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Neue Solidarität
Nr. 24, 16. Juni 2010

Unverschämt: Wagners „Ring“ am Memorial Day

Die LaRouche-Jugendbewegung hat sich am 30. Mai unübersehbar vor dem Dorothy Chandler Opera House in der Innenstadt von Los Angeles aufgebaut und dort Hunderte von aufgetakelten Premierengästen von Richard Wagners „Ring“ willkommen geheißen. „Bewaffnet“ waren die Aktivisten mit Flugblättern, einer scharfen Stellungnahme des LaRouche-Sprechers Harley Schlanger gegen Wagners antisemitische Anschauungen, einem Transparent „Wagner: Geliebt von den Nazis, gehaßt von den Menschen“ und ihrem in voller Stärke angetretenen Chor.

Das Drama des Abends entfaltete sich vor dem Haupteingang der Oper, wo viele, die schon im Besitz von Eintrittskarten waren, an den Tischen eines Biergartens saßen und überteuertes Peroni-Bier tranken. Die LYM entfaltete ihr Banner und sang Verdis „Va, Pensiero“ - den Chor der jüdischen Sklaven aus Nabucco. Während einige Sicherheitsleute der Oper Anstalten machten, einzuschreiten, sang der Chor weiter: Auf Verdi folgte der Chor aus Beethovens 9. Sinfonie („An die Freude“), dann Bachs Gloria. Die Aufmerksamkeit der Gäste war geweckt: „Was geht da vor?“

Es folgte der erste Schock, als die jungen LaRouche-Aktivisten das Premierenpublikum aufforderten, ihre Opernkarten zu zerreißen, weil es eine Schande sei, ausgerechnet am „Memorial Day“, an dem die Amerikaner ihrer Kriegstoten - nicht zuletzt aus dem Zweiten Weltkrieg - gedenken, das Erbe Richard Wagners, eines geistigen Wegbereiters der Nazis, zu feiern. „Die Karten haben mich 300 Dollar gekostet!“, protestierte einer der Gäste.

Schließlich bestanden die Sicherheitsleute darauf, daß die Demonstranten das Privatgrundstück des Opernhauses räumten. Diese versammelten sich auf dem öffentlichen Bürgersteig gegenüber, wo viele der Premierengäste an ihnen vorbeikommen mußten. Der Chor sang dort noch eine Stunde lang weiter, während Flugblätter verteilt und viele Diskussionen geführt wurden.

Kaum jemand widersprach der Feststellung, daß Wagner ein wüster Antisemit und Menschenfeind war, aber etliche verteidigten seine Musik - die habe mit seiner Einstellung gar nichts zu tun, seine Musik sei doch so schön. Viele Amerikaner waren jedoch irritiert, weil ihnen klar wurde, daß sie sich von einem Nazi-Ideologen unterhalten ließen. Die meisten der neureichen Operngänger waren schließlich nur gekommen, um zu sehen und gesehen zu werden, aber die LaRouche-Bewegung machte daraus eine intellektuelle und politische Frage. Wenn Leute sich schon Wagner-Musik anhören wollten, dann sollten sie auch wissen, wer sie komponiert hat und warum.

Unter den Gästen waren auch viele deutsche Touristen, die sich an dem Nazi-Vergleich störten, was zu intensiven Debatten führte. Ein blondgelockter Jüngling meinte, Wagners Musik sei doch „großartig“, hatte aber auf die Frage „Warum?“ nicht viel zu sagen. So mußte er sich die Frage gefallen lassen, warum Wagner menschenfeindlich sei. Das provozierte den jungen Mann, über den Zusammenhang zwischen den Prinzipien des menschlichen Geistes und künstlerischer Kreativität nachzudenken.

Schließlich fuhr ein Mercedes vor, mit drei offenbar bekifften jungen Leuten darin, die sich mit voller Lautstärke von Wagner-Musik beschallen ließen. Zwei LYM-Mitglieder sprachen sie durch das offene Fenster an und fragten, was denn so gut an dieser Musik sei. Einer der drei schrie zurück: „Es sind bloß Töne“, während sich die anderen beiden wie im Trance von den chromatischen Bewegungen der brüllauten Musik mitreißen ließen.

Einige wenige gaben zu verstehen, daß sie unsere Meinung über Wagner teilten und sich die Oper nicht ansehen würden.

Nach der Aktion zogen die LYM-Aktivisten Resümee: „Wir haben die Leute zum nachdenken gebracht, und wir können sicher sein, daß sie in den vier Stunden, in denen sie sich diesen Dreck anhören, immer wieder an unseren Gesang und unsere Polemik denken müssen.“

Die Los Angeles Times berichtete ausführlich über den Auftritt der LYM. Unter der Überschrift „Ring-Zyklus beginnt mit Protesten und gemischten Reaktionen im Publikum“ zitierte der Artikel aus dem Flugblatt und stellte besonders heraus, daß die Demonstranten den Choral aus Beethovens 9. Sinfonie gesungen hätten.

Diese ganze Aktion war ein gutes Beispiel für die Rolle des LaRouche-Aktionskomitees. Die Stadt Los Angeles, die faktisch bankrott ist, gibt fast 32 Mio.$ für Wagner-Musik aus, während gleichzeitig Programme für Kinder und die Krankenversorgung für die Alten zusammengestrichen, Universitäten geschlossen, Landesbedienstete entlassen oder auf Teilzeit gesetzt werden. Die Menschen in Kalifornien müssen endlich aufwachen, aber das wird nicht geschehen, wenn sie sich einer 16stündigen Gehirnwäsche durch die Musik eines Komponisten unterziehen, dessen Gesellschaftsideal die Nazi-Kultur war.

js