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Aus der Neuen Solidarität Nr. 51/2008

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„Das gegenwärtige Finanzsystem ist der Krankheitsherd“

Das Internetportal des auf Wirtschaftsfragen spezialisierten russischen Radiosenders Business FM veröffentlichte am 3. Dezember ein Interview mit Lyndon LaRouche.

BFM.ru, das neue Internetportal der russischen Radiostation Business FM, veröffentlichte am 3. Dezember unter der obigen Überschrift ein Interview mit Lyndon LaRouche. Die Korrespondentin Natalja Bokarewa, deren schriftlich vorgelegte Fragen LaRouche am 23. November beantwortet hatte, leitete das Interview folgendermaßen ein: „Der einzige Weg, um die Weltwirtschaft zu retten, ist die Rückkehr zum Bretton Woods [Abkommen]. Kosmetische Änderungen, wie sie von der G-8 und G-20 vorgeschlagen wurden, werden nicht helfen. Der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Lyndon LaRouche erläuterte in einem Gespräch mit BFM.ru seine Sicht der Lage.“

LaRouche wird vorgestellt als geistiger Vater der Strategischen Verteidigungsinitiative, der unter der Regierung Bush sen. inhaftiert war und aufgrund des Einsatzes zahlreicher Persönlichkeiten aus aller Welt vorzeitig aus der Haft entlassen wurde. LaRouche sei ein „Anti-Gobalist“ und fordere die Rückkehr zum „ursprünglichen Amerikanischen System“. Heute fordere LaRouche, daß die Welt zu den wirtschaftlichen Vorstellungen Franklin Roosevelts zurückkehre und zu einem Kreditsystem anstelle eines monetären Systems. Es folgt die Übersetzung des Interviews.

LaRouche: Alle vorgeschlagenen Reformen, die sich innerhalb des bestehenden Systems bewegen, werden in einem Desaster enden. Das gegenwärtige Geldsystem selbst ist der Seuchenherd. Es kann nicht geheilt, nur ersetzt werden. Alle Versuche, das gegenwärtige System zu reformieren, wären ein schneller Schritt ins Verderben.

Es ist unabdingbar, das jetzige Geldsystem durch ein Kreditsystem, wie es in der amerikanischen Verfassung vorgesehen ist, zu ersetzen - so wie es von Präsident Franklin D. Roosevelt bei der Abfassung des Bretton-Woods-System beabsichtigt wurde.

Die Verwirrung bei diesem Thema entsteht, weil das Bretton-Woods-Abkommen [1944] mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF), wie es dann von den Briten und den USA unter Truman etabliert wurde, ein Geld- und kein Kreditsystem repräsentierte.

Die Quelle dieser potentiell verheerenden Fehleinschätzung liegt in der Tatsache, daß Roosevelt gegen das Kolonialsystem eingestellt war und mit seinen Reformen den Kolonialismus aus der Welt schaffen wollte. Truman dagegen war ein Rechter, der zusammen mit Churchill, Roosevelts Tod ausnutzte, um das britische Empire und die anderen, bestehenden Kolonialreiche zu erhalten. Heute regiert das British Empire die Welt, zumindestens vorübergehend.

Mit der Einführung der flexiblen Wechselkurse unter Nixon 1971 hörte der Dollar auf, die souveräne Währung der USA zu sein und wurde mehr und mehr zum Spielgeld des anglo-holländischen monetären Systems. Dieses System wurde aber inzwischen hoffnungslos ruiniert und liegt im Sterben. Alle Nationen, die auf bloße Reformen innerhalb des jetzigen Finanzsystems setzen, werden in kurzer Frist von vielleicht nur wenigen Monaten zerfallen.

Es wäre begrüßenswert, wenn sich Rußland mit den USA auf die Einführung eines neuen Systems verständigen würde. Zusammen mit China, das so einen Schritt ganz dringend benötigt, und mit Indien könnte so eine Kerngruppe der vier größten Nationen entstehen, denen sich andere Länder anschließen würden. Solch eine Aktion wäre mit großer Sicherheit erfolgreich. Eine Alternative ist nicht in Sicht.

Geld hat keinen inneren Wert

LaRouche: Schonungslose Einschränkungen der Freiheit spekulativer Kapitalströme sind für jede Nation notwendig, die den gegenwärtigen Zusammenbruch des Weltfinanzsystems einigermaßen unbeschadet überstehen wollen. Geld besitzt keinen inneren Wert. Darum haben alle konventionellen Ökonomen bei ihren auf Statistiken basierenden Vorhersagen so jämmerlich versagt. Es existiert keinerlei direkte mechanistische Beziehung zwischen dem Geldwert und der Bewertung menschlicher Tätigkeiten. Prognosen, so wie ich sie am erfolgreichsten gemacht habe, basieren auf Faktoren des physischen Kapitals und wissenschaftlich-technischer Entwicklung und nicht auf Statistik-Theorien.

Der Geldwert muß mit Hilfe vernünftiger Abschätzungen reguliert werden. Solche Systeme werden protektionistische Systeme genannt. Leute, die nur in Begriffen von Kaufen und Verkaufen denken, sind blind gegenüber den langfristigen Kapitalverbesserungen im Bereich von Produktion und grundlegender Infrastruktur.

Schutzmaßnahmen müssen nicht nur langfristige Kapitalinvestitionen absichern, sondern auch technologische Verbesserungen und Produktivitätszuwächse beim physischen Kapital befördern, und zwar pro Kopf und pro Quadratkilometer gerechnet. Diese Form der Kapitalbildung erstreckt sich über Zeiträume zwischen 25 und 50 Jahren, teilweise auch länger. Diese langfristige Kapitalbildung, einhergehend mit der Erhöhung der Energieflußdichte der Energieerzeugung (pro Kopf und pro km²) muß im Prozeß der politischen Gestaltung gesichert werden. Zum Beispiel ist nur die Erhöhung der Energieflußdichte bei Energiequellen (d.h. durch Kernspaltung und Kernfusion) in der Lage, das jetzige Bevölkerungsniveau der Erde zu erhalten. Ohne ein System fester Wechselkurse ist ein langfristiger Erfolg jedweder modernen Volkswirtschaft schier unmöglich.

Vergeßt die G-7 und ähnliches

LaRouche: Vergessen Sie die G-7 oder ähnliche Gruppierungen: Sie sind wie Särge, in denen bald die Erinnerung der kollabierenden nationalen Systeme, die sie vertraten, beerdigt werden wird. Es ist notwendig, ein neues System zu schaffen. Der einzige erste Schritt, der funktionieren würde, wäre, den Kern eines neuen Weltkreditsystems (statt eines monetären Systems) in der Form zu schaffen, wie es Präsident Franklin Roosevelt eigentlich beabsichtigte. Es muß ein Kreditsystem auf der Grundlage fester Wechselkurse sein, kein monetäres System.

LaRouche: Derzeit verhalten sich sämtliche Regierungen sehr dumm in dieser Frage. Man muß hoffen, daß der schiere Schrecken ihre Absichten verbessern wird. Dieser Schrecken wird eine galoppierende Hyperinflation im Weltmaßstab sein, vergleichbar mit dem, was Deutschland im Oktober/November 1923 erlebte. Diese Entwicklung ist im Moment bereits weltweit im Gang. Die Bankensysteme der Welt beschleunigen derzeit ihre Inflation mit der Aussicht auf einen baldigen Zusammenbruch. Ich habe den Entwurf für eine Lösung vorgelegt. Wenn mein Plan angenommen wird, wird die Zivilisation die kommenden Monate überleben. Wenn nicht, müssen wir hoffen, daß einige Nationen in ferner Zukunft, nach einem langanhaltenden, planetaren neuen finsteren Zeitalter weiser sein werden als die heutigen.

 

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