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Aus der Neuen Solidarität Nr. 44/2008 |
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Indien auf dem Weg zum Mond
In den Morgenstunden des 22. Oktober (3.00 Uhr Indian
Standard Time) hob mit der Rakete Chandrayaan-1 („Mondreise“) die erste
indische Mondmission von der Startrampe im Raumfahrtzentrum Satish Dhawan auf
der Insel Sriharikota an der indischen Ostküste ab, rund 100 km nördlich von
Chennai (ehem. Madras).
Die indischen Weltraumaktivitäten gehen zurück bis auf die
sechziger Jahre. Mittlerweile verfügt Indien mit der PSLV (Polar Satellite
Launch Vehicle) über eine verläßliche Rakete für leichte bis mittelschwere
Nutzlasten, die im April diesen Jahres mit der gleichzeitigen Beförderung von
10 Satelliten ins All einen Weltrekord aufstellte. Die „XL“-Version wurde jetzt
für die Mondmission eingesetzt. Sie hat 11 verschiedene wissenschaftliche
Instrumente an Bord.
Wenn die indische Mondmission 17 Tage nach ihrem Start in
eine 100 km hohe Umlaufbahn um den Erdtrabanten eintritt, soll sie diesen Orbit
zwei Jahre lang beibehalten und währenddessen eine lückenlose, hochauflösende
plastische Kartographierung des Mondes und verschiedene
Oberflächenuntersuchungen durchführen. Da Chandrayaan auf seiner
Umlaufbahn der Mondoberfläche drei- bis viermal näher kommt als die europäische
Mondsonde Smart-1 (2005) und somit die Untersuchungen eine höhere
Auflösungsqualität haben, hat sie zwei weiterentwickelte Instrumente der ESA
(Europäische Weltraumagentur) an Bord, die bereits zur Smart-1-Mission
gehörten. Es handelt sich dabei um ein vom Max-Planck-Institut für
Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau entwickeltes Infrarot-Gerät, das die
vertikalen Schichtungen der Mondkruste untersuchen soll und einen sogenannten
Sub-Atomaren Reflektions-Analysten (SARA) des Schwedischen Instituts für
Weltraumphysik (IRF) in Kiruna. Letzteres Gerät setzt eine völlig neue Methode
ein, um die Reaktion der Mondoberfläche auf den von der Sonne ankommenden
Teilchenstrom zu untersuchen. An Bord ist auch, neben fünf weiteren indischen
Geräten, ein von den Indern entwickeltes Instrument mit der Bezeichnung Hex,
das ähnliche Phänomene untersucht.
Obwohl Amerikaner und Sowjets den Mond in den sechziger und
siebziger Jahren genauer untersuchten, existiert heute ein detaillierteres
Verständnis des Planeten Mars als des Mondes. Die Inder wollen als nächstes ein
Roboterfahrzeug auf dem Erdtrabanten absetzen (Chandrayaan-2), ein
Programm, auf das sie sich 2007 mit den Russen geeinigt haben. Der erste
bemannte indische Weltraumvorstoß ist für 2014 vorgesehen und eine bemannte
Mondlandung für das Jahr 2020.
eir