Nr. 2, 13. Januar 2010
China verteidigt Recht auf Entwicklung
In einem längeren Interview mit der Nachrichtenagentur Xinhua
gab der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao am Sonntag, dem 27. Dezember, detailliert
Auskunft über die Arbeit der chinesischen Regierung nach dem Ausbruch der
Wirtschaftskrise. Er verteidigte resolut die chinesische Position auf der
Kopenhagener Klimakonferenz, wobei er sich auch einen Seitenhieb auf die Briten
gestattete. Während er die entwickelten Länder rügte, daß sie ihre
Verpflichtungen zur Emissionsreduzierung nicht einhielten, erwähnte er einen
Artikel, den er vor seiner Abreise nach Kopenhagen gelesen hatte. Darin wurde
beschrieben, wie eine Mutter in Südchina Feuer in ihrem Kohleofen entfacht, um
sich selbst und ihre Familie zu wärmen. „Diese Bedingungen mögen vielleicht
nicht für Kinder in England gelten“, sagte Wen und beschrieb dann, unter
welchen Bedingungen viele Menschen auf der Welt heute ihre Existenz fristen
müssen.
„Wir müssen gewisse Tatsachen klar ins Auge fassen, nämlich,
daß es 1,6 Milliarden Menschen ohne Elektrizität gibt und 2,3 Milliarden, die
auf Kohle oder Feuerholz angewiesen sind, wenn sie ihre Wohnung heizen oder das
Essen zubereiten wollen. China ist dabei, sich zu entwickeln, doch der
Pro-Kopf-Verbrauch an Elektrizität beträgt nur ein Viertel bis ein Drittel der
entwickelten Länder, und auch der Besitz von Automobilen pro Kopf der
Bevölkerung ist gering, verglichen mit den entwickelten Ländern. Die
Bevölkerung ist groß, die Entwicklung innerhalb des Landes ungleich und ein
Großteil des Landes ist für die Kultivierung wenig geeignet; das sind die
Bedingungen, vor denen wir stehen“, sagte Wen. „Wir werden nicht dem alten Weg
zur Industrialisierung, wie die entwickelten Länder, folgen, indem wir unsere
Wirtschaft unter Opferung der Umwelt entwickeln“, sagte er. „Doch wir werden an
unserem Recht festhalten, unser Land zu entwickeln.“
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