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Aus der Neuen Solidarität Nr. 1/2009 |
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Im Wortlaut. Die nachfolgende Rede hielt Lyndon LaRouche am 17. Dezember anläßlich einer Pressekonferenz im Straßburger Europaparlament.
Aller Voraussicht nach wird der neugewählte Präsident der Vereinigten Staaten am 20. Januar ins Amt eingeführt. Für die Zeit zwischen jetzt und diesem Termin ist es äußerst schwierig, eine Vorhersage zu machen. Wir müssen in dieser Interimsperiode bereit sein, mit der Art von Problemen umzugehen, wie wir sie jüngst mit den Terroranschlägen in Indien gesehen haben. Der kommende Präsident der Vereinigten Staaten hat übrigens einige meiner Freunde und Leute, mit denen ich zusammenarbeite, für seine Regierung nominiert, angefangen bei Hillary Clinton als Außenministerin. Aber das Hauptproblem, vor dem sie alle stehen, ist das, was ich am 25. Juli 2007 prognostiziert habe: Ich erwartete innerhalb weniger Tage den Beginn der größten Krise der Neuzeit, die größte Wirtschafts- und Finanzkrise der Geschichte, und drei Tage später brach sie aus.
Die Krise ist im wesentlichen eine Krise von Finanzderivaten. Das unter Alan Greenspan als Chef der Federal Reserve begonnene Spekulationssystem mit Finanzderivaten hat den Punkt der Explosion erreicht. Es sind Schulden in der Größenordnung von Billiarden von Dollar. Es besteht keine Möglichkeit, daß diese Schulden jemals bedient, geschweige denn getilgt werden könnten. Das stellt eine Gefahr für die Welt dar und ist eine Herausforderung, das Währungs- und Finanzsystem der Welt zu reorganisieren.
Was ich meinen Freunden und Sympathisanten in der kommenden Regierung vorschlage, ist, die gesamte Welt einer finanziellen Reorganisation zu unterziehen, nach Art der Politik Franklin Roosevelts 1944. Nicht das, was Truman 1945 einführte, sondern was Franklin Roosevelt bei der Bretton-Woods-Konferenz 1944 präsentierte. Das heißt, ein internationales Kreditsystem auf der Grundlage von Kreditsystemen mit festen Wechselkursen zwischen den Nationen zu schaffen und mit einem Programm wirklicher finanzieller und wirtschaftlicher Erholung zu beginnen.
Wir kennen die Lage in Europa, wir kennen im großen und ganzen die gegenwärtige Lage in den Vereinigten Staaten. Die Verrücktheit der amtierenden Regierung der Vereinigten Staaten, praktisch die Einführung einer Nullzinspolitik, ähnlich der für Yen-Tagesgelder vor einigen Jahren, ist wie ein Stück aus dem Tollhaus, dessen Folgen wir bald zu spüren bekommen. Ich hoffe, daß das rückgängig gemacht wird. Wenn nicht, dann haben wir eine unberechenbare Situation.
Auf jeden Fall: das ist das Thema. Die Aufgabe besteht in der Beendigung der Art von Finanzsystem, wie es seit 1971-72 zustande gekommen ist. Wir müssen zurückgehen zu einem System fester Wechselkurse, das auf einem Kreditsystem und nicht auf einem monetären System beruhen muß.
Was ich damit meine, ist folgendes. Das einzigartige der Vereinigten Staaten in der Gemeinschaft der Nationen besteht darin, daß wir ein Kreditsystem haben, während europäische Nationen monetäre Systeme haben. Der Unterschied dabei ist dieser: Nach unserer Verfassung wird Geld oder Kredit durch den Präsidenten der Vereinigten Staaten geschaffen, allerdings mit Zustimmung des Repräsentantenhauses. Dieser Kredit kann dann benutzt und zum umlaufenden Zahlungsmittel gemacht werden, so wie es durch Gesetz näher bestimmt wird.
Was ich vorschlage, ist im wesentlichen, daß wir auf der Grundlage der amerikanischen Verfassung mit dem dort vorgesehenen Kreditsystem durch vertragliche Vereinbarungen mit anderen Nationen ein Kreditsystem mit festen Wechselkursen schaffen. Die Absicht dabei ist die Schaffung von Kredit, der international benutzt werden kann, um langfristige Investitionen in die Weltwirtschaft zu tätigen.
Das bedeutet, den Großteil der Finanzderivate zu streichen, die sowieso niemals bezahlt werden können - es gibt einfach keine Möglichkeit, die Forderungen des gegenwärtigen Finanzsystems zu bedienen. Es wird niemals die Menge an Geldern auf der Welt geben, um die Billiarden an Dollarschulden zu begleichen, die ja im wesentlichen betrügerische Schulden sind. Und deshalb müssen wir diesen Teil der Weltverschuldung aus den Büchern streichen und zu einem Kreditsystem zurückkehren, das auf der Idee des Nationalstaats beruht, im Unterschied zum seltsamen gegenwärtigen, internationalen Geldsystem. Zurück zum Nationalstaat mit langfristigen Aufbauprojekten, die sich über ein Viertel-, ein halbes oder sogar ein ganzes Jahrhundert erstrecken, je nachdem wie die Aufgabenstellung lautet!
In dieser Hinsicht haben wir in Asien zum Beispiel Probleme: Ich schlug als Initiative vor, daß es zu einer Übereinkunft zwischen den Vereinigten Staaten, Rußland, China und Indien kommen müsse, denn in diesem Teil der Welt, in Asien, einschließlich Rußlands Rolle in Eurasien, gibt es am meisten Armut und die größte Notwendigkeit an Entwicklung. In Indien sind z.B. 63% der Bevölkerung äußerst arm, und es ist nicht wahrscheinlich, daß sie umgehend aus eigener Kraft ihre Produktivität erhöhen können. Es geht nicht ohne große Infrastrukturprojekte, wie etwa die Nutzung der Kernenergie und ähnliches, um die Entwicklung in Gang zu bringen. Die Erneuerung und Verbesserung der Infrastruktur ist in Nationen wie in Indien die Methode, mit der sich die Produktivität der Arbeitskraft in diesen Ländern vervielfachen läßt.
Auch China hat seine Probleme, wie wir mittlerweile alle wissen. Als Folge des Zusammenbruchs des US-Marktes ist China dabei, zu kollabieren, das gesamte chinesische System befindet sich in einer Krise. Das wird sich sehr schnell über die gesamte Welt ausweiten, und das ist der Grund für die Instabilität der Lage.
Rußland ist wesentlich, denn Rußland ist eine eurasische Kultur - weder eine europäische noch eine asiatische. Das ist so seit der Zeit von Dschingis Khan.
Unter diesen Bedingungen sind die Rohstoffe, die hauptsächlich in Nordrußland vorkommen, notwendig zum Aufbau der Volkswirtschaften von Ländern wie China und Indien. Die Förderung dieser Rohstoffe kann nicht von China und Indien geleistet werden, denn hier spielen Technologien eine Rolle, die nur in Rußland bekannt sind, in Institutionen wie dem Wernadskij-Institut zum Beispiel, das auf solche Aufgaben spezialisiert ist, etwa in Gebiete wie die Tundra, die arktische oder subarktische Region zu gehen, um dort die notwendigen Rohstoffe abzubauen. Dabei geht es nicht allein ums Vordringen in tiefere Erdschichten, sondern um die Entwicklung eines Systems der Erschließung und Veredelung von Rohstoffen.
Außerdem wird sich die Zukunft der Menschheit zunehmend in Asien gestalten, in den großen Bevölkerungen Asiens. Dort leben ungefähr 40% der Weltbevölkerung und die meisten Menschen sind sehr, sehr arm.
Wir werden also Nord- und Südamerika, besonders die Vereinigten Staaten, und auch Europa mobilisieren müssen, wieder eine führende Rolle in Wissenschaft und Technik zu spielen, als Teil eines Entwicklungsprozesses des gesamten Planeten, einschließlich Asien und Afrika, bis wir Bedingungen geschaffen haben, die man als menschenwürdig bezeichnen kann.
Ich glaube, unter Berücksichtigung aller bisherigen Anzeichen, daß unter der Regierung Obama etwas in dieser Richtung geschehen wird. Es wird Komplikationen geben, denn Sie wissen ja, wie Regierungen sind, sie sind immer kompliziert. Sie geben nicht genau das her, was man eigentlich will, aber wenn man 50% oder 60% des Erwünschten bekommt, so ist das für die heutige Zeit eigentlich schon sehr viel.
Das also ist die Lage. Das Schlüsselproblem ist, daß es im Bereich der Wirtschaft nur sehr wenige Ökonomen und andere gibt, die die Natur des Problems verstehen. Sie haben das nicht prognostiziert, sie haben es nicht kommen sehen, sie verließen sich zu sehr auf statistisches Material als auf richtige Prognosen. Echte Vorhersagen beruhen auf Naturwissenschaft. Sie beruhen darauf, daß man den Willen der Menschen berücksichtigt - daß sie Entscheidungen treffen -, und ob ihre Vorstellungen richtig sind oder nicht. Können sie die Folgen von dem, was sie beabsichtigen, vorhersagen oder nicht?
Das ist meine Position. Meine Fähigkeiten, die im Bereich der Prognose vielfach bewiesen sind, beruhen eigentlich auf einem Wissenschaftszweig, den man Riemannsche Physik nennt, die reale Wirtschaft aus Sicht der Riemannschen Physik. Und ich war erfolgreich. Ich mache seit langer Zeit Prognosen - noch unbekannt in den fünfziger Jahren, als ich die Rezession von 1957 vorhersagte, und dann prognostizierte ich in mehreren Vorhersagen den späteren Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems, und auch jetzt war ich wieder erfolgreich. Als Resultat meines Erfolgs bei Vorhersagen haben einige Leute in der zukünftigen Regierung des neuen Präsidenten anerkannt, daß ich recht hatte, und entschieden, ich sollte eine recht bedeutende Rolle dabei spielen, die Politik dieser neuen Regierung mitzugestalten.
Ich kann dazu keine Garantien oder Prophezeiungen machen, weil es von jetzt bis zum 20. Januar eine lange Zeit ist, und mit dem Ausbruch von Terrorismus in Indien und anderswo und der Wahrscheinlichkeit, daß es unter diesen Bedingungen zu weiteren Anschlägen in verschiedenen Teilen der Welt kommt, können wir nicht davon ausgehen, daß wir genau wissen, was passieren wird. Auf der einen Seite müssen wir vorbereitet sein und wissen, was wir tun sollten - was die Ziele der Menschheit sein sollten, welche Politik wir betreiben sollten, welche Mittel wir einsetzen können, um diese Ziele zu erreichen -, wir brauchen aber neben diesem Plan A auch einen Plan B. Plan A ist, was geschehen könnte und gut für die Menschheit wäre. Plan B ist für den Fall, daß wir Plan A nicht realisieren können. Man braucht in der Politik immer zwei Optionen: die eine ist die beste Option, die man verfolgen sollte, und die andere ist, was man tun sollte, falls die erste nicht klappt. Ich denke, diejenigen von Ihnen, die lange genug in der Politik sind, kennen das und verstehen das.
Aber das ist die Lage, in der wir stecken: Wir sind in einer äußerst gefährlichen Situation. In der ganzen Geschichte der Neuzeit gab es in der europäischen Erfahrung nichts Vergleichbares seit dem sogenannten Neuen Finsteren Zeitalter des 14. Jahrhunderts, als das Haus Bardi bankrott ging. Und mit der Derivatkrise, mit Billiarden Dollar an Schulden, die unmöglich bezahlt werden können, sind wir in einer noch schlimmeren Krise als das Haus Bardi und andere Unternehmen im 14. Jahrhundert. Das bedeutet, daß wir so vorgehen müssen: abschreiben, was keine Schuldverpflichtung sein sollte und nicht bezahlt werden sollte; und fortsetzen, was fortlaufen muß, ohne dabei einen Schritt zu vergessen - die Menschen schützen, die Individuen und die Kulturen schützen, so als ob es für sie gar keine Störung gegeben hätte. Ich bin überzeugt, daß wir das mit einer Sanierung in einem ordentlichen Konkursverfahren tun können.
Aber wir brauchen, wie gesagt, einen Plan A und einen Plan B. Ich arbeite an Plan A. Und ich warne die Menschen davor, wie Plan B aussähe - es würde schrecklich, absolut schrecklich! Aber falls es dazu kommt, müssen wir uns auch dem stellen, so wie wir uns schon früher schrecklichen Situationen stellen mußten.
Lesen Sie hierzu bitte auch: LaRouche-Pressekonferenz im Europäischen Parlament in Straßburg - Neue Solidarität 52/2008 LaRouche in Indien: Londons Terror durch Vier-Mächte-Bündnis bekämpfen - Neue Solidarität 51/2008 Britische Nachrichtendienste hinter dem Massaker von Mumbai - Neue Solidarität 50/2008 Vier-Mächte-Block kann den Widerstand gegen die Reform des Systems brechen - Neue Solidarität 49/2008 „Ersetzt das System, oder sucht euch einen neuen Planeten!“ - Neue Solidarität 48/2008 Was Obama in den ersten 100 Tage tun muß - Neue Solidarität 48/2008 Schriften von Lyndon H. LaRouche 1981-2006 - Internetseite des Schiller-Instituts Was Lyndon LaRouche wirklich sagt - Internetseite der Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo) Internetseite des LaRouche-Aktionskomitees - in englischer Sprache |
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