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Aus der Neuen Solidarität Nr. 10/2009 |
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Automobilkrise. „Umrüsten statt Abbauen“ war das Motto, unter dem die BüSo 2005 auf den Ausbruch der akuten Krise der Autoindustrie reagierte. Der Ansatz, das Gehirn der Industrie auf die Produktion nützlicher und dringend gebrauchter Industriegüter umzurüsten, ist heute aktueller denn je.
Soweit, daß am 26. Februar Automobilarbeiter bei Opel und anderen Europatöchtern von General Motors für den Erhalt der Firma und ihrer Arbeitsplätze demonstrieren mußten, hätte es nicht kommen müssen: schon 2005 hat die BüSo den Vorschlag, den Lyndon LaRouche für eine Umstellung der Produktion bei General Motors machte, aufgegriffen und der deutschen Automobilbranche - Managern wie Betriebsräten - auf den Tisch gelegt. Im Frühjahr 2005 war das Konversionsthema ein zentraler Punkt im Landtagswahlkampfeinsatz der BüSo in Nordrhein-Westfalen gewesen.
In den USA wurde der Vorschlag damals von Investment-Haien wie Felix Rohatyn sabotiert, denselben Leuten also, die erst den Automobilsektor gewinnbringend für sich ausschlachteten, heute nach Staatshilfe für die von ihnen ruinierten Banken rufen, General Motors einfach abmelden und die Folgekosten dem Steuerzahler aufbürden wollen. Das darf nicht passieren, und deshalb wurde am 26. Februar mit Flugblättern in Rüsselsheim und im schwedischen Trollhättan (Standort von Saab) von der BüSo und ihrer schwedischen Schwesterpartei EAP der Vorschlag für eine Konversion der Autoherstellung erneut verbreitet.
Die Krise bedroht allein bei Opel und seinen Zulieferern insgesamt 110.000 Arbeitsplätze, ist aber auch eine Chance für einen Neubeginn in der Industriepolitik, wenn diese sich befreien kann aus dem Zwangskorsett des Globalismus. Produziert werden muß in Zukunft für das Vorankommen vor allem der bisher unterentwickelten Teile der Welt, und das Geld dafür ist durchaus da, wenn der Steuerzahler (der ja immer auch Arbeitnehmer ist) nicht die weit überzogenen, unberechtigten Schuldenforderungen der Heuschreckenfonds bedient. Es muß jetzt ein Schlußstrich gegen den weiteren Einfluß der Finanzspekulanten auf die Geschäftspolitik der Autobranche gesetzt werden.
Geschieht das nicht, droht zahlreichen Autoproduktionsstandorten das Aus, weil die Spekulanten eigene „Verschlankungspläne“ verfolgen, denen zufolge weltweit nur noch fünf oder sechs große Autoproduzenten nach dem großen „Aussieben“ übrigbleiben sollen, davon dann nur noch einer in Deutschland. Man muß den Arbeitern, die heute demonstrieren, darüber reinen Wein einschenken und nicht, wie es leider die Politiker und Manager mehrheitlich bisher tun, von angeblichen „Kompromissen“ reden, die wie im Falle GM letztendlich zum Totalbankrott führen werden.
Die Automobilindustrie als eine der führenden Anwendungsbranchen des Maschinenbaus besitzt das Potential, den Übergang in ein Verkehrssystem, das dem 21. Jahrhundert wirklich angemessen ist, zu schaffen. Der wachsende Verkehr in den städtischen Ballungszentren stellt Herausforderungen, die längst nicht mehr mit dem Individualverkehr zu bewältigen sind. Gebraucht werden öffentliche, dicht vernetzte Verkehrssysteme, die rund um die Uhr große Volumen von Passagieren und Gütern transportieren können, ohne daß die Lebensumwelt durch Smog und Lärm belastet wird. Auch für den Verkehr über große Entfernungen, zumal im Güterverkehr, stößt die bisherige Priorität für die Kombination von LKWs und Straßenbau an seine Grenzen. Ohnehin setzen die bekannten Reservevorkommen an Erdöl enge Grenzen für eine fortgesetzte Anwendung der Treibstofftechnik auf Benzin- und Dieselbasis im Rahmen der Weltautoproduktion.
Die direkte Fertigung von Automobilen wird sich außerdem zunehmend auch in Ländern entwickeln, die bisher Autos aus Deutschland und Europa importierten, so daß die Zahl der Konkurrenten auf dem Weltmarkt für die klassische Produktion in den bisherigen Exportländern wachsen wird. Was aber soll die deutsche Autoindustrie herstellen, wenn nicht Autos wie im bisherigen Umfang, und wie kann die Beschäftigung in diesem Bereich gesichert und eines Tages sogar wieder ausgebaut werden?
Die Zukunft gehört Systemen auf Magnetantriebsbasis, die nach Umrüstung eines großen Teils der Automobilbranche gefertigt werden können. So können viele produktive Arbeitsplätze bei Opel und anderen Firmen des Automobilsektors erhalten und mit einer zukunftsorientierten Aufgabe versehen werden. Auch werden für eine wirkliche Weltentwicklungspolitik, die an die Stelle der Globalisierung treten wird, riesige Mengen von LKWs, Baufahrzeugen, Landmaschinen und Traktoren gebraucht, deren erste Generation in den bisherigen Produktionsländern des Automobilbaus hergestellt werden kann, bis eine stabile Fertigung vor Ort in den Ländern des Entwicklungssektors errichtet ist.
Für die Fertigung einer solchen Vielfalt von Fahrzeugmodellen stellt der deutsche Maschinenbau die beste Grundlage dar, und Opel hat in seiner Firmengeschichte schon die verschiedensten Arten von Fahrzeugen hergestellt. Das Firmenzeichen könnte daher künftig auch auf Magnetzügen, Traktoren und Erntemaschinen angebracht sein. Damit das möglich wird, müssen sich jedoch die Geschäftspolitik bei Opel und die entwicklungspolitische Strategie der Bundesregierung ändern, so daß ein verläßlicher Rahmen für die Umstellung der Fertigung geschaffen wird.
Die Umrüstung auf eine zukunftsorientierte Produktion, wie sie sich jetzt mitten in der tiefsten Krise für den Automobilsektor anbietet, kann Modellcharakter bekommen für andere gefährdete klassische Industriezweige!
Rainer Apel
Lesen Sie hierzu bitte auch: Europas Mission ist die Entwicklung Afrikas - Neue Solidarität Nr. 7/2009 Die "Gewinner" sind oft die größten Verlierer - Neue Solidarität Nr. 6/2009 Pleitebanken fordern den „goldenen Schuß“ - Neue Solidarität Nr. 5/2009 Nicht alle Banken können gerettet werden! Momentum für Pecora-Kommission wächst - Neue Solidarität Nr. 3/2009 Ist das ganze Weltfinanzsystem ein riesiger Madoff-Schwindel? - Neue Solidarität Nr. 1-2/2009 Stellungnahmen und Reden der BüSo-Vorsitzenden - Internetseite der Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo) |
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