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Sparpolitik. Katarzyna Kruczkowski, Spitzenkandidatin der BüSo bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen, weist in dem folgenden Flugblatt darauf hin, daß den Sparvorschlägen im Kultursektor eine grundsätzlich falsche Vorstellung über die Rolle der Kultur in der Gesellschaft zugrunde liegt.
Es wird weiterhin versucht, mit brutalen Kürzungen des Lebensstandards, Rettungspaketen für Spekulanten und Sparpaketen für die Bevölkerung das marode Finanzsystem zu erhalten. Dabei reicht ein Meinungsmacher und „Finanzexperte“ dem anderen das Wort, und es wird „plausibel“ erklärt, daß man schließlich nicht über seine Verhältnisse leben könne, wie man am Beispiel Griechenlands sehe. Daß die Finanzmisere Griechenlands und vieler anderer Länder der EU durch die weltweite Zusammenbruchskrise und das sture Festhalten an dem neoliberalen monetären Finanzsystem verursacht wurde, wird dabei bewußt nicht angesprochen.
Mit dieser verdrehten Denkweise soll nun ein vernünftiger Bürger einsehen, daß gerade für solche „Luxuseinrichtungen“ wie Schwimmbäder, Kitas oder Bibliotheken kein Geld mehr da ist. Die unverfrorenste Argumentation in diesem Zusammenhang findet man jedoch zum Thema Kürzungen bei Theatern und Philharmonien, die als elitäre Geldverschwendung betrachtet werden. So werden nun reihenweise die Betriebskostenzuschüsse für kulturelle Einrichtungen massiv gesenkt, was in vielen Fällen unmittelbar zur Schließung von Schauspielhäusern und Philharmonien führen wird, wie zu Recht in immer mehr Städten befürchtet wird. Neben anderen können sich Wuppertal, Oberhausen, Hagen und sogar die „Kulturhauptstadt“ Essen keine Kultur mehr leisten.
Dies ist ein sehr deutliches Beispiel für die Weiterführung einer Politik mit dem Glauben, man könne mit dem ganzen gesparten Geld aus dem Bereich des gesellschaftlichen Besitzes und Wohlstandes dieses System weiter aufrecht und die Spekulanten bei Laune halten. Jede Entscheidung in der Finanzpolitik, die die Berge von Giftmüll honoriert und die „freien“ Investment- und Bankenhäuser mit weiteren Milliardenbeträgen beliefert, die aus der Bevölkerung und der Realwirtschaft herausgepreßt werden, verfolgt dieselbe Politik von Brüning, die Deutschland schon einmal in eine furchtbare Katastrophe führte. Das zeugt von einer außerordentlichen Inkompetenz, und den Verantwortlichen sollte schnellstens ihre Entscheidungsbefugnis abgenommen werden. Außerdem drückt es ein eigennütziges Moralverständnis und verkehrtes Menschenbild aus, das in der Bevölkerung insgesamt nur mit Mitteln der klassischen Kunst behoben werden kann.
Dabei ist es gerade das heute der Politik zugrundeliegende Menschenbild, das wieder zurechtgerückt werden muß, und viele, insbesondere deutsche Geistesgrößen, wie z.B. Gotthold Ephraim Lessing, Moses Mendelssohn, Ludwig van Beethoven und Friedrich Schiller, haben in der Schaubühne und der klassischen Musik das Mittel gesehen, „aus Maschinen wieder Menschen“ zu machen. Jeder, der sich mit ihren Werken ernsthaft auseinandersetzt, wird an den schönen und erhabenen Ursprung in sich selbst erinnert, denn es ist „die Dichtkunst beinahe allein, welche die getrennten Kräfte der Seele wieder in Vereinigung bringt, welche Kopf und Herz, Scharfsinn und Witz, Vernunft und Einbildungskraft in harmonischem Bunde beschäftigt, welche gleichsam den ganzen Menschen in uns wieder herstellt“.
Es geht aber bei der Beschäftigung mit der klassischen Kunst nicht nur um eine erbauliche Angelegenheit, sondern darum, das Verständnis über die Gesetze der Natur stets zu erweitern und so die Freude zu erleben, sich selbst als historisches Individuum kennenzulernen, das in der Geschichte eine wichtige Rolle spielt, indem es eine andere Methode des Denkens über sich selbst und das Universum gewinnt.
Gerade diese wissenschaftliche Methode des Denkens ermöglichte es Lyndon LaRouche, richtige Prognosen über die Entwicklung der Weltwirtschaft zu erstellen, während die sogenannten „Experten“ die Krise noch nicht einmal vorhersehen konnten. In dieser Fähigkeit des Menschen, kreative Hypothesen über universelle Naturgesetze und über die klassische Kunst aufzustellen, besteht auch der Hauptunterschied zu allen anderen Lebewesen; sie allein befähigt uns, neue Entdeckungen in der Wissenschaft oder der Kunst zu machen: „Der menschliche Geist ist implizit unsterblich, weil die Entdeckung eines Prinzips durch den individuellen Geist eines Menschen, wenn sie in der Gesellschaft weiterlebt, die Kultur auf Dauer formt, und er ist es, der dies bewirkt.“
Die Menschheit ist bestimmt durch die kreativen Errungenschaften des menschlichen Geistes, und diese schöpferische Kreativität bestimmt ihre Fähigkeit zum Fortschritt.
Dieser Aufgabe der menschlichen Existenz hat sich auch die Jugend der Bürgerrechtsbewegung Solidarität verpflichtet. Sehen Sie sich die von der BüSo-Jugendbewegung gemachte Aufnahme des vierten Satzes der 9. Beethoven-Sinfonie an (http://www.bueso.de/multimedia/) und kämpfen Sie mit uns, daß Deutschland wieder zu einem Humboldt'schen Bildungsstand gelangt und wieder viele Visionäre, Erfinder, Entdecker und Dichter hervorbringt.
Nur wenn ein Staat sich der Veredelung des Einzelnen verschreibt, wird er freie, selbstbewußte und moralische Bürger haben, denn die „Ausbildung des Empfindungsvermögens ist... das dringendere Bedürfnis der Zeit, nicht bloß weil sie ein Mittel wird, die verbesserte Einsicht für das Leben wirksam zu machen, sondern selbst darum, weil sie zu Verbesserung der Einsicht erweckt.“
Es ist jedoch die klassische Kunst allein, die diese Wirkung auf eine Gesellschaft haben kann:
„Die wahre Kunst aber hat es nicht bloß auf ein vorübergehendes Spiel abgesehen; es ist ihr Ernst damit, den Menschen nicht bloß in einen augenblicklichen Traum von Freiheit zu versetzen, sondern ihn wirklich und in der Tat frei zu machen, und dieses dadurch, daß sie eine Kraft in ihm erweckt, übt und ausbildet, die sinnliche Welt, die sonst nur als ein roher Stoff auf uns lastet, als eine blinde Macht auf uns drückt, in eine objektive Ferne zu rücken, in ein freies Werk unseres Geistes zu verwandeln und das Materielle durch Ideen zu beherrschen.“
Katarzyna Kruczkowski