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Aus der Neuen Solidarität Nr. 51/2008 |
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„Eine Aufbauperspektive planetarer Dimension“
Osservatore Romano, die Tageszeitung des Vatikan,
veröffentlichte am 4. Dezember einen Artikel des Bankiers Gotti Tedeschi, einem
regelmäßiger Autor des Blattes, in dem als Ausweg aus der globalen Krise eine
langfristige, niedrigverzinste Kreditpolitik gefordert wird, um Infrastruktur,
Industrie und gesamtwirtschaftlichen Verbrauch in der Dritten Welt in Gang zu setzen.
Anstatt weitere Blasen zur Rettung des Finanzsystems zu
schaffen, „könnte mit einem kreativen Wirtschaftsprozeß planetaren Umfangs
begonnen werden“, schreibt Tedeschi und bezeichnet dies als „Solidaritäts-Blase“
- unter Einbeziehung der armen Länder. Die Antwort auf die Krise „liegt darin,
welchen Wert wir der potentiellen und unausgesprochenen Nachfrage der armen
Länder zumessen, um sie in die Lage zu versetzen, am globalen Aufschwung
teilzuhaben. Dieser Bedarf sollte voll und ganz unterstützt und finanziert werden.“
Solche Investitionen könnten sich in den Ländern, die
Fortschritt wollen und dies als ihre Menschenwürde verstehen, auf die Hoffnung
auf wachsende Einkommen und steigende Investitionen gründen. „Asien verfügt
über Liquidität, die Vereinigten Staaten über Technologie, Europa hat
Herzensgüte, Ideen, kleine und mittelständische Industrien. Die armen Länder
haben Millionen Möglichkeiten für Investitionen, vor allem langfristig.“
„Warum nicht, anstatt eine weitere korrigierende,
egoistische, kurzfristige Blase zu bilden, lieber über eine langfristige,
solidarische ,Blase’ nachdenken, die Produktions- und Arbeitskräftewachstum
schafft, die Konsum und Investitionen in armen Ländern finanziert? Warum
sollten nicht in einigen Jahren drei Milliarden mehr Menschen am Wachstum des
gesamten Wirtschaftssystems teilhaben können? Menschen, die schon jetzt einen
wichtigen Markt für den Westen darstellen, die aber ebenso in
infrastrukturellen Projekten und an wissenschaftlichen Ausbildungsprogrammen teilnehmen.“
„[Das ist] ein Projekt, das langfristig und niedrigverzinst
finanziert werden muß, und dem sich die Regierungen annehmen sollten. Diese
Regierungen, die kaum rückzahlbare Hypothekenschulden garantieren, können dies
leicht für Investitionen in Infrastruktur tun. Sie können, mit einiger
Anstrengung, die Garantie für produktive Unternehmen übernehmen, damit in armen
Ländern Joint-Ventures in Schlüsselbereichen entstehen, wie z.B. im
Nahrungsmittelbereich... Mit solchen Joint-Ventures könnten Schulen finanziert
werden oder Banken. Arme Länder zu unterstützen, kostet etwas, aber wie viel
mehr gewinnt man dadurch! Was kosten die USA allein die Immobilienblase? 10
Billionen? Wieviel wurde in den letzten zehn Jahren in den armen Ländern investiert?“
Dieselbe Ausgabe des Osservatore berichtete über die
Generalaudienz von Papst Benedikt XVI. am 3. Dezember, bei der er Repräsentanten
einer Bankenkooperative empfing und betonte, daß „eins der vorrangigen Ziele
von Banken- und Kreditinstituten die Solidarität mit den Schwachen und die
Unterstützung produktiver Aktivitäten“ sein müsse.
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