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In ihrem Internetforum am 21. August stellte die Kanzlerkandidatin der Bürgerrechtsbewegung Solidarität, Helga Zepp-LaRouche, dem faschistischen Denken hinter der Gesundheitspolitik der Regierung Obama eine Perspektive der Entwicklung gegenüber, die die Knappheit der Ressourcen durch große Entwicklungsprogramme und den Einsatz moderner Technologien überwindet.
„Wird auch Deutschland von der drohenden Unregierbarkeit der Vereinigten Staaten erfaßt?“ Diese Frage stand im Mittelpunkt des Internetforums, das am 21. August von der Bundesvorsitzenden und Kanzlerkandidatin der Bürgerrechtsbewegung Solidarität, Helga Zepp-LaRouche veranstaltet wurde.
In seiner Begrüßung erinnerte der Landesvorsitzende der BüSo Sachsen, Karsten Werner, der die Veranstaltung moderierte, an Helga Zepp-LaRouches Warnung bei ihrem ersten Internetforum vor genau einem Monat, daß wir auf Wochen und Monate zugehen, in denen den Menschen Hören und Sehen vergehen wird. Genau das sei eingetreten. „Mittlerweile, wie Sie vielleicht schon gesehen haben, befindet sich die amerikanische Bevölkerung im Aufstand - im Aufstand gegen die Politik ihres eigenen Präsidenten Barack Obama. Das konnten selbst die hiesigen Medien nicht verschweigen, obwohl sie über die Ursachen dieses Aufstandes schweigen und lügen.“ Aber das Thema müsse öffentlich debattiert werden, und dafür sei niemand besser geeignet als die Kanzlerkandidatin der BüSo.
Helga Zepp-LaRouche berichtete zunächst über die Prognose ihres Ehemanns, Lyndon LaRouche, daß - wenn nicht sofort, innerhalb der nächsten Wochen, durchgreifende Maßnahmen ergriffen werden - spätestens bis Oktober, nach dem Ende des amerikanischen Haushaltsjahres, eine Kernschmelze des Finanzsystems eintreten wird. „Dann müssen die Bücher offengelegt werden, und dann wird das Maß der Insolvenz der USA offensichtlich werden.“ Es gebe zwar Leute, die über einen solchen Zusammenbruch Amerikas ganz froh wären, aber man müsse sich im Klaren sein, daß „ein Kollaps der USA kein Land unbeschadet lassen würde, sondern weltweites Chaos das Resultat wäre.“
Das gegenwärtige Fallen der Preise sei kein positives Zeichen, sondern ein Indikator für den Zusammenbruch der Realwirtschaft. Unmittelbar danach drohe eine hyperinflationäre Explosion. „Der Grund für die Deflation liegt darin, daß im Augenblick die Ladenketten und Kaufhäuser Dumpingpreise machen, um damit ihre Konkurrenten auszustechen. Sie sehen es z.B. zur Zeit bei einigen Ladenketten, daß die Preise der Milchprodukte stark zurückgehen. Das hat aber leider die Kehrseite, daß wenn die Milchbauern, die 42 Cent pro Liter brauchen, damit ihre Höfe existieren können, jetzt nur noch 20 oder 25 Cent bekommen, dann ist vollkommen klar: Irgendwann sind die Kühe nicht mehr da, und dann gibt es auch keine Milch mehr. Und genau so ist es auch bei allen anderen Dingen. Wenn erst einmal das Inventar der Fabriken verkauft ist, und dann aufgrund des Kollapses der Realwirtschaft die Waren aufgebraucht sind, dann werden die Leute Güter horten, und die Spekulation wird explodieren.“
Der andere Aspekt sei die Staatsverschuldung durch die Rettungspakete für den Giftmüll der Banken. „Die USA haben allein eine Haushaltsverschuldung von 13 Billionen Dollar, aber eine Gesamt-Verschuldung von 56 Billionen.“
Inzwischen werde auch in Deutschland zugegeben, daß das Schlimmste noch bevorsteht. So habe der Präsident der Bundesbank, Axel Weber, vor einer zweiten Runde der Finanzkrise gewarnt. Die erste Runde sei entstanden durch den Giftmüll, die zweite Runde werde als Folge der Insolvenz von Firmen und Privathaushalten eintreten.
Aber so bemerkenswert diese Warnungen auch seien, die Entwicklung in den USA werde auch diese Kalkulationen überholen. „Wie schon von Karsten gesagt: Das wirklich dramatisch neue in der strategischen Lage ist die Tatsache, daß seit Anfang August, als der Kongreß in die Sommerpause gegangen ist, in den USA eine beispiellose Revolte stattfindet, und der Charakter dieser Revolte ist vollkommen anders als das, was Sie darüber in den Medien hören.“
Die US-Bevölkerung habe erkannt, daß das, was Obama sagt, und das, was es für die Bevölkerung bedeutet, zwei völlig verschiedene Dinge seien. So werde in den Medien immer noch der Eindruck erweckt, als wolle Obama den 50 Millionen Amerikanern, die keine Krankenversicherung haben, eine staatliche Versorgung gewähren. „Aber was bedeutet das, wenn gleichzeitig die Gesundheitskosten um 30% gekürzt werden sollen?“ Außerdem sei inzwischen selbst diese Idee der Einbeziehung in die staatliche Krankenversorgung vom Tisch.
Die amerikanische Bevölkerung sei aufgewacht, weil sie inzwischen begriffen habe, was es mit Obamas Gesundheitsreform auf sich hat. Deshalb habe sich die Revolte entwickelt, die sich bei den Veranstaltungen der Kongreßabgeordneten in ihren Heimatwahlkreisen in wütenden Protesten äußert. Zu diesen Veranstaltungen kämen meist Hunderte, oft aber sogar Tausende von Bürgern. Dies demonstrierte sie anhand mehrerer kurzer Videoaufnahmen dieser Auseinandersetzungen, die im Internet zu sehen sind.
„Die Kongreßabgeordneten und Senatoren sind konfrontiert mit einer völlig wütenden Bevölkerung, die verstanden hat, daß es um ihre Existenz geht.“ Obamas Popularität sei am Boden, und die Bevölkerung habe mit Regierung und Kongreß gebrochen „Sie haben begriffen, daß sowohl Regierung als auch Kongreß versagt haben, und daß die politische Führung verändert werden muß, weil es um ihre eigene Existenz geht.“
Sie sei überzeugt, daß es einen fundamentalen Unterschied gebe zwischen den Unruhen, die man in den letzten Monaten z.B. in Griechenland oder im Baltikum gesehen habe, und denen, die jetzt in den USA stattfinden. „Der Unterschied liegt darin, daß in den USA eine erfolgreiche Revolution stattgefunden hat, in der die Bevölkerung das Recht auf eine Verfassung erstritten hat, die das Recht auf Leben, Freiheit und das Streben nach Glückseligkeit garantiert. Und diese Idee, die in der Unabhängigkeitserklärung und in der Präambel der US-Verfassung ausgedrückt ist, ist gewissermaßen der rote Faden in der amerikanischen Geschichte.“ Vom Ausgang dieser Auseinandersetzung in den USA hänge auch das Schicksal Deutschlands und Europas ab.
Um deutlich zu machen, worum es dabei gehe, beschrieb sie den tatsächlichen Charakter der von der US-Regierung geplanten Gesundheitsreform, deren Vorbild das britische Gesundheitssystem ist, in der ein Rationierungsrat darüber befinde, welche Patienten noch behandelt werden dürfen, und welche nicht. „Das ist exakt dasselbe, was 1939 von den Nationalsozialisten in der sog. Tiergarten-4-Politik bestimmt wurde, daß es nämlich unwertes Leben gebe, und die bestimmt, daß die Verweigerung von medizinischer Versorgung für Alte und Behinderte legitim sei.“ Nach den amerikanischen Plänen solle nun ein solcher fünfköpfiger Expertenrat eingerichtet werden, der nur gegenüber dem Präsidenten verantwortlich sein solle.
„Einer der Punkte, der die Gefühle besonders in Wallung gebracht hat, was Sie auf den Videos sehen konnten, ist der Vorschlag für eine Sterbeberatung für ältere Personen, d.h., Leute, die ein bestimmtes Alter haben, sollen darüber beraten werden, ob es nicht besser ist, eine Patientenverfügung zu unterschrieben, oder schlimmeres.“
Man müsse sich diese Dinge in Großbritannien und den USA vor Augen halten, denn das sei genau das, wovor der Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Hoppe, beim letzten Ärztetag in Mainz gewarnt habe, „daß es auch in Deutschland bereits eine Rationierung gibt, und daß das dringend, vor der Wahl, öffentlich diskutiert werden muß.“
Obamas ursprünglicher Plan sei es gewesen, diese Reform noch vor der Sommerpause durchzubringen, aber aufgrund der Revolte der Bevölkerung sei dieser Plan bereits gescheitert, und das sei auch für die Lage in Deutschland von großer Bedeutung. „Denn eines ist vollkommen klar, daß wenn die amerikanische Bevölkerung Widerstand leisten kann gegen die Politik, das Scheitern der Banken und die Rettungspakete für den Giftmüll auf den Schultern der Leute abzuladen, durch Sparpolitik - dann kann das die deutsche Bevölkerung eben auch.“
In Europa verbreiteten die Medien die Lüge, diese Revolte sei organisiert von der Republikanischen Partei und von der Rechten, und von der Pharmaindustrie bezahlt. „Die Wahrheit ist, daß alle Teile der Bevölkerung mit der Administration gebrochen haben, aber vor allem Rentner und Senioren.“
Seit dem Ausbruch der Finanzkrise habe die US-Regierung mehr als 20 Billionen Dollar an Steuergeldern für die Rettungspakete der Banken bezahlt. Andererseits liege die Arbeitslosigkeit inzwischen bei 30%, 48 der 50 US-Bundesstaaten seien bankrott, nur ein Drittel der Arbeitslosen erhalte Arbeitslosengeld, 2-3 Millionen hätten ihr Haus verloren, für dieses Jahr allein würden weitere 2,4 Millionen Zwangsversteigerungen erwartet.
Die Wut in der Bevölkerung über die Bonus-Zahlungen an die Manager sei enorm. Von den neun größten Banken, die 175 Mrd. Dollar an „Rettungspaketen“ aus dem Steuersäckel erhalten haben, seien 34 Mrd. Dollar als Boni an ihre Manager ausbezahlt worden.
Aber der eigentliche Schlüssel zum Verständnis des Aufstandes sei der Hauptberater der Regierung bei der Gesundheitsreform, Dr. Ezekiel Emanuel, der behaupte, man könne die Gesundheitskosten um 30% senken. Um dessen Denkweise zu verstehen, brauche man bloß seine einschlägigen Publikationen aus den letzten Jahren zu betrachten. So habe er im Oktober 2008 in der Huffington Post geschrieben: „In dieser Krise lösen sich Millionen von Dollar in Luft auf. Millionen von Amerikanern stehen vor der Gefahr, ihr Haus oder ihren Job zu verlieren, und sie müssen erleben, wie ihre Ersparnisse für die Altersversorgung dramatisch an Wert verlieren. Die Öffentlichkeit sucht als Antwort darauf verzweifelt nach finanziellen Sicherheiten, und die Gesundheitsversorgung ist dabei eines der kritischen Elemente. Wenn den Amerikanern droht, alles zu verlieren, werden sie vielleicht froh sein über eine Garantie für einen anständigen Plan, der kostengünstige Behandlungen abdeckt, mit gewissen Einschränkungen bei der Auswahl und Leistung, um Geld zu sparen. Der enorme Anstieg der öffentlichen Schulden, den diese Bankenrettungspakete mit sich bringen, wird den Druck verstärken, die Gesundheitskosten einzuschränken.“ Dann zitiere er Viktor Fuchs mit der Äußerung, eine Gesundheitsreform werde erst „unter den Bedingungen eines Krieges, einer Wirtschaftsdepression oder anderen öffentlichen Unruhen möglich. Nun sieht es so aus, als hätten wir sie alle drei.“
Um Emanuels Geisteshaltung noch klarer zu verdeutlichen, verlas Frau Zepp-LaRouche dann die Titel einer Reihe weiterer Publikationen Emanuels und seiner Kollegen aus den letzten Jahrzehnten, wie z.B.: „Was sind die Möglichkeiten zur Kosteneinsparung durch Legalisierung ärztlich unterstützten Selbstmords?“ - „Soll es eine Altersbegrenzung für medizinische Versorgung geben?“ - „Die Zeit des Sterbens selber wählen - Ethik und Wirtschaftlichkeit des Selbstmordes im hohen Alter“ - „Können wir die Holländer kopieren? Kann Hollands Praxis der Euthanasie ein Vorbild für die USA sein?“ - „Gibt es in Amerikas Altenversorgung einen Platz für Euthanasie?“ - „Die Rationierung und gerechte Verteilung der Gesundheitsversorgung für Alte: Gibt es eine Pflicht zu sterben?“ „Der leichteste Tod: Verweigerung bestimmter medizinischer Behandlungen“. Emanuel argumentiere, daß 40% der Medicare-Ausgaben (für die medizinische Versorgung der Alten) im letzten Monat vor dem Tod des Patienten anfallen, dessen Zeitpunkt jedoch nicht vorhersehbar sei. Um diese Kosten zu senken, solle man ihm zufolge z.B. bei Alzheimer-Patienten auf die Gabe von Antibiotika bei Lungenentzündung verzichten und anstelle des Hippokratischen Eides Kosten-Nutzen-Analysen zum Maßstab machen.
„Deshalb hat Lyndon LaRouche, mein Ehemann, als er die Tragweite dieser Politik realisierte, am 11. April dieses Jahres zum ersten Mal auf die Parallele zu Tiergarten-4, dem Euthanasie-Programm der Nazis, hingewiesen.“ Zuerst seien viele über LaRouches Äußerungen schockiert gewesen, aber viele in den politischen Kreisen in den USA hätten seine Vorwürfe sehr sorgfältig untersucht und seien zu dem Schluß gekommen, daß der Vergleich absolut korrekt war.
Sie erinnerte in diesem Zusammenhang an die Erklärung Dr. Leo Alexanders, des medizinischen Beraters bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen, am Anfang der Massenvernichtungspolitik habe die Philosophie der „rationalen Nützlichkeit gestanden, eine Hegelsche und Benthamsche Doktrin, die dazu führte, daß immer größere Bevölkerungsgruppen wie Vieh behandelt und getötet wurden, weil sie der Gesellschaft angeblich zu viele Ressourcen entzogen oder auf andere Weise unerwünscht waren.“
Genau diese Haltung sei heute in Großbritannien und den Vereinigten Staaten dominant.
Am 10. Juni habe dann der Historiker Anton Chaitkin, ein Mitarbeiter LaRouches, bei einer Anhörung des „Effizienzrates“ Dr. Emanuel mit diesen Tatsachen konfrontiert. Man könne den Videomitschnitt dieser Auseinandersetzung im Internet auf youtube ansehen, der bisher mehr als 160.000 Mal angeklickt worden sei. Nicht nur viele führende Republikaner hätten seine Argumente geprüft und für richtig befunden, sondern auch viele Demokraten. Seither breite sich die Protestwelle immer schneller aus. Inzwischen hätten 75 Kongreßabgeordnete erklärt, sie würden kein Reformgesetz unterstützen, das in irgendeiner Form einen solchen Rationierungsrat beinhalte.
Dr. Emanuel habe seine Positionen auch schon in Deutschland vertreten, wo er z.B. mit dem SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach bei Kolloquien aufgetreten sei, der sich selbst bei einer solchen Gelegenheit als „Deontologe“ bezeichnet habe, „für den eine Altersrationierung medizinischer Leistungen nicht automatisch unethisch sein muß“.
Sie beschrieb dann die Zerstörung des deutschen Gesundheitssystems in den letzten 16 Jahren durch die sog. Kostendeckelung: 100.000 Arbeitsplätze im Gesundheitssektor seien verloren gegangen, in den ländlichen Gebieten sei eine wohnortnahe Versorgung nicht mehr gewährleistet. „Niedergelassene Ärzte haben Quoten für die Behandlung von Patienten, und wenn sie darüber hinaus gehen, sollen sie das aus eigener Tasche bezahlen. Viele Gesundheits-Checks werden von den Kassen nicht mehr bezahlt, und Krankenkassen raten Ärzten, teure Patienten loszuwerden.“
Insbesondere unter den Bedingungen einer Pandemie, wie z.B. der sich gegenwärtig ausbreitenden Grippe, drohe eine Politik der Triage, in der bestimmten Patientengruppen eine Behandlung vorenthalten wird.
„Der Grund dafür, daß ich darauf so ausführlich eingegangen bin, ist, daß dieser Mann, Dr. Ezekiel Emanuel, der Ideengeber ist für diese Gesundheitsreform. Und man würde doch denken, daß in Deutschland, wo mit dieser Politik schon einmal die große Katastrophe passiert ist, daß man das thematisieren würde. Aber in keinem einzigen Artikel, in keinem Bericht ist hier bisher der Name Ezekiel Emanuel aufgetaucht, obwohl es in Amerika die heißeste Debatte ist, das wird bei den Bürgerversammlungen diskutiert, man weiß, er ist der Autor der Reform. Wenn ich je ein Beispiel für die Medienkontrolle gesehen habe - und ich habe viele gesehen -, dann ist es wirklich das.“
Frau Zepp-LaRouche kam dann zum zweiten großen Themenkomplex ihres Vortrages - ihr Programm zur Überwindung der Krise -, um zu zeigen, daß die Grundannahmen, die Emanuels Denken zugrunde liegen, falsch sind. „Man redet davon, daß man sich daran gewöhnen müsse, daß es eine Verknappung gibt, aber das ist ein entropisches Weltbild und stimmt mit den Gesetzen des realen Universums überhaupt nicht überein. Die ganze Kategorie von ,begrenzte Ressourcen’, ,begrenzter Lebensraum’, ,Überbevölkerung’, ,Rationierung im Gesundheitswesen’, ,Triage’, Selektion - wer darf leben, wer muß sterben: All das ist die Essenz von faschistischer Ideologie. Die wirklichen Gesetze des Universums sind anti-entropisch.“
Dieser Bundestagswahlkampf finde nicht unter normalen Umständen statt, sondern inmitten der größten Zusammenbruchskrise in der Geschichte der Menschheit, „mit einer Revolte in den USA, und mit Lyndon LaRouche, meinem Ehemann, als dem anerkannten intellektuellen Führer dieser Entwicklung, gefürchtet von den einen, als Volksheld gefeiert von den anderen.“
Insbesondere die Europäer müßten sich vergegenwärtigen, daß es in Amerika zwei diametral entgegengesetzte Traditionen gebe: die anglo-amerikanische Sonderbeziehung wie bei der Zusammenarbeit zwischen Blair und Bush im Irakkrieg, „die gemeinsam die Welt als Empire dominieren wollen. Dagegen gibt es aber die völlig andere Tradition der Amerikanischen Revolution gegen das Britische Empire; die Unabhängigkeit Amerikas wurde gegen das Britische Empire erkämpft.“ Für diese Tradition stünden Alexander Hamilton, Abraham Lincoln und Franklin D. Roosevelt. Wenn es überhaupt eine Chance gebe, aus der Krise herauszukommen, dann müsse die Revolte eine Rückkehr zur Politik von Roosevelt - New Deal und Bretton Woods - durchsetzen.
Die USA, Rußland, China und Indien müßten eine Notkonferenz zur Neuordnung des Weltfinanzsystems durchführen und die Insolvenz des jetzigen Finanzsystems feststellen. Der Giftmüll müsse in einem ordentlichen Konkursverfahren abgeschrieben werden, man müsse zu einem System fester Wechselkurse zurückkehren und ein System von Nationalbanken errichten. Nach dem Modell der amerikanischen Verfassung dürften nur Regierung und Parlament über die Ausgabe produktiven Kredits beschließen, der dann von den Nationalbanken verwaltet und in den Wiederaufbau der produktiven Wirtschaft gelenkt werden müsse.
Anhand verschiedener Grafiken zeigte sie dann, wie die Weltwirtschaft durch den Bau großer Infrastrukturprojekte (Eurasische Landbrücke, Weltlandbrücke) wiederaufgebaut und die bisher unterentwickelten Regionen durch Infrastrukturkorridore entwickelt werden können. Sie verwies auf Technologien wie den Transrapid, für den man in Deutschland lächerlich geringe Beträge nicht aufbringen wollte, während für die Bankenrettungspakete Hunderte von Milliarden vorhanden gewesen seien.
Für den Güterverkehr brauche man Technologien wie den Cargo-Transrapid oder CargoCap. „Herr Steinmeier hat ja jetzt auch das Programm der Schaffung von Arbeitsplätzen abgeguckt, zwar will er nur vier Millionen Arbeitsplätze schaffen, was natürlich angesichts der realen Arbeitslosigkeit in Deutschland viel zu wenig ist, aber er will nur lauter ,grüne’ Arbeitsplätze schaffen, und das Verkehrsproblem will er damit lösen, daß es ein Satelliten-Verkehrsbeobachtungssystem gibt, das rechtzeitig Warnungen über Staus und auch Umgehungsstraßen angibt. Das ist natürlich absurd. Man würde besser eine Grundsatzlösung angeben, indem man Transrapid und CargoCap verbindet und damit die Straßen entlastet, die Nerven der Bürger schont und den volkswirtschaftlichen Verlust, der durch diese Staus zustande kommt, ganz und gar abschafft.“
Sie fuhr fort: „Es gibt keinen einzigen Grund, warum man nicht beschließen könnte, ein weltweites Verkehrswegenetz zu schaffen... Es ist vollkommen klar: Wenn wir uns zu so einem Programm entschließen würden, wäre es überhaupt kein Problem, innerhalb kürzester Zeit in Deutschland zehn Millionen produktive Arbeitsplätze zu schaffen.“ Man müsse den Investitionsrückstau abarbeiten, und könne auf diese Weise den seit der Einführung des Euro vernachlässigten Binnenmarkt in Deutschland wiederherstellen; dieses Programm müsse aber integriert werden in den Weltverkehrswegeplan, der dann die Basis wäre für die Rekonstruktion der Weltwirtschaft, nachdem diese Finanzkrise bereinigt worden ist. „Diese Konzeption ist die einzige Chance. Es gibt keinen anderen Plan.“
Die vorhandenen Rohstoffvorkommen müßten erschlossen werden, damit Energie- und Rohstoffsicherheit für die Menschheit geschaffen werden könnten.
Ein wichtiger Teil des Programms betreffe Afrika. „Afrika ist ein Kontinent, der im Augenblick dabei ist, zu sterben. Jeden Tag kommen Hunderte von Flüchtlingen, die vor dem Hunger und den Krankheiten weglaufen, und das kann ja wohl nicht die Antwort sein. Wir müssen Afrika vom britischen Imperialismus befreien. Afrika muß Teil der Landbrücke werden, und dann hat Afrika überhaupt keine Probleme. Afrika hat zum Teil die fruchtbarsten Böden der Welt. Im Sudan braucht man nur Bewässerung zu organisieren, und sie haben drei, vier Ernten pro Jahr. Afrika könnte der Brotkorb der Welt werden, anstatt der Hungerkontinent zu sein. Afrika hat riesige Bodenschätze, und wir müssen Afrika in die Lage versetzen, daß es diese Bodenschätze selber nutzen kann. Denn die gehören Afrika, und nicht irgendwelchen Multis, die das zur Zeit zu ihren Gunsten ausbeuten.“
Afrika brauche Eisenbahnen, Straßen, Wassermanagement. „Ich bin seit langem überzeugt, daß die Entwicklung Afrikas der moralische Test ist für Europa. Wenn wir es nicht schaffen, diesen Kontinent zu entwickeln, bzw. das Unrecht, daß durch Jahrhunderte von Sklavenausbeutung und Kolonialismus begangen wurde, wieder gut zu machen, dann wird diese moralische Indifferenz von uns selbst bedeuten, daß wir es auch nicht schaffen.“
Aber wie kann man die falsche Axiomatik in den Köpfen ändern?
„Wir brauchen deshalb das, was der große deutsche Wissenschaftler Krafft Ehricke den ,extraterrestrischen Imperativ’ genannt hat. Das ist im Wesentlichen die Idee, daß der Mensch bei der Raumfahrt die realen Gesetze des Universums berücksichtigen muß, weil er sonst gar nicht überleben kann. Oder salopp ausgedrückt: Man kann nicht aus einem Raumschiff einfach mal so aussteigen, weil man keinen Bock mehr hat...“ Für Krafft Ehricke, einen der Pioniere der Raumfahrt, „war der extraterrestrische Imperativ eine natürliche Ausweitung des Evolutionsprozesses der Biosphäre selbst, der darin besteht, bestehende physische Grenzen zu überwinden. Also nicht begrenzte Ressourcen, Knappheit - die sind nur dazu da, daß man sie überwindet.“
Die Besiedelung des Weltraums sei für Krafft Ehricke keine unnatürliche Entwicklung, Technologie sei vielmehr die Hauptwaffe der Entwicklung seit der Entstehung des Lebens, etwa die Entwicklung der Photosynthese, „des ersten großangelegten Industrieprozesses, um eine angemessene Energieversorgung zu erhalten und die Rohstoffbasis zu vergrößern, den Grundbedarf an Rohstoffen zu decken.“ Das sei das erste Mal gewesen, daß das Leben auf eine extraterrestrische Ressource zurückgegriffen habe.
„Wenn wir die Menschen wegbringen wollen vom linearen und monetaristischen Denken, dann gibt es kein besseres Mittel als die bemannte Raumfahrt, denn die inspiriert den Geist und das Vorstellungsvermögen“, erinnerte sie an die begeisternde Wirkung der frühen Raumfahrt und der Mondlandung.
„Dieses Programm wäre ja fortgesetzt worden, wenn Kennedy nicht ermordet worden wäre, und die Welt sähe heute völlig anders aus, wenn wir in diesem Programm weiter fortgeschritten wären. Wir hätten alle Probleme dieser Erde längst gelöst, denn die Nebenprodukte dieser Grundlagenforschung, die sind enorm. Damals war es so, daß für einen Cent investiertes Geld 14 Cent an Gewinn im zivilen Bereich abgeworfen wurden. Es war also nicht so, daß das eine Verschwendung war, sondern ganz im Gegenteil, durch die Anschubwirkung dieser neuen revolutionären Technologien war die Produktivität in allen Bereichen enorm gestiegen.“
Sie beschrieb dann Ehrickes Pläne für den Bau einer Stadt auf dem Mond, die als Ausgangsbasis für Missionen zum Mars und anderen Planeten dienen sollte (inzwischen wisse man, daß auf dem Mars genug Wasser vorhanden ist, um dort eine menschliche Präsenz auf Dauer zu versorgen), und die gegenwärtigen Pläne der ESA, die in eine ähnliche Richtung gehen. Aber um dies zu verwirklichen, müsse man noch einige Probleme lösen. So brauche man einen nuklearen Antrieb für eine bemannte Mission zum Mars, damit man für die Reise zum Mars nicht 200 Tage, sondern nur 4-5 Tage brauche.
Man müsse die Kernfusion entwickeln, und in die Isotopenwirtschaft einsteigen. „Dann wäre die Frage der Ressourcenknappheit vollkommen gelöst. Das geht natürlich völlig gegen die Idee der begrenzten Ressourcen und Knappheit, die von Finanzmärkten gemanagt wird.“
Dieser extraterrestrische Imperativ sei „der notwendige nächste Schritt im Erwachsenwerden der Menschheit. Davon bin ich absolut überzeugt. Und Krafft Ehricke hat mir kurz vor seinem Tod gesagt: ,Das Problem ist nicht die Technologie. Das Problem ist, daß die Menschen sich nicht entsprechend entwickeln.’ Und deshalb hat er die Arbeit des Schiller-Instituts so sehr geschätzt, weil er sagte: ,Gerade diese humanistische Bildung muß einhergehen mit der absoluten Bejahung des wissenschaftlichen und technologischen Fortschritts. Und dann ist es überhaupt kein Problem. Dann wird der Mensch wirklich erwachsen.’“
Deshalb müsse in das Projekt der Eurasischen Landbrücke auch eine Verpflichtung zur Raumfahrt aufgenommen werden, schloß Helga Zepp-LaRouche. „Denn wir brauchen, um aus den Trümmerhaufen der letzten 40 Jahre neoliberaler Politik herauszukommen, schnelle Raten von wissenschaftlichem Fortschritt, und das ist durch so einen science-driver, so einen Motor von Wissenschaft, wie es eben die Raumfahrt ermöglicht, auf die beste Weise möglich.
Sie zitierte dann noch einmal Krafft Ehrickes „Fundamentalsätze der Astronautik“:
1. Niemand und nichts in den Naturgesetzen des Universums legt dem Menschen irgendwelche Beschränkungen auf - außer der Mensch selbst.
2. Nicht nur die Erde, sondern das gesamte Sonnensystem und so viel vom Universum, wie er innerhalb der Naturgesetze erreichen kann, ist das angemessene Feld für die Aktivitäten des Menschen.
3. Indem er sich im Weltall verbreitet, erfüllt der Mensch sein Geschick als Element des Lebens, ausgestattet mit der Macht der Vernunft und der Weisheit des moralischen Gesetzes in sich selbst.
Sie schloß ihren Vortrag: „Also in dieser größten Krise der Geschichte der Menschheit, denke ich, können wir nicht mit irgendwelchen pragmatischen Nebenlösungen aus der Krise herauskommen, sondern wir müssen uns - und das ist in der Tradition von Nikolaus von Kues, von Kepler, von Leibniz und anderen großen Humanisten der europäischen Geistesgeschichte: Wir müssen uns auf die höchsten Ideale besinnen. Und nur daraus können wir die Kraft gewinnen, um mit der jetzigen Lage fertig zu werden und einen positiveren Zeitabschnitt in der Geschichte einzuleiten.“
An ihren Vortrag schloß sich eine fast zweistündige Diskussion an. Darin beantwortete sie u.a. Fragen zur Krise der Automobilindustrie, zur Lage der Landwirtschaft, die Frage eines Betriebsrates aus einem Kernkraftwerk und auch die Frage eines arbeitslosen Ingenieurs zur Behandlung der Arbeitslosen im Hartz-IV-Programm.
Den Mitschnitt der Veranstaltung finden Sie auf der Internetseite der BüSo, www.bueso.de
Alexander Hartmann