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In der Financial Times vom 25.-26. September verlangt ein unsigniertes Editorial mit dem Titel „Malthus Redux“ einen neuen Anlauf für Bevölkerungskontrolle im Namen von Thomas Malthus. Unter anderem wird eine kürzliche Studie zitiert, die der „Optimum Population Trust“ von der London School of Economics, dem Mekka der weltweiten ,liberalen’ Ökonomenzunft, hatte erarbeiten lassen:
„Zu lange war Bevölkerungskontrolle kein Teil der internationalen politischen Debatte. Die Politiker zögerten aus mehreren Gründen, sich dieses Themas anzunehmen. Einer davon ist die Angst vor den mächtigen religiösen Lobbies, die gegen Empfängnisverhütung sind. Ein anderer ist das unglückliche Erbe einiger überenthusiastischen Kampagnen für Familienplanung, wie in Indien in den siebziger Jahren. Jedoch kommen mehrere Faktoren zusammen, die ,Familienplanung’ wieder auf die globale Agenda setzen, wo sie hin gehört. Der dringendste ist der Klimawandel.“
Der effektivste Weg, Kohlendioxidemissionen zu reduzieren, sei Bevölkerungskontrolle. Diese Politik solle freiwillig stattfinden, aber immerhin sei das jetzt, so meint die FT, mit Obama leichter durchzusetzen als mit Bush.
In einem Leserbrief gab es Protest gegen die absurden Forderungen der FT:
„Sir, ist wirklich irgend etwas Positives von der Anwendung der Ideen des Thomas Malthus auf Bevölkerungswachstum und Klimawandel zu erwarten? Der Ökonom des 18. Jh. verursachte Panik mit seiner Prognose, eine wachsende Bevölkerung würde die Fähigkeit, mehr Nahrung zu produzieren, übertreffen und zu einem Desaster führen. Er lag völlig daneben, weil er nicht verstand, daß technologische Fortschritte es erlauben, die Produktion schneller zu steigern als das Bevölkerungswachstum.“ Malthus sei auch gegen Armutsbekämpfung gewesen, weil er Not und Elend („the ,killing frost’ of poverty“) als notwendige Form der Bevölkerungskontrolle betrachtete.
In dem ursprünglichen Artikel hatte es geheißen, es sei überhaupt „schwer, sich irgendeinen Aspekt des Lebens auf der Erde vorzustellen, der dadurch verbessert würde, wenn es mehr Menschen gäbe“. Gegenfrage: „Wie wäre es, würden Sie sich zuallererst mal selbst aus dem Verkehr ziehen, um damit zur Lösung des von Ihnen behaupteten Problems beizutragen?“
BüSo