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Neue Solidarität
Nr. 3, 20. Januar 2010

Bernanke geht: Zeit für eine Nationalbank!

Von Lyndon H. LaRouche jr. - Dritter Teil

II. Das Kreditsystem von innen

Einige von uns denken wohl, das wichtigste sei, im Leben voranzukommen, ohne daß man die eigenen Lebens- oder Arbeitsgewohnheiten ändern müßte. Einige glauben vielleicht sogar, auch für unsere Nachkommen in einer oder zwei Generationen werde alles beim alten bleiben. Entgegen solchen rückständigen Tendenzen hängt eine erfolgreiche Zukunft unserer Gesellschaft davon ab, daß wir zu unseren Lebzeiten wohldurchdachte Entscheidungen treffen, wie wir die Entwicklung der gesellschaftlichen Aufgaben und Programme für die Dauer mehrerer Generationen beständig immer weiter verändern.

Die Prinzipien, die unsere Entscheidungen auf dem Weg des Fortschritts und besonders des wissenschaftsgetriebenen wirtschaftlichen Fortschritts bestimmen sollten, verkörpern Verpflichtungen für heute, die man um ihrer langfristigen Folgen willen eingeht. Man entscheidet sich für sie als fortlaufenden Entwicklungsweg für uns, unsere Gesellschaft und auch der gesamten Menschheit über mindestens ein paar zukünftige Generationen.

Die Ziele und Aufgaben, die dafür jetzt gesteckt werden müssen, sollten sich auf Errungenschaften beziehen, die man etwa bis Ende des jetzt noch jungen Jahrhunderts erreichen möchte. Sie sollten eine angemessene Vorausplanung für die zukünftigen Bedingungen der Menschengenerationen darstellen, die wir bis dahin hervorbringen werden. Dazu sollte man sich Ziele setzen, die man jeweils in einer Phase der Laufbahn seines Lebens erreichen möchte.

Aus diesen Gründen ist, kurz gesagt, das heute benötigte Verständnis der modernen Naturwissenschaft für uns alle im Grunde durch das Ziel definiert, daß in absehbarer Zeit Menschen ihren ersten Schritt auf den Mars tun und sicher wieder zur Erde zurückkehren werden. Die Möglichkeit, funktionierende Roboter und ähnliche Geräte auf die Marsoberfläche oder an geeignete Stellen etwas unter der Oberfläche zu bringen, ist bereits nachgewiesen. Hin- und Rückflüge zum Mond wurden schon durchgeführt und sind technisch wiederholbar. Die Vorstellung, daß ein Mensch auf dem Mars landet und sicher wieder zur Erde zurückkehrt, ist ebenfalls ein naheliegendes Unterfangen; aber bezüglich des Transports von Menschen zwischen Erd- und Marsorbit stellen sich wissenschaftliche Herausforderungen von grundlegender praktischer Natur, die noch gelöst werden müssen.

Der typische Alt-68er und „Bürohocker“ von heute geht davon aus, daß man - einmal abgesehen von der ständigen Begierde nach neuartiger Massenunterhaltung - bei der laufenden politischen Planung für das Land oder die ganze Welt so einfach wie einfältig nur die heutigen Gewohnheiten und Technologien, bestenfalls leicht verbessert, über die nächsten Jahre oder gar Jahrzehnte in die Zukunft projiziert.

Schauen wir zurück in die Geschichte, etwa seit der Entdeckung Amerikas oder seit der Landung der Pilger und dem Fortschritt der Massachusetts Bay Colony während des 17. Jahrhunderts: Man sollte erkennen, daß diejenigen Volkswirtschaften und Kulturen, die auch nach ein oder zwei Generationen noch erfolgreich bestanden haben, ihr Verhalten immer darauf ausrichteten, innerhalb von mehreren Generationen voraussehbare, qualitativ höhere Ziele zu erreichen, damit die Gesellschaft nicht infolge der unausweichlichen Verschleißkräfte zerfällt. Man sollte immer höchsten Abscheu vor dem Verschleiß spüren, der eintreten muß, wenn die Führung der Gesellschaft heute ihre Politik nicht darauf ausrichtet, für geänderte, bessere Gewohnheiten in einem halben Jahrhundert oder noch weiter in der Zukunft zu sorgen.

So waren wir z.B. schon vor etwa zwei Generationen soweit gewesen, daß damals eine kompetente politische Planung für mehrere Generationen in die Zukunft von der Annahme ausging, daß ein zukünftiger wirtschaftlicher Erfolg mit einer klaren Entscheidung zur Erforschung und Erschließung des erdnahen Weltraums verbunden wäre.

Leider wurde dieser Fortschrittsimpuls durch den wachsenden Einfluß der „68er“ angehalten. Mit dieser Aufwallung von Existentialismus in großen Teilen der Studentenschaft an führenden Universitäten hatte die Kraft eines existentialistischen Bösen - die Tradition von Friedrich Nietzsche, Martin Heidegger, Hannah Arendt, Rachel Carsons Schwindel des Stummen Frühlings von 1962 und dem „Eindimensionalen“ Herbert Marcuse - immer mehr Einfluß auf die vermeintlich liberale, oft drückebergerische, sogenannte „intellektuelle Klasse“ innerhalb dieser Altersgruppe.

Schon damals hätte klar sein sollen, daß sich eine vernünftige Wirtschaftspolitik auf grundlegende Infrastrukturelemente mit einer Halbwertszeit von zwei oder mehr Generationen stützt. Doch in den USA hat es seit etwa 1967-68 per Saldo keine Erneuerung grundlegender Teile der Wirtschaftsinfrastruktur mehr gegeben. So haben wir über etwa zwei Generationen hinweg durch Gleichgültigkeit gegenüber notwendigem Fortschritt unsere Wirtschaft ruiniert. Unterm Strich hat es in der amerikanischen Wirtschaft seit mehr als vierzig Jahren keinen realen Fortschritt mehr gegeben, trotz Computertechnik und trotz der kurzen Periode bemannter Raumflüge zum Mond.

Die erwähnten Probleme zukünftiger bemannter Flüge zwischen Erde und Mars verpflichten uns, die praktischen Prinzipien des wissenschaftlichen Fortschritts neu zu definieren. Einfach gesagt, regelmäßige Reisen von Menschen zwischen Erdorbit und Marsorbit erfordern eine relativistische Beförderungsart zwischen den beiden Planeten sowie höchstwahrscheinlich deutliche Fortschritte in der Revolutionierung jener Wissenschaft der Noosphäre, die Rußlands Akademiemitglied W.I. Wernadskij eingeführt hat. Wie weit wollen wir bei der Beschleunigung eines bemannten Raumschiffs vorstoßen - wie schnell sollen wir werden, daß unsere Versuche nicht scheitern an den damit einhergehenden Belastungen für Mensch, Raumschiff und die entsprechende physikalische Raumzeit innerhalb eines relativistischen Raumzeit-Mediums? Es leuchtet ein, daß wir eine Antriebsart mit Helium-3-Treibstoff brauchen, um dies entsprechend in einem unbemannten Raumschiff zu testen.

Die Prinzipien, die in dem Zusammenhang nach Entdeckung drängen, werden automatisch Teil unserer Aufgabe, wenn wir an bemannte Flüge zwischen Erdorbit und Marsorbit denken. Gleichzeitig bedeuten diese Prinzipien eine herausragende Qualität von Entdeckungen auch hier auf der Erde. Man kann zurecht sagen, als Wernadskij die naturwissenschaftlichen Kategorien von Lithosphäre, Biosphäre und Noosphäre schuf, waren seine Leistungen die Frucht revolutionärer Veränderungen in der kompetenten Auffassung des Begriffs „Wissenschaft“ zu dieser Zeit und anwendbar auf sämtliche damals untersuchten Forschungsbereiche. Diese Tatsache hervorzuheben, ist für die heutige Situation von entscheidender Bedeutung.

Dadurch wird unsere Aufmerksamkeit nämlich auf ein kompetentes Verständnis der eigentlichen Bedeutung des Begriffs „Dynamik“ gelenkt, das Thema des folgenden Kapitels.

Unterdessen bringen die nötigen Vorbereitungen einer Mars-Mission ein revolutionäres Vorgehen in eine qualitativ neue Richtung mit sich, die aber bereits heute auf eine Wissenschaft der physischen Ökonomie hier auf der Erde und auch auf dem Mond anwendbar ist. Diese Arbeit auf dem Mond ist eine Aufgabe, der wir uns stellen müssen, bevor eine bemannte Mission zum Mars in mehreren Generationen praktisch in Angriff genommen werden kann.

Um zu einem solchen Erfolg fortzuschreiten, muß auf dem gesamten Weg dorthin ein breit angelegter, immer schnellerer Entwicklungsprozeß stattfinden.

Die Art von Prinzipien, durch die wir bei solchen Überlegungen heute stoßen, sind an und für sich nicht neu. Insbesondere Gottfried Wilhelm Leibniz warf die entsprechende Frage der wissenschaftlichen Methode auf, indem er in den neunziger Jahren des 17. Jhs. den offenen Betrug in den Hauptwerken von René Descartes und implizit auch jenen der Sekte von Sir Isaac Newton offenlegte. Die Aufgabe muß in Verbindung mit der methodischen Frage definiert werden, die Leibniz als Dynamik bezeichnete. Die Dynamik ist, so gesehen, unser zentrales Thema in diesem Bericht.

Der Begriff „Dynamik“ wurde in unterschiedlichem Sinn verwendet, seit Leibniz ihn einführte und damit René Descartes und den europäischen Behavioristen des 18. Jahrhunderts jeden Anspruch auf wissenschaftliche Kompetenz nahm,13 und das Wort „Dynamik“ wird heute zwar häufig und gewöhnlich unüberlegt verwendet, aber die eigentliche Bedeutung des Begriffes findet auch heute sowohl in der Naturwissenschaft wie auch in der Kunst nur selten auf kompetente Weise Anwendung.14

Nachdem ich gleich einige Hintergrundfragen geklärt habe, werde ich folgendes aufzeigen: Wenn man die Zielsetzungen der heutigen Volkswirtschaften der Welt in Hinsicht darauf betrachten will, welche Zwischenschritte für die notwendigen künftigen Errungenschaften der etwa seit Beginn des neuen Jahrhunderts geborenen zwei bis drei Generationen erforderlich sind, dann braucht man ein klares Verständnis, welches besondere Prinzip sicherstellen kann, daß das, was wir uns heute vornehmen, tatsächlich ein wichtiger Schritt auf dem erfolgreichen Weg durch den Rest des Jahrhunderts wird. Richtig verstanden, heißt dieses Prinzip „Dynamik“.

Für die unten folgenden Erläuterungen über diese Arbeiten von Leibniz ist der folgende Bezugsrahmen zu beachten.

Was sind wissenschaftliche Prinzipien?

Die skandalösen Aspekte der Fürsprecher des Betruges von René Descartes gehen in ihrer Argumentation zurück auf den Einfluß des venezianischen Irrationalisten Paolo Sarpi, des mutmaßlichen geistigen Vaters des Dreißigjährigen Krieges 1618-48 sowie Hauptbegründers des späteren britischen philosophischen Liberalismus im 17. und 18. Jahrhundert von so bekannten wie bösartigen Männern wie Sir Francis Bacon, Thomas Hobbes, John Locke, Adam Smith und Jeremy Bentham. Dieser gemeingefährliche Liberalismus wird manchmal auch „Behaviorismus“ genannt.

Das Wesen des Behaviorismus wird in Adam Smiths Theorie der moralischen Empfindungen (1759) und bei dem Lakaien Lord Shelburnes, dem völlig verkommenen Jeremy Bentham, ausreichend klar. Diese Autoren finden Widerhall in dem typischen faschistischen Charakter der „behavioristischen“ Elemente in Präsident Barack Obamas innerem Regierungskreis, wie Rahm Emanuel, dessen Bruder Dr. Ezekiel Emanuel und Peter Orszag, sowie angegliederten „äußeren“ Regierungskreisen wie Larry Summers und Timothy Geithner. Der eigentliche Grundcharakter dieser Kreise zeigt sich in seinen grellsten Farben in der Gesundheitspolitik des Präsidenten selbst, der wie die existentialistischen Anhänger Friedrich Nietzsches und der Frankfurter Schule in seiner Politik keinen funktionellen Unterschied zwischen Menschen und Tieren macht, außer daß der Mensch sprechen kann.

Ich betone: Der radikale Reduktionismus von Liberalen wie jenen im 18. Jahrhundert, die den verstorbenen Leibniz und seinen Kalkulus abgrundtief haßten, besteht darin, daß sie keinerlei Bewußtsein der schöpferischen Geisteskräfte haben, die das menschliche Individuum und die menschliche Gesellschaft von den Tieren unterscheiden. Die empiristischen Anhänger Paolo Sarpis machen keinen tatsächlich gegebenen moralischen Grund für ihre eigene Existenz geltend, außer daß sie auf die Tatsache reagieren, daß sie offenbar existieren. Sie wissen nur, was sie meinen, persönlich wahrgenommen zu haben, und das nur in der Weise, wie sie darauf zu reagieren meinen. Ob daran etwas richtig oder falsch ist, wissen sie nicht; wie Smith in seiner Theorie der moralischen Empfindungen beteuert, akzeptieren sie einfach alles, was ihr Empfinden ihnen an Freude, Schmerz oder ignoranter Lust bietet.

Solche Leute haben nicht mehr Gewissensbisse als Adolf Hitler oder Prinz Philip oder der frühere US-Vizepräsident Al Gore, wenn sie Obamas Gesundheitspolitik oder ähnliche Maßnahmen zur umfassenden „Keulung der menschlichen Herde“ betreiben. Ob in Wort oder nur in der Tat ist das menschliche Individuum für sie - genauso wie für Adolf Hitler - nur ein Tier: „Es“ hat weder eine erkennbare Seele noch ein eigenes Recht auf Leben.

Um die Ursprünge solcher noch heute verbreiteten liberalen Ideologien zu verstehen, müssen wir die Konflikte zwischen den neuzeitlichen Aristotelikern und den Ockham-Anhängern des Paolo Sarpi in der Zeit nach der Renaissance, vor allem in der Periode von 1480 bis 1648, untersuchen. Aus den im folgenden genannten maßgebenden Gründen bleiben diese Fragen von entscheidender Bedeutung im Bereich der heutigen Naturwissenschaften.

Die „linke“ wie die „rechte“ Strömung in der Spaltung zwischen Neoaristotelikern und Sarpi-Anhängern verfolgte die gleiche reaktionäre Absicht, nämlich die Wissenschaft von Genies wie Filippo Brunelleschi und Nikolaus von Kues in der Mitte des 15. Jahrhunderts auszulöschen. Die Aristoteliker wollten die Uhr der Zeiten auf liebgewonnene Erinnerungen an das Römische Reich bzw. den mittelalterlichen Feudalismus zurückdrehen, während aus Sarpis Liberalismus die wiederkehrende Tendenz zu einem rückständigen Fanatismus namens „Faschismus“ hervorging, der sich heute am deutlichsten in der naziähnlichen Gesundheitspolitik und verwandten Sozialpolitik bei den behavioristischen Elementen der Regierung Obama einschließlich ihres Wirtschaftsberaters Larry Summers zeigt.15

Um diese sozialen Phänomene des liberalen Behaviorismus und mögliche Heilmittel der heutigen Wissenschaft gegen sie zu verstehen, muß man erkennen, welches die Dynamik in der neuzeitlichen europäischen Zivilisation ist, die Aristoteliker wie Sarpianer so fanatisch ablehnen. Ihre Ansichten sind geprägt von der Angst oder Abscheu der Existentialisten vor den für sie erschreckenden Folgen einer Kultur von Wissenschaft und klassischer Kunst, wie sie sich im Zusammenhang mit dem berühmten, großen Florentiner Konzil entwickelte. Sie hassen die Gewißheiten der Vernunft, wie sie der klassischen künstlerischen Komposition und dem naturwissenschaftlichen Fortschritt eigen sind - die Hedonisten hassen alles, von dem sie befürchten, daß es die Umsetzung ihrer blinden, tierischen Lust blockieren könnte.

Man bedenke den Haß auf Niccolo Machiavelli, einen Anhänger des florentinischen Republikaners Leonardo da Vinci, seitens der sich ansonsten bekämpfenden Parteigänger der aristotelischen und sarpischen Richtung seit Ende des 15. Jahrhunderts, bis später zum 18. Jahrhundert und den Schrecken der Französischen Revolution und der Napoleonischen Kriege. Sie sind getrieben vom Haß auf jede Politik, deren Umsetzung die wissenschaftliche und verwandte kulturelle Revolution, die durch den Einfluß der Goldenen Renaissance des Nikolaus von Kues u.a. entstanden war, weiter förderte.

Was die Habsburger-Dynastie wie in Vorwegnahme von Schumpeters „schöpferischer Zerstörung“ auszumerzen versuchte, war jene gegenläufige, revolutionäre Entwicklung auf kulturellem, wirtschaftlichen und militärischen Gebiet, deren kulturelle Wirkung selbst die von den Habsburgern angeführten massiven Kräfte mit ihrer imperialistischen Brutalität nicht entscheidend auf dem Schlachtfeld ausschalten konnten. Sarpi, der dadurch Erfolg hatte, daß er sich und seine Anhänger von den überkommenen ideologischen und praktischen Fesseln des Aristotelismus befreite, begründete eine imperialistische Macht, die neben anderen bekannten Folgen die Bedingungen für den bis heute anhaltenden imperialen Triumph des anglo-holländischen, Sarpischen Liberalismus schuf. Die neuzeitlichen Aristoteliker haßten die Wissenschaft und versuchten sie zu zerstören; die Anhänger Sarpis setzten damals wie heute darauf, die Wissenschaft von innen her zu zerstören, wie das Beispiel Descartes’ und der Newtonianer zeigt.

Betrachtet man diesen historischen Prozeß vom Standpunkt der neuzeitlichen europäischen Wissenschaft, fühlen wir uns an Aischylos’ Prometheus-Trilogie erinnert, in der die satanische Gestalt des olympischen Zeus die Nutzung des „Feuers“ untersagte (heute entspricht das solchen Formen des Feuers wie Kernspaltung und Kernfusion) - eine Nutzung des Feuers, welche die Menschheit geistig, moralisch und anderweitig von allen niederen Lebensformen unterscheidet. Genau das ist die reaktionäre Politik der britischen Monarchie und vieler anderer Regierungen, so auch der Regierung Obama in den USA.

Vor dem Hintergrund der unmittelbar vorangegangenen Feststellungen muß hier insbesondere betont werden, daß sowohl der aristotelische Standpunkt mit seinen Apriori-Theorien der Euklidischen Geometrie als auch der Sarpische Empirismus gleichermaßen mit ihren reduktionistischen Annahmen die Existenz tatsächlich wißbarer, universeller Prinzipien in der experimentellen Wissenschaft ablehnen.

Praktisch verbannten die Aristoteliker das Wissen von Wirkprinzipien zugunsten vorgeschriebener sozialer Verhaltenskonventionen, wo bloße Statistik an die Stelle tatsächlich wissenschaftlichen Denkens tritt, und das ist bis auf den heutigen Tag so geblieben. Anders als die Aristoteliker akzeptierten die Sarpianer die Vorteile technischer Innovationen, aber wie die verlogenen Attacken der Liberalen auf Johannes Kepler und Leibniz zeigen, setzten auch sie alles daran, die Existenz tatsächlich wißbarer Prinzipien zu leugnen. Diese Angriffe beinhalteten ein wissenschaftlich völlig unhaltbares Leugnen von Keplers einzigartigen Beiträgen zur Begründung einer kompetenten neuzeitlichen Wissenschaft - ein Leugnen, welches noch heute Geist und Sprache einer Mehrheit vermeintlich gebildeter, manchmal laut brüllender weiser Professoren trübt.

Ich habe es persönlich erlebt, wie viele führende Wissenschaftler vor Wut schäumten, wenn sie reflexartig den Schwindel verteidigten, Keplers ureigene Entdeckung der Gravitation dem närrischen Anhänger Schwarzer Magie Sir Isaac Newton zuzusprechen.

Um so wichtiger ist es zu betonen, wie Einstein unter Bezug auf Riemann die Existenz eines stets endlichen, aber unbegrenzten (d.h. anti-entropischen) Prinzips der schöpferischen Selbstentwicklung anführt, welches dem Universum innewohnt und mit Hilfe der menschlichen Entdeckerkraft verwirklicht wird: der Mensch als Abbild des Schöpfers, wie es in Genesis 1 heißt.

Dynamik in der Neuzeit

Als Gottfried Wilhelm Leibniz in seinen Schriften im letzten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts den antiken griechischen Begriff dynamis wiederbelebte (im neuzeitlichen Europa Dynamik genannt), lag der Anstoß dafür nach seiner eigenen Aussage in den Beweisen für die bösartige, systematische wissenschaftliche Inkompetenz in den Arbeiten des René Descartes - und damit dessen Anhängern bis auf den heutigen Tag. Gemeint ist natürlich dieselbe kartesische Methode, die der venezianische Abt Antonio S. Conti zum Vorbild für die Lehrsätze nahm, die er und sein Komplize Voltaire in Verbindung mit dem Namen des englischen fanatischen Anhängers Schwarzer Magie, Sir Isaac Newton, verbreiteten.

Leibniz’ Entdeckung der Dynamik geht nach seiner eigenen Darstellung auf den experimentellen Beweis eines Prinzips der „geringsten Wirkung“ durch Pierre de Fermat zurück.16 Die moderne Dynamik, die Leibniz einführte, war gleichzeitig jedoch ein getreues Abbild des klassischen griechischen Begriffs der dynamis. Diese naturwissenschaftlichen Begriffe sind von ihrem Wesen her unvereinbar mit rein formalen Geometrien wie den im Namen Euklids entstandenen Verdrehungen und auch Archimedes’ falscher Vorstellung der Quadratur von Kreis und Parabel.

Die beste neuere Darstellung der ontologischen Bedeutung der Leibnizschen Dynamik war Albert Einsteins Verteidigung der Bedeutung von Keplers ureigener Entdeckung der universellen Gravitation. Bei Einsteins Lob für Kepler ging es um zwei ganz entscheidende Fragen. Erstens um die Einzigartigkeit von Keplers Entdeckung des Gravitationsprinzips in der Weltharmonik und zweitens die damit verbundene Frage, daß das Universum endlich, aber nicht begrenzt sei. Um die Tiefe von Leibniz’ Definition der neuzeitlichen Dynamik zu würdigen, seien die folgenden Bemerkungen über Einsteins Sicht von Kepler angefügt.

Die entscheidende Erkenntnis hinter Keplers Entdeckung und Einsteins Behandlung dieser Entdeckung ist, daß unsere Sinne nur einen Schatten wahrnehmen, den das tatsächliche, nicht direkt wahrnehmbare Universum auf die wahrnehmenden Sinne des Menschen wirft. Die Funktion des menschlichen Geistes besteht entsprechend darin, die Veränderungen der Schatten zu interpretieren und daraus die eigentliche Realität abzuleiten.

So bestand Keplers entscheidende Methode bei der Entdeckung des allgemeinen Gravitationsprinzips, welches die betrachteten Objekte des Sonnensystems umfaßt, in der Gegenüberstellung der visuellen Wahrnehmung dieses Systems (etwa mit dem bloßen Auge und dem Teleskop) und dem hierzu widersprüchlichen harmonischen Aufbau der Systembewegung (d.h. dem Gehör). Keiner der beiden Sinne beinhaltet das Gravitationsprinzip; erst der Beweis des systematischen Widerspruchs zwischen den beiden Sinneswahrnehmungen gestattet einen Einblick in den wahren Aufbau des Universums als System.

Diese Entdeckung schloß sich an Keplers vorhergehende Entdeckung des Prinzips der Opposition der Marsbahn zur Erdbahn an, bei der er genauso wie Nikolaus von Kues die Vorstellung ablehnte, gekrümmte Bewegungen würden durch die Quadratur des Kreises oder auch der Ellipse erzeugt. Filippo Brunelleschis physikalisches Prinzip der Kettenlinie als Hauptbauprinzip für die Kuppel von Santa Maria del Fiore in Florenz wie auch Cusas Ablehnung einer Euklidischen („aprioristischen“) Vorstellung der Quadratur des Kreises sind typische Beispiele für die Rolle nichteuklidischer formaler Geometrie bei den Eigenschaften physikalischer Geometrien, so wie dies auch an der Erarbeitung des anti-euklidischen Prinzips der universellen geringsten Wirkung durch Leibniz und Johan Bernouilli deutlich wird.17

Deswegen ist auch Keplers ursprüngliche Entdeckung des Gravitationsprinzips so einzigartig.18

Einstein fügte eine eigene Aussage über ein zweites, noch höheres Prinzip hinzu. Er setzte zu Keplers Entdeckung des universellen Gravitationsprinzips hinzu: Das Universum ist endlich, aber nicht begrenzt. Damit formuliert Einstein das universelle physikalische Prinzip der Anti-Entropie neu. Im Grunde ist es so, daß sich das Universum auf einem immer höheren Seinsniveau ständig neu erfindet.

Kurz, das „Zweite Gesetz der Thermodynamik“ ist im Grunde völliger Quatsch, erfunden als Nebenprodukt des sogenannten „oligarchischen Prinzips“, wie es Aischylos in seiner Prometheus-Trilogie darstellt: Das Prinzip des Bösen, das darin zum Ausdruck kommt, den Menschen den Gebrauch des „Feuers“ zu verbieten. Dieses Verbot des Feuers, das der olympische Zeus als Gestalt in dem Drama ausspricht, entsprach der Lehre des seltsam-bösartigen Apollo-Dionysos-Kults von Delphi.19 Einfach gesagt: Der Mensch ist die einzige bekannte lebende Gattung, die sich durch nichts mehr auszeichnet als durch ihre Abhängigkeit von ihrem bewußten Gebrauch des Feuers. Das Feuer kommt auch in der allgemeinen Abhängigkeit allen Lebens von der Funktion der strahlenden Sonne zum Ausdruck, wie es sich im Chlorophyll äußert.

Grafiken: EIRNS
Die von Lyndon LaRouche entwickelte „typische Kollapsfunktion“ und die Lösung: die Beseitigung des dominierenden monetären Systems, das den Kollaps herbeiführt.

Die gesamte kompetente Physik der Neuzeit kommt ganz besonders darin zum Ausdruck, wie Bernhard Riemanns Habilitationsschrift von 1854 die Grundlage für die Revolution in der modernen Naturwissenschaft schuf, wofür die späteren Arbeiten Einsteins und des russischen Akademiemitgliedes W.I. Wernadskij typisch sind. Es wurde damit eine Naturwissenschaft gegründet, die auf dem allgemeinen Prinzip der Anti-Entropie beruht, wie dies sich in Einsteins Betonung des „unbegrenzten“ Universums von Johannes Kepler widerspiegelt.

Ansonsten gibt es gewöhnlich drei Ausdrucksformen der Rolle der Anti-Entropie einer auf diese Weise unbegrenzten physikalischen Raumzeit, und zwar in den Bereichen, die durch die Arbeit der Riemann-Anhänger Einstein und Wernadskij abgesteckt sind. In der Lithosphäre und der Biosphäre herrscht ein universelles Prinzip typischerweise unbewußter Anti-Entropie vor, das sich in der evolutionären Entwicklung des Unbelebten und lebender Arten äußert; in der Noosphäre äußert sie sich als bewußter Ausdruck des individuellen menschlichen Willens.

Der willentliche Aspekt schöpferischer Entdeckung grundlegender Prinzipien, welcher nur dem menschlichen Individuum eigen ist, definiert die qualitativ einzigartigen Erkenntnisse, die der Mensch mit seinen Geisteskräften in Form von Entdeckungen der Prinzipien hinter den Erscheinungsformen bestimmter Systeme (wie in Keplers Weltharmonik) hervorbringt. Diese Art der Kreativität gibt es nur unter menschlichen Individuen, nicht bei niederen Lebensformen. Trotzdem ist der menschliche Geist biologisch gesehen scheinbar nur eine höhere Evolutionsform von Hirnfunktionen wie denen der Menschenaffen.

In dem folgenden Absatz konzentriere ich die Aufmerksamkeit auf die Besonderheit der schöpferischen Fähigkeiten des menschlichen Geistes im typischen Verhalten eines gesunden Mitglieds der menschlichen Gattung. In den anschließenden Absätzen wird dieser Teil der Diskussion dann eingeordnet.

Nunmehr stellt sich die Frage: Ist menschliche Kreativität ein funktionelles Produkt der Evolution des Gehirns, oder ist es so, daß die Entwicklung des menschlichen Gehirns, im Unterschied etwa zu dem der Affen, ein Medium bietet, das als Werkzeug eine geeignete Resonanz für die schöpferischen Geistesfunktionen aufweist?

Es gibt bedeutende Indizien, derzeit jedoch noch keine eindeutigen Beweise für die letztere Annahme. Allerdings konnte bereits klar gezeigt werden, daß die Konnotationen der herkömmlichen empirischen Vorstellung der Sinneswahrnehmungen nicht wirklich irgend etwas mit der Wissenschaft menschlicher Kreativität zu tun haben. Um so mehr läßt sich der funktionelle Begriff der Kreativität ableiten von der relativ unsterblichen Rolle kompetenter Naturwissenschaft und von Überlegungen zur Wirksamkeit klassischer künstlerischer Kreativität. Tatsächlich beruht jede wirkliche wissenschaftliche Kreativität, wie sie zum Beispiel Nikolaus von Kues und Kepler gezeigt haben, auf einem inneren Antrieb, der nicht von mathematisch-physikalischen Funktionen als solchen, sondern von der Kreativität in der klassischen Kunst, wie der klassischen Dichtung und Musik, herrührt.

Die Überlegungen, die ich in den unmittelbar vorangegangenen Absätzen zusammengefaßt habe, sind von entscheidender wissenschaftlicher Bedeutung, um zu verstehen, welche Elemente einer Wissenschaft der physischen Ökonomie implizit der wirtschaftlichen Grundfunktion zugrunde liegen - seien es die historischen Entwicklungen der „Dreifachkurve“ eines monetaristischen Systems oder die alternative „Doppelkurve“ eines mehr oder weniger weltweiten Kreditsystems fester Wechselkurse (nach Beseitigung des monetären Systems).

Beschäftigen wir uns nach dem bisher Gesagten nun mit der Frage jener Leidenschaft zur Eroberung des Unbekannten, welche die schöpferischen Impulse in der klassischen Kunst und der Wissenschaft liefert.


Anmerkungen

13. Siehe Gottfried Wilhelm Leibniz, Specimen Dynamicum, 1695.

14. Die verlogenen Behauptungen zur Verteidigung der Fehler von René Descartes, die verlogenen britischen Behauptungen, Isaac Newton hätte die Gravitation entdeckt und Isaac Newton hätte den Kalkulus entdeckt (von dem Newton selbst gar keine Ahnung hatte), werden heute immer wieder aufgegriffen. Ursprünglich wurden sie von dem venezianischen Ideologen, dem Abt Antonio S. Conti, und seinem „Sancho Pansa“ Voltaire gegen Leibniz in Umlauf gebracht, unmittelbar nachdem die Nachricht von Leibniz’ Tod durch Europa lief. Im Grunde waren die Betrügereien der Anhänger Isaac Newtons im 18. Jahrhundert nur ein Abklatsch des kartesischen Reduktionismus durch Leute wie de Moivre, D'Alembert, Leonard Euler später Laplace und Augustin Cauchy, die alle dem schematischen Argument des erklärten Cartesianers Antonio Conti folgten.

15. Die augenblickliche Gesundheitspolitik des Vereinigten Königreichs, der Vereinigten Staaten und anderer Länder ist eine Kopie von Hitlers Massenmordpolitik von 1939-40, damals als „Tiergarten 4“ bekannt.

16. Aus diesem Vorgehen, das Leibniz kurz vor Ende des 17. Jahrhunderts einleitete, ging die überarbeitete Version seines Kalkulus hervor, der ursprünglich 1676 einem Verleger in Paris vorlegt worden war. Die erweiterte Version ist als das universelle physikalische Prinzip der geringsten Wirkung bekannt, dessen ausgearbeitete Gliederung Leibniz in Zusammenarbeit mit Johan Bernouilli anfertigte. Es hat nie irgendeine Grundlage gegeben, Isaac Newton die Entdeckung eines tatsächlichen Kalkulus zuzuschreiben. Die späteren Ansprüche auf einen „Newtonschen“ Kalkulus stammen von einem ebenfalls gescheiterten Versuch der Komplizen von Abt Antonio Conti und dessen Freund Voltaire im 18. Jahrhundert; dazu gehören Abraham de Moivre, D'Alembert, Leonhard Euler, Eulers Schützling Legendre sowie Laplace, Augustin Cauchy u.a. Einfluß auf die Entstehung von Leibniz’ Kalkulus hatten vor allem Johannes Keplers Entdeckungen, der in der Neuen Astronomie die Quadratur als vermeintliches Prinzip gekrümmter Flächen ablehnte und in seiner Weltharmonik ein allgemeines Gravitationsprinzip aufgestellt hatte. Letzteres war auch der Ursprung für die Entwicklung elliptischer Funktionen durch die Zeitgenossen von Carl F. Gauß.

17. Tatsächlich „anti-euklidisch“ und nicht bloß „nicht-euklidisch“ wie die Geometrien Nikolai Lobatschewskis und Jonas Bolyais. Sämtliche kompetente Physik wird durch natürliche anti-euklidische Krümmungen und deren Ableitungen ausgedrückt, wie z.B. in Keplers Flächengesetz und in Brunelleschis Anwendung der Kettenlinie als physikalisches Prinzip. Keplers Entdeckungen, bei denen Cusas Ablehnung des Apriorismus in De Docta Ignorantia anklingt, sollten in späteren Werken wiedererkannt werden, wie den beiden ersten Absätzen und dem Schlußsatz von Bernhard Riemanns Habilitationsschrift von 1854 sowie Leibniz’ Angriff auf jene antiwissenschaftlichen Grundannahmen, die Eingang in die Newton zugeschriebenen Werke fanden.

18. Alle Versuche, Keplers Entdeckungen durch eine newtonische, neoeuklidische statistische Mathematik zu ersetzen, gehören in die gleiche allgemeine Kategorie physikalischer Inkompetenz wie die euklidischen Geometrien, von denen sich die modernen positivistischen Verdrehungen in der Mathematik von Leuten wie Ernst Mach und Bertrand Russell ableiten.

19. Es deshalb sehr bemerkenswert, daß die Positivisten der ersten Stunde, Rudolf Clausius und Hermann Grassmann, Lord Kelvin u.a. veranlaßt haben sollen, das absurde „Zweite Gesetz der Thermodynamik“ vorzuschlagen. Daß Philo von Alexandria, ein Verfechter von Genesis 1, Aristoteles mit seinen Verbindungen zum Delphi-Kult verurteilt hat, ist im Bereich der jüdisch-christlichen Theologie von Bedeutung.

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Bernanke geht: Zeit für eine Nationalbank! - 2. Teil
- Neue Solidarität 2/2010
Bernanke geht: Zeit für eine Nationalbank! - 1. Teil
- Neue Solidarität 1/2010
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