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Aus der Neuen Solidarität Nr. 4/2009

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Wird der Gaza-Konflikt ausgeweitet?
Anglo-saudische Manipulationen könnten zum Weltkrieg führen.

Im Nahen Osten droht eine Ausweitung des Konfliktes über den Gazastreifen hinaus auf den Libanon, Syrien und den Iran. Dahinter stehen offenbar Provokateure, die aus Saudi-Arabien unterstützt werden und britischen Plänen dienen.

In einer Erklärung vom 7. Januar, nach dem Massaker der Israelischen Streitkräfte an palästinensischen Kindern im Rahmen der Invasion des Gaza-Streifens mit Bodentruppen, betonte Lyndon LaRouche, es handle sich „nicht länger um einen Konflikt im Gaza-Streifen“. LaRouche reagierte damit auf Kommentare, ein Waffenstillstand sei aufgrund der diplomatischen Bemühungen des UN-Sicherheitsrates schon bald zu erwarten.

„Das Wesentliche, woran man sich erinnern muß“, sagte LaRouche, „ist, daß dies nicht zuende gehen wird. Die Absicht war es, ein Feuer zu legen, daß man nicht löschen kann. Die daran beteiligten Parteien sind nicht dazu bereit, weder auf israelischer noch auf anderer Seite... Israel wurde massiv unter Druck gesetzt, dies zu tun.“

Er fügte hinzu: „Und natürlich tragen Cheney und Co., die am britischen Gängelband hängen, die volle Verantwortung dafür.“ Jeder, der etwas von Militärstrategie verstehe, wisse, daß Israels Angriff auf Gaza nicht den Zweck habe, dort etwas zu erreichen. Es gehe vielmehr darum, eine globale Krise auszulösen, um Vorwände für die Ausweitung des Krieges in der Region und den Einsatz der Kräfte zu schaffen, die helfen würden, ihn auszuweiten.

Die anglo-saudischen Kräfte, vor denen LaRouche warnte, waren zur Hand, um diesen Dienst zu leisten.

Eine saudische „Fatwa“

Führende saudische Kleriker leisteten dazu Ende Dezember ihren Beitrag, wie z.B. Scheich Awadh Al-Garni, der eine Fatwa erließ, in der die Moslems dazu aufgerufen wurden, das Blut von Israelis in aller Welt zu vergießen, als Rache für den israelischen Angriff auf Palästinenser in Gaza. „Alle israelischen Interessen, und alles, was mit Israel verbunden ist, sind ein legitimes Ziel für Moslems überall... Sie sollten Ziele werden. Ihr Blut sollte vergossen werden, so wie das Blut unserer Brüder in Palästina vergossen wird. Sie sollten mehr Schmerz fühlen als unsere Brüder“, sagte Al-Garni. Ein weiterer saudischer Geistlicher, Salman Fahad Al-Oudeh (der Leiter des saudischen Internetdienstes Islamtoday.net) forderte die arabischen Staaten, insbesondere Saudi-Arabien und Ägypten, auf, die israelischen Aktionen „mit Taten, nicht nur mit Worten“ zu beantworten.

Diese Erklärung sollte als Signal an die saudisch-britisch geförderten Salafi-Terroristen verstanden werden, nicht nur gegen israelische Interessen loszuschlagen, sondern auch gegen die Interessen Amerikas und seiner Verbündeten.

Al-Qarni und Oudeh sind Teil einer mächtigen, 20-köpfigen Gruppe in Saudi-Arabien, die eine Schlüsselrolle bei der Ausgabe von Anweisungen und bei der Rekrutierung für Terroroperationen in aller Welt spielen. 1994 wurden die beiden von König Fahd inhaftiert, weil sie einen Aufruf des damals in London ansässigen Osama Bin Laden unterstützt hatten, das saudische Königreich zu „reformieren“. Diese Geistlichen wurden später freigelassen, nachdem sie mit der saudischen Königsfamilie vereinbart hatten, daß die saudische Regierung ihre Forderung nach einem Dschihad im Kaukasus, in Kaschmir und anderen Zielen britischer Operationen unterstützen würde, während sie als Gegenleistung die Königsfamilie mit Angriffen verschonen und sich statt dessen gegen den „Westen“, Rußland, China, Indien und andere Mächte richten würden, die angeblich islamische Minderheiten unterdrücken.

Im November 2004, nach der amerikanischen Invasion des Irak, schlossen sie sich einer Gruppe von 20 wahhabitischen Geistlichen an, die eine Fatwa erließen, in der zum bewaffneten Widerstand gegen die Amerikaner im Irak und alle, die mit ihnen kollaborieren, aufgefordert wurde. In die Kategorie der „Kollaborateure“ fielen nicht nur Angehörige der irakischen Regierung, der Polizei und der Streitkräfte, sondern auch alle Iraker, die ihrer Arbeit nachgingen und sich nicht am bewaffneten Widerstand gegen die US-Truppen beteiligten. Junge Leute aus Saudi-Arabien und anderen arabischen Ländern strömten nach dieser Fatwa in den Irak, um dort Selbstmordanschläge gegen irakische Zivilisten durchzuführen. Al-Kaida und andere Extremistengruppen im Irak nutzten diese und ähnliche Fatwas, um die schrecklichsten Verbrechen gegen irakische und ausländische Zivilisten zu rechtfertigen. Genau das wollen diese Geistlichen nun mit ihrer neuen Fatwa auf internationaler Ebene in Gang setzen.

Diese Entwicklung erfolgte inmitten von Warnungen, daß eine „dritte Kraft“ - also weder die palästinensische Hamas noch der Islamische Dschihad noch die schiitische Hisbollah im Libanon - diesen Konflikt zu einem globalen ausweiten könnten, indem sie andere Nationen zum Ziel von Terrorismus machen. Die Briten haben im Lauf ihrer imperialen Herrschaft eine Meisterschaft im Einsatz solcher „dritter Kräfte“ entwickelt, die man im Jargon der Aufstandsbekämpfung als „Countergang“ bezeichnet.

Kamen die Raketen von der Countergang?

Die Furcht, daß eine dritte Kraft Israel provozieren und ihm einen Vorwand zur Ausweitung der Gaza-Offensive geben würde, wurde Realität, als am 8. Januar Raketen aus dem Südlibanon Israel trafen. Die Hisbollah bestritt jegliche Beteiligung an dem Angriff, und tatsächlich hat sie sich enorm zurückgehalten, um nicht in den Konflikt hineingezogen zu werden. Eine neue, schiitische Countergang gegen die Hisbollah, die sich „Arabisch-Islamischer Majlis des Libanon“ nennt, gab am 7. Januar das Signal zum bewaffneten Widerstand bekannt. Am nächsten Tag - dem Tag, an dem die Raketen gegen Israel abgefeuert wurden - versetzte ihr Führer seine Miliz in Alarmzustand, um einer israelischen Invasion Libanons Widerstand leisten zu können.

Die Gruppe, die von London aus unterstützt wird und nur im Libanon, Saudi-Arabien und Großbritannien vertreten ist, behauptet, sie habe bereits 3000 Widerstandskämpfer gegen Israel rekrutiert.

Der „Arabisch-Islamische Majlis“ (mit Betonung auf „arabisch“, um sich, wie seine Führer erklärten, von den pro-iranischen Hisbollah zu unterscheiden), wird von Ajatollah Alsayed Mohammad Al-Huseini angeführt, und wurde im Oktober 2006  nach der israelischen Invasion des Libanon gegründet, als die Hisbollah die israelische Armee geschlagen hatte.

Al-Huseini reiste nach Angaben der Internetseite seiner Gruppe durch Kontinentaleuropa und Großbritannien, und hatte im Februar 2008 Treffen mit politischen Persönlichkeiten in London.  In einem Bericht, der am 15. September 2008 auf seiner Internetseite veröffentlicht wurde, wird ein Bild Al-Huseinis gezeigt, der vor einem Banner mit der Aufschrift „Dank an Saudi-Arabien, das Königreich der Güte und Humanität“.  Kontext des Bildes ist ein Brief Al-Huseinis an Prinz Nayef Bin Sultan, den Innenminister Saudi-Arabiens, in dem er diesem für die Unterstützung dankt, die dieser den „Wohlfahrtseinrichtungen“ gewährte, die vom Majlis betrieben werden.

Prinz Nayef ist ein großzügiger Unterstützer sunnitischer Gruppen im Libanon - insbesondere nach der Verhaftung saudischer Terroristen, die sich der palästinensischen Salafi-/Wahhabiten-Gruppe Fatah Al-Islam angeschlossen hatten, die im Mai 2007 in den palästinensischen Flüchtlingslagern gegen die libanesische Armee kämpft. Nayef vermittelte die Freilassung und Überstellung der saudischen Terroristen nach Saudi-Arabien.

Al-Huseinis Gruppe hat ihre Stützpunkte in der Stadt Tyrus und anderen Städten im Süden des Libanon, wo sie bestens positioniert ist und die notwendige Infrastruktur hat, um den Norden Israels anzugreifen.

Ein weiteres Indiz dafür, daß der Majlis an den provokanten Raketenangriffen auf Israel beteiligt war, ist ein Interview Al-Huseinis im saudischen Fernsehsender Al-Arabiya, das am 8. Januar ausgestrahlt wurde. Al-Arabiya.net berichtete, er habe den Beginn des arabisch-islamischen Widerstands ausgerufen, „an dem 3000 Mudschaheddin aus allen Zweigen des Militärs, der Logistik und des Zivilschutzes beteiligt sind.“ Er habe „seit der Ankündigung der Rekrutierungskampagne mehr als 1500 Beitrittsanträge aus den arabischen Golfstaaten erhalten“. Die neue Widerstandsbewegung „hat Mitglieder und Waffen in einer Menge, die den Freunden und Brüdern Freude und dem Feind Angst bereitet“. Es werde viele „Überraschungen“ geben, insbesondere hinsichtlich der Waffen, u.a. „die Aloroba-Rakete, die ein Produkt des Widerstands ist und außergewöhnlich sein wird“. Al-Huseini wird dem Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah ausdrücklich vor, er sei ein „iranischer Agent“ und kein libanesischer Patriot.

Nach der gescheiterten israelischen Invasion im Libanon im Sommer 2006 hatte US-Vizepräsident Dick Cheney Saudi-Arabien und andere mehrheitlich sunnitisch-arabische Staaten besucht, um eine sunnitisch-schiitische Konfrontation in Gang zu setzen. Seinem Plan zufolge sollten Saudi-Arabien, die Golfstaaten, Jordanien und Ägypten sich mit Israel gegen die Hisbollah, Syrien und den Iran verbünden, die als schiitische Achse betrachtet werden. (Die eigentlich ebenfalls sunnitische Hamas gilt in jüngster Zeit ebenfalls als Teil dieser Achse.) 2007 besuchte Cheneys „rechte Hand“ im Weißen Haus, Elliott Abrams, der 1991 wegen der Waffen- und Rauschgiftgeschäfte des Iran-Contra-Skandals verurteilt wurde, den Libanon, um die Hisbollah durch bürgerkriegsartige Auseinandersetzungen zu schwächen. Unbestätigten Geheimdienstberichten zufolge gehörte zu diesen Plänen die Bildung einer schiitischen „Countergang“ als Rivalen der Hisbollah. Das Ergebnis dieses Projektes, das von der Bush-freundlichen libanesischen Regierung Saad Hariris und Fouad Sinioras mit Waffen versorgt und von Saudi-Arabien finanziert werden sollte, ist, wie wir heute wissen, der Arabisch-Islamische Majlis.

Am 16. Mai 2006 schickte Al-Huseini einen Brief an Maryam Rajavi, die Führerin der britisch gesteuerten und von den USA geschützten iranischen Terrororganisation der Volksmudschaheddin, der er für ihre Unterstützung angesichts der iranischen Aktionen gegen seine Gruppe im Libanon dankte. Er bezeichnete sie in diesem Brief als „dschihadistische Schwester Maryam Rajavi“ und als gewählte Präsidentin der [iranischen] Republik, und sagte, der iranische Widerstand habe sie dazu erwählt, die Regierung in Teheran anzuführen.

Al-Huseini ist auch mit den Drusen im Libanon verbündet, deren Anführer Walid Dschumblatt einen Krieg der USA gegen die Hisbollah, Syrien und den Iran gefordert hat. Al-Huseini besuchte die geistlichen Führer der Drusen in der Al-Irfan-Stiftung am 7. Januar - genau dem Tag, an dem er zum bewaffneten Widerstand gegen Israel aufrief.

Iran reagiert anders als erwartet

Interessanterweise reagieren die Hisbollah, Syrien und der Iran ganz anders, als man es von ihnen gewohnt ist, und verhalten sich ruhig. Sie haben erkannt, daß mit dem Angriff auf Gaza weitergehende, globale strategische Ziele verfolgt werden, als Israels Regierung behauptet. Intensive diplomatische Schritte führender Iraner, wie dem Chef des Nationalen Sicherheitsrates Saeed Jalili und der frühere Sicherheitsberater und jetzige Parlamentspräsident Ali Laridschani, der Syrien besuchte und dort mit Vertretern der Hamas, des Islamischen Dschihad und der Hisbollah zusammentraf, veranlaßten diese Gruppen zur Zurückhaltung.

Einer der bemerkenswertesten Schritte war eine Rede des „Obersten Führers der Islamischen Revolution“ Ajatollah Chamenei am 8. Januar. Chamenei, einer der härtesten ideologischen Feinde Israels und Amerikas, verbot in dieser Rede, die er vor einer großen Menge in der iranischen Stadt Qom hielt, jedem Iraner jegliche Selbstmordanschläge gegen Israel oder israelische Interessen. Noch eine Woche zuvor hatte er die iranische Jugend dazu aufgerufen, sich als Freiwillige für den Kampf in Gaza zu melden. Daraufhin hatten die Extremisten-Gruppen, die den iranischen Präsidenten Ahmadinedschad unterstützen, 70.000 Freiwillige registriert. Diese Rekruten sammelten sich an den iranischen Flughäfen und forderten, nach Syrien oder in den Libanon geflogen zu werden, um dort den Kampf gegen Israel aufzunehmen.

Angesichts dieses Drucks erließ Chamenei, dessen Wort im Iran Gesetzeskraft hat, sein Verbot. In seiner Rede in Qom sagte er der Menge, er danke ihr sehr, aber den Palästinensern sei mit „politischem und öffentlichem Druck auf Israel“ mehr geholfen als durch die Macht der Waffen. Chamenei warnte das iranische Volk und die anderen Völker in der Region auch: „Ihr solltet euch über die verborgenen Aspekte der zionistischen Verschwörung im Klaren sein, die hinter der Tragödie in Gaza steckt. Das Hauptziel des internationalen Imperialismus hinter diesen Verbrechen in Gaza ist es, den Elementen des Widerstands in der gesamten Region ein Ende zu bereiten und die enormen Ressourcen des Nahen Ostens zu beherrschen.“ Er forderte das Volk auf, „dieses verborgene Ziel kennenzulernen und in angemessener Weise darauf zu reagieren.“ Chamenei sagte nicht, welche Methoden dazu verwendet werden sollten, aber anders als bei früheren Gelegenheiten sprach er nicht von bewaffnetem Widerstand.

Die mit Bush und Cheney verbündeten anglo-saudisch-israelischen Provokateure sind nun bloßbestellt, aber man sollte nicht ausschließen, daß es in Israel oder anderswo zu blutigen Terroranschlägen kommt, die immer noch zu einer Globalisierung des Konfliktes führen können.

            Hussein Askary

Lesen Sie hierzu bitte auch:
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