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Neue Solidarität
Nr. 24, 16. Juni 2010

Zwei Ökonomen aus Deutschland und Italien schwimmen gegen den Strom

Während die EU-Staaten allgemein in einem kollektiven Sparwahn versinken, verlangen einzelne Fachleute, ähnlich wie die LaRouche-Bewegung, einen anderen Kurs. Ein deutscher Ökonom fordert ein Glass-Steagall-artiges Trennbankensystem, und ein italienischer Ökonom verurteilt die absurde Politik der Haushaltskürzungen und setzt sich für produktive Kreditschöpfung ein.

Hans-Joachim Voth, früher bei der Frankfurter Börse beschäftigt und heute Wirtschaftsprofessor an der Pompeu-Fabra-Universität in Barcelona, forderte am 5. Juni in einem Interview, das in der Frankfurter Rundschau erschien, staatliches Eingreifen, um der Spekulation mit Einlagen ein Ende zu bereiten. Banken müßten zu ihrer klassischen Rolle als Verwalter von Spareinlagen und als Kreditgeber für Industrie und Privatpersonen zurückkehren.

„Das war die Lehre, die die USA aus dem Bankencrash der 1930er Jahre gezogen haben. Bis Ende der 1990er Jahre sorgte der Glass-Steagall-Act dafür, daß Investmentbanken kein Depositengeschäft betreiben durften. Dahin müssen wir zurück. Das Geschäft der Investmentbanken liegt nicht im Interesse der Allgemeinheit, deshalb sollte man ihnen auch untersagen, Depositen zu nehmen und sich über die Zentralbank zu refinanzieren.” Bankiers sollten persönlich für das haftbar sein, was sie tun. „So sind die Privatbankiers über Jahrhunderte über die Runden gekommen, ohne große Systemkrisen zu provozieren”, sagte Voth.

Der italienische Ökonom Nino Galloni verurteilte in einem Interview mit der Online-Tageszeitung Il Sussidiario am 3. Juni die Brüning-artige deflationäre Politik der Europäischen Union. Galloni sagte: „Es ist unverständlich, warum Geld geliehen wird und gleichzeitig gesagt wird, daß Griechenland es nicht schaffen wird; die einzige Erklärung dafür ist, daß es eine Verbindung zwischen Kreditgebern und Spekulanten gibt.“

Anstelle einer Verschärfung der Maastricht-Kriterien forderte Galloni, sie insgesamt aufzugeben. „Wir sollten nach der Logik wirklicher und wissenschaftlicher Kriterien handeln, wie z.B. dem Wachstumspotential eines jeden Landes; um den Haushalt auszugleichen, sollten die Steuern zur Deckung der laufenden Ausgaben benutzt werden, während Investitionen eine Funktion der Zukunft sind und nicht einfach mit dem vorhandenen Geld bestritten werden können.“

  eir