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Am 22. Juli genehmigten sowohl der Forschungsausschuß des Repräsentantenhauses als auch der Haushaltsausschuß des Senats Budgetentwürfe für die Raumfahrtbehörde NASA, die den Plan von Präsident Obama für den Ausstieg aus der bemannten Raumfahrt durchkreuzen. Wenn beide Häuser im Plenum ihre jeweiligen Entwürfe beschließen, müssen diese noch im Vermittlungsausschuß angeglichen werden, bevor sie Gesetzeskraft erlangen. Die Version des Abgeordnetenhauses erhielt mehrere Zusätze, welche sie der Senatsversion annähern, insbesondere für eine zusätzliche Mission des Space Shuttle und für eine Laufzeit des NASA-Haushalts von drei (statt fünf) Jahren.
Politisch sind die Entscheidungen eine gewaltige Ohrfeige für den Präsidenten und seine Pläne. Der größte Teil des Constellation-Programms, u.a. für die Nachfolge des Space Shuttle zum Transport von Astronauten zur Internationalen Raumstation ISS und weiter ins All, wird nicht aufgegeben. Die vom Weißen Haus angestrebte „Privatisierung“ der Raumfahrt wird deutlich eingeschränkt, und ein großer Teil tausender gefährdeter Arbeitsplätze wird gerettet.
Es ist bezeichnend für die Einstellung der Amerikaner zur Raumfahrt, daß die hitzigste Debatte im Repräsentantenhaus nicht um Gelder oder Programme geführt wurde, sondern darum, welche Bundesstaaten die drei stillgelegten Raumsonden erhalten, wenn die Space-Shuttle-Flotte ihren Dienst einstellt.
In die monatelange Schlacht um die Rettung der bemannten Raumfahrt haben sich immer wieder bekannte Astronauten energisch eingeschaltet. Zuletzt sandten die Kommandeure von Apollo 11, Neil Armstrong, Apollo 13, Jim Lovell, und Apollo 17, Gene Cernan, einen Brief an die beiden Ausschüsse und spornten sie an, „den Fortschritt beizubehalten“. Sie zitieren Präsident John F. Kennedy: „Die Erforschung des Weltraums... ist eines der großen Abenteuer unserer Zeit. Unsere Führung in Wissenschaft und Industrie, unsere Hoffnungen auf Frieden und Sicherheit, unsere Verpflichtungen gegenüber uns selbst wie auch gegenüber anderen: sie alle fordern von uns, daß wir diese Anstrengung unternehmen, diese Rätsel zu lösen - sie zum besten für alle zu lösen - und die führende Weltraumnation der Welt werden.“ Der Brief wurde zum 41. Jahrestag der ersten bemannten Mondlandung mit Armstrong veröffentlicht.
Im Gegensatz dazu machte Präsident Obama persönlich in einem Treffen mit dem früheren Astronauten und Senator John Glenn am 19. Juli seine Haltung deutlich, daß er Raumfahrt für Geldverschwendung hält. Berichten zufolge sagte Glenn Beobachtern nach dem Treffen, der Präsident habe sich „respektlos und uninteressiert“ gezeigt und sei dem 89jährigen oft ins Wort gefallen. Das Treffen sei „ein Desaster“ gewesen.
Das ist keine Überraschung. Obama hatte sich schon im Präsidentschaftswahlkampf gegen die bemannte Raumfahrt ausgesprochen und nur eine vage Änderung dieser Haltung angedeutet, um die Vorwahl in Florida zu gewinnen. Der Mut des Kongresses in dieser Frage ist zu begrüßen, aber wirklich angemessene Forschungsprogramme werden nur möglich, wenn Obama geht und effektive Pläne für eine wirtschaftliche Erholung umgesetzt werden.
In einem Experiment am Kaunertaler Gletscher in Tirol wurde am 31. Juli der vom Österreichischem Weltraumforum (ÖWF) in Zusammenarbeit mit einer Linzer und vier Tiroler Schulen entwickelte Weltraumanzug für eine bemannte Marsmission in 25 Jahren erfolgreich in 2750 m Höhe gestestet.
Konkret ging es darum, ob ein Mensch mit diesem immerhin 45 kg schweren Anzug Eis-Proben entnehmen kann, ohne sie zu kontaminieren. Der Weltraumanzug soll einem echten, Mars-tauglichen Anzug so nah wie möglich kommen, d.h. auch extreme Temperaturschwankungen aushalten und das Arbeiten auf der Marsoberfläche erlauben.
Gernot Grömer vom ÖWF - Astrophysiker, Testkandidat und Experimentsleiter - erklärte, wie man mit dem eigens für solch eine Eis-Probe kontaminierten Bohrer sterile Proben entnehmen kann: „Das war im Bereich der Astrobiologie, wo wir gesagt haben, wir wollen eine möglichst sterile Probe aus dem Eis entnehmen. Der Punkt ist der, daß wir unseren Bohrer kontaminiert haben mit ganz kleinen Plastikkügelchen, die eine Fluroszenzreaktion zeigen, wenn man sie mit der richtigen Laserfrequenz anregt, wo wir sagen können: Wenn wir diese Partikel im Eis wieder finden, dann hätten wir in realitas auf dem Mars den Mars kontaminiert und die Bodenproben verseucht. Das heißt, würden wir etwas auf dem Mars finden, dann könnten wir uns nicht sicher sein: Haben wir das mitgebracht, oder ist das ein Bakterienfragment eines marsianischen Bakteriums, wenn es denn so etwas überhaupt gibt? Das heißt, der Sinn dahinter ist der, daß wir so steril Bodenproben entnehmen können, daß wenn wir etwas finden, wir uns sicher sind, das ist von vor Ort und nicht von der Erde.“
Der Raumanzug sei eine Art Raumschiff und Computer zum Anziehen, beschreibt Grömer weiter. „Die Daten des Raumanzugs während des Tests wurden über das Internet übertragen. Kollegen aus unterschiedlichen Städten waren zugeschaltet. So konnten wir dem Astronauten virtuell über die Schulter schauen und mit ihm kommunizieren. Das kann derzeit nur unser Anzug.“ Im Moment befassen sich laut ÖWF weltweit vier Teams ernsthaft mit Weltraumanzügen für den Mars, darunter auch die NASA. Das Österreichische Weltraumforum arbeitet bereits an Plänen für Tests in der Arktis, vielleicht schon in zwei bis drei Jahren.
Nach von der Berliner Regierung unter Bürgermeister Wowereit durchgesetzten Stillegung des Flughafens Berlin-Tempelhof - dem ältesten Verkehrsflughafen der Welt - im Oktober 2008 kursieren in Berlin zahlreiche Pläne zu Umgestaltung des Geländes - von der Nutzung als Messegelände oder Park bis hin zur Umwandlung in Schrebergarten-Kolonien, die aber vor allem aufgrund der leeren Kassen der Stadt bisher nicht realisiert werden konnten. Das gemeinsame fast aller dieser Pläne ist, daß das realwirtschaftliche Potential des Flughafens weitgehend beseitigt würde - ganz auf der Linie der nachindustriellen Phantasien der vergrünten Parteien.
Die BüSo hatte in ihrem Programm für die Abgeordnetenhauswahlen 2006 gefordert, Berlin zur Drehscheibe der Eurasischen Landbrücke auszubauen. Dazu bräuchte Berlin einen Frachtflughafen, über den der zunehmende Frachtverkehr mit Asien, insbesondere China, abgewickelt werden könnte. Vor allem hochwertige Industriegüter würden so schneller und effektiver transportiert.
Die Schließung erfolgte, obwohl rund 70% aller Berliner für die Offenhaltung des Flughafens waren; innerhalb von sechs Wochen gaben im Herbst 2007 mehr als 92.000 Bürger ihre Unterschrift für ein Volksbegehren zur Erhaltung des Flughafens. Bei einem Volksentscheid im April 2008 stimmten zwar rund 60% der Wähler für die Erhaltung, die Entscheidung wurde jedoch aufgrund der geringen Wahlbeteiligung nicht anerkannt.
Nun hat sich in Berlin ein Aktionsbündnis gebildet, das mit einem neuen Volksbegehren erreichen will,
1. daß der Flughafen Tempelhof in seiner heutigen Form erhalten und nicht bebaut wird,
2. daß er in das UNESCO Welterbe aufgenommen und dauerhaft geschützt wird,
3. daß dort z.B. Rosinenbomber, die Regierungsflugstaffel oder Rettungshubschrauber fliegen können.
Das Aktionsbündnis trifft sich jeden Donnerstag um 19 Uhr im „Café Romi“ am Platz der Luftbrücke (Dudenstraße 2, 10965 Berlin), um Ideen auszutauschen und Aktionen zu planen. Wer nicht teilnehmen kann, hat die Möglichkeit sich über die Internetseite zu informieren: http://volksentscheid-berlin.de/. Ansprechpartner ist Frau I. Nagl, Tel. 0172-324336.