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Neue Solidarität
Nr. 43, 21. Oktober 2009

Der LaRouche-Plan zur Rettung der Weltwirtschaft

Von Lyndon LaRouche - Erster Teil

Die folgende Schrift erschien im englischen Original am 30. September 2009; wir veröffentlichen sie in mehreren Teilen.

Im Juni 1987 habe ich wiederholt öffentlich vorausgesagt, wenn nicht im Sommer des gleichen Jahres bestimmte Abhilfemaßnahmen ergriffen würden, käme es in den ersten Oktoberwochen zu einer mit 1929 vergleichbaren Börsenkrise. Dies trat dann genauso und zu dem Zeitpunkt ein, wie ich es vorhergesagt hatte.

Heute, kurz vor dem Oktober 2009, tritt der gesamte Planet Erde in die „Countdown“-Phase einer schon seit einiger Zeit lauernden internationalen wirtschaftlichen Zusammenbruchskrise ein, die noch weitaus gefährlicher wäre als selbst das neue finstere Zeitalter im Europa des 14. Jahrhunderts. Wenn nicht jetzt Maßnahmen zu ihrer Unterbindung ergriffen werden, würde daraus eine allgemeine Zusammenbruchskrise des gesamten Planeten entstehen, eine Periode tödlicher Krisen, die nach realistischer Einschätzung über eine Zeit von zwei oder mehr Generationen anhalten würde.

Der Prozeß, der von den Entwicklungen damals im Oktober 1987 in die jetzige, weitaus größere Gefahr geführt hat, war die Folge von zwei Ereignissen während dieser Krise vor mehr als 20 Jahren: erstens die Ernennung Alan Greenspans zum Vorsitzenden der Federal Reserve, und zweitens Greenspans verheerende Entscheidung, den Schwindel der sogenannten „Finanzderivate“ zu legalisieren.

Heute muß dieser entscheidende Augenblick im Herbst 2009 konkret auf die Zeit zwischen Juli und September 2007 zurückverfolgt werden, als für die ganze Welt bereits weit mehr als nur ein Börsenkrach „à la 1929“ begann, nämlich die entscheidende „Zusammenbruchsphase“ eines Weltwährungssystems, das von den Folgen von Greenspans großem Schwindel durchseucht war. Dieser Schwindel hat zu der jetzigen, höchst kritischen Phase eines drohenden gleichzeitigen Absturzes des gesamten Planeten in ein neues finsteres Zeitalter geführt. Wenn es nicht bald gestoppt wird, könnte dieses finstere Zeitalter in seinen Folgen letztlich weitaus schlimmer werden als das „neue finstere Zeitalter“ des 14. Jahrhunderts.

Die Zustände jetzt erfordern es, daß wir zurückblickend in der Finanzdepression der Wall Street vom Oktober 1987 den Zeitpunkt erkennen, von dem man bei dem Plan für eine sofortige Reform des gesamten Weltsystems sozusagen rückwirkend ausgehen muß.1

Indem wir uns strikt auf diesen entscheidenden Wendepunkt des Crashs vom Oktober 1987 konzentrieren, vermeiden wir weitestgehend die Herkulesarbeit, zu versuchen, die realwirtschaftlichen Folgen der Fehler aus der noch früheren Zeit vor dem Oktober 1987 zu berichtigen.

Wir müssen uns damit zufriedengeben, nur soviel an unvermeidlicher Säuberung vorzunehmen, wie sich durch den Oktober 1987 abgrenzen läßt. Die einzige Ausnahme ist dabei, daß wir in der strategischen Politik der Vereinigten Staaten zu der verfassungsmäßigen Sicht und Zukunftsperspektive aus der Zeit unmittelbar vor den Entwicklungen des 13. April 1945 (dem Tag nach Präsident Roosevelts Tod) zurückkehren müssen. Weitere geplante Verbesserungen der praktizierten Theorie sind notwendig, doch diese müssen im wesentlichen solange vertagt werden, bis die wesentlichsten ersten Rettungsmaßnahmen sicher unter Dach und Fach gebracht worden sind.

Es folgen nun die Kernpunkte des unmittelbar erforderlichen Aktionsplans für eine umgehende wirtschaftliche Erholung unseres Planeten. Die unmittelbare Aufgabe ist hier, die übergreifende Dynamik zu beschreiben, die heute als Grundlage für die kurz- bis mittelfristige Gestaltung der Politik in der stürmischen unmittelbaren Zukunft der Menschheit dienen muß.

Ein Vorwort:

Der Umriß des Rettungsplans

Die ganze Welt ist nun in einen allgemeinen Zusammenbruchsprozeß der Weltwirtschaft eingetreten, der, wenn er nicht sehr bald korrigiert wird, über eine längere Periode - für die nächste Generation oder länger - völkermörderische Folgen für die Volkswirtschaften in allen Teilen dieser Welt nach sich zöge.

Nähme diese heraufziehende Katastrophe weiter ihren Lauf, wäre die Folge ein baldiger Absturz in ein sehr tiefes und langes neues finsteres Zeitalter nicht nur für einige, sondern für alle Nationen und Regionen dieses Planeten. Solange das heutige monetaristische Finanzsystem beibehalten wird, ist eine wirtschaftliche Erholung der führenden und aller anderen Nationen des Planeten unmöglich. Jedes Gerede von einer mehr oder weniger spontanen Erholung des jetzigen monetaristischen Systems irgendwann in der Zukunft ist entweder gelogen oder reines Wunschdenken.

Der Schlüssel zu dem Verständnis, warum und wie ein realistischer Plan zur präventiven Rettung der Nationen vor einer solchen heraufziehenden Katastrophe verfolgt werden kann, liegt in dem Verständnis, daß es absolut vordringlich ist, das jetzige weltweite Währungssystem abzuschaffen und umgehend durch ein weltweites Kreditsystem im Sinne der ursprünglichen Absicht der amerikanischen Verfassung zu ersetzen. Das Vorbild für ein solches System wäre der bewährte Präzedenzfall des in der US-Verfassung verankerten „Hamiltonischen“ Prinzips.

Jede gegenteilige Politik wäre ein todsicheres Rezept für den höchstwahrscheinlich sehr schnellen Eintritt eines langanhaltenden neuen finsteren Zeitalters für alle Völker und Nationen.

Unter einer solchen unabdingbaren Hamiltonischen Reform, wie sie im Kern der amerikanischen Verfassung angelegt ist, würden alle betrügerischen monetaristischen Schulden, die seit dem politisch hochbedeutsamen Mord an Präsident John F. Kennedy angehäuft wurden, annulliert werden. In dem derzeitigen globalen Notstand muß man vor allem Wert darauf legen, die heutigen betrügerischen Praktiken auf den internationalen Finanzmärkten umgehend zu beenden. Grundlage dieser Reform ist das moralisch gerechtfertigte Vorgehen, alle diejenigen rein nominellen, weitgehend spekulativen finanziellen Ansprüche, die nicht dem Glass-Steagall-Standard für Geschäftsbanken entsprechen, zu streichen. Diese inzwischen historische Glass-Steagall-Reform der Roosevelt-Ära hat sich - bei allen anderen Problemen - in der ihr zugedachten Funktion zum Schutz unseres Bankenwesens außerordentlich bewährt, bis Larry Summers mit seinen bekannten bösartigen Intrigen das Gesetz zu Fall brachte.

Das Britische Empire hat zusammen mit den elenden Behavioristen im Umkreis der jetzigen Regierung Obama und über den Einfluß des früheren britischen Premiers und schamlosen Lügners Tony Blair auf diese Regierung erreicht, daß die Vereinigten Staaten, die sich bereits im Juli 2007 am Rand eines nationalen Notstands befanden, jetzt ein hoffnungslos bankrotter Trümmerhaufen werden. Dem dienten z.B. das gesamte Vorgehen von Leuten wie dem Abgeordneten Barney Frank und anderen im September 2007 und das fortgesetzte Zerstörungswerk unter der Regierung Obama bis auf den heutigen Tag.

Der Reinigungsvorgang zur Beseitigung jenes fremden britischen Einflusses, der besonders nachhaltig unter den Präsidenten George W. Bush jun. und Barack Obama deutlich geworden ist, muß solange weitergehen, bis wir die im Kern imperialistischen, vermeintlich legalisierten Währungssysteme dieser Welt beseitigt und statt dessen ein Konzert kooperierender nationaler Kreditsysteme unter einer wachsenden Mehrheit souveräner Nationalstaaten eingerichtet haben.

Letztere Reform wird uns die Möglichkeit verschaffen, die Realwirtschaft der Welt mit Hilfe eines Systems langfristiger Kreditvergabe wiederzubeleben. Ein System fester Wechselkurse zur Vergabe langfristiger Kredite wird dazu dienen, physisches Wirtschaftswachstum wiederherzustellen. Dieses Ziel läßt sich erreichen, wenn man international innerhalb eines Grundzinsrahmens von 1,5-2 Prozent arbeitet und strikt einem Kreditsystem fester Wechselkurse folgt, wie es die entsprechenden Bestimmungen der US-Bundesverfassung implizit vorsehen. Das gilt für alle wichtigen Kategorien langfristiger Kredite zur Aufstockung des Realkapitals. Dieses System mit grundsätzlich festen Wechselkursen muß von weiteren Eingriffen durch typische Wucherpraktiken sämtlicher monetärer Systeme, allen voran dem des Britischen Empire, befreit sein.

Das Ergebnis dieser absolut vordringlichen Reform muß also ein neues Weltkreditsystem sein, in dem Sinne, wie die US-Verfassung ein Kreditsystem im Gegensatz zu allen bloßen Währungssystemen definiert. Dies ist zwar in der Bundesverfassung der Vereinigten Staaten vorgesehen, aber gegen diese Vorgabe wurde in jüngerer Zeit, seit Alan Greenspan Paul Volcker als Vorsitzenden der Federal Reserve ablöste, in der schrecklichsten Art und Weise verstoßen. Die erneute praktische Umsetzung dieser Verfassungsbestimmung, daß die USA kein Währungssystem, sondern ein Kreditsystem haben, sollte über Vertragsvereinbarungen mit anderen Nationen verbunden werden. Grundlage dieser Vereinbarungen wäre das gemeinsame Ziel fester Paritäten zwischen den Mitgliedsländern eines Systems, welches sich nach anerkanntem Völkerrecht aus vollkommen souveränen Nationalstaatsrepubliken zusammensetzt, die sich auf ein Kreditsystem anstelle eines Währungssystems geeinigt haben.

Um dieses sichere Land zu erreichen, sind einige entscheidende Hürden zu überwinden. Die Initiative dazu muß von einer kooperierenden Gruppe der mächtigsten Nationen der Welt ausgehen: den Vereinigten Staaten von Amerika, Rußland, China und Indien. Man wird aber auch andere zustimmende Nationen als wichtige Partner und Teilnehmer an dem neuen internationalen Kreditsystem hinzuziehen, wenn sie ihre Wirtschaftstätigkeit auf die Funktionen eines Kreditsystems statt auf die eines Währungssystems abstellen.

Ziel dieser Reform wäre von Anfang an die Rückkehr zu zunehmend kapitalintensiven und energieflußdichten Methoden in Landwirtschaft, Industrie und der grundlegenden wirtschaftlichen Infrastruktur sowie einer nationalen Gesundheitsversorgung entsprechend dem historischen Hill-Burton-Standard in den USA. Das ist der Maßstab für die Steigerung der physischen Arbeitsproduktivkraft pro Kopf und pro Quadratkilometer in und zwischen den Nationen der Welt.

Es gibt drei wichtige strategische Gründe, warum nur ein Vier-Mächte-Abkommen zwischen den USA, Rußland, China und Indien den Kern der initiierenden Gruppe bilden kann.

Erstens: Offensichtlich wäre die Lage für die Menschheit jetzt hoffnungslos, wenn nicht Nationen einen Machtblock bilden, der stark genug ist, die vom Britischen Empire ausgehenden Gefahren für eine solche Reform zu überwinden.

Zweitens: Durch den Niedergang West- und Mitteleuropas unter dem Euro mit den von Premierministerin Margaret Thatcher, Präsident François Mitterrand und Präsident George Bush sen. diktierten Bedingungen wurden die nationale Souveränität und die Volkswirtschaften in einem Maße zerstört, daß dieser Teil Europas derzeit völlig unfähig ist, die Einleitung kompetenter Reformen der erforderlichen Art zu bewirken. Erst wenn dem britischen Imperialsystem „das Rückgrat gebrochen ist“, kann auf der Welt endlich wieder eine freiere Atmosphäre herrschen und man kann Greuel wie den „Euro“ wieder abschaffen.

Drittens: Betrachtet man die asymmetrischen Eigenschaften dieser vier führenden, legitimen Weltmächte sowie anderer Nationen, die sich wahrscheinlich umgehend anschließen werden, so verkörpert diese konzertierte Aktion einerseits einen Großteil der Bevölkerung und Landfläche der Welt, andererseits aber auch Unterschiede, die schon an sich eine relative Universalität des wirklichen gemeinsamen Interesses dieser vier und anderer initiierender Mächte sicherstellen.

Außerdem wären alle Bemühungen, an der nicht die Vereinigten Staaten an führender Stelle beteiligt sind, eine Medizin, die noch schlimmer wäre als die Krankheit. Ohne die inhärent auf ein Kreditsystem gestützten Vorgaben der US-Bundesverfassung würden sich alle Reformbestrebungen anderer Länder am Ende als gescheiterter Therapieversuch erweisen, der die Krankheit noch verschlimmert.

Wenn man sich für diese Vorgehensweise zur Einleitung der dringend erforderlichen globalen Reform entscheidet, ist das Ziel die Beseitigung der falschen Strategien und Methoden, die ganz typisch mit dem Vereinigten Königreich als dem zentralen Instrument des imperialen monetaristischen Systems verbunden sind. Dieses System, das implizit durch den Pariser Frieden vom Februar 1763 formell eingerichtet wurde, schuf eine Form imperialistischer Tyrannei, wie sie seit der Zeit der Peloponnesischen Kriege die traditionelle Form des Imperialismus aller wichtigen Seereiche von der Antike bis zur Neuzeit gewesen ist.

Der Monetarismus seinerseits ist die Hauptquelle der Praktiken, welche die Beziehungen zwischen den Völkern und Nationen dieser Welt auf einen Zustand moralischen Verfalls absinken ließen, der als solcher schon ein Verbrechen an der ganzen Menschheit darstellt.

Bei diesem Verbrechen sind das imperialistische Vereinigte Königreich und seine monetaristischen Raubtierverbündeten in den letzten Jahrhunderten die Hauptverfechter imperialistischer Unterdrückung gewesen.

Schon die Idee eines internationalen Währungssystems, das von privaten Finanzinteressen außerhalb bzw. sogar über vermeintlich souveränen Nationalstaaten beherrscht wird, ist eine explizit imperialistische und räuberische Form des Bösen. Es war die Quelle der systematischen bösartigen Machenschaften, mit denen die USA seit Präsident Franklin Roosevelts Tod unterwandert wurden und alte wie neuere Formen imperialistischer bzw. kolonialistischer Kontrolle über eine Vielzahl von Nationen dieser Erde fortgesetzt wurden. Die Vereinigten Staaten leiden gegenwärtig ganz besonders unter den Folgen.

Eine ehrliche und kompetente Debatte über die systemischen Mißbräuche in der Geschichte neuzeitlicher monetaristischer Systeme wäre gar nicht möglich, bevor das monetaristische System selbst aus den vorherrschenden Wirtschaftssystemen der Welt ausgemerzt wurde.

Auch wenn heutzutage verbreitet bloße Chronisten isolierter Fakten an die Stelle echter Historiker getreten sind, ist es für Staatsführer und andere wichtig, aus der Geschichte heraus zu erkennen, daß der einzige wirkliche Imperialismus auf der heutigen Welt das Britische Empire in seiner heutigen Form ist. Es ist die Inkarnation eines monetaristischen Weltsystems, das mit dem Schwindel des „Freihandels“ ganze Länder räuberischen Finanzhaien ausliefert, die von Beschränkungen nominell souveräner Regierungen weitgehend frei sind.

So ist das Britische Empire zum Beispiel kein Imperium der britischen Bevölkerung, sondern ein Nest freibeuterischer beteiligter Mächte, die die Nationen und Völker der Welt in der mittelalterlichen und neuzeitlichen Tradition Venedigs beherrschen und mißbrauchen, nur daß sie dazu heute die Postanschrift der Londoner Threadneedle Street (Sitz der Bank von England) und des Buckingham Palace benutzen.

Man kann ohne weiteres sagen, daß keine Nation über wirkliche Souveränität verfügt, solange sich in ihr der imperiale Freihandel eines monetären Systems breitmachen darf, ganz besonders, wenn ein solches System dem Mechanismus der Globalisierung dient.

Die Tradition sämtlicher Imperien, deren Ursprung auf die Seemächtetradition des Mittelmeerraums seit dem Peloponnesischen Krieg zurückgeht, besteht darin, daß ein übergreifendes Reich über Königreiche und andere politische Gebilde herrscht, und das war und ist in Europa und darüber hinaus - mit einigen Veränderungen in Tracht und Mundart - bis auf den heutigen Tag der Fall. Nur Nationen, die über souveräne Kreditsysteme verfügen und nicht den von monetaristischen Institutionen erlassenen Regeln unterworfen sind, sind wirklich freie Nationen; die übrigen sind eigentlich nur die Beute der Monetaristen. In der schlimmsten, heimtückischsten Form imperialer Tyrannei unterwirft sich das Opfer sogar selbst, indem es wie im Rausch den sogenannten „Freihandel“ anbetet. Auf eben diese Weise wurden die Vereinigten Staaten und ihre Bürger immer wieder und immer mehr vom Britischen Empire mißbraucht, besonders seit dem Tag, als Präsident Franklin Roosevelt am 12. April 1945 starb.

Die vermeintliche Alternative, die Aussicht auf ein weiteres Leben unter irgendeiner anderen Form des Monetarismus, wer oder was immer daran beteiligt sein mag, wird dazu führen, daß eine solche Medizin weitaus schlimmer als die Krankheit ist. Damit will ich betonen, daß der Monetarismus in jeder Form eine Krankheit ist, die für die Zivilisation weltweit tödlich enden würde, wenn man versuchte, die Bedingungen der heutigen, konjunkturellen, globalen Zusammenbruchskrise zu erhalten.

Zugegebenermaßen sind viele einflußreiche Kreise der Meinung, die von mir geforderten Reformen seien, wenn überhaupt jemals durchsetzbar, nur eine weit entfernte Möglichkeit. Bei dieser falschen Sichtweise wird die Realität übersehen, weil man die gewohnten, gängigen Modeerscheinungen für die Stimme der Ewigkeit hält. Der Fehler liegt in der Unkenntnis eines bestimmten höheren Prinzips: der sozialen Dynamik hinter einem Verhalten, das alle Übereinkünfte gesellschaftlicher Gepflogenheiten umstößt, wie der Dichter Percy Bysshe Shelley am Ende seiner Verteidigung der Poesie betont hat. Wenn die von mir beschriebenen Reformen nicht sehr bald umgesetzt werden, muß man daran zweifeln, ob die Zivilisation, wie wir sie bisher kannten, weiterexistieren kann. In jeder schweren Krise neigen die Menschen dazu, nach einer Alternative zu suchen, mit der die Zivilisation überlebt. Das Weltwährungssystem ist aber unter den derzeitigen globalen Bedingungen kein Patient, der geheilt werden muß, sondern die tödliche Krankheit, die eingedämmt und ausgemerzt werden muß. Deshalb sollten alle noch bestehenden Vertragsvereinbarungen, die tendenziell diese dringend erforderliche Reform verhindern oder erschweren, vorbeugend beseitigt werden, weil der damit verbundene Interessenkonflikt eine solche Abhilfe vorschreibt.

Dabei müssen alle wirtschaftspolitischen Praktiken, die man jetzt als unmoralisch oder töricht betrachten muß, weil sie Ausdruck monetaristischer Systeme sind, vom Tisch, ob sie relativ jüngeren Datums sind oder uralt wie das Gewerbe der Prostitution selbst.

Eine Reform in der Art des Glass-Steagall-Gesetzes für das Geschäftsbankwesen unter Präsident Franklin Roosevelts Regierung muß heute in den USA wieder eingeführt werden und als Ausgangspunkt für die Einleitung einer allgemeinen Erholung der Weltwirtschaft dienen.

Ohne ein solches Vorgehen ist es unmöglich, den wertlosen und überdies nur durch Betrug angehäuften Finanzmüll - wie sämtliche Finanzderivate - aus dem Weg zu räumen. Es wäre unmöglich, private Bankinstitute eines regulierten Geschäftsbankwesens wiederherzustellen, auf die man zur Einleitung einer allgemeinen wirtschaftlichen Erholung mittels der Mechanismen eines geordneten Systems öffentlicher Kreditvergabe angewiesen ist. Diese Wiederherstellung der Glass-Steagall-Vorschriften für Geschäftsbanken und verwandte Institute in den Vereinigten Staaten nach den Prinzipien des US-Verfassungsrechts muß unmittelbar erfolgen und teilweise auch rückwirkend sein, wo erkennbar ist, daß es ein schrecklicher moralischer Fehler war, diese Bestimmungen überhaupt aufzuheben.

Im Fall der USA selbst müssen wir für die sofortige Wiederherstellung eines sauberen Geschäftsbankenwesens sorgen, weil es sonst unmöglich wäre, die unverzichtbare Plattform für ein System privater Geschäftskredite zu schaffen. Ohne dieses mangelte es an Möglichkeiten, staatliche Kredite wirksam einzusetzen, um betroffenen Bundesstaaten und Kommunen zu helfen, und das System ließe sich nicht wieder zu jener Wirtschaftskraft erheben, die durch die Katastrophen infolge der inkompetenten Wirtschaftspolitik von 1987-2009 verlorengegangen ist.

Diese systematische Inkompetenz begann schon vorher seit den internationalen sogenannten „Reformen“ an den Bretton-Woods-Vereinbarungen von Februar-März 1968 bis zur endgültigen Zerstörung der letzten Überreste des Bretton-Woods-Systems 1971-72. Diese Zerstörung des Bretton-Woods-Systems durch die Regierung Nixon und der große saudisch-britische Ölschwindel, der kurz darauf folgte, haben die Amerikaner immer mehr in britische Sklaven verwandelt.

„Recht auf Leben“ als Wirtschaftswissenschaft

Damit kommen wir zur Frage der wahren Natur menschlichen Verhaltens.

In all diesen und verwandten Fragen steht der Begriff Gleichheit im wesentlichen im Dienst der gesellschaftlich notwendigen Menschenrechte des einzelnen. Die Verfassung der USA formuliert dies im spezifisch Leibnizschen Sinne als Recht des einzelnen auf Leben, Freiheit und das Streben nach Glückseligkeit. Dieses Grundprinzip jeder moralischen Gesetzgebung ist bereits in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung von 1776 angelegt und dann in der Präambel der amerikanischen Bundesverfassung grundlegend bestätigt.

Wegen des korrumpierenden Einflusses britisch-imperialer „Behavioristen“ und ähnlicher Unmoral seit dem typisch liberalen „Zeitalter des Sittenlosigkeit“, das mit dem britischen Premier Walpole und der Südseeblase und anderen derivatähnlichen Finanzschwindeln verbunden war, sei in der Hinsicht folgendes hervorgehoben.

Man muß betonen, daß die Rechte des menschlichen Individuums sich auf diejenigen Aspekte seiner Existenz beziehen, die sich funktionell danach definieren, daß das Leben des einzelnen einen dauerhaften Nutzen für die Gesellschaft bedeutet, selbst nachdem er schon gestorben ist. Dies muß die Form annehmen, daß die Beiträge durch nützliche Erfindungen und kulturelle Fortschritte, Entdeckungen oder Verbesserungen auch noch nach dem Tod des Menschen, der diesen Beitrag geleistet hat, in den Grundlagen der Gesellschaft als besondere Klasse von Ideen wirksam weiterleben. Damit sei betont: Die Rechte und Fähigkeiten der menschlichen Persönlichkeit, die bei den Tieren fehlen, sind - im Sinne des theologischen Konzept der Gleichzeitigkeit der Ewigkeit - mit der Unsterblichkeit des menschlichen Individuums in der Noosphäre verbunden, eine funktionell andere und höhere Seinsqualität als die des vorher lebenden Körpers der verstorbenen Person zu ihren Lebzeiten.2

Um dies zu verdeutlichen, sei auf folgendes hingewiesen: Große Denker und andere mögen zwar einzigartige Beiträge zur Entdeckung eines oder mehrerer gültiger Prinzipien geleistet haben, doch die Möglichkeit für solche Leistungen gründet sich nicht auf einige Einzelaspekte des Individuums als solchem, sondern auf einen unsterblichen, beständigen Entwicklungsprozeß der ganzen menschlichen Kultur, innerhalb dessen sich die einzelnen Akte der Mitwirkung an diesem Entwicklungsprozeß mehr oder weniger einfach verfolgen lassen. Für den Fall der neuzeitlichen europäischen Naturwissenschaft etwa geht dies zurück auf die antike Sphärik der Pythagoräer und Platons sowie die antiken Anhänger dieser fortdauernden intellektuellen Strömung bis zum Wiederaufleben dieses Vermächtnisses etwa durch Dante Alighieri und die Anhänger jenes Kardinals Nikolaus von Kues, dessen Werk den Ausgangspunkt der gesamten kompetenten Naturwissenschaft in der europäischen Kulturgeschichte bildet.

Wenn man rein kinematische Vorstellungen von Ursache und Wirkung ablehnt und statt dessen von einer solchen unsterblichen Kontinuität eines fortschreitenden schöpferischen Entwicklungsprozesses der Menschheit wie auch unseres Universums ausgeht - Entwicklung als dynamischer Prozeß -, dann definiert dies einen Prozeß, der auf diese Weise die weiterlebenden, ständig erneuerten Beiträge wahrer Genies über Zeiträume von Jahrhunderten bis Jahrtausenden umspannt.

Eine solche Sicht definiert den individuellen menschlichen Geist implizit als integralen Bestandteil eines anhaltenden, eigentlich unsterblichen, schöpferischen Prozesses. Im Verlauf der Dynamik eines solchen schöpferischen Prozesses wird der einzigartige souveräne, dem schöpferischen Individuum eigene Entdeckerimpuls deutlich, der das Unsterbliche des kreativen Menschen vom Leben der Tiere unterscheidet. Der Unterschied ist offensichtlich für jeden entwickelten Geist, der die wahre Bedeutung des Dynamik-Prinzips verstanden hat, das alle wahren menschlichen Fortschritte als Kategorie zusammenfaßt und als Verbindung zwischen wahrer Wissenschaft und der Komposition und Darstellung klassischer Kunst definiert.

Diese Klarstellung ist entscheidend, um die Alternative zu den verbreiteten, verkommenen intellektuellen Strömungen von heute zu verstehen. Dies muß auch deshalb besonders betont werden, weil sich der Einfluß des Behaviorismus und verwandter existentialistischer Kulte in einem Maße ausgebreitet hat, daß inzwischen das Recht auf Leben in übelster Weise in Abrede gestellt wird, insbesondere im Zuge der nazi-ähnlichen, britischen (d.h. Tony Blair) Gesundheitsgesetze in den USA. Diese unmoralische Politik beruht auf einer Gleichgültigkeit gegenüber dem Heiligen des Menschen. Ein solches kriminelles, sogar offen satanisches „Keulen der Menschenherde“, das der behavioristischen Ideologie der Nazis wie der Briten entspricht, macht es erforderlich, daß wir mit aller verfügbaren Kraft dieses intellektuelle Menschenrecht verteidigen. Das moralisch verkommene, wilden Tieren verwandte Menschenbild der Existentialisten, das unter jedem vernünftigen menschengemachten Gesetz gegen ein zutiefst heiliges Menschenrecht verstößt, darf nicht toleriert werden.

Die tiefere Bedeutung hiervon ist als Thema dem Einleitungskapitel dieses Aufsatzes zugewiesen.

Daraus folgt, daß wir im Namen der vergangenen, heutigen und zukünftigen Menschheit diese dringende Aufgabe wieder aufgreifen müssen: die Menschheit aus der Enge und Unbeständigkeit einer ewigen Gefangenschaft in den gefängnisähnlichen Grenzen unseres derzeitigen Heimatplaneten zu befreien. Wir müssen der Menschheit den Freiraum verschaffen, in der Gleichzeitigkeit einer physikalisch relativistischen Ewigkeit zu leben - einem zukünftigen Zustand, den wir als eine bewußt geschaffene relativistische physikalische Raumzeit unter den Konstellationen unseres Universums auffassen sollten. Das ist angemessen für uns als Menschen, deren Berufung es ist, als Mann oder Frau im Abbild und Dienste des Schöpfers zu wirken.


Anmerkungen

1. Entgegen den inhärent inkompetenten, aber dennoch üblichen statistischen Methoden der Wirtschaftsvorhersage beruht der Entwicklungstrend zu jedem Augenblick innerhalb eines zeitlichen Ablaufs auf einer Kombination von Ereignissen, deren Messungen zu einer Gesamtwirkung zusammengefaßt werden müssen, die als Potential zu messen ist. Zu dieser Kombination gehört eine kausale Grundlage in früheren Entwicklungen ebenso wie auch die realistische Erwartung von Entwicklungen in der Zukunft. Kurz, es geht um eine dynamische Untersuchung in dem Sinne, wie Gottfried Wilhelm Leibniz Dynamik in der Neuzeit definierte, als er die wissenschaftlichen Anmaßungen des törichten René Descartes demolierte, womit auch dessen behavioristische Nachfolger wie Adam Smith und Jeremy Bentham widerlegt sind.

2. Besonders sei bei diesem grundsätzlichen Argument auf die Bedeutung des Konzepts einer Persönlichkeit des „Typs B“ hingewiesen, wie ich sie in meinem Aufsatz „The Science of Physical Economy“ (Die Wissenschaft der physischen Ökonomie), abgehandelt habe (Executive Intelligence Review, Vol. 36, Nr. 36, 18.9.2009, im Internet unter www.larouchepub.com).

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Schriften von Lyndon H. LaRouche 1981-2006
- Internetseite des Schiller-Instituts
Was Lyndon LaRouche wirklich sagt
- Internetseite der Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo)
Internetseite des LaRouche-Aktionskomitees
- in englischer Sprache