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Aus der Neuen Solidarität Nr. 50/2008 |
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Barnier: „Liberalisierung bringt keine Nahrungsmittelsicherheit“
In einem Kommentar für Project Syndicate schrieb der
französische Landwirtschaftsminister Michel Barnier, die Märkte in diesem
Bereich seien „zu sprunghaft“, als daß man die Regulierung den Märkten überlassen
könne. Vor allem ärmere Länder seien auf Regulierung angewiesen, um diese
Auswirkungen auszugleichen. Auch wenn das nicht gleich Protektionismus bedeute,
müsse man immer bestimmte Faktoren berücksichtigen wie Wetter,
Preisschwankungen oder Gesundheitsrisiken, die die Handelsbedingungen
beeinflussen.
„In einer Welt, in der sich die Produktivität auf einer
Skala zwischen 1 bis 1000 bewegt, wäre es sehr unklug, sich nur auf die Märkte
zu verlassen, wenn die ärmsten Länder in die Lage versetzt werden sollen, ihre
Wirtschaft auszuweiten. Es ist auch sehr unwahrscheinlich, daß die Wirtschaft
wächst, indem man das dem Wettbewerb überläßt zwischen Lebensmittelmultis und
den Produzenten in Ländern, in denen immer noch Hungersnöte herrschen.“ Armen
Ländern sei für die Erreichung der Nahrungsmittelselbstversorgung viel mehr
geholfen, wenn sie Unterstützung durch ausländische Expertise erhielten und
Ressourcen und Projekte gemeinsam entwickelt würden. Mit einer solchen
Herangehensweisen habe Nachkriegseuropa in weniger als 20 Jahren die
Eigenversorgung bei Nahrungsmitteln erreichen können. Barnier wies auch auf
Länder wie Indien oder Vietnam hin, deren landwirtschaftliche Entwicklung sich
unter dem Schutz vor internationalen Märkten vollzogen habe.
Jetzt müsse man der Landwirtschaft Priorität verschaffen, um
„Wachstum mit einem menschlicheren Gesicht“ sicherzustellen. Als ein Kernland
der EU wolle Frankreich seine Rolle bei dieser „kollektiven Anstrengung
übernehmen“.
eir