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Aus der Neuen Solidarität Nr. 50/2008

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Mein Vorbild für die Landwirtschaft wird 70 Jahre

Zum Geburtstag von Helmut Eichinger am 14. Dezember 2008

Es ist nun schon zwanzig Jahre her, damals war ich noch beim Bauernverband in Neuburg tätig, als ich mich im Herbst 1988 das erste Mal nach Laberweinting bei Regensburg aufmachte, um einen Vortrag des Schiller-Instituts zu besuchen. Die Ausführungen behandelten die Klimaerwärmung und die CO2-Problematik. Den Vortrag fand ich nicht besonders mitreißend, wegen der zu vielen Zahlen und Graphiken. Viel interessanter gestalteten sich die anschließende Diskussion und die Gespräche im kleinen Kreis.

Bei dieser Gelegenheit traf ich zum ersten Mal auf den Landwirt Helmut Eichinger und seine Frau Christa. Aus ihren Erzählungen zu schließen, standen sie schon seit einiger Zeit mit dem Schiller-Institut in Verbindung.

Helmut Eichinger hatte schon 1988 für das Schiller-Institut eine Farmtour durch den Mittleren Westen der USA gemacht und konnte davon viel Interessantes an diesem Abend berichteten. Auch erzählte er von der Schiller-Institut-Konferenz „Food for Peace“ in Chicago, die mit mehr als 400 Teilnehmern aus aller Welt stattfand.

Sinn und Zweck der Konferenz war, der Öffentlichkeit die Augen zu öffnen über den  Schwindel mit der Überproduktion. Vertreter aus Bangladesch und dem Sudan berichteten in Chicago über ihre Schwierigkeiten, die Bevölkerung ausreichend zu ernähren, u. a. wegen der hohen Schuldenlast, die sich nach dem Ölpreisanstieg der siebziger Jahre angehäuft hatte. Damit die Länder der Dritten Welt ihre Schulden mit Nahrungsmitteln bezahlen konnten, mußten die Bauern in den Industrieländern  die Flächen stillegen und weniger produzieren. Diese Unterhaltung fand ich sehr interessant, und ich besuchte deshalb in der nachfolgenden Zeit öfter Vorträge und Diskussionen mit Herrn Eichinger im Raum Regensburg.

Als Landwirt mußte er seine Vorträge in die arbeitsärmere Winterzeit legen. Bei einer dieser Gelegenheiten führte ihn im Januar 1989 der Weg nach Schweden. Dort hatte sich ein neuer Bauernverband gegründet, der die Forderung des schwedischen Schiller-Instituts nach einem Paritätspreis für landwirtschaftliche Erzeugnisse unterstützte. Eichinger berichtete über die sinkenden Erzeugerpreise und den drastischen Rückgang der Getreidebestände in der EG, aber trotzdem wurden weiter Flächen stillgelegt. Zeitgleich mit dem Besuch Eichingers boykottierten schwedische Landwirte rund um die Uhr einen russischen Frachter, der im Hafen von Malmö polnischen Weizen löschen sollte. Er besuchte die 60 Bauern, die das Entladen des Frachters verhindern wollten, denn dieser Weizen sei sehr viel billiger als schwedischer und zugleich sei die polnische Bevölkerung derzeit unterversorgt. Er wünschte der Aktion viel Erfolg und meinte, solche Aktionen müßten auch deutsche Bauern unternehmen.

Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus und dem Fall der Mauer 1989 besuchten viele interessierte Menschen aus der ehemaligen DDR die Veranstaltungen des Schiller-Instituts in Westdeutschland.

Bei dieser Gelegenheit lernte Helmut Eichinger viele Personen kennen, die ihn später zu einem Vortrag in die Agraringenieurschule nach Zwickau einluden. Es waren Landwirte, die die Gelegenheit nutzten wollten, nach dem Fall der Mauer wieder selbständige Unternehmer zu werden. Sie organisierten zu diesem Zweck eine Seminarrunde, zu der sie auch Helmut Eichinger als selbständigen Landwirt aus dem Westen einluden.

Er berichtete über den Aufbau seines Hofes, einem Bullenmast- und Ackerbaubetrieb mit Zuckerrüben, Weizen und Silomais, mit allen Schwierigkeiten und ohne „wenn und aber“, einschließlich der Problematik der Hofübergabe. Und schon damals plagten die Landwirte die  ständig sinkenden Erzeugerpreise und die steigenden Betriebskosten. Er beschrieb aus eigener Erfahrung sehr eindringlich, daß man unter den gegebenen agrarpolitischen Umständen bei seiner Betriebsgröße nur überleben konnte, wenn man den landwirtschaftlichen Maschinenpark selbständig in Ordnung halten könne. Geholfen hatte ihm dabei, daß er nicht jeden Vorschlag der Bürokraten und Politiker für bare Münze genommen, sondern sich auf sein eigenes logisches Denken verlassen hatte.

Er berichtete auch über seine Tätigkeit im Schiller-Institut, über die Aktion Food for Peace und die Notwendigkeit, die Probleme global zu lösen, denn verursacht werden diese durch die Welthandelsorganisation und die Banken, die dahinter stehen. Auch über den Bauernverband äußerte er sich damals sehr kritisch, weil dieser häufig nicht die Interessen der Bauern vertrat.

Der Vortrag führte dazu, daß einige „Wiedereinrichter“, so nannte man die Landwirte im Osten nach der Wende, im Sommer seinen gut organisierten Hof bei Regensburg besuchten.

Trotz seiner beschränkten Zeit als Landwirt kandidierte Helmut Eichinger mehre Male für die Bundestag-, Landtag- und Europawahlen, um die Voraussetzung zu schaffen, seine Vorstellungen umzusetzen. Im Winter 1993, damals war ich selbst für das Schiller-Institut aktiv, hatte ich eine Woche lang das Vergnügen, mit ihm Unterstützungsunterschriften für die Bundestagswahl zu sammeln. Dabei besuchten wir viele Bauern in den umliegenden Ortschaften in Moosham, Langenerling, Eckmühl, Aufhausen und auch in seinem Heimatort Triftelfing. Dort war Helmut bereits sehr gut bekannt als aktiver Mitstreiter des Schiller-Instituts.

Er war auch für eine Wahlperiode Ortsobmann des Bauernverbandes und hatte mit seinen Ideen und denen des Schiller-Institutes beim Bauernverbands-Präsidenten Gustav Sühler um Unterstützung geworben. Seine wichtigste Forderung war immer die Durchsetzung von kostendeckenden Preisen für die Bauern.

Helmut interessierte sich für alle aktuellen, politischen Fragen. So war ihm auch nicht entgangen, daß andere Berufsgruppen ähnliche Schwierigkeiten hatten und sich damit neue Mitstreiter organisieren ließen, wenn sie nur wollten.

Nach mehr als zwanzig Jahren aktiver Tätigkeit beim Schiller-Institut haben Helmut und ich uns oft gefragt, ob dieser ruinöse Wahnsinn in der Landwirtschaft noch zu stoppen ist. Ich habe das oft bezweifelt, aber Du, lieber Helmut, hast Dich vorbildhaft in Deinen Überlegungen nicht vom Weg abbringen lassen und nicht nur mit Bedacht Deinen landwirtschaftlichen Betrieb weiterentwickelt, sondern auch dem Schiller-Institut mit Rat und Tat zur Seite gestanden.

Dafür möchte ich mich besonders im Namen aller Landwirte im Schiller-Institut bedanken und Dir und Deiner Familie alles, alles Gute und Gesundheit zu Deinem 70. Geburtstag wünschen.

Dein Georg Neudecker

Lesen Sie hierzu bitte auch:
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