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Neue Solidarität
Nr. 2, 13. Januar 2010

Technik-Optimismus: Südkorea setzt auf Kernkraft

Ein südkoreanisches Konsortium erhielt kürzlich den Zuschlag für den Bau von vier 1400-MW-Reaktoren in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und konnte sich damit gegen ein konkurrierendes Konsortium unter Führung des französischen Areva-Konzerns durchsetzen. Der Vertrag soll etwa 20 Mrd.$ für Bau und Inbetriebnahme der Reaktoren und möglicherweise weitere 20 Mrd.$ für Folgearbeiten umfassen. Dies ist Koreas erster Nuklearexport und damit ein weiterer Durchbruch in der fast 40jährigen erfolgreichen Geschichte des Atomsektors des Landes.

Als 1971 der Bau des ersten koreanischen Kernreaktors in Gori in der Provinz Süd-Gyeongsang begann, verfügten die Koreaner über keine Erfahrung in diesem Bereich. Das US-Unternehmen Westinghouse, das die beiden ersten Kernkraftwerke baute und erprobte, gestattete den koreanischen Technikern keinen Einblick in Schlüsselbereiche, und diese mußten sich ausbilden, indem sie den US-Ingenieuren buchstäblich über die Schulter schauten.

Heute hat das Land „fast die gesamte Technologie gemeistert und exportiert sie“, berichtete die Zeitung Chosun Ilbo stolz am 29. Dezember. „Hinter dem Erfolg stehen die Bemühungen und Opfer zahlreicher Wissenschaftler, Forscher und Techniker... Es forderte Korea viel Blut, Schweiß und Entschlußkraft, diese Technik zu meistern.“ Der Minister für Wissensökonomie, Choi Kyung-hwan, flog zu der feierlichen Vertragsunterzeichnung in die VAE und kündigte an, seine Regierung werde einen Plan erstellen, um den Atomsektor zu einem Hauptexportsektor neben Automobilen, Schiffen und Informationstechnologie auszubauen.

Ganz in diesem Sinn hat die Korea Electric Power Corp. (KEPCO) vor kurzem angekündigt, 2012 die erste ausschließlich nur mit Kerntechnik befaßte Hochschule der Welt zu eröffnen. Verschiedene Unternehmen, darunter vier KEPCO-Töchter, werden den Lehrkörper der International Nuclear Graduate School ausbilden und finanzieren, die Studenten sollen zu gleichen Teilen aus dem In- und Ausland kommen. Der Leiter der Arbeitsgruppe für den Aufbau der Universität, Yun Jung-hyuan, sagte dazu: „Wir werden Spezialisten für die Stromerzeugung aus Atomkraft erziehen, die für uns im Wettbewerb den Ausschlag geben werden, um die besten Kernkraftwerke der Welt zu bauen.“ Jährlich sollen 100 Spezialisten, je zur Hälfte Koreaner und Ausländer, für das zweijährige Studium in englischer Sprache zugelassen werden. „Aufstrebende Talente aus potentiellen Exportländern wie der Türkei, Jordanien, Vietnam und Indonesien werden wertvolle Netzwerke schaffen, die wir in der Zukunft brauchen werden“, so Yun. Die VAE wollen nach der Eröffnung zehn Techniker zur Ausbildung entsenden.

sas