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Aus der Neuen Solidarität Nr. 45/2008

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Französisches Wirtschaftsjournal veröffentlicht
Interview mit Jacques Cheminade

Capital.fr, die führende Webseite in Frankreich für Wirtschaftsfragen mit täglich ungefähr 40.000 Zugriffen, verbreitete am 29. Oktober das folgende Interview mit LaRouches Mitarbeiter Jacques Cheminade. Der Titel des Interviews lautet: „Man muß das gegenwärtige Finanzsystem einem Konkursverfahren unterziehen.“ Es war begleitet von einem Photo von Cheminade, der 1995 für die französische Präsidentschaftswahl kandidierte.

Einführung: „Immer mehr führende Politiker verlangen die Abhaltung einer neuen Bretton-Woods-Konferenz. Jacques Cheminade wartete mit seinem Aufruf zum vollständigen Wiederaufbau des internationalen Finanzsystems nicht, bis es zu der Finanzkrise kam. Der Dissident der ENA [Eliteschule für Verwaltung] und Präsidentschaftskandidat von 1995 wies schon Mitte der neunziger Jahre auf die Gefahr der Desintegration des gegenwärtigen Systems hin. Der Präsident der Solidarité & Progrès erläutert uns seine Sicht der Lage und die unabdingbaren Schritte zur Vermeidung eines Zusammenbruchs der Weltwirtschaft.

 

Cheminade: Wir leiden heute unter den Auswirkungen der Deregulierung des Weltfinanzsystems, die 1971 mit der Beendigung der Umtauschbarkeit des Dollars in Gold begann. Dieser Schritt bedeutete das Ende der internationalen Währungsordnung, die gegen Ende des Zweiten Weltkriegs auf der Konferenz in Bretton Woods entstanden war. Das öffnete die Schleusen für eine immer verrückter werdende Spekulation. Die Währungsemission ist in der Praxis Banken und Versicherungsgesellschaften übergeben worden, die eine immer größere Menge an Liquidität geschaffen haben. Das führte zur Erzeugung von fiktivem Kapital, d.h. von Kapital, das in keinerlei Beziehung zu irgend etwas in der Realwirtschaft stand. Die Zentralbankenpolitik niedriger Zinsraten, der massive Einsatz von Finanzderivaten, die Umwandlung von Krediten in Wertpapiere, die exzessive Nutzung von Fremdkapitalaufnahme und fehlende Regulierung auf den Finanzmärkten - all das hat zur Übernahme eines unverhältnismäßigen Risikos beigetragen und zur Entstehung einer noch nicht dagewesenen Blase im Weltmaßstab, die jetzt explodiert ist und deren Deflation noch nicht beendet ist.

 

Cheminade: Die von westlichen Regierungen unternommenen Anstrengungen zur Rettung des gegenwärtigen Systems sind so nutzlos wie wenn man die Stühle auf dem Deck der Titanic neu arrangiert. Staatsinterventionen fügen Geld nur weiteres Geld hinzu. Vielleicht werden diese Mengen an Geld, die der Steuerzahler aufbringt, der Finanzsphäre kurzfristig etwas Luft verschaffen, aber sie lösen nicht den Kern des Problems. Einerseits ist das Vertrauen zwischen den Systemteilnehmern verschwunden, und viele Schuldner werden niemals in der Lage sein, ihre Schulden zurückzuzahlen. Wenn die Spielregeln nicht gründlich geändert werden, dann wird die Welt nicht in der Lage sein, eine Rezession historischen Ausmaßes zu vermeiden.

 

Cheminade: Nach einer deflationären Periode durch den Zusammenbruch der Realwirtschaft heißt die eigentliche Gefahr Hyperinflation, wenn die Teilnehmer am Wirtschaftsleben jeglichen Glauben an den Wert des Geldes verlieren. Nationen werden nicht umhin können, eine Politik sozialer Sparmaßnahmen durchzuführen, um mit ihren sinkenden Einnahmen noch irgend etwas machen zu können. Angesichts strangulierter Bevölkerungen könnten die Regierungen die Einschränkung gewisser Freiheiten in Betracht ziehen, um die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten. Die Destabilisierung des chinesischen Regimes wird sehr groß, wenn Chinas Exporte im Westen keine zahlungskräftige Kundschaft mehr finden.

 

Cheminade: Die Welt braucht eine neue Finanz- und Währungsordnung, auf die sich die großen Mächte einigen müssen, d.h. Rußland, China oder Indien dürfen nicht ausgeschlossen werden. Als erstes muß das gegenwärtige System einem Konkursverfahren unterzogen werden, um die Kapitalbestände voneinander zu trennen; die guten, die mit der Realwirtschaft zu tun haben, von den schlechten, die an Giftwertpapiere gebunden sind. Letztere werden liquidiert und nur die ersteren werden bezahlt.

Als nächstes, um Währungsspekulation zu verhindern, sind feste Wechselkurse unabdingbar. Souveräne Regierungen - die einzige Garantie für das Interesse der Völker - müssen wieder die Kontrolle über Währungen und in der Folge über die Zentralbanken übernehmen. Schließlich sollte produktiver öffentlicher Kredit geschaffen werden. Auf diese Weise könnten langfristige Kredite mit geringen Zinsraten ausgegeben werden, um große Infrastrukturprojekte und Investitionen in grundlegende Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zu finanzieren. Um es kurz zu sagen, wir sprechen nicht von einer technischen oder technokratischen Lösung und auch nicht über ein Arrangement zwischen Diplomaten. Die neuen Spielregeln können nur Folge eines politischen Willens sein, der die Vorrangigkeit der menschlichen Arbeit und der sozialen Gerechtigkeit wieder etabliert, der die Führung eines Kampfes gegen die in London und der Wall Street beheimatete Finanzoligarchie einschließt.

 

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