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Neue Solidarität
Nr. 15, 14. April 2010

Warum uns die erneuerbaren Energiequellen ruinieren

Von Heinrich Duepmann, NAEB

Heinrich Duepmann ist Vorsitzender der Nationalen Anti-EEG-Bewegung (NAEB e.V.). Er hielt den folgenden Vortrag am 20. März 2010 bei der Industriepolitischen Konferenz der Bürgerrechtsbewegung Solidarität in Bad Salzuflen.

Ja, verehrte Zuhörer, ich möchte Ihnen nach diesem ersten komplexen Thema ein zweites komplexes Thema zumuten, nämlich Strom.

Strom, daß ist das, was sie hier oben haben. Ich würde sagen, momentan haben wir in Deutschland am Samstagmittag so etwa 40.000 MW Leistung anstehen, und ich habe natürlich hier auch eine Batterie, das ist kein Wechselstrom, sondern Gleichstrom, aber das da oben ist Wechselstrom. Und wenn ich dann mal hier diesen Stecker jetzt abnehme, dann heißt das, daß eines dieser Kraftwerke, das hier in Deutschland den Strom macht, ungefähr 5 W weniger produzieren muß. Und das muß immer genau, auf  +/- 0,05 Hz/sec, passen. Wenn das nicht paßt, gibt es einen Blackout.

Mein Name ist Heinrich Duepmann, ich bin Vorsitzender eines Vereines, der sich NAEB e.V. nennt, Nationale Anti-EEG-Bewegung. Wir engagieren uns gegen das EEG, das ist das Gesetz, das den Profit für die Wind- und Voltaik-Betreiber beschert, und darauf kommen wir dann im Detail.

Aber der Titel heißt ja: „Warum die erneuerbaren Energiequellen uns ruinieren.“ Es ist besser zu sagen, es sind die erneuerbaren Energien; es sind nicht die Quellen, denn die Quellen sind in dem Fall ja Wind und Sonne, und die werden uns sicher nicht ruinieren, sondern die bescheren uns sicherlich letzten Endes schon wesentliche Anteile unserer Lebensqualität. Aber es ist so, denn die „erneuerbaren Energien“ - ich nenne das grundsätzlich im Apostroph - in Deutschland sind im wesentlichen heute zum einen Wind und zum anderen Voltaik. Alles andere spielt heute praktisch keine Rolle, und die Bioenergie ist eine Sondersituation, auf die ich hier nicht eingehen will.

Vom Inhalt her: Es gibt eine relativ einfache Versorgungszauberformel, mit der man das Thema schon umfassend behandeln könnte, und das Thema ist dann in fünf Minuten eigentlich schon durch. Es ist aber doch eine Menge Wissen wert, es in einem solchen Vortrag wie heute hier zum Thema Strom einfach mal vorzutragen, und ich nutze gerne die Gelegenheit, Ihnen das nahezubringen, und anschließend werden Sie dann sicher auch in der Lage sein, die Frage für sich zu beantworten, warum das so ist, daß diese Energien uns ruinieren.

Die NAEB

Zu dem Umfeld: Wer ist NAEB - Nationale Anti-EEG-Bewegung? Ich selbst bin, das muß ich ausdrücklich erwähnen, weder persönlich irgendwo finanziell engagiert, noch ansonsten in diesem Geschäft tätig. Ich bin also branchenfremd, aber aufgrund meiner Ausbildung vielleicht doch ein bißchen kompetent, in diesem Thema mitzureden, und ich denke, daß ich, wenn es um Energiezahlen in Deutschland geht, schon sicherlich da die Fakten drauf habe und den Leuten vom BDEW usw. durchaus das Pari bieten kann.

Ich habe mich am Anfang intensiv im Umfeld der Bürgerinitiativen gegen Wind engagiert, aber diese Bürgerinitiativen werden es, so sehe ich das, in Zukunft nicht bringen, eine wesentliche Verbesserung herbeizuführen, weil sie einfach letzten Endes nur für einen ganz kleinen Teil der Bevölkerung sprechen, und weil es ansonsten auch eine ganze Reihe von Handicap-Faktoren gibt.

Auch die zweite Schiene, die sogenannten „Climate-Sceptics“ - es wurden vorhin die E-Mails von Phil Jones erwähnt, was natürlich die ganze Klima-Story ins Wanken gebracht hat. Man muß sehen: Einerseits ist das Thema „global warming - human impact“ ein weltweiter „hype“, die andere Seite ist aber, daß das Thema Wind und Voltaik, wenn wir Kalifornien mal außen vor lassen, ein deutsches Thema ist. Man kann wirklich sagen: dieser Unfug kommt aus Deutschland, im Gegensatz zu dem normalen Klima-Hype, der woanders herkommt.

Kalifornien war eigentlich tot, Sie kennen wahrscheinlich alle diese Bilder von den abgewrackten Windkraftanlagen der achtziger Jahre. Es war tot, aber es ist in Deutschland wieder zum Leben gekommen, und es ist dann wirklich nach den ersten Anfängen des GROWIAN (GROß-WIndkraft-ANlage) - in der Zeit war ich selbst durchaus auch noch ein Bekenner dieser Technik - durch das EEG Anfang des neuen Jahrtausends zum großen Boom geworden in Deutschland.

Vor diesem Hintergrund versuchen wir mit unserem Aspekt zu sagen: Das EEG tangiert alle, d.h., wir alle bezahlen dafür, daß diese kleine Klientel von Leuten sich eine goldene Nase holt. Und wir versuchen, auf Bundesebene zu agieren, und wir versuchen, die Sonderstellung von Wind- und Voltaik herauszuarbeiten. Wir haben von Anfang an die Kooperation mit Politikern gesucht - nicht aus der linken Ebene, es ist zwecklos, mit der SPD über das Thema Kernkraft zu diskutieren, ich muß das in der Deutlichkeit sagen, und mit den Grünen eh. Und wir versuchen, über Mitgliederakquisition und Politiker-Überzeugung zu agieren, um so auch dem Wähler in der Breite den Unsinn klarzumachen.

Der Dreistern der Stromversorgung

Wikipedia Commons
Abb. 1: Regelzonen deutscher Übertragungsnetzbetreiber


Transpower-Nord
Abb. 2: Schwankungen des Stromverbrauchs (obere Kurve) und der Stromerzeugung aus „erneuerbaren“ Energiequellen (untere Kurve).


NAEB
Abb. 3a, 3b: Stromkosten-Anteile 2008 für (a) industrielle und (b) private Kunden. Der Anteil der Stromproduzenten (ExWorks) liegt für die industriellen Kunden etwa bei der Hälfte, für Privatkunden etwa bei einem Drittel der Kosten, die der Verbraucher zahlt; ein erheblicher Abteil der Kosten entsteht durch das EEG und die CO2-Zertifikate.

Die Versorgungs-Zauberformel - ich habe das gerade mit der Versorgung kurz dargestellt. Das wichtige, ich nenne das immer den „Dreistern“. Ich habe folgende Dinge: Ich muß im Netz immer meine Spannung von 220 V haben (oder 231 V technisch), ich muß ständig 50 Hz erzeugen mit meinem Generator, den irgendjemand dreht, sei das nun eine Windkraftanlage oder konventionell eine Dampfmaschine, und ich muß sicherstellen, da also alle Kraftwerke, die momentan Strom machen in meinem Netz, den gleichen Sinuskurven-Nulldurchgang haben, zum gleichen Zeitpunkt. Und das muß genau passen, auf  +/- 0,05.

Und das ist eigentlich die große Challenge, daß also Produktion und Verbrauch im Netz immer gleich sind, in jeder Millisekunde. Wenn das nicht mehr gegeben ist, dann passiert eben das Unglück, das sich Blackout nennt.

Diese Aufgabe liegt zunächst mal in diesen vier deutschen - wir reden jetzt mal von Deutschland, von den deutschen Versorgungsgebieten (siehe Abb. 1). Das ist der große Block in der Mitte, Transpower, früher E.ON; das ist, auf der rechten Seite, früher Vattenfall, heute 50Hz-Transmission; das ist hier früher RWE, jetzt Amprion; und ENBW. Und innerhalb dieser Zone muß diese Synchronität in erster Linie gewährleistet sein. Wenn diese Synchronität nicht mehr da ist, dann kommt es hier an diesen Nahtstellen zu Abbrüchen, und das kann sich dann bis hin zu extremen Kollapsen entwickeln.

Und jetzt sind eigentlich noch die Schwankungen zu sehen, die wir im Netz haben, d.h. die Verbrauchsschwankungen (siehe Abb. 2). Sie sehen hier ein Raster von zwei Wochen aufgetragen, jeweils ein Tag mit zwei Spitzen - eine ist so morgens zwischen neun und zehn, und eine ist [nachmittags] zwischen eins und zwei oder drei, und das ist dann der Verbrauch, der sich über diese zwei Wochen darstellt - relativ symmetrisch also. Und diesen Verbrauch besorgt man mit Kraftwerken, mit Kraftwerken der verschiedenen Kategorien.

Zunächst einmal gibt es sogenannte „base load“-Kraftwerke, die einen gewissen Anteil der Gesamtversorgung übernehmen. Wenn dann hier mal die rote Spitze nach unten da hereinkommt, dann bläst man halt einfach ein bißchen Dampf ab und vergeudet also die Energie - das ist immer noch wirtschaftlicher, als dann so ein solches Kraftwerk herunter zu fahren. Das ist ein Nuklearkraftwerk oder ein Braunkohlekraftwerk, typischerweise.

Und wie füllt man nun diese grauen Felder unter der roten Kurve? Man füllt sie in erster Linie durch Kohlekraftwerke, man füllt sie durch Gaskraftwerke, und für die ganz feine Regulierung füllt man sie durch Pumpspeicherkraftwerke bzw. durch Wasserkraftwerke. Und das, was da dann passiert, das ist eigentlich „Strom-Mix“.

Wenn heute unsere Politiker über „Strom-Mix“ reden, dann reden die über einen völlig anderen Schwachsinn, nämlich darüber, womit ich das produziere, mit Sonne und Wind usw. Es geht darum, den Strom-Mix so zu machen, daß ich genau diese Balance habe...

Und jetzt kommen wir zu der Zauberformel, das ist ganz einfach: Nachts scheint keine Sonne, meistens paßt der Wind nicht, denn Strom, haben wir gerade gelernt, kann man nicht speichern, und dann kann man nur sagen: Es ist absurd, damit Strom machen zu wollen, denn was mache ich, wenn es nachts windstill ist, oder wenn ich plötzlich einen kleinen Einbruch in der Windgeschwindigkeit habe? Dann leisten meine Kraftwerke nichts mehr, und die Balance ist nicht mehr gegeben, und es kommt der Blackout.

Die Politik scheint das offensichtlich anders zu sehen, sie scheint nicht davon überzeugt zu sein, daß es absurd ist, damit Strom zu machen, denn es gibt ja die sogenannten „Meseberger Beschlüsse“. Danach hat am 23. 8. 2007 noch die alte Regierung beschlossen, den Anteil der Stromversorgung aus den „erneuerbaren Energien“ auf 30% zu steigern, und es haben dann Leute ausgerechnet, daß das 527 Mrd. Euro kosten würde in der Volkswirtschaft. Das Problem, daß nachts keine Sonne scheint und meistens der Wind nicht paßt, ist damit keineswegs gelöst.

Das war also jetzt der erste Teil. Es ist einfach aufgrund der physikalischen Gegebenheiten, weil ich nicht bedarfsorientiert Strom machen kann mit Sonne und Wind, Unsinn, damit Strom zu machen.

Die Stromkosten in Deutschland

Aber jetzt kommen wir zu den Fakten mehr im Detail, nämlich: Was ist die Kostensituation in Deutschland, zu den Strompreisen, wie stehen wir im internationalen Vergleich, und wie funktioniert das EEG? Gibt es überhaupt einen technischen Beitrag zur Versorgung aus diesen sogenannten „Erneuerbaren“? Was bedeutet das bereits heute in Kaufkraftverlust für den Verbraucher? Welche Konsequenzen entstehen im industriellen Umfeld? R&D, also research and development, der Fokus auf Energiesparen, den wir heute haben - wir lernen jeden Tag aus den Medien: Ihr müßt Energie sparen - das ist völliger Schwachsinn. Die Historie zeigt, daß Fortschritt und Technologie und Wohlstand sich entwickelt haben, wo gewisse Ressourcen unbegrenzt verfügbar waren: Denkfähigkeit und Energie. Es gibt Branchenbeispiele, und es gibt natürlich hier die Situation in Deutschland, momentan, über die Entwicklung der industriellen Arbeitsplätze, das klang ja an. Ich teile den Optimismus von Frau Zepp-LaRouche nicht, daß es da eine grundsätzliche Chance gibt, die Dinge sich positiv entwickeln zu lassen.

So. Wovon reden wir bei Strom? Der Umsatz mit Strom in Deutschland ist pro Jahr rund 70 Mrd. Euro. Das ist für uns wenig greifbar, das ist vielleicht das Doppelte des Hartz-IV-Sozialetats. Davon sind 22,5 Mrd. Euro die eigentlichen Produktionskosten, d.h. sämtliche Kraftwerksbetreiber - nicht eingerechnet die „erneuerbaren“ -, die erlösen rund 22 Mrd. Euro, und dazu kommen dann die 9 Mrd. Euro EEG-Kosten - im Jahr 2008, das sind die Zahlen von 2008.

Das führt dazu, daß z.B. in der Industrie der Durchschnittsstrompreis pro Kilowattstunde 10,9 Cent ist, mit einem Staatsanteil von 27% und einem EEG-Anteil von 10%. Sie sehen, hier dominiert durchaus noch der Faktor Produktion, ex works, d.h., mehr als 50% auf der Basis (siehe Abb. 3a).

Jetzt muß man vorsichtig sein, denn wir haben ja jetzt auch dort ein freies Handelsgeschäft, d.h., in diesen Preisen ist bereits die Marge der Hersteller mit drin, und wenn die ihren Strom dann an der Strombörse teuer verkaufen können, dann ist die Marge also auch hier mit drin. Also gut 50% des gesamten Strompreises, den ein Industrieunternehmer bezahlt, wendet er auf, damit der Strom produziert wird, einschließlich dem Gewinn von E.ON, RWE und wie sie alle heißen, die ein Kraftwerk betreiben. Der Transport ist mit 12,5% niedrig, auch andere Blöcke wie beispielsweise die Konzessionsabgabe sind relativ niedrig.

Ungünstiger sieht das aus beim Privatverbraucher aus (siehe Abb. 3b). Da war der Durchschnittswert 21 Cent im Jahre 2008, er geht jetzt ja stramm auf die 25 Cent zu, und da ist es so, daß der Ex-Works-Anteil nur 35% ausmacht. Das liegt daran, daß einerseits die Transportkosten natürlich sehr viel höher sind, weil jede 220-Volt-Leitung zum Wohnhaus hin bezahlt werden muß, und andererseits ist es auch so, daß die sog. Konzessionsabgabe einen erheblichen Anteil ausmacht, weil dort die Stadtwerke die Hand aufhalten und sagen: „E.ON, wenn du da deinen Strom verkaufen willst, meinem Bürger hier, dann möchte ich gerne ein bißchen Geld haben.“

Das sind also die beiden Faktoren, die da dazuschlagen, und das führt dann dazu, daß der Produktionsanteil kleiner ist. Da liegen wir heute ungefähr von den Kosten her im internationalen Vergleich - jetzt mal einfach auf einen speziellen Fokus, nämlich die Industrie ausgerichtet, Großverbraucher, nach den Zahlen des VEK, das ist die Organisation, die diese Zahlen recherchiert -, wenn wir sagen, UK [Großbritannien], das weiß heute jeder, das ist heute kein Industriestandort mehr, und auch Italien ist kein Industriestandort in Europa, Industriestandorte sind natürlich Deutschland, Belgien, Spanien, Schweden, Finnland, Frankreich, dann ist es so, daß Deutschland mit 8,53 Cent/KWh in 2008 - wir kommen gleich noch auf neuere Zahlen - praktisch am oberen Level der industriell tätigen Länder liegt. Frankreich liegt mit 5,39 Cent rund ein Drittel, über ein Drittel niedriger, und das Delta wird regelmäßig größer (siehe Tabelle 1).

 

Tabelle 1: Strompreise für industrielle Großverbraucher
in verschiedenen europäischen Ländern (Ct/kWh)

Frankreich

5,39

Finnland

5,62

Schweden

6,23

Spanien

7,25

Belgien

7,42

Deutschland

8,53

Großbritannien

10,05

Italien

12,01



Wie funktioniert das EEG?

Und hier ganz kurz noch zum EEG. Das „Gesetz zur Einspeisung erneuerbarer Energien“, das funktioniert so: Sobald Sie Besitzer einer Windkraftanlage sind, sobald Sie Besitzer einer Voltaik-Anlage sind, können Sie also Ihren Stadtwerken oder dem nächsten Anschlußpunkt mitteilen, daß Sie diese Anlage betreiben, und dann dürfen Sie Strom produzieren, so, wie sie können, je nach Vermögen von Sonne und Wind; und zu staatlich festgesetzten Preisen sind die Stadtwerke verpflichtet, den Strom von Ihnen abzunehmen und dann irgendwohin zu veräußern. Inzwischen ist das so extrem, daß es manchmal, wenn wir zuviel Windstrom haben in Deutschland, daß er dann an der Strombörse nicht mehr verkauft werden kann, daß dann Strom sogar verschenkt wird, sodaß dem Ausland sogar Geld dafür gezahlt wird, daß man den Strom dort annimmt. Man muß ja den Strom irgendwo lassen, und zwar bei gutem Wind in extrem hohen Volumina.

Wie hat sich das entwickelt in den letzten Jahren? Wir haben das hier für Deutschland von 2003-2009 mal aufgezeigt, und da sehen wir einmal die Industrie und den privaten Bereich. Und da sehen Sie, daß der Anstieg im privaten Bereich noch moderat war. Das hängt natürlich auch ein bißchen damit zusammen, daß im privaten Bereich ja andere Kostenfaktoren dominiert haben, und die eigentlichen Produktionskosten und die EEG-Kosten damit weniger dominierten (siehe Tabelle 2).

 

Tab. 2: Kostenentwicklung Strom Deutschland (Ct/kWh inkl. MWST)

 

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

Industrie

4,82

5,09

5,3

6,68

7,8

9,14

10,9

Privat

17,12

17,96

18,66

19,46

20,64

22,7

24,4

Industrie-Kunden: 6.55 MW; 40.000 MWh. 6.000 h/a; Quelle VIK Essen
Privat-Kunden: 3600 kWh, geschätzt 2008-2009; Quelle BDEW

 

Anders ist das natürlich in der Industrie, wo die Produktionskosten und insbesondere auch die EEG-Kosten durchschlagen, und da sehen Sie, daß von 2003-2009 mehr als eine Verdoppelung der Stromkosten für ein Industrieunternehmen entstanden ist.

E.ON-Nord
Abb. 4: Eingespeiste Leistung aus Windkraftwerken, Ende 2001. Die aus Windkraftwerken eingespeiste Leistung schwankt sehr kurzfristig und stark, in diesem Beispiel zwischen 0 und 3000 MW, bei einer installierten Leistung von 3500.


ISET
Abb. 5: Eingespeiste Leistung aus Windkraftwerken in Deutschland, Januar-Juni 2003. Innerhalb kurzer Zeit mußten Schwankungen der Stromeinspeisung von bis zu 6500 MW ausgeglichen werden. Inzwischen wurden die Windkraftkapazitäten noch weiter ausgebaut - und damit die Schwankungen noch größer.


Abb. 6: Starkstromleitungen in Nordwest-Deutschland. Am 6. November 2006 wurde die Starkstromleitung über die Ems abgeschaltet (auf der Karte mit X markiert), damit ein neugebautes Kreuzfahrtschiff gefahrlos von der Werft zur Nordsee gelangen konnte. Der Strom aus den Windkraftwerken an der Nordsee mußte nach Osten umgeleitet werden (breite Linie).


Abb. 7: Weil die Windprognose für diesen Zeitpunkt falsch war - die Windkraftwerke lieferten deutlich mehr Strom als erwartet - kam es zu einer Überlastung des Stromnetzes; die Kraftwerke mußten abgeschaltet werden. Teile von Deutschland, Frankreich, Belgien, Italien, Österreich, Spanien waren teilweise bis zu 120 Minuten ohne Strom, und sogar in Marokko waren die Auswirkungen spürbar.


Wikipedia Commons
Abb. 8: Inspektion und Wartung einer Windkraftanlage sind sehr viel gefährlicher, umständlicher und teuerer als bei einem normalen Kraftwerk.

Das ist natürlich tödlich für die Industrie.

Man muß heute davon ausgehen, daß ein durchschnittliches Industrieunternehmen 20% seiner Kosten im Energiebereich aufwendet. Und wenn man dort dann eine Verdoppelung erfährt - ich habe jetzt ein bißchen geschlabbert, da es ja nicht nur Strom gibt, sondern auch anderes - dann ist das aber trotzdem ein signifikanter Kostenblock. D.h. also, hier, das ist die Stelle, wo uns in Deutschland die Arbeitsplätze wegbrechen. Lassen wir mal die Gewerkschaften und solche Dinge außen vor, und die Löhne, das läuft ja irgendwo wieder in den Konsum rein und trägt dann wieder zum Umsatz bei. Aber was hier abgeschöpft wird in Form von EEG-Erlösen durch die Verdiener, das ist natürlich zunächst mal nicht wieder im Konsum, und auch nicht im Staatssäckel.

Mal weht er, mal weht er nicht

Wie dramatisch sich das mit dem Wind darstellt, das sehen Sie an diesem Bild hier.

Wir haben hier z.B. wieder so ein Zwei-Wochen-Diagramm (siehe Abb. 4); daß das schon etwas älter ist, soll Sie nicht stören. Es ist zwar so, daß dieser Wert hier inzwischen nicht mehr bei 3500 liegt, sondern bei rund 9000, weil inzwischen viel mehr Windkraftanlagen stehen, aber das Prinzip, daß der Wind mal weht und mal nicht weht, das ist unverändert. Grundsätzlich dramatische Klimaänderungen können zwar dazu führen, daß sich der Wind völlig verändert, aber prinzipiell ändert sich das nicht, und da sehen Sie hier, daß Sie völlig unsystematische Veränderung haben im Wind, und damit auch in der Stromeinspeisung, sodaß man damit nicht sinnvoll operieren kann in der Stromversorgung.

Welche Kraftanstrengungen das bedeutet, sehen wir an diesem Diagramm hier (Abb. 5), an diesen berühmten einen Tag, das war der 28. Januar in diesem Jahr. Als das passierte, da hatte man plötzlich einen Peak, der lag bei rund 9000 MW, und innerhalb weniger Stunden hatten wir ein so dramatisches Abflauen von Wind, daß in ganz kurzer Zeit im Prinzip 6500 MW an zusätzlicher Leistung aus anderen Kraftwerken bereitgestellt werden mußten.

6500 MW, das sind also 5-6 Kernkraftwerke. Gut, die laufen eigentlich sowieso immer durch, oder sie sind in Wartung, oder sie sind prinzipiell abgeschaltet, sodaß man an denen relativ wenig rühren kann, aber 6500 MW auf die Schnelle herbeizuschaffen, ist ein größerer Kraftakt für ein Kraftwerk oder den ganzen Kraftwerkspark, weil diese Kraftwerke eine gewisse Zeit brauchen, bis sie hochgefahren werden können. Man kann sagen, bis ein Kohlekraftwerk läuft, vergeht ein ganzer Tag.

Es gibt auch schon die ersten Anzeichen dafür, welche großen Konsequenzen das hat, z.B. der 6.11. 2006, da war dieser Papenburg-Effekt, als wieder einmal ein Kreuzfahrtschiff von Herrn Meyer oder von der Meyer-Werft über die Ems in die Nordsee gebracht wurde, und dann die Stromleitung über die Ems abgeschaltet wurde (siehe Abb. 6).

Ursache für dieses Problem war tatsächlich die fehlerhafte Windprognose. Man muß dazu wissen, wenn man das einmal als die Region der besonders starken Windmühlenfrequentierungen ansieht, dann wird also der Strom von da abgeleitet auf der einen Seite über eine Trasse parallel zur Ems, die vorher aber über die Ems geht, und auf der anderen Seite über eine Trasse Richtung Hamburg, bzw. dann Bremen-Hannover und zum Schluß dann wieder in unsere Region hinein. Und es wurde dann aus Sicherheitsgründen diese Trasse abgeschaltet, weil ansonsten die Gefahr bestanden hätte, daß das Kreuzfahrtschiff diese Starkstromleitung berührt.

Diese Abschaltung hat ja dann dazu geführt, daß es europaweit einen Blackout gegeben hat in vielen Regionen - in vielen Regionen übrigens weit stärker als bei uns in der Nähe, hier in Ostwestfalen ist da wenig passiert, aber in Frankreich, teilweise auch in Tschechien und Polen, war das dramatisch.

Was war da im Detail? Sie sehen hier diese Linie mit den schwarzen Punkten drin (siehe Abb. 7). Das war die sogenannte Windeinspeise-Prognose - wir sind hier an diesem Tag. Die zeigte also für 20:30 Uhr leicht nach unten, blieb dann konstant bis etwa 23:30 Uhr und machte dann einen Sprung nach oben auf einen erheblich höheren Einspeisewert. Der Operater des Netzbetriebes hat also gesagt: Wir müssen so um ca. 21-23 Uhr abschalten, kein Problem, da haben wir ganz wenig Windstrom.

Dann kam die tatsächliche Einspeisung bis 22:11 Uhr. 22:11 Uhr war dann der Zeitpunkt, wo der Blackout kam, und dort sehen wir, daß in der tatsächlichen Einspeisung schon ein stärkerer Anstieg war. Nach dem Blackout sind dann alle Wind-Kraftwerke erstmal heruntergefallen, haben nicht mehr geliefert, deshalb ist diese Kurve dann nicht mehr relevant, eigentlich.

Was man jetzt hier sehen kann: Da war einfach die Prognose falsch. Aber diese negative, diese fehlerhafte Prognose hat diesen dramatischen Effekt verursacht, der für Deutschland übrigens noch relativ glimpflich abgelaufen ist.

Weitere Probleme der Windkraft

Darüber hinaus, neben dieser Unsicherheit, gibt es aber inhärente Defizite in dieser Windstromtechnik. Man muß einfach sagen: Jeder von Ihnen, der mal in einem Flugzeug gesessen hat bei Clear-Air-Turbulences, weiß, wie hart Luft ist, und die Belastungen für diese Windkraftanlagen durch diesen rauhen Wind sind massiv, sodaß einfach die Investitionskosten für diese Anlagen sehr hoch sind und man sagen kann, alleine die Wartung einer Windkraftanlage, die Wartung  - ansonsten braucht ja die Maschine nur  Kapitalkosten, Energie braucht sie ja keine, da ja der Wind kostenlos ist - alleine die Wartung einer solchen Anlage frißt schon rund 50% dessen, was ein normales Kohlekraftwerk braucht, um den Strom insgesamt zu produzieren, um das mal in der Relation zu sehen.

Das wird einem auch relativ klar, wenn man sich dieses Bild hier anschaut: Das ist rechts ein ganz normaler Generator in einem Wasserkraftwerk, da ist ein Treppchen, da kann der Kollege seine Wartung machen, und hier muß er natürlich auf eine Windkraftanlage da oben drauf steigen, und herumturnen, und daß das natürlich gefährlicher und schwieriger ist und mehr kostet, das ist eigentlich völlig klar (Abb. 8).

Noch teurer: Voltaik

Kommen wir kurz auf den Bereich Voltaik. Voltaik ist sicherlich kostenmäßig für uns das viel, viel größere Problem, und daran ändert auch nichts die neue Regelung mit den 32 Cent pro Kilowattstunde, die ja nun ab Oktober wohl gelten wird. Wir haben hier die Einspeisung, also den geldlichen Erlös, für die Voltaik im Netz, und da sehen wir: Im Jahr 2001 waren das lächerliche 76 Mio. Euro - für mich sehr viel Geld, für Sie wahrscheinlich auch, aber in Summe bei den insgesamt 70 Mrd. Euro in dem Geschäft wenig. Aber dieser Betrag ist bis 2009 bereits auf knapp 3 Milliarden Euro angestiegen. Wir erinnern uns: Insgesamt kostet die Produktion rund 20 Milliarden, d.h., wir sind hier bereits bei einem Sechstel. Ein Sechstel satteln wir einfach drauf, nur weil einige Nachbarn eine Voltaik-Anlage auf dem Dach haben.

 


Tab. 3: Erlöse der Stromerzeugung aus Voltaik-Anlagen in Deutschland, Entwicklung 2001-2009 (in Mio. Euro/Jahr)

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

76

82

153

282

679

1176

2300

2238

2925

Voltaik-Anlagen liefern weniger als 1% des Stroms, der in Deutschland verbraucht wird,
aber sie verursachen ein Sechstel der Kosten. (Quelle: NAEB)

 

Das ist aber noch gar nicht alles. Wir werden in den nächsten Jahren ein dramatisches Ansteigen nicht nur dieses absoluten Betrages, der da in die Taschen der EEG-Profiteure fließt, sondern ein dramatisches Ansteigen der Netzkosten haben, weil natürlich diese vielen, vielen Kleineinspeiser, die jetzt alle plötzlich einen Trafo brauchen, die zusätzliche lokale Verstärkungen in den Netzen brauchen - die sind alle nicht gerechnet, und natürlich diese Ferntransportstrecken, um den Strom dann ganz woanders hinzubringen, die sind alle noch nicht gerechnet. Und die werden sicherlich in den nächsten fünf bis sieben Jahren zu einer Verdoppelung der Netzkosten führen.

Warum helfen uns die 32 Cent noch nicht? Ich sagte vorhin, das EEG ist ein deutsches Thema. Wenn z.B. heute China Voltaik installiert und erkennt, daß der „break-even“ bei 16,5 Cent liegt von den Herstellerkosten her, und die Chinesen heute dort investieren, dann ist das vor dem Hintergrund zu sehen: Durch den großen wirtschaftlichen Zusammenbruch in der Welt und auch einen gewissen Einbruch im Voltaik-Bereich sind die Produktionskapazitäten für Voltaik - und Voltaik kommt heute zu weit über 50% aus China - nur noch zu 25% ausgelastet gewesen. Und die Chinesen haben sich einfach entschieden, nicht die Leute nachhause zu schicken und nicht mehr zu produzieren, sondern die Chinesen sagen, wir produzieren weiter und installieren den Kram bei uns zuhause und im Lande. Bei 16,5 Cent ist das zwar immer noch viel zu teuer, aber das ist in Summe volkswirtschaftlich immer noch sinnvoller, weil ja irgendwann die Deutschen und die Franzosen und noch ein paar andere kommen und dann wieder kaufen werden.

Aber daran sehen wir, mit 32 Cent ist immer noch - und die Transportkosten hierher und die Installationskosten werden uns nicht umbringen - genügend Marge, daß der Boom nicht gestoppt ist. D.h. also, es wird weiterhin zu einem Ausbau dieser beiden EEG-Sourcen - Wind und Voltaik - kommen, und damit der Kostenblock sich weiterhin erhöhen.

Ich bin hier nicht in Umweltsachen unterwegs, und - ich habe keine Angst vor Kernkraftwerken, muß ich sagen, ich habe schon vor 20 Jahren sowohl einen Geigerzähler wie ein Dosimeter mir mal besorgt, und das mit dem Schutz vor Röntgenstrahlen mit einer Aktentasche hat einen realen Hintergrund, da steckt Sinn dahinter. Aber: Wo ich mich nicht gegen schützen kann, das ist: Wenn heute mein Nachbar oder jemand, der so bis 500 m entfernt wohnt, einen Panel aufs Dach tut, und das ist ein sogenanntes „Dünnschicht-Panel“, das mit Kadmium-Tellurit beschichtet ist, und sein Haus brennt ab, dann sind plötzlich Partikel in der Luft, die sind genauso giftig wie Zyanide. Und das ist eine elementare Bedrohung für uns alle. Das Thema wird in Deutschland noch relativ tabuisiert. Ich will ansonsten mich auch zu Umwelt-Themen nicht äußern, aber hier bin ich persönlich betroffen, unter Umständen, und erwähne es deshalb.

Kosten des Ökostroms über das EEG hinaus

Damit wir die Gesamtkosten aus dem Geschäft sehen: Wir haben bisher über EEG-Kosten gesprochen. EEG-Kosten, das ist das, was der Betreiber einer Anlage erlöst. Aber es kommen ja noch andere Dinge hinzu. Ich muß den Strom mit Verlust irgendwohin transportieren, ich muß die Schattenkraftwerke am Leben halten, wenn der Wind da nicht kommt, und ich habe weitere Kosten, nämlich Subventionen, direkte Subventionen, ich habe Steuerkürzungen der Betreiber, die z.B. ihre gesamten Anlauf-Verluste abschreiben können.

Wir haben eben gesagt, im Jahre 2008 hatten wir rund 3 Mrd. Euro EEG - für Voltaik, und 3 Mrd. Euro für Wind, das macht 6 Mrd. Euro. Ich muß noch mal rund 2,5 Mrd. Euro draufrechnen, um diese anderen, latenten Blöcke wie Subventionen und die Steuerkürzungen zu berücksichtigen, und dann bin ich etwas näher dran, und ich habe natürlich noch nicht die Mehrkosten berücksichtigt...

 

Tab.4: Entwicklung der Kostenbelastung pro Kopf durch Windstrom und Voltaik 2001-2009 (geschätzt, Euro/Person).

 

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

EEG-Kosten (Mio. €)Wind

1.055

1.480

1.730

2.304

2.300

2.733

3.442

3.574

3.382

EEG-Kosten (Mio. €) Solar

76

82

153

282

679

1.176

2.300

2.238

2.925

Summe Voltaik+Wind

1.131

1.562

1.883

2.586

2.979

3.909

5.742

5.812

6.307

Euro je Bürger und Jahr inkl. Solar

13,66

18,86

22,74

31,23

35,98

47,21

69,35

70,19

76,17

(Quelle: NAEB

 

Im Jahre 2009 wurde jeder Bürger in Deutschland mit 76 Euro aus diesem Geschäft belastet. 76 Euro sind beim Bürger zu rechnen, weil man natürlich diesen Kostenblock nicht exportieren kann, sondern der bleibt letzten Endes bei dem Bürger hängen. Zunächst mal wird natürlich das Geld auch in meine Waschmaschine einfließen, die ich bei Miele oder sonstwo kaufe, aber der schlägt sie ja wieder drauf, sodaß das alles immer bei uns Bürgern landet. Und dieser Wert ist dann im Jahre 2009 76 Euro - rund 80 Euro gewesen.

Zwischenfrage: Pro Person?

Duepmann: Pro Person. Die normale Familie mit drei Personen, die liegt dann irgendwo bei 200-250 Euro, und dieser Betrag steigt ja in der nächsten Zeit noch dramatisch an.

Jetzt kommen natürlich die Leute mit der CO2-Diskussion, und sagen: „Ja, aber wir sparen doch CO2!“ Lassen wir uns hier das Thema CO2  nicht diskutieren - sparen wir wirklich Primärenergie? Was passiert denn mit dem Strom, den wir jetzt hier erzeugt haben? Und wir müssen ja immer sehen, wir müssen unseren Dreistern sicherstellen, sonst bekommen wir unseren Blackout.

Energiebilanz null

Und da kann man ganz pauschal folgendes sagen: Die Schattenkraftwerke laufen ja mit, und selbst wenn sie nicht mit voller Last laufen, kann man schon sagen, sie haben im Mittellast-Bereich einen erheblichen Primärenergie-Bedarf. Ganz grob ist ein Drittel des Stromes, der aus diesen beiden Typen (Wind und Voltaik) fließt, schon wieder verwendet für den Betrieb der Schattenkraftwerke.

Dann habe ich natürlich Strom-Transportverluste. Ich kann Strom nicht ohne Verluste über große Strecken bringen. Wenn ich über eine ganz normale 400-KV-Leitung Strom von der Wüste Sahara nach Deutschland bringen wollte, käme hier fast nichts mehr an. D.h. also, - gut, man macht das dann mit Gleichstrom, da ist das dann ein bißchen anders. Aber in unserem Netz, wenn wir unseren Windstrom z.B. nach Holland bringen, wenn wir den aus Brandenburg nach Tschechien bringen oder nach Polen, dann haben wir Verluste. Und diese Verluste im Netz, die machen ein weiteres Drittel aus.

Und dann ist es so - insbesondere bei der Voltaik ist es so, daß die Voltaik eine sehr, sehr schlechte energetische Amortisation hat, d.h., man muß so ein Ding erst einmal eine ganze Reihe von Jahren betreiben, bevor überhaupt genausoviel Energie von dem Ding geliefert worden ist, wie ich vorher  hereingesteckt habe, um das Ding zu produzieren. Und das frißt das letzte Drittel auf.

Damit bin ich bei Null.

Arbeitsplatzverluste

Jetzt kommen wir also zu den Auswirkungen auf die Produktion in Deutschland. Ich zitiere einfach mal zwei Leute aus der Stahlindustrie, persönliche Aussagen dieser Leute. Da sagt der Prof. [Dieter] Ameling, der lange Zeit Präsident des Stahlvereins war: „Die Produktion von Stahl wird in Deutschland unwirtschaftlich.“ Herr Dr. Hunsdiek, der auch bei Thyssen ist und dort im Vorstand ein Ressort vertritt, sagt: „Wir haben in den letzten Jahren in die Stahlwerke in Brasilien 10 Mrd. Euro investiert.“ Das ist auch für Thyssen-Krupp ein großer Kostenblock, und das Ergebnis ist, daß heute bereits die Produktionshöhe in Brasilien zwei Drittel der deutschen Jahresmenge erreicht. Wir haben in Deutschland noch zwei große Stahlkonzerne, der eine ist Salzgitter und der andere ist Thyssen-Krupp, und sicherlich wird Thyssen, nachdem man das einmal gelernt hat, daß man in Brasilien sehr viel preisgünstiger den Stahl machen kann, den Weg konsequent weitergehen, d.h., es ist eine Frage der Zeit, bis Thyssen-Krupp in Deutschland keinen Stahl mehr produziert.

Heidelberger Zement. Heidelberger Zement hat die deutschen Politiker verblüfft. Heidelberger Zement hat nämlich berechnet, daß zwei neue Standorte in China trotz der wahnsinnig hohen Transportkosten für den schweren Zement von China nach Deutschland günstiger an meine Baustelle in Gütersloh liefern können als die sieben Standorte in Deutschland - Dank Verzicht auf Zertifikate-Kosten in China.

Ich weiß nicht, wer von Ihnen Heroal kennt. Die meisten Rolläden, die Sie haben, da steckt ein Profil dahinter von Heroal. Heroal hat jetzt vor einem Dreivierteljahr oder so entschieden - in dem Bereich braucht man auch viel Strom - daß man besser westlich des Rheins - ich habe ja vorhin die Zahlen genannt -, den Strom aus Frankreich verwendet für die Produktion.

Es gibt einen anderen Ausweg, das habe ich erwähnt, es gibt eine sogenannt Privilegierung. Gewisse Unternehmen oder Verbraucher sind nicht beteiligt an diesen sog. EEG-Kosten, die also einen abnorm hohen Stromverbrauch haben. Das sind heute bereits 500 Unternehmen ungefähr in Deutschland, und die haben rund ein Sechstel des gesamten Stromverbrauchs hier in Deutschland. Die deutsche Papierindustrie hat sich in diesen Weg hineingerettet, die sind also nicht betroffen von den EEG-Kosten. Das ist ganz gut für die, für uns auch, aber auf der anderen Seite ist es natürlich so, daß dann die Gesamtmenge der EEG-Kosten auf einen kleineren Posten verteilt wird, auf uns alle, d.h., wir tragen das direkt mit und nicht nur indirekt.

Der Denkfehler des Energiesparens

Warum ist der Fokus, bei research and development auf Energiecutting zu setzen, so fundamental falsch? Wir sehen, daß früher mal, die ersten Kraftwerke in Windmühlenform nahe am Meer standen - da, wo konstant Wind wehte. Dann ist man irgendwann in die Berge gezogen, weil man da die Wasserkraft hatte, und dann gab es den Kohleabbau, d.h., man konnte also die Wärmeenergie nutzen aus der Kohle, und man hat den Wohlstand in die Kraftwerke gebracht. Dann hat man die Kraftwerke mit den Kühltürmen an die Flüsse gebracht, und heute bringt man das ganze nach China, weil einfach in China die Energie am preisgünstigsten ist und man dort am besten produzieren kann.

Und man muß - Sie erwähnten das ja schon, Frau Zepp-LaRouche, mit den Kernkraftwerken - einfach zur Kenntnis nehmen: Wir haben heute weltweit eine Leistung von rund 360.000 MW Kernkraft operativ. Es sind momentan, wenn man alles zusammenzählt weltweit, rund 410.000 MW zusätzliche Kernkraftwerke am Horizont zu sehen in der Welt. Da sind übrigens die 20.000 MW in Deutschland, die ja abgeschaltet werden, schon abgezogen, das ist also ein Saldo.

Diese Zahl läßt sich im Grunde relativ problemlos steigern. Es hat Zeiten gegeben, da wurden jedes Jahr 20, 30, 40, 50 Kernkraftwerke fertiggestellt, und das war schon vor 50 Jahren so. Es wäre heute kein Problem, zu sagen, man kommt auf eine Ausstoßrate von 100 bis 150 Kernkraftwerken, die pro Jahr in Betrieb gehen, und das heißt de facto, grenzenlose Energieverfügbarkeit, Energie, die auch praktisch umsonst verfügbar ist.

Man muß an dieser Stelle auch mal sehen - ich greife da vielleicht dem nachfolgenden Vortrag ein bißchen vor -, wir reden immer davon, die SPD z.B. sagt, wir haben noch für 60 Jahre Uran. Aber man muß einfach sehen, mit den beiden Technologien Schneller Brüter und MOX, sprich also Wiederaufbereitung, habe ich mit den heute explorierungsfähigen Vorräten an Uran eine Reichweite von 20.000 Jahren.

Von daher ist jede Diskussion darum, wir müßten aufhören, hier Energie zu vergeuden - das ist „waste“ of R&D an der falschen Stelle! Wie sagt man so schön? Der letzte macht das Licht aus.

Welche Konsequenz hatte das denn bisher in Deutschland? Wir hatten im Jahre 2000 rund 11 Millionen Beschäftigte im verarbeitenden Gewerbe, und null EEG-Kosten. Im Jahre 2009  haben wir 10 Milliarden EEG-Kosten, und eine Million Beschäftigte im produzierenden Gewerbe verloren. Ich will damit nicht sagen, daß es da eine direkte Abhängigkeit gibt, aber es ist schon eine interessante Korrelation, und mit Sicherheit ist da ein durchaus erheblicher Effekt.

NAEB
Abb. 9: Der Teufelskreis des EEG: Je mehr Geld mit erneuerbaren Energien verdient werden kann, desto mehr Geld wird in die Werbung dafür gesteckt.

Ökointeressen in der Großindustrie

Was sind also insgesamt die letalen Effekte, damit Sie dann Ihren Schluß ziehen können? Ich fasse zusammen: Die Steigerung der Stromkosten - hier ist dann wiederum der Wert genannt pro Familie - auf über 500 Euro im Jahr 2011: das ist die Zahl, die ich erwarte, pro Familie. Sie wird sicherlich deutlich sein. Und warum das letal ist - und da bin ich ein bißchen nicht bei Ihnen: Es ist einfach so, daß inzwischen in Deutschland die Industrie weitgehend gelernt hat, sich damit zu arrangieren.

Schauen wir uns mal die Namen an: ABB ist einer der großen Zulieferer in beiden Bereichen Voltaik und Wind. Bosch genau das gleiche. Flender in erster Linie im Wind-Bereich, Eickhoff im Windbereich, Lapp-Kabel an allen Stellen, weil natürlich Lapp-Kabel bei den Netzen agiert, Liebherr in erster Linie im Wind-Bereich. Die Situation von Otto, dieser Traumtänzer da, die ist ein bißchen diffus, aber er ist ja nun Manager dieser Zwei-Grad-Initiative, und er muß offensichtlich Interessen vertreten. Siemens, Schüco, Thyssen und letzten Endes auch die Organisation VDMA sind heute fest verheiratet mit diesem Konzept EEG - abschöpfen von Erträgen und zufließen lassen dann in diese Unternehmen.

Es ist einfach unrealistisch anzunehmen, daß man hier durch eine Einsicht in der Industrie eine Veränderung herbeiführen kann, und damit wird das aus meiner Sicht - insbesondere in Verbindung mit dem letzten Punkt, nämlich, daß die Medien ja die Windkraft lieben, die Photovoltaik ein bißchen weniger, aber die Windkraft natürlich ganz stark. Das lesen Sie jeden Tag in der Zeitung: Da ist es einfach nicht realistisch anzunehmen, daß wir große Chancen hätten, zu gewinnen.

Letzten Endes kämpfe ich also, wenn Sie das so sehen, gegen Windmühlen. Ich bin damit am Ende meines Vortrages. Warum tute ich es dann trotzdem? Das will ich Ihnen sagen. Ich möchte mindestens, daß meine Nachkommen dann von mir sagen - ich habe meinen Eltern immer vorgeworfen, warum sie nicht gekämpft haben, zu einer anderen Zeit, zu einem anderen Thema - ich möchte dagegen die Gewißheit haben, daß meine Kinder dann sagen: Er hat alles versucht.

Danke.