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Während die Spekulation mit lebenswichtigen Nahrungsmitteln und Rohstoffen weltweit ungehindert zunimmt, schrumpfen die landwirtschaftlichen Produktionskapazitäten immer weiter, und die Nahrungsmittelknappheit verschärft sich. Das ist das Bild, das sich bei einer Bestandsaufnahme des Zustands der Weltlandwirtschaft zum gegenwärtigen Zeitpunkt, also der Frühjahrsaussaat auf der nördlichen Halbkugel und kurz vor der Ernte auf der südlichen Halbkugel, zeigt. Diese Situation ist nicht das Resultat schlechter Politik oder ungünstiger Naturbedingungen, sondern ein „Erfolg“ der britisch-imperialen Globalisierungs- und Freihandelspolitik.
In dieser Woche ernannte US-Präsident Barack Obama einen Vertreter der Nahrungsmittelkartelle zum US-Chefunterhändler für Handelsfragen. Islam Siddiqui arbeitete früher als Lobbyist für den Verband CropLife America, zu dessen Mitgliedern alle großen Agrofirmen gehören, die die Saatgutpatente kontrollieren - wie Monsanto Co., DuPont/Pioneer, Bayer CropScience, Syngenta und andere. Letzten Oktober hatte Obama bereits einen Monsanto-Mann, Dr. Roger Beachey, als Chefwissenschaftler des US-Landwirtschaftsministeriums berufen. Gleichzeitig betreibt die Clique um Bill Gates und Monsanto Ablenkungskampagnen, mit denen sie behaupten, 200 Millionen Kleinbauern weltweit könnten durch privat-öffentliche Projekte „Shareholder“ bei einer angeblichen neuen „Zweiten Grünen Revolution“ werden.
Die Weltgetreideerzeugung im laufenden Erntejahr 2009-10 wird auf 2,218 Mrd. Tonnen geschätzt, weniger als 2007-08 (2,223 Mrd.) und wesentlich weniger als die 2,235 Mrd. t im Zeitraum 2008-09. Die Erntemenge von Reis, dem Hauptnahrungsmittel für Milliarden Menschen, wird voraussichtlich bei 240 Mio. t liegen, 7,2 Mio. t weniger als letztes Jahr.
Noch schlimmer ist, daß immer mehr Getreideanbau auf der Welt der Herstellung von Biotreibstoffen dient: In den Vereinigten Staaten, auf die 40% der weltweiten Maisproduktion entfallen, wurden 34% der Maisernte 2009 für Äthanol-Treibstoffe verwendet; eine ähnliche Größenordnung zeichnet sich dieses Jahr ab.
Auch die Erzeugung von tierischem Eiweiß stagniert oder fällt. So ist in den USA der Bestand an Rindern, Schweinen und Hühnern gegenüber dem letzten Jahr um 3% geschrumpft. Die Milcherzeugung 2009-10 wird weltweit bestenfalls das Niveau des Vorjahreszeitraums erreichen.
Heute hungern mindestens 1,2 Milliarden Menschen. Die Welt braucht also eine schnellstmögliche Steigerung der Erzeugung der wichtigsten Getreidesorten und anderer Grundnahrungsmittel wie Kartoffeln, Maniok etc. und eine schnelle Aufstockung des Viehbestands. Um das zu erreichen, muß staatlicherseits die landwirtschaftliche Infrastruktur, Wasserversorgung, billige Energie, moderne Maschinen, Saatgut, Düngemittel bereitgestellt werden. Das geht aber nur, wenn man die mörderische Globalisierungspolitik endlich durch ein weltweites Kreditsystem souveräner Nationen ersetzt und das bankrotte Spekulationsfinanzsystem beseitigt.
BüSo