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Aus der Neuen Solidarität Nr. 37/2008

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Nicht nur Sozialisten wurden getäuscht

Der Betrug des „Freihandels“

Von Lyndon LaRouche - 3. Teil

Der folgende wirtschaftspolitische Aufsatz erschien im englischen Original am 10. Juli 2008. Wir drucken ihn in den kommenden Wochen in mehreren Teilen ab.

III. Kultur, der Staat und Wirtschaft

Die moderne europäische Zivilisation wurde während der Goldenen Renaissance des 15. Jahrhunderts geboren - jener großen Renaissance im Anschluß an die grausamen Zeiten, die Historiker bis auf den heutigen Tag das „neue finstere Zeitalter“ des 14. Jahrhunderts nennen. Blickt man im Nachhinein auf das 15. Jahrhundert zurück, so war die einflußreichste Persönlichkeit dieser Renaissance Kardinal Nikolaus von Kues, ein herausragendes Genie. Von ihm stammte sowohl der Entwurf für die Institution des modernen souveränen Nationalstaats (Concordantia Catholica) als auch der Entwurf für die moderne europäische Wissenschaft (z.B. De Docta Ignorantia).

Als die große ökumenische Union der christlichen Kirchen auf dem Florentiner Konzil scheiterte - u.a. weil die venezianische Finanzoligarchie den Fall Konstantinopels und die darauffolgenden Entwicklungen mitbetrieb -, öffnete dies die Tore für ein Wiedererstarken der übriggebliebenen finanzoligarchischen und feudalistischen Fraktionen um die Habsburger und die bestialische Tradition des Hauses Anjou.

Doch durch den Einfluß zweier großer Regenten der damaligen Zeit, Ludwig XI. von Frankreich und seines Bewunderers Heinrich VII. von England, entstanden die Fundamente einer neuen Regierungsform: der wirtschaftlich starke, souveräne Nationalstaat der Neuzeit. Aus dieser neuen Gesellschaftsform entwickelten spätere Generationen alle großen Errungenschaften der Staatskunst, auch die Gründung der Vereinigten Staaten - bis zur gegenwärtig drohenden Zusammenbruchskrise unseres Planeten.

Der Konflikt zwischen den von Venedig geführten Kräften der feudalen Reaktion und den entstehenden modernen Nationalstaaten äußerte sich darin, daß Europa seit der brutalen Vertreibung der Juden aus Spanien 1492 bis zum Westfälischen Frieden 1648 praktisch eineinhalb Jahrhunderte lang ständig mit schrecklichen Religionskriegen überzogen wurde. Inmitten dieser Zeit der Religionskriege kam es unter den Hauptkräften der reaktionären Fraktion zu einer Spaltung, die im Zusammenhang der Debatten auf dem Konzil von Trient aufbrach. Eine der maßgeblichen Fraktionen des Konzils, die von Paolo Sarpi angeführte Neue Venezianische Partei, entwickelte sich zur wichtigsten aufrührerischen Kraft unter den Parteien, die damals den Alptraum der Religionskriege schürten.

Um den Beginn der neuzeitlichen Geschichte noch einmal zusammenzufassen: Der Nationalstaat und die moderne Wissenschaft waren dank der Initiativen des Nikolaus von Kues und seiner Anhänger im 15. und 16. Jahrhundert bereits eine etablierte Kraft in der europäischen Geschichte, bevor Paolo Sarpis Venedig während des letzten Viertels des 16. Jahrhunderts erstarkte. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts nahm dieser aus den vorigen Jahrhunderten übernommene Konflikt eine neue, politisch aufgeladene Form an, dieses Mal in Verbindung mit dem Aufstieg der Seemacht des anglo-holländischen Imperialismus. Daraus entstand zwischen 1714 und 1815 der praktisch weltweite britische Imperialismus, und dieser erlebte seine größten Triumphe mit dem Aufstieg der klassikfeindlichen Romantik, seit Fürst Metternich für die Habsburger ab 1814-15, u.a. auf dem Wiener Kongreß, ein Bündnis mit der britischen Monarchie schloß.

Bevor wir uns weiter unten an den Kern des Gegenstands dieses Kapitels heranwagen, muß ich noch etwas mehr dazu sagen, wie sich die Ereignisse von 1492-1648 auf die Entwicklung der modernen Naturwissenschaft auswirkten. Nennen wir es eine Periode, die in diesen Teil der europäischen Neuzeit „eingepfercht“ ist. Die Geschichte dieser Periode verdeutlicht die große Streitfrage der Wirtschaftspolitik, die der europäischen Wirtschaft in der Neuzeit soviel Beschwernisse und Gefahren brachte, seit der venezianische Meisterverbrecher Francesco Zorzi sich in der Venezianischen Partei um den englischen König Heinrich VIII. plazierte, zu der u.a. Kardinal Pole und Thomas Cromwell gehörten. In Verbindung hiermit lancierte der allgegenwärtige Verbrecher Zorzi in seiner Verkleidung als „Eheberater“ Heinrichs VIII. auch den Angriff auf die naturwissenschaftlichen Prinzipien, die Nikolaus von Kues in seinem ersten Werk zur Begründung der modernen Wissenschaft, De Docta Ignorantia, aufgestellt hatte.

Zorzis Angriff auf Cusanus bildete die Keimzelle des modernen Empirismus bei Paolo Sarpi und seinen Anhängern.

Das große Schisma des 16. Jahrhunderts, bei dem die Fraktion Zorzis und Sarpis unter den führenden venezianischen Dissidenten in der katholischen Hierarchie im Mittelpunkt stand, führte dann zum Aufbau der Hauptinstitutionen des protestantischen Glaubens. Implizit entstanden diese Institutionen um eine Streitfrage zwischen den beiden Hauptfraktionen der Gegner des großen ökumenischen Konzils von Florenz. Für diese venezianischen Gegner des Cusanus ging es um die Entscheidung, unter welchem Banner sie gegen das Erbe der großen Renaissance des 15. Jahrhunderts - d.h. Cusanus’ Staatskunst und Wissenschaft und das Konzil von Florenz - auftreten sollten: entweder Aristoteles oder den von Sarpi bevorzugten Wilhelm von Ockham.

Zusammen mit seinem pikaresken Lakaien Galileo Galilei war Sarpi sich mit seinen Rivalen von der aristotelischen Seite im Grundsatz darin einig, daß die Entdeckung echter naturwissenschaftlicher Prinzipien unterdrückt und durch „Spielereien“ ersetzt werden müßte - ganz im Sinne der alten Tradition des Olympiers Zeus aus Aischylos’ Gefesseltem Prometheus. Der Streit unter den beiden Fraktionen ging darum, wie Sarpi gegen die Aristoteliker argumentierte: Bliebe die aristotelische Lehre weiter vorherrschend, wäre es unmöglich, die von Cusanus und anderen in Gang gesetzte wissenschaftliche und politische Revolution zu besiegen, weil diese sich in ihren europäischen Zentren zu einer praktisch unzerstörbaren Kraft für wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt entwickelt hatte. Sarpi war sich im wesentlichen mit den führenden Leuten in Trient einig - genauso wie auch Francesco Zorzi, der venezianische Strippenzieher hinter Heinrich VIII., dachte -, daß das cusanische Erbe nach wie vor der Hauptfeind sei. Sarpis Polemik gegen die Aristoteliker lautete im Grunde: „Ihr verliert unseren gemeinsamen Krieg gegen Cusanus.“

Sarpi plädierte deshalb dafür, einige sekundäre Aspekte des damaligen technischen Fortschritts zu übernehmen, aber nur als praktische Neuerungen, mit denen man herumbastelt, gleichzeitig aber den Gedanken, daß man wirkliche universelle Naturprinzipien entdecken kann, nicht zu tolerieren. Dagegen waren die aristotelischen Kreise, die an den Überresten der stagnierenden Feudalordnung festhielten, den im 16. und 17. Jahrhunderts erstarkenden protestantischen Kräften Nordeuropas technologisch strategisch unterlegen.23

Zwischen den beiden venezianischen Fraktionen drängte eine dritte Fraktion nach vorne, die Cusas Einfluß weitertrug, Kues-Anhänger wie Leonardo da Vinci und Johannes Kepler, die sich für die moderne Wissenschaft einsetzten und sie mit Hilfe einzigartiger Experimente weiterentwickelten, wodurch die physische Macht der Menschheit pro Kopf und pro Quadratkilometer Landfläche wuchs. Diesen Standpunkt vertreten auch der Verfasser und seine Mitarbeiter, so wie er auch in der von Leibniz geprägten Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung und der deckungsgleichen Kernaussage der amerikanischen Verfassung ausgedrückt wird.

Damit wenden wir uns dem Entstehen der Amerikanischen Revolution und ihrer Republik im 18. Jahrhundert zu.

Die USA und ihre Bestimmung

Die klassische Renaissance des späten 18. Jahrhunderts um wegweisende Persönlichkeiten wie die Leibniz- und Bach-Anhänger Abraham Kästner, Gotthold Lessing, Moses Mendelssohn und die Freunde Friedrich Schillers wie die berühmten Gebrüder Humboldt blieb trotz des britischen Triumphs auf dem Wiener Kongreß auch später eine wichtige Kraft in der Kunst und für den naturwissenschaftlichen Fortschritt. Der Einfluß auf die Wissenschaft hielt bis in das Erwachsenenleben von Carl F. Gauß und bis zur Zeit von Bernhard Riemanns Tod an, und wie das Beispiel Albert Einstein zeigt, bemühte sich selbst nach Riemanns Tod eine umkämpfte Minderheit weiter um Führung in den Naturwissenschaften. Dieser Einfluß war im Schwinden begriffen, aber dennoch unübersehbar bis etwa zu der gefährlichen Zeit, als Fürst Otto von Bismarck als Reichskanzler gestürzt wurde - wenn man Einfluß in relativen Zahlen von Vertretern im europäischen Kunst- und Wissenschaftsleben messen will.

Seit der entscheidenden Periode von der Entlassung Bismarcks bis der Ermordung von US-Präsident William McKinley wurden die Naturwissenschaft, die Literatur, die klassische Kunst generell und sogar die Fähigkeit, klar zu denken, von einer allgemeinen Tendenz zu moralischem und formal-intellektuellem Verfall erfaßt.24

Ich habe nicht nur die letzten fast 86 Jahre jener 107 Jahre seit der Ermordung Präsident McKinleys erlebt - alles, was ich hier aufschreibe, enthält auch bewußte Reflexionen über die wichtigsten Aspekte dieser ein Jahrhundert langen Welle allgemeinen kulturellen Niedergangs der europäischen Zivilisation. Während des größten Teils dieser Zeit, die ich miterlebt habe, schon in meiner Jugend und dann im Erwachsenenleben, war ich mir der grundlegenden Natur dieses Konflikts bewußt. Dieses Bewußtsein geht etwa auf die Zeit meines 14. Lebensjahres zurück, als ich erstmals mit dem Streit um wissenschaftliche Prinzipien, der sich aus dem Einfluß des aristotelischen Sophisten Euklid ergibt, konfrontiert war. Aufgrund der ungewöhnlichen Art und Weise, wie ich mein Leben führe, ist mein Denken außerdem viel offener und deutlicher als das der meisten, die zeitlich ähnliche Erfahrungen erlebt haben; deswegen bin es auch ich, und nicht sie, der so über die Dinge schreibt, wie ich es hier tue.

Daraus ergibt sich, ziemlich offensichtlich, die nächste Frage: „Warum wissen die meisten Menschen, darunter sogar viele führende Wissenschaftler, so verdammt wenig über diese Dinge?“ Diese Ignoranz ist durchaus die gleiche wie bei bestimmten wichtigen theologischen Fragen, über die der gewöhnliche Geistliche nur selten von der Kanzel predigt.

Die Entdeckungen wahrer universeller Naturprinzipien durch den Menschen haben eine Wirkung, die sich bei keiner anderen Lebensform als dem Menschen findet. Dieser Umstand ist für die heutige Bevölkerung der USA oder Europas am deutlichsten in realwirtschaftlicher Hinsicht spürbar. Es geht um das, was ihnen der mythische olympische Zeus aus Aischylos’ Der gefesselte Prometheus oder die Anhänger des Aristoteles oder des modernen Empirismus oder der Schwindler Al Gore bewußt verbieten wollen: die potentielle relative Bevölkerungsdichte der menschlichen Gattung auf die einzige Weise zu erhöhen, mit der dies möglich ist, nämlich durch die Umsetzung gültiger Entdeckungen universeller physikalischer und vergleichbarer Prinzipien.

Die entscheidende Frage, die sich hiermit stellt, ist nicht der bloße Umstand, daß eine Entdeckung gemacht wurde; die entscheidende Frage ist die Methode, mit der erfolgreiche Entdeckungen dieser Qualität hervorgebracht werden.25

Der erste wesentliche Punkt in diesem Zusammenhang ist, daß keine bekannte Entdeckung eines universellen Naturprinzips jemals auf eine andere Weise gemacht wurde als durch einen experimentell belegbaren „Durchbruch“ in den souveränen geistigen Fähigkeiten eines einzelnen. Ein anderer Mensch, auch mehrere Menschen als Individuen können eine solche beweisbare Entdeckung geistig nachvollziehen, doch die eigentliche Entdeckung eines universellen Prinzips ist immer nur der überprüfbare Akt eines souveränen, wirklich schöpferischen individuellen menschlichen Geistes.

Man betrachte dazu erneut den Betrug hinter der beharrlichen Behauptung von verschiedenen Seiten, Isaac Newton hätte das Gravitationsprinzip entdeckt. Für einen kompetenten Wissenschaftler ist klar, daß die meisten Leute, die so etwas über Newton behaupten, entweder keine Ahnung haben, wovon sie reden, oder Angst davor haben, daß man sie dabei erwischen könnte, daß sie wirklich kompetent wissenschaftlich denken.26 Zum Beweis genügt es, sich Keplers genaue Beschreibung der vielfältigen Tücken und Erfolge im Verlaufe seiner ureigensten Entdeckung zu betrachten. Es ist schlicht eine Tatsache, daß niemand, der Newtons Ansprüche geltend macht, sich jemals die Mühe gemacht hat, nachzuvollziehen, wie Kepler seine einzigartig gültige Entdeckung tatsächlich hervorgebracht hat. Hat der Betreffende die ironische Gegenüberstellung der Sinneserfahrung von Sehen und Hören, mit der die einzige als original bekannte Entdeckung eines Gravitationsprinzips des Sonnensystems erzeugt wurde, tatsächlich durchgearbeitet oder nicht? Fast alle wichtigen Wissenschaftler würden heute bei diesem wichtigen Test einfacher wissenschaftlicher Kompetenz durchfallen. (Nicht notwendigerweise, weil sie nicht anderweitig kompetent wären, sondern weil sie vielleicht feige sind oder, wie ich Friedrich Schiller verstehe, weil sie gelernt haben, um ihr Brot zu betteln.)27

Viele, insbesondere Akademiker - auch solche, die sonst viele Grundsätze wissenschaftlicher Arbeit akzeptieren und manchmal sogar brillante berufliche Kompetenz zeigen - verteidigen heute dennoch Newtons Ansprüche offenbar aus dem einzigen Grund, daß die unmoralischen Maßstäbe korrupter Berufsverbände, Universitätsleitungen etc. eine solche sklavische Unterwerfung aller „Rechtgläubigen“ unter den Newton-Schwindel verlangen. Einfacher ausgedrückt: Sie wurden wie von einer Art babylonischer Priesterkaste „gehirngewaschen“ - ein Effekt, der sich mit dem vergleichen läßt, den Jonathan Swift als allgemeinen Geisteszustand unter den Akademikern der schwebenden Insel Laputa bezeichnet.

Ich habe diese Betrachtungen aus folgendem Grund an dieser Stelle des Aufsatzes eingeschoben.

Wie Menschen entstehen

Um die entsprechende Aussage so kurz wie möglich zu halten, sei folgendes bedacht.

Die Entdeckung oder Entwicklung eines Naturprinzips durch die Menschheit hat eine Wirkung, die man unter ähnlichen Bedingungen mit einem Sprung zu einer höheren Art in der Tierwelt vergleichen kann. Ebenso wichtig ist, daß eine solche Leistung beim Menschen nur durch einen entsprechenden Willensakt möglich ist.

Sobald die Entwicklung der menschlichen Gattung bzw. eines Teils davon eine solche qualitative Verbesserung erreicht, indem sie ihre Kultur entsprechend verändert, setzen als neuartige Herausforderung für die Menschheit gegenläufige Entwicklungen ein, die man zutreffend als „Erschöpfung lebenswichtiger Ressourcen“ bezeichnen kann. Dies wiederum erfordert in der Entwicklung einer Gesellschaft als Vertreter ihrer Gattung neuerliche qualitative Fortschritte, wie heutzutage die Entwicklung von Techniken zur kontrollierten Kernspaltung.

Wenn man diese Umstände etwas genauer untersucht, wird die Aufmerksamkeit früher oder später auf die Tatsache gelenkt, daß ein Großteil dessen, was wir als Rohstoffe betrachten, sich unserer Gesellschaft in Form von Konzentrationen chemischer Elemente, Isotopen und deren Verbindungen darbietet. In wirtschaftlich nutzbarer Form sind uns diese Produkte oft als Ablagerungen bestimmter abgestorbener Lebewesen verfügbar. Ozeane und Atmosphäre sind typische Produkte dieses vom Leben angetriebenen Prozesses physikalischer Chemie.

Da die so auf uns gekommenen und von uns verbrauchten Ressourcen schwinden, muß die menschliche Gesellschaft entweder irgendwann zusammenbrechen, oder sie muß sich als Alternative dazu auf qualitativ neue Weise weiterentwickeln.

Diese und verwandte Überlegungen definieren zusammen die Aufforderung an uns, menschlich und nicht wie die Tiere zu sein. Wir müssen ein Menschenbild annehmen und praktisch leben, das eine höhere Lebensform ist als das jedes anderen bekannten Lebewesens. Das Gesetz der Wirtschaft lautet also: Fortschritt oder Untergang!

Die bloße Idee jeder Volkswirtschaft beruht auf der Bedeutung dieser Definition unserer menschlichen Gattung. Geld als solches hat mit der eigentlichen Natur einer Volkswirtschaft nichts zu tun. Geld ist kein Gegenstand der Wissenschaft, sondern - wie es Charles Dickens’ Artful Dodger (der Taschendieb in Oliver Twist) verstand und wie Alan Greenspan es praktizierte -, eine höchst zweifelhafte selbstgebackene ,Kunst’. (Für derlei Amüsements mußte die Gesellschaft oft sehr, sehr teuer bezahlen.)

Aus der eben gemachten Aussage läßt sich schließen, daß hier Naturwissenschaft und klassische Kunstformen deckungsgleich sind.

Berücksichtigen wir dabei noch einen verwandten Punkt, den ich mit einigen Mitarbeitern besprochen habe, die gerade einen Videofilm über beispielhafte historische Entwicklungen und deren Bedeutung für heute produzieren. Es betrifft das Prinzip der klassischen Tragödie, über das wir die eigentlichen, grausam-tragischen Geheimnisse des Geldes lüften können.

Eine Lehre von Bismarck

Um diese Diskussion richtig einzuordnen, möchte ich offen und als vorsätzliche Provokation folgendes äußern: Es gibt keine tragischen Figuren in der klassisch-dramatischen Tragödie. Es gibt nur tragische Gesellschaften. Und Geld gehört dazu.

Das Geheimnis einer guten Aufführung einer klassischen Tragödie, etwa von Shakespeare, liegt darin, daß nicht bloß ein einzelner, sondern die ganze oder zumindest fast die ganze Bevölkerung tragisch ist. Das gilt nicht nur für jedes gut geschriebene Drama, sondern auch für die Gesellschaft im wirklichen Leben. Vom Kindergarten bis zu Verabschiedung in den Ruhestand, Trauerfeier und Testamentseröffnung besteht die Gesellschaft, wie wir sie in unserer Zeit und den letzten Generationen kennen, überwiegend aus ständiger Einschüchterung. „Der gegenwärtige Präsident der Vereinigten Staaten mag brutal und verrückt sein, aber das sagt man besser nicht.“ Der frühere britische Premierminister Tony Blair, der die Welt in einen langen, mehr als nutzlosen Krieg im Irak geführt hat, ist vielleicht nicht der Vater der Lüge, aber er hat es versucht - mit Hilfe von Leuten wie der derzeitigen Sprecherin des US-Repräsentantenhauses. Die Mehrheit der führenden US-Politiker konnte sich nicht dazu aufraffen, den Präsidenten und Vizepräsidenten, die Blair bei dieser Schandtat (die u.a. die amerikanische Volkswirtschaft weitgehend ruiniert hat) geholfen haben, des Amtes zu entheben. Man kann sich in unserer gegenwärtigen Gesellschaft nicht um Wahrhaftigkeit bemühen, ohne praktisch von allen Seiten bedroht zu werden. Man wird ständig gedrängt, ein umsichtiger Lügner zu werden, gefangen in einem emotionalen Umfeld rätselhafter und schauerlicher, aber doch konkreter persönlicher Ängste.

Die Erfahrung zeigt uns, daß heutzutage der leider allzu typische Regierungschef anfällig für Lügen und die damit verbundene Schande ist, daß aber die feigen Kritiker unter seinen Untergebenen gewöhnlich erklären, so falsch sein Verhalten auch sei, mit Rücksicht auf sein vermeintlich „bestes Interesse“ müsse man es respektieren. So werden alle Mitläufer zu Kriechern, um voranzukommen, und gewöhnlich bekommt eine Gesellschaft auf diese Weise genau die korrupte Politik, nach der die Mehrheit ihrer Bürger indirekt verlangt. (Versuchen Sie nicht, mir etwas anderes zu erzählen; ich, Lyndon LaRouche, war dabei oft genug selbst Zeuge!)

Leute, die lieber von außen zuschauen, wenn die Schlacht begonnen hat, machen gerne die politische Führung für die Nöte des Landes verantwortlich. Dieselbe Gesellschaft, die ein so schändliches Verhalten ihrer Führung zuläßt, will es gewöhnlich nicht wahrhaben, daß sie Persönlichkeiten, die dem öffentlichen Druck nicht nachgeben, gar nicht als Führung akzeptieren würde, und die Folge sind so abstoßende, aber beabsichtigte Dinge wie der gegenwärtige Krieg und der heruntergekommene Zustand der Volkswirtschaft. Die Öffentlichkeit macht ihre Führung verantwortlich für das Verbrechen, zu dem nur der Druck der Öffentlichkeit selbst - etwa durch Meinungsumfragen oder die Massenmedien - sie veranlaßt hat. Normalerweise war der oder die Betreffende gar kein schlechter Mensch, sondern eigentlich nur feige. Solche weniger bewußt verlogenen Irre-Führer sind inzwischen typisch für die Justiz und die höchsten politischen Ämter.

Die vorherrschende Kultur in einer Gesellschaft - die sogenannte „öffentliche Meinung“ oder der „gängige Geschmack“ insbesondere der führenden Schichten dieser Gesellschaft - bestimmt meistens das Verhalten der meisten führenden Leute in der Gesellschaft, aber auch das der meisten anderen Bürger, denen man lange genug eingeredet hat, wo angeblich ihre Vorteile lägen.

„Du mußt das verstehen. Ich brauchte das Geld wirklich!“ „Tut mir leid, Hans, aber ich mußte dir das antun, weil man es von mir verlangt hat, sonst hätte meine Familie darunter leiden müssen. Hans, du mußt das einfach realistisch sehen.“

„Sicher, ich hätte für das Gesetz stimmen sollen; aber es geschah nicht zu meinem persönlichen Vorteil, daß ich es nicht tat. Ich mußte für meine Wähler Dinge tun, von denen ich wußte, daß sie falsch waren, einfach, um im Amt zu bleiben, wo ich am meisten Gutes für sie tun kann.“

Oft neigt derjenige, der sich so unmoralisch verhalten hat, dann noch dazu, seine Predigt gegenüber dem Bürger, der sich beschwert hat, mit einem drohenden Zähnefletschen zu beenden.

Die Gemeinplätze, die ich soeben angeführt habe, verdeutlichen die typischen sozialen Prozesse, die den einzelnen in seiner ach so liebenswerten Gesellschaft bedrohen. Durch solche oder ähnliche Bande der Furcht wird das Individuum in der Gesellschaft im Zaum gehalten. Machen Sie dem Hamlet in Shakespeares Drama keine Vorwürfe, bevor Sie nicht ernsthaft darüber nachgedacht haben, welche furchterregenden sozialen Kräfte (und sei es nur Aberglaube) sein Umfeld - und Ihres! - bestimmen.

So ist beispielsweise eine Aufführung von Hamlet oder Richard III. schlecht, wenn nur das Ego der vom Schauspieler dargestellten Figur als abstraktes Individuum präsentiert wird, ohne den subtilen Terror aufzudecken, der das Verhalten der von Shakespeare beabsichtigten Figur eigentlich prägt. Bei allen wirklich klassischen Tragödien geht es darum, wie die einzelne Persönlichkeit von den sozialen Prozessen der Kultur geprägt ist, in denen sie und die Handlung angesiedelt sind - auch Homers Ilias stellt dies mit einer sehr tiefgehenden Entwicklungsdynamik der sozialen Strukturen dar. In einer guten Aufführung eines großen klassischen Dramas wird diese subtile Struktur, welche die Gesamtlage bestimmt - wie beispielsweise die herrschenden Götter in Homers Ilias -, unausgesprochen für das Publikum deutlich. Alle klassischen Tragödien sind nicht Tragödien der Einzelperson, sondern der Gesellschaft oder der gesellschaftlichen Schicht, in der die Einzelfigur gefangen ist.

Der Held in einem Stück, in dem ein tragisches Ende abgewendet wird, ist einer, der dem Druck der Gesellschaft standhält; so verhindert er die Tragödie, die diese Gesellschaft wild entschlossen über sich bringen will. Der Held denkt: „Das ist der Kelch, den ich trinken muß. Zu diesem Handeln habe ich mich entschieden, und ich tue es. Welche Schläge ich auch dafür erdulde, ich kann mein Handeln niemals bedauern: Ich habe mich geweigert und weigere mich immer noch, wie andere die tragische Rolle im Leben zu spielen.“

So definierte Friedrich Schiller die Aufgabe der klassischen Bühne darin, den einfachen Bürger, der das Theater betritt, durch die Aufführung in einen besseren Menschen zu verwandeln. Wenn der Bürger das Theater verläßt, hat er etwas von dem Grundsatz verstanden, daß die bisher bekannten Gesellschaften meistens tragisch sind, weil sie anfällig für kollektive Torheit waren, die in der Tragödie endete. Das bezeugen auch die Taten der meisten amerikanischen Präsidenten nach 1944. Anders waren nur die Staatsführer, die wider den Stachel löckten, wie Franklin Roosevelt und jeweils auf ihre Weise Eisenhower, Kennedy und - in einem Moment der Größe hinsichtlich der SDI - Reagan; sie zeigten ihrer Gesellschaft, wie man der Anfälligkeit zur selbstverschuldeten tragischen Torheit widersteht.

Betrachten wir nun zur Verdeutlichung den Fall eines klassischen Dramas der wahren Geschichte, Otto von Bismarck.

Bismarck wußte, daß der britische Prinz von Wales, Edward Albert, der Onkel des deutschen Kaisers wie auch des russischen Zaren Nikolaus II., Rußland unbedingt in ein Bündnis gegen Deutschland ziehen wollte, um so die spätere Allianz der anglo-französischen Entente Cordiale mit Rußland einzufädeln. Rußland und Deutschland sollten sich in einem Krieg gegenseitig zerstören. Das Vorbild für diesen Krieg sollte der von Großbritannien inszenierte sog. Siebenjährige Krieg sein, durch den die Nationen Kontinentaleuropas sich gegenseitig so weit ruinierten, daß London wie beabsichtigt sein Weltreich errichten konnte. Bismarck selbst warnte völlig zu Recht vor dieser britischen Absicht, einen neuen Weltkrieg nach dem Vorbild des Siebenjährigen Krieges mit ähnlicher strategischer Wirkung herbeizuführen.

Bismarck reagierte auf die Kriegsdrohung des imperialen Britannien mit einem Geheimabkommen mit Zar Nikolaus II., worin er Nikolaus versprach, den Kaiser davon abzuhalten, Österreich-Ungarn in einem neuen Abenteuer auf dem Balkan zu unterstützen. Solange Bismarck Reichskanzler blieb, konnte es nicht zum Ersten Weltkrieg kommen. Sobald Bismarck als Kanzler entlassen wurde, waren der Erste und der Zweite Weltkrieg, und noch manches andere, praktisch unausweichlich. So sind Balkankriege - damals wie heute. So ist die Natur der Tragödie. Die Schuld trifft die Gesellschaft in ihrem verkommenen kulturellen Zustand - auch die Vereinigten Staaten in den letzten Jahrzehnten -, nicht den einzelnen Helden.

Wenn sich der Held durchsetzt, wie Präsident Franklin Roosevelt bis zum Augenblick seines Todes, haben wir es nicht mehr mit einer Tragödie zu tun. Wenn der Held verliert oder wenn es einfach keinen Helden in entsprechend hoher Position gibt, wie dies im Moment der Fall ist, dann kann sich die Tragödie entfalten, so wie dies jetzt den Vereinigten Staaten und der ganzen Welt droht.

Wenn die Minderheit, manchmal auch nur eine einzige wichtige Person, den Widerstand gegen die Torheit der Vielen aufgibt, folgt mit Sicherheit eine neue Tragödie. Für diesen Faktor im größten Teil der Menschheitsgeschichte ist bis zum heutigen Tage ein Prinzip verantwortlich. Ich werde noch vor dem Ende dieses Berichtes verdeutlichen, warum ich hier „bis zum heutigen Tage“ sage.

Das ist der Schlüssel zum Verständnis der gewöhnlich tragischen Rolle des Geldes in der Gesellschaft.

Was ist Recht?

Es ist nicht wirklich übertrieben, wenn man einen Großteil der heutigen Gebräuche im amerikanischen Rechtswesen damit vergleicht, daß Betrunkene sich auf der Straße direkt vor ihrer Kneipe erleichtern. Häufig geht von unseren heutigen Gerichten moralisch ein genau solcher Geruch aus.

Recht, wie es in den Vereinigten Staaten und vielen anderen Ländern heute praktiziert wird, ist immer weniger eine Frage wirklicher Rechtsprinzipien, sondern immer mehr ein Zustand, wie ihn François Rabelais beschreibt, wenn sich Richter Leckars und sein Juristenkollege Saugefist ins Hinterzimmer zurückziehen, um ihre Entscheidung auszuwürfeln. Unser Recht im Staat ist zunehmend zu etwas verkommen, was Anwälte und ähnliche Leute meinen, für Geld kaufen zu können, oder bereits gekauft haben - für Unsummen, die ein armer Mann niemals aufbringen kann -, und das oft für Fälle, der überhaupt nicht vor Gericht gehören. Dieses weithin verbreitete Unrecht hat einen Markt für Diebe und Mörder geschaffen, wie etwa in Guantanamo, auf dem beinahe jede arglose, unschuldige Seele gekauft und verkauft werden kann, ohne daß man ihr dabei auch nur den geringsten Einspruch gestattet. Deshalb kommt es den einfachen Leuten oft so vor, daß unsere Republik „mehr Anwälte als Einwohner“ hat - Rechtsverdreher, die wie Geier über den zu erwartenden Einnahmen ihrer Opfer kreisen.

Seit der Wahl Präsident Richard Nixons, die erst durch die Ausschreitungen der synarchistischen „68er“ in den Straßen Europas und Amerikas möglich wurde, hat der moralische Verfall in der Rechtspraxis unserer Nation gewaltig zugenommen. So wurde der Freihandel zu einem hoch bezahlten Handel mit Diebstahl und Unrecht, sogar massenmörderischem Unrecht.

Trotz des erbärmlichen Präsidenten Harry Truman herrschte zu der Zeit, als er Präsident Franklin Roosevelts Nachfolge antrat, und auch noch in den beiden Jahrzehnten danach, auf den Märkten noch die gängige Politik des sog. „fairen Handels“. Es wurde nicht immer durchgesetzt, aber die Absicht wurde immer wieder verkündet. Praktiziert oder auch nur gepredigt, es bedeutete ein geschütztes Preisniveau, welches gerechte Löhne für die Beschäftigten, anständige Altersbezüge für die Rentner, Qualitätsprodukte und langfristig stabile Investitionen in das Realkapital und die Produktverbesserung sichern sollte. Solcher Fortschritt sollte das Produkt selbst, die Firma, die Verbraucher und die Kommunen, die solche produktiven Aktivitäten unterstützten, in eine bessere Zukunft führen.

Kurz: der physische, in absolutem Unterschied zum numerischen Wert, von allem, was ge- und verkauft wird, liegt darin, wie die Produktion und Nutzung dieser Güter auf den Fortschritt der Gesellschaft als Ganzer wirkt. Die Geld- und sonstige Wirtschaftspolitik einer souveränen Nation hat richtigerweise die Funktion, implizite Ober- und Untergrenzen festzulegen, innerhalb derer sich die zur Abwicklung des Handels gebotenen Preise bewegen sollen. Das Ziel ist dabei, dem einzelnen möglichst große Willensfreiheit zu lassen, aber nur innerhalb festgelegter Grenzen zum Schutz vor Verbrechen, unentschuldbaren Schädigungen oder Massenwahn der Art, wie er von Leuten wie dem früheren Notenbankchef Alan Greenspan ausging.

So sollten die Nationen darauf abzielen, das System der Beziehungen zwischen den verschiedenen Preismargen zu regulieren, gleichzeitig aber die Tür offen zu lassen für Investitionen in Innovationen, deren Nutzen kein „Markt“ vorhersehen kann. Gleichzeitig investieren kluge Nationen durch die souveränen Institutionen ihrer Regierung in langfristige Verbesserungen des Realkapitals, vor allem in der öffentlichen Infrastruktur, aber auch, wenn nötig, in unterstützende staatliche Maßnahmen für die private Güterproduktion. So sieht ein „protektionistisches“ System aus, das dazu bestimmt ist, das Gemeinwohl und vernünftiges Verhalten in der Volkswirtschaft insgesamt zu fördern.

In dem Rahmen darf man nicht zulassen, daß Geld von irgendeiner anderen Institution als dem souveränen Nationalstaat geschöpft oder reguliert wird. Diese weise Absicht wird in der Verfassung der Vereinigten Staaten ausgedrückt, die in der Hinsicht gegenüber der entgegengesetzten Stoßrichtung der traditionellen europäischen Währungssysteme einzigartig ist.

Es wäre eine Übertreibung, zu behaupten, Geld sei „die Wurzel allen Übels“, aber wenn der Kredit nicht durch die souveränen Regierungen der Nationalstaaten geschöpft und reguliert wird, hat man oft den Eindruck, daß durch diese Vernachlässigung der Befugnisse und Pflichten der Regierung die Uneinsichtigen dazu animiert werden, diese unmoralische Lizenz zum „Freihandel“ ungehemmt auszuleben. Der eigentliche Hintergrund ist noch elementarer und weniger offensichtlich. Tatsächlich lassen sich nämlich seit der Antike alle imperialen Zivilisationen, deren gesellschaftliche Abläufe im Detail einigermaßen bekannt sind - auch das Britische Empire in seiner jetzigen Form - als Gesellschaftsform auf die monetären und verwandten Praktiken von Babylon und Tyros zurückführen.28 Jedenfalls haben Geldpreise, anders als die relative Nützlichkeit bestimmter Kategorien von Waren und Dienstleistungen, keinen Eigenwert.

Hier liegt die Notwendigkeit einer intelligenten, vorausschauenden Regulierung der Preisspannen begründet, wie das Beispiel der Rücklagen für Gesundheitsversorgung und Renten zeigen. Tatsache ist: Die sogenannten „Freihandelssysteme“ gehören zu den schlimmsten Katastrophen und häufigsten Ursachen großen Unrechts an Völkern und Nationen in der Geschichte der modernen europäischen Volkswirtschaften. Wer nicht sieht, wie die Freihandelspolitik von 1968 bis 2008 in Amerika und Europa das reale Nettoprodukt und -einkommen der Gesellschaft pro Kopf und pro Quadratkilometer verringert hat, der hat sich durch den Riesenschwindel, der im Namen der Regierungen begangen wurde, wirklich völlig für dumm verkaufen lassen.

Diesen Aspekt der Geschichte zu betrachten, ist unverzichtbar, wenn man verstehen will, wo die Wurzeln der großen, allgemeinen Zusammenbruchskrise liegen, welche derzeit die ganze Welt in aufeinanderfolgenden Phasen auf den Abgrund zutreibt.

Unser gegenwärtig einigermaßen gesichertes Wissen über die gesellschaftlichen Prozesse in den antiken Kulturen im Umkreis des Mittelmeers ist im wesentlichen eine Geschichte der großen Reiche, sich von den orientalischen Kulturen Westasiens und der nordafrikanischen Mittelmeerküste bis zum Mittelmeerraum und Europa im allgemeinen erstreckten. Eine gründliche Untersuchung dieser Phänomene konzentriert sich am besten darauf, wie seit dem Tode Alexanders des Großen der Schwerpunkt von den östlichen Reichen Westasiens auf den modernen Imperialismus überging.

Da der Wert des Geldes keine Frage wissenschaftlicher Tatsachen ist, sondern nur eine Frage der rechtlichen Handhabung, gehen korrupte Gesetzgebung und unehrliches Geld Hand in Hand.

Ich erkläre nun den wichtigsten Aspekt der Geldfrage, nämlich ihren Ursprung, werde aber im folgenden Kapitel auf das Thema der richtigen rechtlichen Regelung des Geldes zurückkehren.

Was ist Imperialismus?

Nach der Bundesverfassung der USA ist das amerikanische Wirtschaftssystem kein Geldsystem, sondern ein Kreditsystem. Unsere gesetzliche Landeswährung hat die Form von Geld, aber der Wert, der solchem Geld zuzuschreiben ist, ist keine Frage von Mathematik, sondern davon, wie die Stelle, der die Befugnis zur Ausgabe und Regulierung des Geldes obliegt, die Gesetze schreibt und verwaltet.

Ein anschauliches Beispiel für diesen Unterschied ist die unterschiedliche Rechtsauffassung zwischen Präsident Franklin Roosevelts ursprünglicher Absicht bei der Bretton-Woods-Konferenz 1944 und der monetaristischen Haltung, die sein Nachfolger, Präsident Harry Truman, einnahm. Während Präsident Roosevelt, kurz gesagt, für die Nachkriegszeit ein ausdrücklich antikolonialistisches Bretton-Woods-System anstrebte, vertrat sein Nachfolger, der faktische Verräter Harry S Truman, eine Keynesianische Perspektive, die dazu dienen sollte, diesen britischen Imperialismus, den Roosevelt vernichten wollte, zu stützen und erhalten.

Das ist derselbe britische Imperialismus - mit seiner Tradition des größten Rauschgifthandels der Welt -, der im Moment, wo dieser Bericht verfaßt wird, die amerikanische Republik zu vernichten trachtet. Noch heute kämpfen wir gegen ein imperialistisches Konzept monetaristischer Systeme. Wenn solche Systeme nicht abgeschafft werden, wird unsere Zivilisation die derzeit über uns hereinbrechende globale Zusammenbruchskrise nicht überleben.

Die Begründung, wenigstens ihr erster Teil, lautet folgendermaßen.

Eine Kultur zu „kennen“, im Sinne von gesichertem Wissen, wie ich es hier beschrieben habe, bedeutet, daß wir genügend Belege für die innere Dynamik dieser Kultur haben. Das Wissen muß von der Qualität sein, wie es die in der europäischen Kultur verwurzelten Völker vom historischen Standpunkt aus dem Studium der sogenannten „klassischen griechischen Quellen“ und deren unmittelbaren Vorläufern kennen. Entscheidend sind dabei nicht wörtliche Übertragungen, sondern eine tiefgehende Untersuchung von Poesie und Dramen vom Standpunkt der modernen Naturwissenschaft, die auf Quellen aus ungefähr der Zeit der pythagoräischen Sphärik zurückgeht.

Wie ich bereits in früheren Publikationen gezeigt habe, sollte man sich dabei auf den Standpunkt stellen, daß man die alberne Vorstellung, die Zivilisation sei entlang von Flußläufen entstanden, zurückweist. Man sollte lieber bei der Wahrheit bleiben, denn unverrückbare wissenschaftliche Belege zeigen uns, daß der Ursprung wissenschaftlicher Kenntnisse in der angewandten Astronomie bei der Navigation auf den Ozeanen liegt.

Dabei ist die Grundidee universeller Naturprinzipien (so wie Albert Einstein Kepler aufgreift), daß solche Prinzipien das Universum als Ganzes begrenzen, als solche jedoch durch nichts begrenzt sind außer durch das Wirken eines universellen Schöpfers.

Irgendwelche großen, aber heute ziemlich unbekannten hochseetüchtigen Seefahrerkulturen beobachteten den Sternenhimmel und entdeckten so in den unregelmäßigen Bewegungen der Himmelskörper über uns eine gewisse Ordnung, aus der sie sich verläßliche Fahrtrouten ableiteten. Dann entdeckten sie in den von ihnen erhofften stetigen, regelmäßigen Veränderungen wichtige Abweichungen. Das Wissen um solche neuen Abweichungen war nicht nur wesentlich für sichere Fahrten durch Raum und Zeit. Man brauchte auch das Empfinden für einen Schöpfer dieser schon bekannten oder noch unvorhergesehenen Änderungen. Man bezeichnete das irgendwann mit einem Namen, der an den heutigen Gebrauch des Wortes „Universum“ erinnert: „das Universelle“. Daher wurde auch Johannes Keplers ureigenste Entdeckung der modernen Astronomie zum Grundkonzept hinter jeder kompetenten modernen Naturwissenschaft.

So kamen die antiken Vorläufer der heutigen Zivilisation, darunter auch die ägyptischen Traditionen, auf das antike Konzept der Sphärik, von dem sich alle kompetenten Entwicklungen in der modernen Wissenschaft ableiten. Aus der Gesetzmäßigkeit des Universums entwickelte sich eine Vorstellung der wirksamen Existenz eines Schöpfers mit einem bewußten Willen, der der Menschheit den Schlüssel dazu gibt, unser Universum unaufhörlich zum Besseren zu verrändern. So erhielten wir einen Begriff von den in Genesis 1 dargestellten, uns verliehenen schöpferischen Fähigkeiten - die uns der Olympier Zeus und andere verbieten wollten -, die keine andere niedere Lebensform hat. Diese Fähigkeiten zu akzeptieren, und damit auch das Gebot zur Veränderung, das diese Fähigkeiten uns als einer Gattung sterblicher Männer und Frauen in unsterblicher Abfolge auferlegt, ist die Essenz jeder Moral und aller moralisch tolerierbaren Konzepte von Naturwissenschaft im allgemeinen und praktischer Realwirtschaft im besonderen.

Die eigentliche Unmoral der führenden politischen Kräfte in der transatlantischen Gesellschaft seit dem Tode Präsident Franklin Roosevelts zeigt sich darin, daß es selbst unter angeblich religiösen Menschen und ihrem Umfeld einen wachsenden Anteil gibt, die zwar an die Unsterblichkeit glauben, aber die Idee einer „Gleichzeitigkeit in der Ewigkeit“, wie Raphael Sanzio sie in seiner berühmten Schule von Athen verdeutlicht, nicht akzeptieren wollen. Diese törichten Menschen - und sie sind heute weltweit in der Mehrheit - verhalten sich in der Wirtschaft und in der Politik wie seelenlose Tiere: Ihnen fehlt ein Gefühl dafür, daß das sterbliche Individuum für die Folgen seines Handelns, d.h. für die „Zukunft“, verantwortlich ist, und daß den Lebenden eine Mission, wie z.B. Gerechtigkeit, auferlegt ist, die gegenüber der Vergangenheit eingelöst werden muß.

Diese Moral, die in unserer Zeit fast verloren zu sein scheint, ist der Schlüssel für kompetentes Wissen in einer Wissenschaft der physischen Ökonomie.


Anmerkungen

23. Zum Beispiel begann Christian Huygens’ berühmte Entdeckung, die später seinen Freund Gottfried Leibniz ein Grundprinzip der modernen Wissenschaft - das universelle physikalische Prinzip der geringsten Wirkung - erkennen ließ, eher mit einem Herumbasteln an Entwürfen für eine bessere Pendeluhr für die Navigation auf See. Doch Huygens machte hier nicht halt, sondern dehnte seine Arbeit auf ein Konzept über eine zykloidische physikalische Vorstellung der geringsten Zeit aus, die in gewisser Weise Pierre de Fermats Entdeckung des Prinzips der geringsten Wirkung ergänzte. Huygens’ Freund Gottfried Leibniz ging über Huygens’ Zykloide hinaus und entwickelte das physikalische Prinzip der Kettenlinie - ein Konzept, das bereits in Brunelleschis Entwurf für den Bau der Kuppel von Santa Maria del Fiore in Florenz in der Zeit vor dem großen ökumenischen Konzil von Florenz enthalten war und das schon Leonardo da Vinci als Ergänzung zur Traktrix erkannt hatte. Durch Leibniz u.a. wurde bekannt, daß es das universelle physikalische Prinzip der geringsten Wirkung verkörperte. Huygens’ und Leibniz’ Arbeiten gründeten in wichtigen Bereichen auf ihrem gemeinsamen Wissen über die entsprechenden Erkenntnisse Leonardo da Vincis (Wissen, das ihnen über Christians Vater Konstantin, Botschafter in London, zugänglich war, der ihnen Zugang zu wichtigen, damals in England aufbewahrten Schriften Leonardos verschaffte). Hier liegen die Unterschiede und Beziehungen zwischen einem bloß patentierbaren Entwurf und einem physikalischen Naturprinzip. Die bloße Nachahmung eines vermeintlichen Gravitationsprinzips durch die Kreise um Isaac Newton verdeutlicht den Versuch, die Wissenschaft von universellen Prinzipien zu entkleiden, die sich nur durch Methoden des entscheidenden (einzigartigen) Experiments definieren lassen.

24. Zum Übergang von bloßer Verfälschung zum moralischen Verfall in Fragen wissenschaftlicher und klassischer Kunstprinzipien kam es zunehmend, als mit Ernst Mach Wissenschaft zu bloßer Mechanik wurde, und die volle Degenerierung setzte mit Bertrand Russells Principia Mathematica ein.

25. So wie Kepler der Vorgabe in Cusas De Docta Ignorantia folgte, als er in Die neue Astronomie die ontologisch infinitesimale Eigenschaft entdeckte, daß die Planetenbahnen in elliptischer Form erzeugt werden, und so wie Albert Einstein das einzigartige Genie für die gesamte kompetente Naturwissenschaft in Keplers ursprünglicher Entdeckung der universellen Gravitation betonte; Entdeckungen dieser Art definieren etwas, was alle bisher bekannten Aspekte des Universums einschließt - daher ist dieses Universum endlich und selbstbegrenzt (keiner äußeren Begrenzung unterworfen).

26. Als der alte Pastor, ein fundamentalistischer Polterer, gestorben war, meinten die Gemeindemitglieder, nun sei die Zeit gekommen, die Geheimnisse zu lüften, die sich hinter den merkwürdigen handgeschriebenen Bemerkungen in seiner alten Bibel verbargen. Dort lasen sie häufig die Eintragung des Pfarrers: „Text unverständlich - brüll wie der Teufel!“ Die größten Wutausbrüche, die ich von ansonsten sehr angesehenen Wissenschaftlern kenne, waren von gleicher Natur und Herkunft.

27. Besonders die Tatsache, daß mindestens zwei natürliche oder künstliche (instrumentelle) Sinne erforderlich sind, um experimentell ein wahres universelles Naturprinzip zu definieren, macht ein Universum der Sinnesgewißheit zugunsten eines selbstbegrenzten physischen Universums hinfällig. Die Sinne sind der Schirm, auf den die unsichtbare Realität ihre Schatten wirft.

28. Die Schuld trifft hier insbesondere die britischen Theologen des 18. Jahrhunderts und später, die so besessen darauf aus waren, die Adresse von Abrahams Wohnung im chaldäischen Ur zu finden, daß große Massen bedeutender Keilschrifttafeln unverantwortlich in heilloser Unordnung zusammengeworfen wurden. Der vorsemitische Ursprung Sumers und seine Wirkung auf die Entwicklung Chaldäas wurden mit wenig Rücksicht auf Wahrhaftigkeit behandelt.

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Der Betrug des „Freihandels“ - Teil 1
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