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Neue Solidarität
Nr. 51, 16. Dezember 2009

Frankfurt feiert den Dichter der Freiheit

Schiller-Institut. Bei der Frankfurter Schillerfeier der LaRouche-Bewegung am Nikolaustag wurde an das große Schillerfest von 1859 erinnert.

60 Mitglieder und Gäste des Schiller-Instituts versammelten sich am 6. Dezember in Frankfurt am Main, um mit einem mehr als dreistündigen Fest den 250. Geburtstag des großen Dichters Friedrich Schiller zu feiern. Viele Mitglieder beteiligten sich daran selbst mit musikalischen oder Rezitationsbeiträgen.

Die Präsidentin des Schiller-Instituts, Helga Zepp-LaRouche, hielt einen Einführungsvortrag über Schillers Menschenbild und dessen Bedeutung in der heutigen Weltkrise. Sie regte die Zuhörer an, sich gerade in der gegenwärtigen menschenfeindlichen Kultur mit Poesie zu beschäftigen und vielleicht sogar selbst Gedichte zu verfassen - auch wenn man weiß, daß man kein „zweiter Schiller“ ist. Sie trug eine selbstgeschriebene Hommage an Friedrich Schiller zu seinem 250. Geburtstag vor. (Den Wortlaut von Zepp-LaRouches inhaltlich ähnlicher Rede zum Berliner Schillerfest vom November und der Hommage finden Sie in Neue Solidarität Nr. 49 vom 2.12.2009.)

Im Anschluß daran trug der Chor des Schiller-Instituts aus Wiesbaden zwei wenig bekannte Schiller-Vertonungen vor: die erste Vertonung überhaupt der berühmten Ode an die Freude, komponiert von Schillers Freund Gottfried Körner in Dresden, bei dem er wohnte, als er das Gedicht schrieb, und danach den Kanon „Unendliche Freude“ nach Zeilen aus Schillers Gedicht Elysium von Franz Schubert.

Dem folgte ein vielfältiger Reigen von klassischer Musik und Schiller-Gedichten: Die Gunst des Augenblicks, Pegasus im Joche, Die Macht des Gesanges, Kassandra, Die Worte des Glaubens, Die Bürgschaft und die dramatische Ballade Die Kraniche des Ibykus. Dies wurde ergänzt durch verschiedene musikalische Beiträge: einer Arie aus Figaros Hochzeit von Mozart, das Schubert-Lied Sehnsucht nach Schiller und zwei Terzette für Männerstimmen nach Schiller, die Franz Schubert schon im Alter von 16 Jahren komponierte.

Es wurde auch ein weiteres „Geburtstagskind“ geehrt - Felix Mendelssohn Bartholdy, dessen 200. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird. Von ihm erklangen zwei der bekannten Lieder ohne Worte für Klavier solo.

Die Feier 1859

Einen ganz besonderen Beitrag lieferte die Schauspielerin Gertrud Gilbert, die sich in der lokalen Geschichte bestens auskennt. Sie gab eine anschauliche und kurzweilige Schilderung der historischen Schillerfeier, die zum 100. Geburtstag des Dichters am 10. November 1859 in Frankfurt stattgefunden hatte.

Die Ausmaße und auch die inhaltliche Ausrichtung dieser Schillerfeier - die nur eine von vielen in Deutschland und im Ausland war - lassen sich heute kaum mehr vorstellen. Nahezu 50.000 Menschen waren aus der Umgebung und von weiter her mit der Eisenbahn oder dem Pferdewagen angereist. Der Festzug durch die Innenstadt bestand aus über 6000 Personen, 350 Pferden und 30 Festwagen, die Musik lieferten u.a. 15 Gesangvereine mit 700 Sängern.

Der Hintergrund dieser gewaltigen Feier war die Deutsche Revolution von 1848, nur ein Jahrzehnt zuvor, mit der es beinahe gelungen war, ein einheitliches und demokratisches Deutschland zu schaffen. Der Zug führte an der Paulskirche vorbei, wo das deutsche Parlament getagt hatte.

Schiller verkörperte mit seinen Idealen der Freiheit und Menschenwürde die Ziele dieser Revolution wie kein zweiter. Die Schillerfeiern 1859 waren damit auch eine politische Demonstration, und sie bildeten den Ausgangspunkt einer Umkehrung der Restauration, mit der die Revolution leider geendet hatte. Weitere 12 Jahre später wurde dann das in eine Vielzahl von Fürstentümern geteilte Deutschland geeinigt, wenn auch die demokratische Entwicklung zu wünschen übrig ließ.

Die Festwagen des Umzugs 1859 wurden von den verschiedenen Berufsständen gestaltet, die Meisterwerke ihrer Künste oder Werke mit Bezug zu Schiller präsentierten. Ein über 20 Meter (!) hohes Holztor bildete den Rahmen für gemalte Darstellungen von Szenen aus Schillers Werken.

Die Begeisterung der Beteiligten kommt in einem Gedicht zum Ausdruck, das der Frankfurter Bürger Dr. Jordan während des Festzugs verfaßte, worin es u.a. heißt:

 

Dies Fest, dem Volk entquollen,
Es zeigt uns, was wir wollen,
Das können wir zuletzt;
D’rum wird, wie noch kein Kaiser,
Ein Dichterheld und Weiser
Heut’ auf den Thron gesetzt.

 

Frau Gilbert hatte Farbdarstellungen des Festzuges aus einem Buch aus dem Jahr 1860 mitgebracht. Dort ist auch das Frankfurter Schiller-Denkmal von Johannes Dielmann zu sehen. Für die Feier 1859 war nur ein Gipsmodell verfügbar, wenige Jahre später wurde das eigentliche Monument auf dem repräsentativsten Platz der Stadt, der Hauptwache, aufgestellt. Gertrud Gilbert engagiert sich heute in einer Bürgerinitiative, die sich dafür einsetzt, das Schiller-Denkmal, das derzeit an einem weniger schönen und zentralen Ort steht, wieder an die Hauptwache zu verlegen. Sie endete ihren Vortrag mit Schillers Gedicht Die Hoffnung.

Zum krönenden Abschluß des Schillerfestes folgte die Aufführung der „Ode an die Freude“, dem Schlußsatz aus Ludwig van Beethovens Neunter Sinfonie. Der eigens aus Berlin angereiste Chor der LaRouche-Jugendbewegung (LYM), unterstützt von drei Instrumentalmusikern, sang das anspruchsvolle Stück unter der Leitung von Benjamin Lylloff und begeisterte die Zuhörer.

Im Anschluß an das offizielle Programm wurde noch eine Stunde lang bei Wein und Gebäck weiter diskutiert und gefeiert. Die allgemeine Stimmung brachte eine Teilnehmerin zum Ausdruck, die meinte: „Schiller muß mehr gelesen und gefeiert werden - auch wenn es gerade kein runder Geburtstag ist!“

wh

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Schiller-Feier in Berlin: Die Kultur der Zukunft
- Neue Solidarität Nr. 49/2009
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