2010 beherrscht war. Man muß aber auch verstehen, daß die Wurzeln dieser transatlantischen und anderen Konfliktvarianten in viel älteren Seemachtskonflikten liegen, wobei die spezifische Form der monetaristischen Systeme maritimer Tyranneien in Mittelpunkt stand, welche historisch seit dem Niedergang und Sturz des Achämenidenreichs ihren Schwerpunkt am Mittelmeer und später am Atlantik hatten.

In der Neuzeit war dieser historische Prozeß besonders vom transatlantischen Seemachtskonflikt geprägt, der sich seit etwa 1620-30 entwickelte, wobei auf der einen Seite die Massachusetts Bay Colony unter ihrer souveränen Charta (und deren Tradition) stand, und auf der anderen das, was sich seit dem Regierungsantritt Jakobs II. und später des Hauses Hannover zur imperialen Macht der Britischen Ostindiengesellschaft hin entwickelte, die mit dem Pariser Frieden von 1763 begründet wurde. Mit anderen Worten: der Konflikt zwischen einem Kreditsystem, wie es in der Massachusetts Bay Colony mit ihrer königlichen Charta zum Ausdruck kam, und der Fortsetzung eines britischen, monetaristischen Systems des Wuchers, das sich aus der Tradition Paolo Sarpis ableitete.

Mit Harry Trumans Aufstieg ins Präsidentenamt übernahm die monetaristische Tradition der Wallstreet und Londons zunehmend die Kontrolle über die Wirtschaft und die vorherrschenden politischen Anschauungen in den USA. Die Zerstörung des politischen und wirtschaftlichen Systems der USA, die durch den fast ein Jahrzehnt lang andauernden ruinösen Krieg in Indochina bewirkt wurde, führte dazu, daß im Verlauf der neuen, proinflationären, monetaristischen Politik, die in den siebziger Jahren durchgesetzt wurde, die Schutzvorrichtungen im amerikanischen Wirtschaftssystem beseitigt wurden.

Diese Verlagerung der Hegemonie in der atlantischen Region vom Erbe der Rooseveltschen Reformen auf die London-Wallstreet-Bande führte ab 1968 zum Niedergang der transatlantischen Volkswirtschaften in den jetzigen Zustand, der wohl als noch schlimmer einzuschätzen ist als die Folgen der Katastrophe der lombardischen Banken des 14. Jahrhunderts.

Wenn die Lage sich in den kommenden Wochen weiter in eine Richtung bewegt, die ungefähr mit dem vergleichbar ist, wovon Nile Gardiner in seinem Artikel ausgeht, dann befindet sich die Welt schon bald auf dem Weg in eine Hölle, die schlimmer ist als das „neue finstere Zeitalter“ des 14. Jahrhunderts.

Sonst aber werden sich völlig andere politische Optionen und ganz andere politische Kräfte durchsetzen. Somit bleibt Herrn Gardiner der Trost, daß er sicher sein kann, daß Präsident Obamas Amtszeit auf jeden Fall so ruinös sein wird, wie er es beschreibt.

 

1. Nile Gardiner, „The stunning decline of Barack Obama: 10 key reasons why the Obama presidency is in meltdown“, (Barack Obamas erstaunlicher Abstieg: zehn Hauptgründe, warum Obamas Präsidentschaft sich in der Kernschmelze befindet) Daily Telegraph vom 16. August 2010.

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Dammbruch bei Obamas Wasserpolitik
- Neue Solidarität 33/2010
Was Lyndon LaRouche wirklich sagt
- Internetseite der Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo)
Ältere Schriften von Lyndon H. LaRouche aus den Jahren 1981-2006
- Internetseite des Schiller-Instituts
Internetseite des LaRouche-Aktionskomitees
- in englischer Sprache