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Das Geheimnis der Hundertjährigen

Wir übernehmen diesen Artikel mit freundlicher Genehmigung des Magazins 21st Century Science & Technology.

Stellen Sie sich vor! Das Geheimnis der Hundertjährigen lag greifbar nahe vor meinen Augen - so, wie der entwendete Brief in der Geschichte von Edgar Allen Poe! Wie ist es möglich, daß es Regionen der Welt gibt, in denen Männer und Frauen fast so alt werden wie die Berge, und die Mediziner das Geheimnis nicht gefunden haben? In einigen dieser Regionen fällt es kaum auf, wenn man 100 Jahre alt wird - richtig groß gefeiert wird dort erst der 110. Geburtstag. Einige ernstzunehmende Mediziner haben versucht, den Grund dafür herauszufinden, aber nur wenige scheinen über Spekulationen über Joghurt, Genetik, frische Luft und harte Arbeit hinausgekommen zu sein.

Das Geheimnis

Das Magazin 21st Century stimulierte mein Interesse für die sog. Hormesis, die gesundheitsfördernde Wirkung geringer Dosen von Radioaktivität. Zunächst war ich schockiert, als ich erfuhr, daß die Überlebenden der Atombombenabwürfe von Hiroschima und Nagasaki deutlich länger lebten und im Schnitt weniger oft an Krebs erkrankten als ihre Landsleute, die keine Strahlung abbekommen hatten, daß Mäuse, die in Laborversuchen mit geringen Mengen an Radioaktivität bestrahlt wurden, bis zu 20% länger lebten als die unbestrahlte Kontrollgruppe, und daß Menschen, die in Kernkraftwerken arbeiten, wo sie (im Gegensatz zu uns armen Büroangestellten) geringen Dosen an Radioaktivität ausgesetzt sind, im Schnitt länger leben und weniger häufig an Krebs erkranken als die übrige Bevölkerung. Jedenfalls war mein Interesse geweckt.

Dann veranlaßten mich die Gesundheitsprobleme einiger meiner Bekannten, mich intensiver mit dem Thema zu beschäftigen, und je mehr ich das tat, desto weniger konnte ich damit aufhören. So kam es, daß ich, der ich mit Medizin beruflich nichts zu tun habe, auf das Geheimnis stieß. Ich ging folgendermaßen vor: Da ich in meiner Ignoranz dachte, daß sich alle jene berühmten „Paradiese“ in den Bergen befanden, war meine erste Hypothese, daß die Langlebigkeit eine Folge der Hormesis in großen Höhenlagen ist, da die Atmosphäre dort oben dünner ist und deshalb dort eine stärkere kosmische Hintergrundstrahlung vorherrscht als in den niedriger liegenden Küstenregionen. Diese Annahme erschien mehr als plausibel, denn in den USA beispielsweise, wo diese Dinge gemessen und aufgezeichnet werden, zeigten Studien, daß die Krebsraten der Menschen, die an den Küsten leben, deutlich höher sind als die jener glücklichen Menschen, die in den Bergen wohnen.

Ich betrachtete also einige der betreffenden Bergregionen, in denen es eine ungewöhnlich hohe Zahl von Hundertjährigen gab (auf Sardinien, im Kaukasus, in Ekuador), und alles schien zu passen. Aber es gab einen Haken: Mindestens in einer der Regionen, in Japan, war die Zahl der Hundertjährigen weit höher als der Durchschnitt - aber sie lag praktisch auf Meereshöhe.

Eine Anomalie. Ich begann also, gründlicher zu vergleichen. Gab es etwas anderes, was diesen Orten gemein war? Es war bei so unterschiedlichen Gruppen offensichtlich keine genetische Frage und auch keine Frage der Ernährung, denn einige ernährten sich vor allem von Früchten, aber im Kaukasus ißt man auch gerne und viel tierisches Fett.

Ich steckte fest. Da kam ich auf die Idee, mir anzuschauen, was in den Werbeprospekten für die Touristen über diese Regionen gesagt wurde. Denn dort mußte ja das besondere dieser Regionen angepriesen werden, um Touristen anzulocken, und ich hoffte, daß sich auf diesem Wege die „Magnetnadel“ meiner Untersuchung bewegen und mir einen Hinweis auf das „Magnetfeld“ geben würde, über das niemand reden wollte.

Ich stürzte mich also ins Internet. Einer der ältesten Menschen, die je gelebt hatten, lebte in Japan: Yukichi Chuganji (23. März 1889 - 28. September 2003) starb im Alter von 114 Jahren und 189 Tagen. Wo hatte er gelebt, und was war das Besondere an diesem Ort? Er war ein pensionierter Seidenraupenzüchter und hatte zusammen mit seiner 74jährigen Tochter in der Stadt Ogori in der Präfektur Fukuoka gelebt, fast in der Mitte der Insel Kyuschu. Warum sollten Touristen Fukuoka besuchen? Die Stadt liegt praktisch auf Meereshöhe. Und sie hat eine natürliche heiße Quelle.

Der nächste Ort, den ich betrachtete, war Hainan in China, 2000 m über Meereshöhe, wo die Menschen ein gesundes und langes Leben führen. Am interessantesten ist hier der Ort Nanshan am Fuß des Nanshan-Berges in Sanya. Das Städtchen hat eine Bevölkerung von etwa 4500 Menschen, die meist von der Landwirtschaft leben. Unter den Alten sind 10 mehr als 100 Jahre alt, 90 älter als 80 Jahre. Es gibt in der Umgebung mehr als 300 heiße Quellen. In der Werbebroschüre für Touristen heißt es, die heißen Quellen von Nanshan seien berühmt wegen ihrer therapeutischen Wirkung, da das Wasser Spurenelemente enthält.

Und dann gab es die berühmten Berge im Kaukasus: Keine Umweltverschmutzung, harte Arbeit, sauberes Wasser? Oder ist es das Joghurt? Nein! Der älteste dort lebende Mensch sagte, er rühre so etwas nicht an. Das war Mirzahan Mowlamow, der 1998 mit 121 Jahren starb. Es war sicher auch keine Frage der Rasse, denn unter den Hundertjährigen sind Russen, Georgier, Armenier und Türken - im gesamten Kaukasus insgesamt rund 4000, davon 1844 in Georgien.

Heiße Quellen? Ich konnte in diesem Fall keine Aussagen darüber finden, ob es dort heiße Quellen gab oder nicht. Aber ich denke, man irrt nicht, wenn man davon ausgeht, denn der Name der georgischen Hauptstadt, Tiflis (Tbilisi) bedeutet „heiße Quellen“, und im 12. Jahrhundert gab es alleine in dieser Stadt rund 60 Thermalbäder.

Ein weiterer bekannter Ort ist Vilcabamba in Ekuador. 1969 untersuchte der ekuadorianische Herzspezialist Miguel Salvador 338 Männer, Frauen und Kinder, die nach dem Zufallsprinzip unter den Einwohnern der Stadt Vilcabamba ausgewählt worden waren. Er stellte fest, daß sie nicht nur keine Arteriosklerose oder Herzkrankheiten hatten, er fand auch weder Krebs noch Diabetis, noch degenerative Krankheiten wie Rheumatismus, Osteoporose oder Alzheimer. Was ihn jedoch besonders beeindruckte, war die hohe Zahl der Alten  und die Tatsache, daß sie alle außergewöhnlich gesund waren. Er stellte fest, daß einer von sechs Einwohnern von Vilcabamba älter als 65 war - also doppelt so viele wie im amerikanischen Durchschnitt, und fünfmal so hoch wie im übrigen Ekuador. Die Volkszählung von 1971 bestätigte seine Beobachtungen: Von einer Gesamtbevölkerung von 819 Menschen waren 9 älter als 100 Jahre. Zum Vergleich: In den USA lag der Anteil der Alten nur bei 3 von 100.000 Einwohnern. Nach dem Maßstab von Vilcabamba wären es 1099! Einige Leute vermuten, daß dies mit den Eigenschaften der heißen Quellen von Vilcabamba zusammenhängt; Vilcabamba heißt in der Ketschua-Sprache „heiliges Tal“.

Für die unheilbaren Romantiker: Das Verhältnis zwischen den Männern und Frauen unter den Hundertjährigen ist 1:1! In Sardinien erleben von jeweils einer Million Menschen etwa 135 ihren 100. Geburtstag, während der Durchschnitt in der westlichen Welt bei rund 75 liegt. Hundertjährige gibt es in fast allen der 377 Gemeinden der Insel, aber im gebirgigen Binnenland um die Provinz Nuoro ist die Zahl der Hundertjährigen auffallend: Sie erreicht hier 240 Hundertjährige auf 1 Million Einwohner. Während in anderen Ländern auf jeden Mann der 100 Jahre alt wird, fünf Frauen kommen, liegt dieses Verhältnis in Sardinien insgesamt nur bei 1:2; in der Provinz Nuoro ist die Zahl der hundertjährigen Männer und Frauen annähernd gleich. Zu den ältesten Sardiniern gehörten Antonio Todde, der drei Wochen vor seinem 113. Geburtstag starb, und Giovanni Frau, der am 20. Juni 2003 im Alter von 112 Jahren starb.

Auch Sardinien war schon in römischer Zeit berühmt für seine heißen Quellen, von denen inzwischen viele verfallen sind. Aber nur 16 km von Nuoro, der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, entfernt gibt es immer noch eine solche, die den Touristen mit der folgenden Beschreibung angepriesen wird:

„Benetutti - Die heiße Aurora-Quelle ist angezeigt bei gynäkologischen Störungen, Erkrankungen der Atemwege, Formen von Rheumatismus und Arthritis, Hautkrankheiten. Art des Wasser: Schwefel-Brom-Natriumchlorid-radioaktiv. Behandlungsformen: Aerosole, Schlammbäder, Insufflation, Ozon-Dampf, Bäder.“

Nachtrag: Nach meinen anfänglichen Untersuchungen über den Zusammenhang zwischen heißen Quellen und der Zahl der Hundertjährigen, stieß ich auf eine Information aus Okinawa. Japan zählt inzwischen mehr als 30.000 Hundertjährige, von denen 42% auf Okinawa leben! Aber angeblich gibt es auf Okinawa keine heißen Quellen! Meine Theorie war also ernsthaft in Frage gestellt. Ich mußte genauer hinschauen. Hier ist, was ich fand:

  • Okinawa hat heilige Quellen;

  • der Radongehalt der Luft ist so hoch, daß das US-Militär es für nötig hielt, eine Menge Geld auszugeben, um Gegenmaßnahmen durchzuführen;

  • Das japanische Labor für Grundwasserressourcen der Abt. für regionale Ressourcen des Nationalen Instituts für Ländliches Ingenieurwesen meldet die folgenden Daten für die Präfektur Okinawa: max. 35,7 Bq/i, min. 0,1 Bq/l, Durchschnitt 16,9 Bq/l in insgesamt 121 Proben. Das bedeutet, daß Menschen, die dieses Wasser ein ganzes Jahr lang trinken, ungefähr die gleiche Menge an radioaktiven Spurenelementen aufnehmen wie Personen, die zwei Wochen lang eines der weltbekannten Bäder mit radioaktivem Wasser besuchen.

    Ich habe sicherlich nicht nachgewiesen, daß alle diese Quellen radioaktiv sind - aber vielleicht macht das ja noch jemand!

                    Richard Sanders

     

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