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Neue Solidarität
Nr. 12, 24. März 2010

Wirtschafts-Nachrichten

„In zwei Tagen mit der Bahn von Peking nach London“

Beim diesjährigen Treffen des chinesischen Nationalen Volkskongresses in Peking Anfang März wurde die Bedeutung eines Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnnetzes besonders hervorgehoben. Im Vorfeld beschrieb Wang Mengshu, Mitglied der chinesischen Ingenieursakademie und Regierungsberater für das Bahnprojekt, am 7. März gegenüber der Zeitung Global Times die ehrgeizigen Pläne. China stehe in Verhandlungen darüber, sein Hochgeschwindigkeitsnetz innerhalb von 10-15 Jahren mit 17 anderen Ländern zu verbinden.

So verhandelten der Iran, Pakistan und Indien derzeit mit China über den Bau von Schnellbahnen, insbesondere aber auch Länder in Südost- und Zentralasien. Es gehe dabei um den Tausch von Rohstoffen gegen Technologie, so Wang. Viele dieser Länder seien unterentwickelt, verfügten jedoch über große Mineralienvorkommen. So sei Myanmar bereit, die finanzielle Unterstützung des Projekts mit Lithium zu bezahlen.

Geplant sind drei Großprojekte. Das erste ist eine Verbindung von Beijing durch Eurasien bis nach London. Die Züge sollen nach Norden durch Rußland nach Deutschland fahren, wo sie Anbindung an das europäische Bahnnetz haben. Passagiere, die in London einsteigen und den Kanaltunnel nutzen, könnten dann nach nur zwei Tagen 8160 km entfernt in Peking wieder aussteigen. Dann könnten sie in drei Tagen nach Singapur, fast 9800 km entfernt, weiterfahren. „Unser Ziel ist, daß die Züge fast so schnell sind wie Flugzeuge“, sagte Wang.

Das zweite Projekt ist die erwähnte Strecke nach Singapur über Vietnam, ausgehend von Kunming in Südchina. Eine dritte könnte in Urumqi in Nordchina beginnen und durch Kasachstan und Usbekistan bis nach Indien verlaufen. „Das bestmögliche Szenario ist, daß die drei Strecken innerhalb eines Jahrzehnts vollendet werden.“

Ende letzten Jahres, am 26. Dezember, hatte die chinesische Bahn den regulären Verkehr auf der Schnellstrecke von Wuhan in Zentralchina zur südöstlichen Hafenstadt Guangzhu aufgenommen. Die Züge brauchen für die 1000-km-Strecke nur 3 statt wie bisher 10 Stunden und fahren im Durchschnitt 341 km/h. Bei einer Probefahrt am 9. Dezember hatte der Zug mit 394 km/h einen Weltrekord aufgestellt.

China plant den Bau von 13.000 km Schnellstrecken bis 2012, davon 8000 km für Durchschnittsgeschwindigkeiten von 350 km/h. Bis 2020 sollen es 16.000 km sein, die 70% aller Städte des Landes miteinander verbinden.

Grünes Licht für Magnetbahn Shanghai-Hangzhou

Wie Chinas People’s Daily am 14. März berichtete, gab das chinesische Eisenbahnministerium am 13. März grünes Licht für eine Magnetbahnstrecke von Shanghai nach Hangzhou, die einschließlich der bereits existierenden Strecke in Shanghai knapp 200 Kilometer lang sein wird. Die Feinarbeit für das Projekt sei im Gange, sagte Zeng Jian, Chefdesigner des Eisenbahnministeriums.

„Als Erweiterung der Magnetbahnstrecke vom Flughafen Pudong zur Shanghaier Innenstadt wird die Linie Shanghai-Hangzhou zur Integration beider Städte beitragen... Die Linie wird nach ihrer Fertigstellung helfen, brachliegendes Potential zu erschließen sowie Einsatz und Verteilung von Ressourcen zwischen Shanghai und Hangzhou zu verbessern“, sagte Prof. Sun Zhang vom Institut für Schienentransport und Städtischen Schienentransit von der Tongji-Universität.

Mit der Realisierung des Magnetbahnprojekts Shanghai-Hangzhou wird es eine nahtlose Verbindung zwischen dem südlichen Shanghaier Bahnhof, dem Flughafen Hongqiao, dem Flughafen Pudong und Hangzhou geben. Auf der Magnetbahnstrecke Shanghai-Hangzhou können Züge dann mit einer Geschwindigkeit von 400 Kilometern pro Stunde fahren, während die herkömmliche Eisenbahnstrecke bisher nur eine Spitzengeschwindigkeit von 100 km/h erlaubt.

Beim Shanghai-Hangzhou-Projekt werden hauptsächlich deutsche Technologien eingesetzt. Einige der damit zusammenhängenden Technologien werden nun von China übernommen und eingesetzt. Inzwischen hat China ein eigenes Magnetbahnmodell hergestellt, das in Peking läuft; Versuchsstrecken wurden in Changsha und Tangshan eingerichtet und kommen mittlerweile auf 30.000 Fahrkilometer. Die Tongji-Universität hat bereits den Prototyp einer Hochgeschwindigkeits-Magnetbahn entwickelt.

Auf der anderen Seite wird berichtet, daß es in Deutschland mittlerweile nur noch ganze 99 Transrapidarbeitsplätze gibt - 64 in Kassel und 35 in München. Da sind die Chinesen eindeutig klüger.

Indien: wichtigster strategischer Partner für Rußland

Beim Besuch des russischen Ministerpräsidenten Putin in New Delhi am 12. März wurden insgesamt 19 Abkommen unterzeichnet, davon drei im Bereich der zivilen Nutzung der Kernenergie.

Rußland wird 12 Kernreaktoren bauen, jeweils sechs in Kudankulam/Tamil Nadu und in Haripur/West-Bengalen. Ein weiteres Abkommen betrifft die Serienfertigung von Reaktoren russischer Bauart. Außerdem hat Rußland Indien eine Beteiligung an der Ausbeutung von Gasfeldern auf der arktischen Halbinsel Yamal angeboten. Zur Stärkung der Zusammenarbeit im Raumfahrtsektor unterzeichneten die Raumfahrtbehörden Indiens und Rußlands eine Übereinkunft zur Gründung eines gemeinsamen Unternehmens zur Herstellung von Satellitennavigationsausrüstung. Zwei Verträge betreffen die Produktion von Kunstdünger.

Vor dem Treffen mit dem indischen Ministerpräsidenten Manmohan Singh hielt Putin eine Telefonkonferenz mit indischen Wissenschaftlern, Ingenieuren und Unternehmern in Bangalore, Kalkutta, und Mumbai ab. Auf eine Frage sagte Putin: „Ohne zu übertreiben - Indien ist unser strategischer Partner. Das spiegelt nicht nur die Sympathie zwischen unseren Ländern wider, was auch sehr wichtig ist, sondern ist ein Zeichen für die fast vollkommene Übereinstimmung unserer geopolitischen Interessen.“ Auf eine andere Frage erklärte er, die russische Regierung sei bereit, die Zusammenarbeit beider Länder im Bereich der Hochtechnologie direkt zu fördern, wenn nötig auch finanziell. „Die Zusammenarbeit im Hochtechnologiesektor ist eine Priorität für Rußland und Indien.“

Russische politische Experten wie Ekaterina Koldunowa von der Moskauer Staatsuniversität für Internationale Beziehungen messen dem Besuch große Bedeutung zu, vor allem, weil sich damit auch die Art der Zusammenarbeit verändert. Koldunowa wies auf die großen internen wirtschaftlichen Ungleichgewichte in Rußland, Indien und China hin. Deshalb sei das wichtigste, „die Kooperation zu verändern“ - weg von der reinen Exportorientierung hin zu einer technisch fortgeschritteneren Entwicklung.

Bangladesch und China weiten Zusammenarbeit aus

Bangladeschs Premierministerin Sheikh Hasina reiste am 18. März zu einem Staatsbesuch nach China, um die bilateralen Beziehungen zu stärken. Während ihres fünftägigen Besuchs wurden mehrere Verträge zwischen Bangladesch und China unterzeichnet, um die wirtschaftliche und technische Zusammenarbeit anzukurbeln.

Gleich am ersten Tag ihres Besuchs traf Frau Hasina mit Premierminister Wen Jiabao zusammen. Dabei kam unter anderem der auf 8,7 Mrd. Dollar veranschlagte Ausbau des Tiefseehafens in Chittagong zur Sprache. „Es wäre ein großer Erfolg, wenn China sich bereit erklärte, unseren Hafen in Chittagong, den wir zu einem regionalen und wirtschaftlichen Knotenpunkt ausbauen wollen, mitzubenutzen“, erklärte Bangladeschs Außenminister Dipu Moni in Dhaka am 14. März.

„Der Ausbaus des Hafens ist ein sehr bedeutender Aspekt von Chinas Kooperation mit Bangladesch. China ist sich seiner strategischen Bedeutung bewußt“, sagte auch Zhao Gancheng, Direktor der Südasienabteilung am regierungsnahen Shanghaier Institut für internationale Studien. „Bis jetzt ist die dortige Technik bei weitem noch nicht ausreichend. Bangladesch will den Hafen massiv ausbauen und sucht daher mehr Kooperation mit chinesischen Firmen.“

Weitere Projekte, die bei diesem Staatsbesuch zum Abschluß gebracht wurden, betreffen den Bau einer Düngemittelfabrik und die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur in Bangladesh sowie die gemeinsame Erschließung von Ölfeldern im Golf von Bengalen.

Vor allem der Ausbau des Hafens und der Verkehrsinfrastruktur sind wichtige Beiträge zur Errichtung des südlichen Korridors der Eurasischen Landbrücke.