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Aus der Neuen Solidarität Nr. 50/2008 |
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Die von Somalia ausgehende Piraterie ist im Kern eine durchorganisierte Operation des Britischen Empire. Die Angriffe auf Schiffe im Indischen Ozean und Golf von Aden treiben die Preise hoch und bedrohen den durch die Finanzkrise bereits angeschlagenen Welthandel. Die meisten gekaperten Schiffe werden an der Küste von Puntland, der ärmsten Region Somalias, festgehalten, bis die Lösegeldverhandlungen abgeschlossen sind, und dann wieder freigelassen.
Mehr als ein Dutzend Schiffe werden gegenwärtig festgehalten, und die Piraten haben in diesem Jahr schon 30 Mio. $ Umsatz erzielt. Das Geld wird benutzt, um Waffen für die regionalen Kriegsherren zu kaufen. Nach Angaben des Versicherers Lloyds könnten die Entführungen auf See den Reedern zusätzliche Versicherungskosten von 400 Mio. $ aufbürden. Mehr als 30% des weltweit gelieferten Erdöls wird durch den Golf von Aden transportiert, besonders betroffen sind Europa, China und Indien.
Die Piraten sind hoch gerüstet, sie verfügen über Mutterschiffe, von denen Schnellboote ausgeschickt werden können, um ein Schiff zu kapern. Dadurch wird das Operationsfeld enorm ausgeweitet: Bisher war es nur der Golf von Aden und die Straße von Suez, jetzt ist es der gesamte Indische Ozean. Kürzlich wurde ein saudischer Supertanker mit Öl im Wert von 100 Mio. $ mehrere hundert Seemeilen vor der Küste Tansanias aufgebracht.
Die Piraten sind mit Navigationssystemen ausgerüstet, und sie erhalten offensichtlich Daten über die Routen der Schiffe, denen sie sich dann nachts mit Überraschungsangriffen nähern. Sie benutzen dabei von Raketen getriebene Enterhaken. Bereits neun Nationen haben Schiffe in den Indischen Ozean entsandt, um die Piraten zu bekämpfen, aber angesichts der großen Entfernungen sind sie bisher wenig erfolgreich.
Einen interessanten Einblick in die Rolle Londons lieferte das Nachrichtenmagazin Der Spiegel vom 24.11. Nach Aussagen von Roger Middleton von Chatham House muß die Firma, deren Schiff gekapert wurde, das Lösegeld bar auszahlen, „danach wird das Geld normalerweise nach Mombasa oder in den Jemen gebracht. Dort übernehmen es Sicherheitsprofis. Sie laden die Millionen auf kleine Boote oder Schlepper, fahren zum entführten Schiff, gehen längsseits und übergeben die Säcke.
Oft wandert das Geld auch durch die Hände mehrerer Vermittler. ‚London hat viel damit zu tun’, sagt ein Sicherheitsexperte des Internationalen Instituts für Strategische Studien in London. ‚Einige Anwaltskanzleien haben sich darauf spezialisiert’, weiß auch der Besitzer eines spanischen Frachttrawlers, der sein Schiff freikaufen mußte. ‚Und manchmal fragt man sich, ob die Piraten tatsächlich in Somalia oder in London sitzen.’“
Die meisten Entführungen haben vor der Küste Somalias stattgefunden. Sachkundigen Quellen zufolge operieren diese Netzwerke aber nicht vom Jemen oder Somalia aus, sondern aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). In einem Bericht des Royal Institute of Foreign Affairs heißt es, da Jemens Staatschef seit über 30 Jahren im Amt sei, werde der Streit um die Nachfolge das verarmte Land erschüttern. „Das könnte zu Instabilität führen und eine ‚rechtsfreie Zone’ schaffen, die sich von Nordkenia über Somalia und den Golf von Aden bis nach Saudi-Arabien erstreckt. Piraterie, organisiertes Verbrechen und gewalttätiger Dschihad könnten eskalieren und sich auf die Sicherheit der Schiffswege, den Transit von Öl durch den Suezkanal und die innere Sicherheit von Jemens Nachbarn auswirken.“
Somalia ist als Staat völlig unregierbar geworden, als Folge der eskalierenden bewaffneten Konflikte und der Dürre in den zentralen und südlichen Landesteilen sind Hunderttausende Menschen vom Hungertod bedroht.
eir
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