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Aus der Neuen Solidarität Nr. 47/2008

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Eine Reise durch Deutschland
Wie Gulliver Deutschland gesehen hätte

Von Kasia Kruczkowski. LaRouche-Jugendbewegung

Es gibt Umstände, die man als moralischer Mensch einfach nicht mehr hinnehmen kann.

In Zeiten, in denen ernsthaft um das Geschick der Menschheit gerungen wird, bleibt Deutschland wie in einem großen Tal der Ahnungslosigkeit gefangen. Doch ganz so unschuldig ist der deutsche Michel dabei nicht.

Die Reisebeschreibungen Gullivers von Jonathan Swift werfen interessante Parallelen zu unserer Gesellschaft auf. Auf der schwebenden Insel Laputa, zum Beispiel, mußten die Menschen jederzeit von Dienern, den sogenannten Klatschern, begleitet werden, die an einem Stock mit Kieselsteinen gefüllte Urinblasen trugen, weil die Menschen „so sehr zu Spekulationen geneigt [sind], daß sie weder sprechen noch auf die Rede anderer hören können, wenn ihre Sprech- und Hörorgane nicht durch irgend eine äußerliche Berührung aufgeweckt werden“. Die Aufgabe dieser Klatscher bestand nun darin, mit ihrem Sack von Steinen ihren Begleitern auf den Mund bzw. auf das Ohr zu schlagen, je nach Notwendigkeit. Ansonsten würden die Leute „in der fortwährenden Gefahr [schweben], in einen Abgrund zu stürzen“, weil sie „in so tiefes Nachdenken versunken“ sind.

Hier werden die Leute bewußt in den Abgrund gestürzt, weil die Klatscher fehlen oder diese absurde Dinge ins Ohr flüstern, wie „es ist bald wieder vorbei“, „die Märkte werden sich wieder beruhigen...“ oder, was bei den Yahoos unserer Gesellschaft sehr beliebt ist: „*##§%%“- was soviel heißt wie: „Das System kann nicht zusammenbrechen - die da oben werden’s schon richten“ - also nur wirres Zeug, woran Jonathan Swift viel Spaß gehabt hätte. Das Trauerspiel heute bietet uns eine Gelegenheit, Deutschland mit der Einsicht und dem Scharfsinn eines Gullivers zu bereisen.

Folgendes Fragment könnte über Gullivers Aufenthalt in Medialalaland handeln:

Das hoffnungsvolle Volk der Rhetoriker und Verrenker sollte auf ein erweitertes Bewußtsein gebracht werden. Dafür waren allerhand  Kampagnen notwendig wie „Weg mit dem Bildungsballast“ à la Braureformen, „Weg mit der Wahrheit“ à la Frankfurter Würstchen, „Weg mit der Industrie“ à la MittelalteRohmantik oder dem Kassenrenner „Weg mit der Wahrheit“: jeder denkt sich die größten Querdreher aus und hat das Recht auf 24 Stunden Sendezeit.

Einige könnten auf die exotische Idee kommen, das sei unermeßlich übertrieben. Doch muß ich an die moderne Akademie von Lagado erinnern und einwenden, daß dort ja - Gott sei gnädig - die Mülltrennung erfunden wurde von den Projektmachern, die den Ehrendoktortitel „Grüner Strulbrug mit dem grünen Punkt auf der Stirn“ dafür erhielten. Schließlich wird jeder, der auf der Suche nach technologischem Fortschritt in Medialalaland gestrandet ist - wie ich -, auf besondere Art darüber aufgeklärt, denn jeder Bewohner, der was von sich hält, leidenschaftliche Vorlesungen darüber hält.

Ich habe die Dissertation für die ordentliche und gewissenhafte Trennung von Produkten, die man einfach nicht braucht, ins Verständliche übersetzt und wie folgt zusammengefaßt: Da wären die ganzen Seifenopern, Krimiserien und Nonstop-Spannersendungen à la Warner Brother die auf alle Fälle wiederholt werden und damit ins Altpapier gehören. Dann gibt es die ganzen romantischen Aktionsfilme à la „Stirb Endlich“, wo was für die ganze Familie drin ist: Die romantischen Kuschelszenen und das Happy End für die Tochter, die Schießereien, Explosionen und das Blutvergießen für den Sohnemann und für die Eltern bleiben die Werbepausen, bei denen sie ihre fürsorgliche Pflicht erfüllen und ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgehen. Dazu näheres im nächsten Kapitel. Zurück zur Mülltrennung:

In die Glascontainer kommen natürlich nur die Flaschen rein, für die in einer modernen Zivilisation keine Verwendung mehr ist. Allerdings wird hier nicht mehr zwischen den Grünen und den Braunen Flaschen unterschieden - aus sparpolitischen Gründen versteht sich.

Der Straßenfeger „Wetten, daß mir dümmeres einfällt als dir, um mich der gesamten Nachwelt lächerlich zu machen“ wird natürlich nie im Müll landen - sondern an den höchstbietenden Ebayer versteigert, um in einigen Jahren das große Comeback zu feiern. Dazu werden übrigens die aktuellesten Hits gespielt nach der Kompositionart 100110, da Techno-Oldies einfach viel zu kreativ sind und die Eltern bei ihrer Lieblingsbeschäftigung verwirren.

Die Shopping-Junkies waren längst auf das Surfbrett umgestiegen, sodaß die Werbesendungen nur noch dem Zweck dienen, ein paar Wörter mit den anderen Sofabenutzern zu wechseln (nicht zu verwechseln mit der Lieblingsbeschäftigung der Eltern!).

Dann gibt es noch diese riesigen Gerüste von Glaubensbekenntnissen und anderen Redeschaus, die sich nicht wegbewegen lassen und von dem Restmüll abgeholt werden müssen. Von diesem Sperrmüll trennen sich allerdings nicht viele, weil man sonst noch mehr Werbepausen hätte, sich aber nichts mehr zu sagen hat.

Was mich aber im ganz besonderen faszinierte, war eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, bei dem mein Heimatland Großbritania noch eine Menge in Sachen Tradition lernen kann: Die gelbe Tonne - nur Dinge mit dem Grünen Punkt! Jeder, der mit einem Grünen Punkt versehen ist und nicht mehr gebraucht wird, wird ausgewaschen und landet dann dort hin, auch wenn keiner so recht weiß, wohin man kommt und was mit einem dann passiert. Jedoch macht das denen mit dem Grünen Punkt ohnehin nichts aus, weil sie nach der Philosophistik leben, daß es nur um die Zeit geht, in der sie im Gebrauch sind und wenn sie nicht mehr benutzt werden, ist sowieso alles vorbei. Wunderlicherweise gehören diesem Teil die meisten Klatscher an.

Alle, die nicht mit dem Grünen Punkt geboren wurden, landen im Restmüll - an den geht unheimlich viel Geld verloren und der Umwelt schadet der auch noch. Am besten, so argumentieren die Grünen Pünktchen, wäre eine radikale Reduzierung der minderwertigen Taugenichtse, und so gründeten die Anführer der Grünen Pünktchen Verbände wie den Pandabären oder den Römerklub, um diese Leermeinung zu verbreiten. Sehr hilfreich in der Durchführung waren der IntellektuelleWanderFogel und sein WixTuOch, die in den Expertenkreisen nur als IWF und WTO genannt werden. Diese stellen den Restmüll vor die Wahl, alles herzugeben, was noch drin ist und dann in die graue Tonne zu verschwinden oder alles herzugeben, was noch drin ist und Sperrmüll abholen zu gehen.

Und nun brauche ich die volle Aufmerksamkeit des Lesers, denn man kann im Falle von Giftmüll nicht aufmerksam und ausführlich genug sein bei der Aufklärung des Umgangs mit derart hochgefährlichem Material wie mit den Medias in diesem Medialalaland.

Dazu müssen auch die Dialoge der Fehlfühlern gezählt werden, jedoch nur diejenigen, die ausserhalb der Akademie erfolgen. Sobald ich meine Ausführungen über die Akademie der Projektmacher erläutert habe, wird der Grund hierfür ersichtlich sein.

Nun gibt es hier bei den Medias wiederum zwei überaus verseuchte Ströme: die Liliputaner, die immer sagen, daß man sowieso nichts ändern kann und sonst auch sehr kleinschwenderisch sind und die Laputier, die über ihre Verhältnisse lebten, weil sie sich von ihrem Restmüll nicht rechtzeitig trennten und sich jetzt für die Gleichverteilung einsetzen. Außerhalb dieser 2 Sachen gibt es nichts, was man beachten müsste, außer: bevor man diesen Giftmüll entsorgt, muß man ihn erst für diverse Dinge konsultieren, wie bei dem Bau von Häusern, der Strukturierung von Bildungseinrichtungen, dem Kommentar zum Beischlaf und der Führung des Landes.

Ich möchte dem Leser nun nicht länger meine Beobachtungen in der Akademie von Haarwert vorenthalten, die nach dem Vorbilde der Akademie von Lagado reformiert wurde und deswegen manchmal auch 3ae2gHLo2rwt genannt wird, was übrigens ein Produkt der modernen Sprachwissenschaften ist und Eßperhandoch genannt wird.

Wie der aufmerksame Leser sich noch erinnern kann, ist in Lagado ein Projektmacher angestellt, der die Sonnenstrahlen aus Gurken zu ziehen bestrebt ist, welche in hermetisch geschlossenen Phiolen aufgestellt und in rauhen Sommern herausgenommen werden, damit sie die Luft erwärmen. In Haarwert beschäftigt man sich mit dem Folgeprojekt, mit sogenannter Solarenergie, die Batterien für elektrische Kugelschreiber betreiben soll. Auch wenn bisher nur mäßig Erfolg, hohe Subventionen und nur die grünen Pünktchen mit solchen Kugelschreibern angeben können, versprechen die Klatscher in naher Zukunft den großen Durchbruch.

Mir wurde bei dem Durchgang dieser Akademie auch die Ehre zu Teil, den Gelehrten kennenzulernen, der mit dem ältesten Projektmacher der Akademie von Lagado eng zusammenarbeitet. Dieser ist ja dabei, aus Menschenkot die Galle und den Speichel zu entfernen um nach weiteren Trennungen die Ausgangsteile zu erhalten. Die dadurch inspirierte Arbeit an der Haarwert besteht nun darin, Entdeckungen, wie die Gravitation, in mathematische Formen aufzuteilen, sodaß der Student nur noch die Reihenfolge auswendiglernen muß.

Der wohl fortschrittlichste Teil der Haarwert-Akademie ist die moderne Malerei, der die Techniken und Errungenschaften der Parallelabteilung aus Lagado direkt übernommen hat und gar weiterentwickelt. Was in Lagado nur einige Blinde allein durch den Geruch und das Gefühl

zu erfüllen fähig waren, nämlich das Mischen von Farben, wird in Haarwert noch zusätzlich mit dem Geschmack gearbeitet. Dieses Projekt erwies sich erfolgreich, denn in dieser Gesellschaft gibt  es unendlich viele Gemälde solcher Künstler, gerade weil sie alle mit demselben Geschmack arbeiten.

Wie sehr man in Medialalaland die Akademie von Lagado verehrte, zeigt sich insbesondere darin, daß man einen Arzt aus der Akademie von Lagado, der an einem sehr wichtigen Projekt arbeitete, nach Medialalaland brachte. Ich möchte die Beschreibung seiner Arbeit aus meinen früheren Notizen entnehmen, um es dem vergesslichen Leser wieder in Erinnerung zu rufen:

„Er hatte ... einen großen Blasebalg mit einer langen und schmalen Mündung aus Elfenbein. Diese hielt er acht Zoll von dem Anus entfernt und behauptete, er könne die Eingeweide hiedurch so schmal machen, wie eine getrocknete Blase. War aber die Krankheit zu hartnäckig und heftig, so steckte er die Mündung in den Leib des Patienten hinein, während der Blasebalg voll Wind war, und entlud denselben in die Eingeweide; alsdann zog er sein Instrument zurück, um es wieder zu füllen, hielt aber unterdessen mit seinem Daumen die Öffnung des Hinteren zu...“

Diese Methode wurde sehr erfolgreich auf die Wirtschaft aller Welt angewandt und er wurde deswegen mit dem zusätzlichen Titel Grünspan geehrt. Er weihte seinen Sohn Paul jr. bereits in alle Geheimnisse ein, damit nichts verloren gehe.

Auch das Projekt, die spekulativen Wissenschaften durch praktische und mechanische Operationen zu verbessern, hat in Haarwert große Begeisterung bei der Nachahmung gefunden und zu bemerkenswerten Folgen in der Kommunikation geführt. Man braucht sich nämlich nicht mehr den anstrengenden Aktivitäten des Denkens zu widmen, da man sich jetzt nur noch darauf beschränken muß, die Buchstabenmaschine zu betätigen, die eine Buchstabenreihe auswirft, die man dann als seine individuelle Meinung ausgibt. Der Nachteil dabei ist auf der anderen Seite, dass die Arbeitslosigkeit unter den Klatschern seitdem stetig gestiegen ist. Dem verschafft man bereits Abhilfe, mit einer Zucht von Metallpustern, die überall auf der Landschaft aufgestellt werden. Die arbeitslosen Klatscher beschäftigen sich nun damit, herauszufinden, wofür man diese nutzen kann.

Dabei helfen die Buchstabenmaschinen ungemein.

Da man im Kreise der grünsten Gelehrten die Meinung vertritt, daß das Leben der Tiere viel angenehmer ist, versucht man in einem der umfangreichsten Projekte der Akademie, diese so weit wie möglich nachzuahmen. Dabei studiert man von den verschiedenen Tierarten die wünschenswerten Eigenschaften + Verhaltensmuster, und jeder Projektteilnehmer versucht diese so authentisch wie möglich nachzuahmen, sowie die erforderlichen Lebensbedingungen zu schaffen. Am Ende eines Projektzyklus wird ein Wettbewerb veranstaltet, und der Sieger erhält dann den heiß begehrten noblen Preis. Wenn sich jemand ganz besonders auszeichnet, indem seine Imitation am glaubwürdigsten ist und dabei der neue Lebensraum für andere geschaffen ist, darf er Buchstabenreihen seiner Wahl in die Buchstabenmaschine eingeben. Aus offensichtlichen Gründen haben diejenigen, die dieses Projekt erfolgreich absolvieren, die vielversprechendsten Karriereaussichten.

Ich könnte jetzt noch viele andere interessante Projektmacher vorstellen, aber an dieser Stelle möchte ich den Leser anraten, die Haarwert-Akademie in Medialalaland einfach selbst zu besuchen.

Der Wert meiner Reisebeschreibung wäre wahrlich mangelhaft, wenn ich nicht auch zumindest einen kurzen Einblick in den Zeitvertreib der Medias geben würde, den ich hiermit mit größtem Vergnügen anfüge.

In großen Hallen, in denen die primitiven Vorahnen der Medias früher seltsamen Aktivitäten nachgegangen sind (und sich dabei auch oft noch die Hände schmutzig machten), wurden große Boxen aufgestellt, woraus dann die neuesten Kompositionsfolgen schallen, zu dem Horden von Medias regelmäßige Körperbewegungen verrichten. Die modernste, wie ich vorhin schon bemerkte, ist die Folge 100110. Diese Hallen dienen oft auch der Suche des Lebensabschnittsgefährten, wobei der Abschnitt, nicht länger als eine Werbesendung, also eine 6-Bit-Folge sein darf. Manchmal werden diese Hallen aber auch für die immer mehr an Beliebtheit zunehmenden Stöpselspiele  benutzt, bei denen sich die jungen Medias in ihren Alltagspflichten üben können. Dabei können sie an ihren eigenen Spaßsticks herumhantieren. Bei der 6-Bit-Folge darf man auch mit dem Spaßstick eines anderen spielen. An den Spielregeln wird in der Akademie von Haarwert noch weiter getüfftelt.

So jetzt muß ich aber wieder nach Großbritannien.

 

PS: Für eventuell nicht verständlichen Inhalt, möchte der Leser Gullivers Reisen zu Rate ziehen.

PPS: Eventuelle Rechtschreibfehler müssen der Verwirrung der Autorin durch die letzte Reform, von der sie sich bisher nicht erholen konnte, zugeschrieben werden.

3PS: Die Autorin distanziert sich nach britischer Manier von allen Obszönitäten des Inhalts.

4PS: Für eventuell aufkommendes Unbehagen des Lesers möchte der Autor auf das 10-Punkte-Programm der BüSo hinweisen.

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