|
|
|
| Kernthemen | Suchen | Abonnieren | Leserforum |
|
Aus der Neuen Solidarität Nr. 48/2008 |
|
|
|
Nur wenige deutsche Fernsehzuschauer erfuhren aus den Medien, daß Bundespräsident Horst Köhler bei der Eröffnung des „European Banking Congress“ 2008 am 21. November 2008 in Frankfurt erneut ein „Bretton Woods II“ gefordert hatte. In späteren Nachrichten ging dann dieser Begriff wieder unter; von ausführlicheren substantiellen Passagen hörte man sowieso nichts.
Bereits die Erwähnung des Begriffs „Bretton Woods“ scheint in den deutschen Medien ein gefährliches Tabu zu sein. Sollte das „Neue Bretton Woods“ sich, wie in andern Nationen, auch hier zum Haushaltswort entwickeln, bestünde ja die Gefahr, daß die Internetleser in Deutschland dann feststellen würden, daß sich die BüSo in den letzten Jahrzehnten als einzige Partei diesem Thema - und zwar kompetent - gewidmet hat.
Der Bundespräsident hatte u.a. gesagt: „1944 legte die Konferenz von Bretton Woods den Grundstein für eine marktwirtschaftliche, arbeitsteilige Weltwirtschaftsordnung nach dem Zweiten Weltkrieg. Nicht zuletzt diese Entscheidung brachte Vertrauen und den Industrieländern Wohlstand und sozialen Fortschritt. Sie führte Deutschland das dringend benötigte Auslandskapital zu, und sie ermöglichte uns den Aufbau einer bis heute außerordentlich erfolgreichen Exportwirtschaft. Bretton Woods war also eine wichtige Weichenstellung auch für den Erfolg der Sozialen Marktwirtschaft in Deutschland.“
Man erinnere sich, daß die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) nach dem Modell der von Roosevelt in der Großen Depression mit neuer Zielrichtung versehenen Reconstruction Finance Corporation (RFC) als Instrument produktiver Kreditvergabe gegründet wurde und die wesentliche Rolle bei der Anschubfinanzierung für Industrie und Mittelstand nach dem Krieg spielte. Das zur Verfügung gestellte Geld im Rahmen des Marshall-Plans wurde damals direkt vom amerikanischen Kongreß bewilligt. Ein neues Bretton-Woods-System muß heute, wie es der amerikanische Ökonom Lyndon LaRouche verlangt, auf der Grundlage eines nach dem Vorbild der US-Verfassung gestalteten, weltweiten gemeinsamen Kreditsystems zur wirtschaftlichen Entwicklung souveräner Nationen errichtet werden, und darf keine durch den IWF kontrollierte Finanzvereinbarung sein.
Horst Köhler sagte weiter: „ Ich bleibe dabei. Die Dimension der Krise heute verlangt ein Bretton Woods II, eine Versammlung der Besten, die mit Sachverstand, Moral und politischem Willen systematisch die Krise aufarbeiten.“ Diesen Ausführungen ist nur zuzustimmen. Interessanterweise verzichtete der Bundespräsident an dieser Stelle diesmal auf seinen früheren Bezug auf John Maynard Keynes, den Gegner von Präsident Roosevelt in Bretton Woods.
Köhler, der selbst einmal Direktor des IWF war und sich bislang noch für die Stärkung des IWF einsetzt, hatte zu Anfang seiner Bemerkungen festgestellt: „Wir haben es mit einer tiefen, weltumspannenden Krise zu tun. Wir haben gezeigt bekommen, wie schnell das internationale Finanzsystem instabil werden kann. Und jetzt frißt sich die Krise in die Realwirtschaft - überall auf der Welt.“ Ob Köhler mit seiner Bemerkung „Eine panikartige Verkürzung der Bankbilanzen hilft jetzt niemandem. Das sollte auch die Bankaufsicht berücksichtigen“, den größten Schwachpunkt aller bisherigen „Finanzmarktrettungspakete“ gemeint hat? Schließlich hatte allen voran die Deutsche Bank von den neuen „Bilanzierungsregeln“ profitiert, in denen die Banken praktisch selbst entscheiden können, wie sie ihre spekulativen Geschäfte, vor allem die Derivate, bewerten. Dieser Bereich muß völlig eingefroren und abgeschrieben werden, statt ihn mit hyperinflationären Methoden am Leben zu behalten.
Den von Horst Köhler geforderten nötigen „Sachverstand, Moral und politischen Willen“ repräsentiert jedenfalls gegenwärtig in der deutschen politischen Landschaft nur Helga Zepp-LaRouche, die in skandalöser Weise bisher aus den Medien herausgehalten bzw. verleumdet wird. Lesen Sie ihren jüngsten Artikel: „Der Tsunami kommt“ (Neue Solidarität 48/2008).
eir