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Aus der Neuen Solidarität Nr. 6/2009

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Milchbauern auf der Grünen Woche

Landwirtschaft. Der Bund Deutscher Milchviehhalter (BDM) veranstaltete am 24. Januar 2009 im Rahmen der Grünen Woche ein Symposium unter dem Titel „Märkte gestalten statt Krise verwalten“.

Die Misere der Milchbauern ist auch aus unseren Publikationen hinlänglich bekannt, aber seit der Entscheidung des Bundesrates vom 7. November 2008, bei dem die vom BDM geforderten mengenwirksamen Maßnahmen abgelehnt wurden, hat sich die Lage weiter verschärft. Steigende Futtermittel- und Transportkosten übersteigen die Schmerzgrenze der meisten Familien- als auch der Großbetriebe, wobei Familienbetriebe mit eigenem Land die Auswirkungen der globalen Finanzkrise noch eher kompensieren können als Großbetriebe mit Pachtland. Die Familien zahlen keine Pachtzinsen und zur Not auch ihre familiären Arbeitskräfte nicht. Man versklavt sozusagen die eigenen Familienmitglieder, um die Produktion aufrechterhalten zu können.

Das Symposium stellte Modelle vor, die darauf abzielten, die Krise nicht nur zu verwalten, wie es im Moment noch unsere derzeitige Regierung zu versuchen scheint, sondern die realwirtschaftlich funktionieren können. Ein Beispiel aus Kanada zeigt, wie durch Marktsteuerung Nachfrage und Angebot ständig angeglichen werden, um Überangebote zu vermeiden. Alle Bauern verkaufen ihre Milch durch ein Quotensystem gemeinsam an die Verarbeiter und erzielen damit für sie optimale Preise; im Moment sind das 75c pro Liter, wobei die nächste 1c Erhöhung schon in Aussicht ist. Paradoxerweise sind die Verbraucherpreise im Geschäft aber niedriger als in Ländern mit freiem Markt. Es gab auch während der Lebensmittelkrise 2007 keine  Preisschwankungen und kaum Preisanstiege (nur 6% im Vergleich zu bis zu 15% in Freihandelszonen).

Die Marktsteuerung funktioniert so gut, weil sie auf drei Säulen basiert: Zum einen gibt es Einfuhrkontrollen bei Milch und Milchprodukten, zweitens Produktionsplanung und strenge Quotendisziplin - man orientiert sich streng am Bedarf des Binnenmarktes. Das führt letztendlich zu fairen Preisen für alle Beteiligten. Damit sind keine Subventionen nötig, und Überproduktion wird vermieden. Durch dieses System sind viele Kleinbetriebe erst überlebensfähig geworden. Die Anzahl der Betriebe fällt dennoch stetig, da viele Bauern schon mit 55 Jahren in Rente gehen.

Kein Wunder also, daß die europäischen Bauern ebenso das Prinzip der flexiblen Marktsteuerung fordern. Der BDM fordert schon lange 40c pro Liter, was aber lediglich auf reine Kostendeckung hinausliefe. Die Lohnkosten sind dabei noch auf dem niedrigsten Niveau, vergleichbar mit dem einer Putzfrau. Wenn die Löhne der landwirtschaftlich Beschäftigten angehoben würden, wäre der volkswirtschaftliche und private Nutzen enorm: bessere Lebensqualität der Landwirte durch mehr Zeit für die Familie und geistige Arbeit, Verbesserungen der gesundheitlichen Bedingungen durch mögliche Investitionen in arbeitssparende Maschinen, Befreiung der Familie von zusätzlicher Arbeit durch Anstellung von Mitarbeitern. Außerdem stärkt ein fairer Preis auch das Verhältnis zur Bank, denn Kredite können schneller abbezahlt werden - damit würde der Erhalt vieler Familienbetriebe möglich. Und das bei einem (derzeitigen) Preis von nur 40c pro Liter! Wie viele Jugendliche würden wieder den Beruf des Viehhalters erlernen, wenn er bei 50c oder gar darüber läge! Das Interesse an diesem Beruf ist groß, jedoch die Zukunftsperspektiven schrecken viele junge Leute ab.

Um effektiver und geschlossener für faire Preise kämpfen zu können, wurde die Initiative „Die faire Milch“ ins Leben gerufen. Die europäische Vereinigung der nationalen Milcherzeugerverbände, European Milk Board, wird in Zukunft gemeinsam mit ihren Mitgliedern in Aktionen unter dem Slogan „Die faire Milch“ auf die Notwendigkeit fairer Milchpreise aufmerksam machen. Mehr Informationen gibt es im Internet auf  www.diefairemilch.de.

Das Beispiel Kanadas beweist, wovon die BüSo schon so lange spricht: Protektionismus und Paritätspreise sind das Sozialste, was man in der Wirtschaft machen kann. Das Prinzip der flexiblen Marktsteuerung ist sicher nicht auf alle Produktionsfelder anwendbar, sollte aber so weit wie möglich angewendet werden.

            SM

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Milchstreik der Bauern - der Beginn einer wirklichen Revolution?
- Neue Solidarität Nr. 24/2008
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