[an error occurred while processing this directive] |
|
|
| Kernthemen | Suchen | Abonnieren | Leserforum |
|
Aus der Neuen Solidarität Nr. 27/2008 |
|
|
|
Die Lehre aus der Geschichte, wie ich sie im vorigen Kapitel dieses Aufsatzes umrissen habe, ist die: Die Sicherheit zukünftiger Generationen der Menschheit hängt davon ab, daß wir alle genetischen Spuren imperialer Systeme, wie ich sie hier identifiziert habe, ein für allemal begraben.
Auf der negativen Seite dieser Aufgabe sehen wir das Bild des Imperiums vor uns: der größte Feind der Menschheit, die schrecklichste Seuche, die jemals die Menschheit befallen hat. Man muß begreifen, daß die Existenz von Reichen oder Imperien, wie wir sie gerade definiert haben, in Hinsicht auf das Naturrecht die schlimmste ideologische Infektion ist. Es hat sich in der Erfahrung von Jahrtausenden immer wieder als der größte Feind der Menschheit erwiesen, als die „Mutter“ alles wirklich Bösen in dieser gesamten Zeitspanne. Wenn bestehende Institutionen Merkmale eines Imperiums tragen, wie ich sie beschrieben habe, ist das an sich schon Grund genug, das Weiterbestehen eines solchen widerlichen Verhaltens zu unterbinden.
Das Positive dieser Aufgabe ist, daß wir die Sache des Prometheus bekräftigen müssen: man muß die schöpferischen Fähigkeiten des menschlichen Individuums freisetzen und entwickeln. Das Werk Johannes Keplers zeigt das beispielhaft, in doppelter Hinsicht: in seiner Wissenschaft und auch in der Bedeutung Keplers als Mensch, der ein sehr typisches Opfer des Übels ist, das sich im Vermächtnis Paolo Sarpis, dem „philosophischen Liberalismus“ ausdrückt. Man könnte sagen, dieses „liberal-freie“ Denken ist die Freiheit, dumm zu sein und zu lügen, wie es den Massenmedien heute zur Gewohnheit geworden ist. Insofern ist der Liberalismus ein Hauptübel, das in den letzten vier Jahrhunderten auf das Denken der Menschen dieser Erde losgelassen wurde.
Wenn wir solchen Anforderungen gerecht werden wollen, sind nachdrückliche Maßnahmen erforderlich. Dazu gehört eine wirklich nachhaltige Bekräftigung des Westfälischen Friedens von 1648. Dieser Frieden ist nicht nur das beispielhafte Zeugnis eines Christentums, das sich von den satanischen Praktiken der Inquisition und ähnlichen Schrecknissen befreit hat, er ist auch die passende Bestätigung der gemeinsamen Ziele der Menschheit, egal welcher Religionsrichtung sie angehören mögen.23 Viel zu oft glichen die Beziehungen zwischen den Menschen mehr denen zwischen wilden Tieren, und wir müssen die Menschheit von dieser bis heute vorhandenen Tendenz, wie sie auch unter den Regierungen des britischen Premiers Tony Blair und Präsident George Bushs junior herrschte, befreien.
Wir müssen verstehen, daß sich die Menschheit von den Tieren im wesentlichen dadurch unterscheidet, daß der Mensch als das einzige wahrhaft universelle Wesen die Fähigkeit hat, universelle Prinzipien zu erkennen und danach zu handeln. Darin liegt die beispielhafte Bedeutung Keplers für die moderne Gesellschaft, denn er definiert das Prinzip, dem wir für das von uns angestrebte Ziel folgen müssen. Dieses Prinzip liegt zu einem hohen Grad in der Wahl des Gegenstands seiner Arbeit als erklärter Anhänger des Nikolaus von Kues: der ontologischen Einzigartigkeit des Prinzips, nach dem das Universum wirksam geordnet ist.
Albert Einsteins Argument hinsichtlich der Bedeutung Keplers ist hier für unsere Zwecke relevant: Kein anderer Ansatz als der von Kepler erfüllt die Voraussetzung eines methodischen Fundaments für die Wissenschaft im allgemeinen. Seine unmittelbarere Bedeutung liegt jedoch darin, daß man in dem Wissen, was uns Menschen zu universellen Wesen macht, das Prinzip sehen muß, das die Ordnung der Beziehung unter den Menschen als einzelne wie auch unter den Nationen definiert.
Man könnte nun irrtümlich meinen, das britische Empire, der Prototyp einer modernen Seemacht, müßte eigentlich mehr als alle seine Konkurrenten Keplers Werk für sich in Beschlag nehmen, weil es die einzige vernünftige Möglichkeit bietet, die moderne Wissenschaft richtig zu definieren. Falsch: Wenn es das täte, würde es sein „Geschäftsgeheimnis“ aus der Hand geben. Gerade diese Prinzipien der Wissenschaft müssen, wie es das delphische Urbild des olympischen Zeus bei Aischylos vorführt, mit allen Mitteln vor den gewöhnlichen Sterblichen verborgen werden! Somit müssen auch die Herrscher dieses Imperiums die wahren Prinzipien der Wissenschaft vor jenen, über die sie herrschen, verbergen. Und das Prinzip, das sie so mühsam verstecken wollen, ist jenes, daß im Sternensystem, wenn man es wie Kepler als Ganzes betrachtet, der Weg zum Geheimnis des „Feuers“ liegt.
Für den menschlichen Beobachter liegt das wahre Geheimnis des Feuers in seiner symbolischen Bedeutung, mit der sich die Existenz eines universellen Wertes veranschaulichen läßt. Wie ich an anderer Stelle dargestellt habe, zeigt sich die Bedeutung davon in dem Beweis der Eigenschaften der Gravitation in den Beziehungen unter den Hauptkörpern des Sonnensystems: Daran wird deutlich, daß nicht die menschlichen Sinne, sondern der menschliche Geist die Wahrheit über das Universum und über uns selbst als von sterblichen menschlichen Wesen wißbar definiert.24 Dieses Wissen ist, wie ich bereits an anderer Stelle betont habe, die wahre Bedeutung des „Feuers“, auf das Aischylos in Der gefesselte Prometheus verweist.
Wie aus den vorigen Absätzen hervorgeht, geht es hier auch um eine höhere Wahrheit: die Wahrheit über denjenigen Aspekt der Natur des menschlichen Geistes, der den Menschen als universelles Wesen definiert, eine Qualität, die in allen anderen heute bekannten Lebewesen fehlt. Hier liegt die Bedeutung der individuellen menschlichen Seele im Unterschied zur Natur aller niederen Lebensformen.
Ich betone es an dieser Stelle erneut: Das größte aller Übel, das in den heutigen Moral- und anderen Rechtslehren steckt, ist das Böse, wie es der olympische Gott Zeus in Aischylos’ Der gefesselte Prometheus verkörpert - das Böse in der aristotelischen Lehre und in Zeus’ „malthusianischem“ Verbot, das Wissen über das „Feuer“ an die sterblichen Menschen weiterzugeben.
Wie der Freund des Apostels Petrus, Philo von Alexandria, erklärte, ist die Lehre des Aristoteles bösartig, weil sie den Schöpfer auf wahrlich satanische Weise verhöhnt. Nach der Irrlehre des Aristoteles und seiner Anhänger wie Euklid und Claudius Ptolemäus hat Gott ein Universum geschaffen, das in dem Sinne „vollkommen“ ist, daß das Schöpfungswerk schon völlig abgeschlossen wäre und weder Gott noch irgendein anderer noch irgendwelche Änderungen daran mehr vornehmen könne. Die aristotelische Lehre eines Schöpfers, der sich selbst kastriert hat, ist funktionell mit der satanischen Lehre des olympischen Zeus identisch.
Jedesmal, wenn versucht wurde, diese von Aristoteles beschriebene Lehre praktisch politisch umzusetzen, waren die Folgen in allen bekannten Fällen in der Geschichte äußerst bösartig.
Sobald klar ist, daß das wesentliche am einzelnen Mitglied der menschlichen Gattung die schöpferischen Fähigkeiten des menschlichen Geistes sind, wie sie an Keplers erfolgreicher Arbeitsmethode deutlich werden, müßte die Gesellschaft die menschlichen Beziehungen entsprechend definieren. Wenn man so denkt, müßte man diese einzigartigen menschlichen Fähigkeiten mit dem größten Nachdruck fördern, anstatt die meisten Mitglieder der Gesellschaft praktisch auf den Status von Vieh herabzuwürdigen, wie es Zeus in Der gefesselte Prometheus tut. Wir erkennen dann, daß nur wirkliche Wissenschaft, wie bei Leonardo da Vincis Anhänger Kepler, und unter allen Kunstformen nur die klassische Kunst dem Menschen angemessen ist. Man kann dann nicht die Masse der Menschheit in vieh-ähnlichem Dienst zur Belustigung, Bequemlichkeit und anderen typischen Scherzen einer herrschenden imperialen Oligarchie und deren Lakaien halten.
Das ist die eigentliche Moral, die die Gesellschaft praktizieren muß. Die wahre Bedeutung von Gottfried Wilhelm Leibniz’ Begriff „Streben nach Glückseligkeit“, wie er 1776 in die amerikanische Unabhängigkeitserklärung Eingang fand, wäre demnach darin zu sehen, daß die ganze Menschheit immer mehr zu einer persönlichen Identität und zu inneren Werten in dem eben dargelegten Sinn erhoben wird.
Hier liegt auch die Bedeutung des Prinzips, das dem Westfälischen Frieden von 1648 zugrunde liegt.
Die schöpferischen geistigen Fähigkeiten des souveränen menschlichen Individuums kommen spezifisch dadurch zum Ausdruck, daß man Wert in einem Prinzip des Fortschritts erkennt. Praktisch drückt sich dieses Prinzip in Verbesserungen durch schöpferische Neuerungen aus, für die Entdeckungen universeller Naturprinzipien und entsprechender Prinzipien der klassischen Kunst typisch sind. Die Verbesserung zeigt sich beim einzelnen und in der sozialen Praxis unserer Gattung als Ganzer in Form einer Zunahme der potentiellen relativen Bevölkerungsdichte pro Kopf und pro Quadratkilometer Erdoberfläche.
Die Natur des herannahenden allgemeinen Zusammenbruchs der gegenwärtigen Ordnung der Weltwirtschaft, besonders des völlig mangelhaften Finanzsystems, hat mich veranlaßt, einen dreistufigen Reformansatz für die Beziehungen unter den jetzt existierenden bzw. bald entstehenden wirklich souveränen Nationalstaaten vorzuschlagen.
1. Rechtsgrundsätze für Volkswirtschaften, die sich im Zustand des systemischen Bankrotts befinden; ein Beispiel für die praktische Umsetzung solcher Rechtsgrundsätze ist mein Vorschlag eines Gesetzes für den Schutz der Eigenheimbesitzer und Banken in den Vereinigten Staaten.
2. Ein zweigleisiges Kreditsystem innerhalb von und zwischen souveränen Nationen, das für bestimmte vorrangige Tätigkeiten und Investitionen niedrige, feste Diskontraten vorsieht, während sich die Zinsen für andere Kreditbereiche frei bewegen. Dies soll dabei helfen, die gegenwärtig vorhandene riesige Menge an gesellschaftlich unerwünschten, weitgehend wertlosen Formen von Besitzansprüchen und Anlagen, die als nominelle Geldwerte in Umlauf sind, gefahrlos zu liquidieren. Die Riesenmenge un- und kontraproduktiver, fiktiver Werte muß schrumpfen, gleichzeitig muß ein gesunder Wiederaufbau in einem sonst hoffnungslos bankrotten Weltsystem abgesichert und gefördert werden.
3. Die Vereinigten Staaten sollten auf wichtige große Nationen wie Rußland, China und Indien zugehen und vorschlagen, ihre separaten Machteinflüsse zu einem gemeinsamen Zweck zu vereinigen: Sie sollten umgehend gemeinsam einen starken Anziehungspunkt schaffen, um den sich die meisten Nationen der Welt freiwillig zusammenschließen, um ein neues Weltwährungs- und Kreditsystem fester Wechselkurse zu schaffen. So könnte ein Mechanismus entstehen, um den Vorteil des anderen, d.h. die vom Westfälischen Frieden 1648 angestrebte Absicht, wahrhaft und dauerhaft zu etablieren.
Anders gesagt, es muß eine Ordnung der Beziehungen zwischen den Nationen geschaffen werden, die sich mit Leibniz’ Prinzip des Strebens nach Glückseligkeit in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung von 1776 deckt.25
Ich lege besonderen Nachdruck auf die dritte und letzte der drei dargelegten Maßnahmen. Es geht mir an dieser Stelle um die übereinstimmenden wirtschaftlichen und moralischen Prinzipien, in deren Dienst die umrissene Neuordnung der weltweiten Angelegenheiten stehen muß. Der Zweck und die Maßnahmen, die sich aus ihm ergeben, haben zwar moralischen Wert, aber ich toleriere keine sentimentalen Betrachtungen oder utopisches Moralisieren. Ich verabscheue rein aprioristische Sentimentalitäten als die Sophismen, die sie sind, und andere sollten das auch tun. Die versuchte Spaltung von Naturwissenschaft und klassischer Kunst muß aufhören, so daß die Gründe, die für ein Prinzip angegeben werden, nur akzeptiert werden, wenn nachgewiesen wird, daß in der Praxis eine beabsichtigte reale Wirkung für die Menschheit insgesamt erreicht wird.
Der notwendige Maßstab dafür ist das Prinzip der Wissenschaft physischer Ökonomie - die Zunahme der potentiellen relativen Bevölkerungsdichte der Menschheit -, denn die Geschichte warnt jeden klar Denkenden, daß Maßnahmen, die nicht diesem Zweck dienen, immer samt und sonders das Werk von Toren, Scharlatanen oder schlimmerem gewesen sind.
Die beste Veranschaulichung für das grundsätzliche Argument in diesem Zusammenhang sind die kriminellen Auswirkungen des heute vorherrschenden „Freihandelssystems“ - des Systems, das der Hauptmechanismus hinter der jetzigen, sich seit 1971 hyperbolisch beschleunigenden Zusammenbruchskrise der Weltwirtschaft ist. Die offensichtliche Alternative, die man zur Beurteilung des jetzt bankrotten „Freihandelssystems“ heranziehen muß, ist der Entwurf, den US-Präsident Franklin Delano Roosevelt 1944 auf der Bretton-Woods-Konferenz vorlegte.26
In allen Fällen langfristiger Wirtschaftsprognosen (d.h. über Zeiträume von etwa einem Jahrzehnt oder mehr), die mir aus den letzten Jahrzehnten seit dem Zweiten Weltkrieg bekannt sind, waren meine Methoden ein ziemlich einmaliger Erfolg.
Mein Vorteil in dieser Hinsicht liegt weniger darin, daß ich außergewöhnlich clever gewesen wäre, wie es einigen erscheinen mag, sondern darin, daß die entsprechende akademische und andere Fachwelt stur an inkompetenten axiomatischen Grundannahmen festgehalten haben. Mein Vorsprung beruht einzig und allein darauf, daß ich dem Konzept der Dynamik folge, das ich in der Ökonomie zuerst von Gottfried Wilhelm Leibniz und später von Bernhard Riemanns Habilitationsschrift übernommen habe. Ich erkannte, daß Leibniz seinen Dynamikbegriff von den grundlegenden Prinzipien der Sphärik der Pythagoräer, wie der Konstruktion der Verdoppelung des Würfels durch Archytas, und von Platon übernommen hatte.27 Die heutigen Ökonomen verwenden hingegen überwiegend eine statistische Methode, deren Wurzeln auf Descartes, Laplace oder schlimmeres zurückgehen.
Einer der wichtigsten Einflüsse auf meinen Ansatz an die langfristige Prognosestellung bestand in einer langsamen, aber ständig zunehmenden Annäherung an die Bedeutung entsprechender Arbeiten des großen russischen (und auch ukrainischen) Akademiemitglieds W.I. Wernadskij. Ob Wernadskij heute mit mir völlig übereinstimmen würde oder nicht, ist mir noch nicht klar;28 allerdings ist sein Argument zur Rechtfertigung reduktionistischer Thermodynamikbegriffe, das er bei einer Gelegenheit in den dreißiger Jahren äußerte, ein Irrtum, wie auch immer sich seine Ansichten während seiner letzten Lebensjahre weiterentwickelt haben mögen. Jedenfalls ist seine Verteidigung der reduktionistischen Thermodynamik systemisch unvereinbar mit seinem nachdrücklichen und wiederholten Eintreten für eine Riemannsche, dynamische Auffassung der Biosphäre und Noosphäre. Wernadskijs Konzept der Biosphäre und Noosphäre ist jedenfalls eindeutig Riemannisch und somit ein entscheidender Ansatz für die Lösung einiger hochwichtiger wissenschaftlicher Fragen für die gesamte Menschheit heute, darunter in meinem Feld der Wissenschaft der physischen Ökonomie.
Zu Beginn dieses speziellen Teils der Diskussion ist vor allem zu berücksichtigen, daß weder die Methode des Aristoteles noch die der modernen empiristischen Anhänger Sarpis und seinesgleichen die Existenz experimentell definierter universaler Prinzipien anerkennen, wie sie einerseits mit der Dynamik der antiken Pythagoräer und Platons und für die Neuzeit mit den Methoden des Begründers der modernen Wissenschaft, Nikolaus von Kues, und seiner Nachfolger wie Kepler, Fermat, Leibniz und Riemann verbunden sind. Diese Schwierigkeit der modernen Reduktionisten drückt sich typischerweise im mangelnden Verständnis der tieferen Bedeutung des von Leibniz dargestellten Problems der analysis situs aus, auf das alle Mathematiker stoßen, die versuchen, über die symbolische Bedeutung bloßer Mathematik hinaus den realen Vorgang zu vermitteln, was wahrscheinlich als eine geeignete Reform der Mathematik ins Auge gefaßt werden müßte.29
Was immer wir über Wernadskijs Einsicht über den Fehler des ontologischen Dogmas von Clausius und Grassmann entdecken oder nachträglich erkennen mögen, Wernadskijs eigene Schlußfolgerungen über die Bedeutung des Konzepts der Noosphäre erfordern eine Ablehnung des reduktionistischen Fehlers in der Thermodynamik.
Vergleicht man die Veränderungen in der Massen-Zusammensetzung der drei wichtigen Grundbestandteile der Erde - des Unbelebten, der Biosphäre und der Noosphäre - so kommt darin, wie ich zuvor an verschiedenen Stellen betont habe, eine grundsätzliche, physikalisch wirksame Trennung der gesamten Masse des Planeten zum Ausdruck: Das Prinzip des Lebens, das in den unbelebten Prozessen für uns noch nicht auffindbar war, vergrößert seinen Anteil an der Gesamtmasse des Planeten, und das Prinzip menschlicher Erkenntnis, das unter den niederen Lebensformen fehlt, erhöht seine von ihm spezifisch erzeugte Gesamtmasse im Verhältnis zum Unbelebten, der Biosphäre bzw. zur Gesamtmasse des Planeten als Ganzem. All das deckt sich systemisch mit den Prinzipien der Riemannschen Dynamik.
Der typische methodische Fehler der Reduktionisten verschiedenster Art besteht darin, daß sie versuchen, einen höheren systemischen Seinszustand von einem niedrigeren abzuleiten. So wollte der Wissenschaftsverdreher Prof. Norbert Wiener das Leben praktisch von mechanischen Prozessen ableiten, und Wieners jüngerer, noch blindwütigerer Kollege John von Neumann meinte, menschliches Bewußtsein ließe sich aus seinen Ansichten über Computertechnik ableiten. Man sollte solche infantilen Fehler in der Praxis vermeintlicher Wissenschaft so auffassen, daß hier die impliziten methodischen Annahmen Wilhelm von Ockhams nach dem Zweiten Weltkrieg von vielen Anhängern von Bertrand Russells fanatischen Principia Mathematica ins Extrem gesteigert wurden.30
Wir wissen nicht wirklich, ob menschliches schöpferisches Denken die Obergrenze der nachweislich universellen Prinzipien innerhalb der noch höheren Ebene des Universums schlechthin ist. Doch müssen wir feststellen, daß die Existenz dieser eindeutigen Ausdrücke verschiedener universeller Prinzipien - Nichtleben, Leben und schöpferisches menschliches Denken - zu den wirksamen universellen physikalischen Prinzipien gehört. Alle Dekonstruktionisten, die gegenteiliger Auffassung sind, mögen verdammt sein - was sie sicherlich auch sind.
Wie schon der verstorbene Dr. Edward Teller während einer Konferenz in den achtziger Jahren in Erice sagte, ist das Motto für die Schaffung der Vereinten Nationen der Welt die Arbeit an den „gemeinsamen Zielen der Menschheit“. Wie ich in vorangegangenen Abschnitten meines Berichtes betont habe, muß man bei dieser Perspektive der gemeinsamen Interessen der Menschheit die brutalisierenden, imperialistischen Torheiten eines neuen „Turmbaus zu Babel” der Globalisierung vermeiden; zu diesem Zweck müssen wir ein qualitativ neues System der Zusammenarbeit unter den jeweiligen souveränen Nationen unterschiedlicher Sprachkulturen aufbauen.
Während Rom seine militärische Herrschaft mit Hilfe eines Straßennetzes sichern wollte, förderte Karl der Große den Fortschritt der europäischen Zivilisation durch ein Netz von Binnenwasserstraßen. Straßen machten das Reisen leichter, aber die Kanäle und Flüsse boten der Gesellschaft den Vorteil einer qualitativen, prinzipiellen Verbesserung beim Transport von Gütern und Menschen. Wir machten dieselbe Erfahrung bei der Entwicklung der Wasserwege in den nordamerikanischen Kolonien, insofern übernahmen die Vereinigten Staaten das Erbe Karls des Großen aus Europa. Der Sprung realwirtschaftlicher Entwicklung durch den Bau des amerikanischen transkontinentalen Eisenbahnnetzes bildete weltweit die größte Herausforderung der imperialen Macht anglo-holländischer, weltweiter Seevorherrschaft, die sich auf Initiative von Paolo Sarpi entwickelt hatte.31
Diese Entwicklung der Vereinigten Staaten als integraler, kontinentweiter Nation vom Atlantik zum Pazifik und von der kanadischen zur mexikanischen Grenze durch die Binnenwasserwege und das Netz transkontinentaler Eisenbahnlinien war es, die den britischen Imperialismus geopolitisch machtvoll herausforderte. Unter Prinz Edward Albert reagierten die Briten gegen das, wofür der ermordete Präsident Abraham Lincoln gestanden hatte, und bereiteten die völkermörderischen Kriege des 20. Jahrhunderts vor. Später lancierten sie die gegenwärtigen neoimperialen Operationen für die Ideologie und Methoden eines Malthus und zuletzt für den Lissaboner Vertrag der Globalisierung, um die Völker Europas unter ein System der Versklavung zu bringen.
Heute steht uns eine viel bessere Technik als die transkontinentale Eisenbahn zur Verfügung: Wir können heute fast alle Kontinente durch ein zusammenhängendes Netz von Magnetbahnstrecken für den Personen- und Güterverkehr verbinden. Mit den dringend benötigten Investitionen in exponentiell steigende Energieerzeugung durch nukleare und auch thermonukleare Energiequellen mit sehr hoher Energieflußdichte wird die Menschheit als ganze in die Lage versetzt, produktive Technologien zum Einsatz zu bringen, die den heutigen weit überlegen sind. Produktion und Transport nützlicher Güter würden realwirtschaftlich auf einer qualitativ höheren Ebene systematisch miteinander verbunden, und dies würde alle alternativen Formen des Luft- und Seetransports von hochwertigen Gütern und meistens auch von Personen in den Schatten stellen. Es verdient auch erwähnt zu werden, daß der Einsatz der Magnetschwebetechnik die gegenwärtig weitverbreiteten problematischen Kurzstreckenflüge für Güter und Personen überflüssig machte.32
Um alle Vorteile eines effizienten, einheitlichen Magnetbahnnetzes über Kontinente hinweg zu verwirklich, ist es aber praktisch auch erforderlich, die Produktionsauslagerung in Billiglohnländer zu beenden, wo die Entwicklung der Infrastruktur nicht dazu ausgelegt ist, einen angemessenen modernen Lebensstandard und die entsprechende Produktivität der gesamten Bevölkerung einer Nation zu sichern. Die Prinzipien der Realwirtschaft gebieten eine Beendigung dieser oligarchische Praxis, die Gütererzeugung in Regionen zu verlagern, in denen mit den niedrigsten Löhnen quasi Sklavenarbeitsbedingungen geschaffen werden, die so zum weltweiten Standard werden. Die Verlagerung von Produktion in Billiglohnländer verringert real die Produktivität der Weltwirtschaft als ganzer, weil die Zahlung der eigentlichen Produktionskosten vermieden und so die Durchschnittsproduktivität der Welt pro Kopf und pro Quadratkilometer gesenkt wird.
Das Ziel von Produktion und Verteilung muß darin bestehen, das Produktionspotential pro Kopf und Quadratkilometer in allen Teilen der Welt zu erhöhen. Dies erfordert einen ständigen Anstieg der relativen Kapitalinvestitionen in Produktion und Infrastruktur pro Kopf und Quadratkilometer in fast allen bewohnten Teilen der Erde. Es bedeutet auch, das relative Niveau der Energieflußdichte in der Produktion gezielt zu erhöhen; typisch sind dafür heute der Einsatz der Magnetschwebetechnik als Massenverkehrsmittel für Güter und Personen und der Einsatz der Kernspaltung für höhere Energiedichte bei der Güterherstellung.
So weit zu diesem Punkt bis hierher, kommen wir nun zur Frage der Produktion und Verteilung in der Wirtschaft zurück. Nehmen wir z.B. die große Dummheit, die Welt von diesem Produkt namens Erdöl - mit dem hoch spekuliert wird, das aber im Grunde billig ist -, zu dem Grade abhängig zu machen, wie es heute der Fall ist. Das Ziel sollte eigentlich sein, die Energiequellen auf immer höhere Stufen der Energieflußdichte für Produktion, Verteilung und öffentliche Stromversorgung hochzuschrauben. Derzeit wäre die optimale Energiequelle die Kernspaltung, u.a. zur lokalen Erzeugung von Treibstoffen auf Wasserstoffbasis, womit das Erdöl überwiegend nur noch als chemischer Grundstoff diente. Eine andere Anwendung der Kernenergie ist die Meerwasserentsalzung, um ausreichend Frischwasser für den dringend notwendigen direkten und auch indirekten Verbrauch der Menschen zu liefern.
Man bedenke die Torheit, ein billiges Produkt über weite Entfernungen zu verschiffen, statt es als chemischen Grundstoff zu verarbeiten und erst dann, wenn nötig, bei einem viel höheren wirtschaftlichen Wert pro Tonne Ladung zu verschiffen.
Ähnlich ist es, wenn wir die Lebenshaltungskosten in Produktionskosten pro Kopf und pro Entfernungseinheit des Transports der zum Erhalt des Lebensstandards nötigen Güter messen: Der Vorteil liegt bei kapitalintensiven Investitionen in der Produktion und Produktions- und Transportformen mit hoher Energieflußdichte sowie einem möglichst kleinen Anteil an Verbrauchsgütern, die an Orten hergestellt werden, die weit vom Ort des Verbrauchs entfernt liegen
Dann denke man an die Transportkosten pro Tonne und Passagier für unterschiedliche Transportformen wie Luft-, LKW-, Eisenbahn- und regionalen Pendlerverkehr. Man messe die Kosten in Stunden, die man von zu Hause zur Arbeit und zurück braucht, wie auch die Fahrtkosten selbst. Für alle kurzen und mittleren Entfernungen ist der Einsatz von Eisenbahn oder Magnetschwebebahn das wirtschaftlichste und effizienteste Transportmittel, was die Kosten wie auch die aufgewendete Zeit angeht. Hinzu kommen die Folgen eines langen Pendlerwegs für den praktischen Lebensstandard und die Qualität des kulturellen Lebens des Pendlers und seiner Familie.
Offensichtlich liefen alle Veränderungen der Stadtentwicklung, der Arbeitsbedingungen und des persönlichen Lebens seit dem Tode F.D. Roosevelts in Amerika zunehmend in die falsche Richtung. Es ist dumm und grausam, wie man rund um die Städte weit ausgedehnte Vorstädte gebaut hat, statt zwischen den städtischen Siedlungen Landwirtschaft anzusiedeln und so die konsumierten landwirtschaftlichen Produkte stadtnah zu erzeugen.
Man nehme das Beispiel des Großraums New York: Was dort seit Roosevelts Tod angerichtet wurde, ist ein wirtschaftlicher Alptraum.
New York und sein Umland waren ein starkes Industriezentrum, von seinen produzierten Gütern hingen der Lebensstandard der Bürger und die Steuereinnahmen ab, um die Kosten für den Erhalt der Stadt decken. Aber sie wurde zunehmend ausgebeutet und deindustrialisiert. Wenn man das Alter der öffentlichen Infrastruktur berücksichtigt, sind die tatsächlichen Kosten pro Kopf und Quadratkilometer viel höher, als heutzutage allgemein angenommen wird.
Die im vorausgegangenen Abschnitt angeführten Beispiele zeigen nur schwerpunktartig, welche viel umfangreicheren Korrekturen notwendig sind; aber diese Illustrationen sollten ausreichen, die Richtung des Denkens anzugeben
Damit kehren wir zurück zu den Lehren, die wir aus dem Werk Wernadskijs ziehen können.
Im allgemeinen erhöhen Investitionen in zunehmend kapitalintensive fortgeschrittene Technologien und anderes Realkapital das Potential der produktiven Arbeitskraft pro Kopf und Quadratkilometer in einem bestimmten Gebiet um einen Faktor, der in aller Regel viel größer ist als die Kosten der Investition. Dies bezieht sich nicht nur auf Investitionen in die Güterproduktion, sondern auch auf Aspekte der Infrastruktur, die zur Erhöhung der Produktivität wesentlich sind. Der entscheidende Anstieg der Rentabilität entspringt der Schöpferkraft des individuellen menschlichen Geistes, der bei den niederen Lebewesen nicht vorhanden ist.
Dieser Faktor des Anstiegs der Arbeitsproduktivität durch die „Hebelwirkung“ technischen Fortschritts betrifft auch für die Kosten des öffentlichen Bildungswesens und andere Investitionen, die das Potential für produktiven technischen Fortschritt und andere Investitionen in einen Nettogewinn der produktiven Arbeitskraft erhöhen. Man betrachte die gerade genannten Faktoren vom Standpunkt der Realwirtschaft, deren Fortschritt durch die Prinzipien hinter Wernadskijs Begriff der „Kapitalfaktoren“ der Bio- und Noosphäre vorangetrieben wird.
Eine sinnvolle Kapitalinvestition zur Erhöhung der Arbeitskraft pro Kopf und Quadratkilometer wird typischerweise mehr zum Arbeitsausstoß beitragen, als ihre Kosten ausgemacht haben.
Betrachten wir den problematischen Fall der Biotreibstoffe. Der Einsatz von Biotreibstoffen bedeutet einen Nettowertverlust für die betroffene Gesellschaft, verglichen mit dem viel höheren Wert, wenn die Biomasse sinnvoller eingesetzt wird - entweder für die Ernährung von Menschen und Tieren oder zur Verbesserung der Produktivität pro Flächeneinheit durch lebende Organismen wie z.B. Bäume.
Eine erhöhte Baumbepflanzung hat z.B. die Wirkung, die Temperatur in dem Gebiet zu einem nicht unbedeutenden Grad abzusenken. Die Absorption von Sonnenenergie beim Pflanzenwachstum, besonders bei Bäumen, ist für die Mäßigung der Temperatur einer Gegend und auch anderweitig sehr wichtig. Pflanzenwachstum zur Biospritherstellung zu verwenden, bedeutet einen Nettoverlust und eine Abwertung von Biomasse einer Region. Der gewonnene Vorteil liegt zwischen 2 und 10 % der Sonnenenergie, die bei der Produktion von Biomasse durch pflanzliche Organismen verbraucht werden.
Das Prinzip des Lebens ist selbst eine reale, physische Kraft, so wie auch die Entwicklung des menschlichen Geistes (d.h. der Noosphäre) durch die Auswirkungen seiner eigenen Kreativität eine physische Kraft ist, die die Produktivität der Gesellschaft erhöht.
Dies hat noch in anderer Hinsicht weitreichende Bedeutung. Man untersuche die besten heute verfügbaren Schätzungen für den Anstieg des Anteils der Biomasse gegenüber der unbelebten Masse des Planeten. Das hat das Leben bewirkt! Man betrachte den erstaunlichen Anstieg der Masse der Noosphäre im Verhältnis zur Masse der Biosphäre, den die Aktivitäten der menschlichen Gesellschaft bewirken, beispielsweise im Zeitraum vom Beginn der europäischen Renaissance im 15. Jahrhundert bis heute. Das Leben und die Produktivitätssteigerung durch technischen Fortschritt sind beides aktive Faktoren bei der Erhöhung des Verhältnisses zwischen Biomasse und abiotischer Masse sowie zwischen der durch Aktivitäten der Noosphäre entstandene Masse und Biosphäre auf dem Planeten.
Entgegen den Formulierungen der redaktionistischen Thermodynamik sind die lebenden Prozesse und die menschliche kreative Vernunft an sich kreative Kräfte, die in nichtlebenden Prozessen nicht vorhanden sind. Die allgemein akzeptierte Auffassung von „Energie” ist ein furchtbarer Fehler. Das Universum ist nicht entropisch, sondern inhärent „wachsend”, sowohl quantitativ als auch qualitativ. Das Universum ist anti-entropisch.
Allerdings gibt es bei all dem ein gewisses Problem.
So ist beispielsweise die Menge der abiotischen Rohstoffe für den Verbrauch der Menschheit endlich, während die gesteigerte Aktivität des Menschen durch Bevölkerungswachstum und steigende Produktivität zu einem Anstieg der Rate des Verbrauchs dieser Rohstoffe führt. Dies bedeutet nicht, daß diese Rohstoffe durch den menschlichen Verbrauch „zerstört“ sind; es bedeutet einfach nur einen höheren Verbrauch endlicher Materie pro Kopf und durch die Gesellschaft als ganze, auch wenn ein Großteil des verbrauchten Materials wieder dem Rohstoffvorrat zurückgegeben wird.
Das Problem trifft in ähnlicher Weise auch auf biologisches Material zu, das der Mensch verbraucht oder so beeinträchtigt, als würde er es verbrauchen.
Trotzdem ist keine Grenze in Sicht. Die Grenzen sind im Kern eher relativ als absolut. Die Grenze ist relativ und definiert sich durch die Notwendigkeit eines mehr oder weniger stetigen Fortschritts der primären Formen der Technologie, etwa durch wissenschaftliche Revolutionen, die Eingang in die produktive und ökologische Praxis der Gesellschaft finden.
Dies bedeutet jedoch, daß jede Gesellschaft, die sich der Herrschaft des olympischen Zeus unterwirft und das Wissen technischer Neuerungen für die menschliche Praxis verbietet - wie etwa die Malthusianer oder Prinz Philip, Prinz Charles und Ex-Vizepräsident Al Gore heute -, sich selbst eine „ökologische Schranke” errichtet, die das eigene, mehr oder weniger stabile Fortbestehen gefährdet. Oft sind diese Schranken katastrophal, so wie in den letzten 40 Jahren (1968-2008) durch den grünen „Ökowahn” der alten 68er, die zunehmend das Sagen über die Geschicke der Menschheit haben.
Es sollte klar sein, daß es nur eine Hoffnung gibt, ein allgemeines, weltweites Abgleiten in ein neues finsteres Zeitalter zu vermeiden, nämlich alle politischen Veränderungen weg von den Absichten, die beispielsweise mit Präsident F.D. Roosevelt verbunden waren, rückgängig zu machen. Der Leiter des Geheimdienstes OSS Donovan ahnte das, als er aus dem Zimmer des vom Tod gezeichneten Präsidenten Franklin Roosevelt kam und mit leiser Stimme zu einem seiner Kollegen im Vorzimmer des Präsidentenbüros sagte: „Es ist vorbei!”
Wir müssen heute, so weit wie möglich, wieder anknüpfen an die Politik und die Prinzipien, für die dieser Präsident gestanden hatte.
Jetzt müssen wir unsere Aufmerksamkeit wieder der dritten der Maßnahmen zuwenden, die ich als unmittelbar notwendig beschrieben habe, um die Welt aus der sich jetzt verschärfenden, hyperinflationären Zusammenbruchskrise zu befreien. Ich meine den Vorschlag, den der amerikanische Präsident Rußland, China und Indien machen muß, die willigen Nationen der Welt zu sammeln, um die produktiven Kapazitäten der Weltwirtschaft vor der Zerstörung zu bewahren.
Wir haben noch nicht den Punkt erreicht, an dem militärische Einrichtungen als Sache der Vergangenheit behandelt werden können; jedoch können und müssen wir einen wirksamen Plan zur Schaffung einer Friedensordnung erarbeiten. Diese Möglichkeit sollte sich aus der Angst vor den furchtbaren, sich aus der Krise ergebenden Bedingungen unter den Nationen der Welt gerade jetzt bieten. Es bedeutet eine gewisse Erweiterung des Prinzips des Westfälischen Friedens, eine Reform, wie sie auch in meinem Vorschlag eines amerikanischen Angebots an Rußland, China und Indien angelegt ist: Praktisch sollten die Vereinten Nationen die Rolle eines Vermittlers übernehmen, um ein Kooperationsabkommen unter notwendigerweise vollkommen souveränen Nationalstaaten zu erreichen.
Nach meiner Auffassung wäre der gegenwärtige russische Plan für eine Bahnverbindung über die Beringstraße, wenn dies zu einem Magnetbahnnetz zwischen Amerika, Afrika und den eurasischen Nationen ausgeweitet wird, offensichtlich ein Dreh- und Angelpunkt für den Aufbau eines effektiven Systems von Massentransport für Güter und Personen. Dieses System schüfe optimale Bedingungen für einen weltweiten Fortschritt, den die Nationen miteinander teilen, in der unmittelbaren Zukunft - vielleicht für ein Jahrhundert oder mehr, bevor dann weitere grundlegende Reformen angemessen erscheinen.33
Solch ein Verkehrsnetz, das im wesentlichen auf den Bau von Magnetbahnen für den Transport von Personen und hochwertigen Gütern stützt, diente als Bezugspunkt für die weitere Zusammenarbeit zur Errichtung eines katalytischen Handels- und Kreditsystems unter den Nationen der Welt - ein System, in das sich andere Nationen sozusagen „einklinken“ können, ohne daß dies ihrer Souveränität abträglich wäre.
Andere unverzichtbare Elemente sind die Schaffung eines dauerhaften Finanz- und Kreditsystems fester Wechselkurse und eine Palette ineinander greifender langfristiger Kooperationsabkommen für Handel und Kredit, die bestimmte gemeinsame Entwicklungsziele für die kommenden ein oder zwei Generationen festlegen. Diese Entwicklung ist notwendig, um ein stabiles Paritätssystem für die Wechselkurse und Kredite zwischen den beteiligten Nationen zu fördern.
Die wichtigste Vorsicht sollte dabei hinsichtlich der richtigen Form der Landeswährung walten. Die Erfahrungen unter dem britischen Empire und der Zeit davor sollten uns gelehrt haben, daß Wucher nicht erlaubt werden darf, und daß wir anstelle der Geldsysteme ein internationales vertraglich geordnetes Kreditwesen brauchen, das auf den „Hamiltonischen” Wirtschaftsprinzipien aus den besseren Tagen unseres US-Verfassungsstaates beruht. Das Ergebnis der Reform sollte ein System fester Wechselkurse sein, das je nach Bedarf auch Schutzzölle und verwandte protektionistische Maßnahmen beinhalten kann.34
Die Bedingungen, die sich eine Gruppe von Nationen für eine solche Zusammenarbeit auferlegt, müssen sich dabei auf wenige Kernpunkte beschränken; man kann dann vielleicht einige zusätzliche Maßstäbe setzen - mehr weil man sie bewundert, als weil sie vorgeschrieben sind.
Es ist an der Zeit, Frieden durch Entwicklung zum grundsätzlichen Maßstab der Beziehungen zwischen Ländern zu machen, anstelle der unterschwellig feindlichen Beziehung, die bisher mit dem Begriff des Wettbewerbs verbunden war.
Man sollte das, was ich in diesen wenigen abschließenden Abschnitten behandelt habe, im Lichte dessen sehen, welches furchtbare Elend unter den meisten Völkern und Nationen immer noch herrscht - nicht nur in Form brutaler Konflikte und unterschiedlicher Entbehrungen, sondern hinsichtlich der erbärmlich geringe Fürsorge für die Mitmenschen, sei es eine andere Nation oder ein Mitbürger, in den meisten Ländern der Welt. Meiner Ansicht nach gibt es keinen vernünftigen Grund, warum diese häßlichen Bedingungen weiter bestehen sollten, außer man hat sich mehr oder weniger an sie gewöhnt.
Nur sehr wenige der heute lebenden Menschen haben bisher erkannt, wie tödlich die Gefahr ist und wie nahe wir uns überall in der Welt am Rande des Abgrunds bewegen. Diese Gefahr hat sich während der letzten zwei Jahrzehnte, besonders aber im Laufe des letzten Jahrzehnts in den Amtszeiten von George W. Bush jun. aufgebaut. Wir sind jetzt sozusagen nur noch Minuten von einer der schlimmsten globalen Katastrophen der bisher bekannten Geschichte der Menschheit entfernt.
Aber die Welt ist jetzt auch an einem vergleichbaren Punkt wie dem Vorabend des Westfälischen Friedens von 1648 nach 30 Jahren furchtbarem Krieg. Die Kriege waren seit 1492 immer wieder aufgeflammt, und Menschen bekämpften sich nicht als Menschen, sondern, wie Friedrich Schiller es beschrieb, wie wilde Tiere, ähnlich wie heute in Südwestasien. Nur durch die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges und der vorausgegangenen Konflikten des Jahrhunderts davor und aus einer ausreichenden Verzweiflung heraus akzeptierten Männer und Frauen den Frieden.
Die Welt ist jetzt mit einem Holocaust konfrontiert, der viel schlimmer zu werden droht als der Dreißigjährige Krieg. Die Möglichkeit einer Form des Friedens, wie ich ihn hier in Umrissen vorgeschlagen habe, hängt zu einem gewissen Grad davon ab, daß maßgebliche Kreise erkennen, welcher schier unvorstellbare Schrecken den Menschen bevorsteht, wenn nicht sehr bald Abkommen geschlossen werden, wie ich sie als amerikanische Initiative gegenüber Rußland, China und Indien vorschlage.
Es ist endlich Zeit, daß die Menschheit es wagt, moralisch erwachsen zu werden. Zumindest sollten wir den olympischen Zeus aus dem Gefesselten Prometheus des Aischylos begraben.
Anmerkungen
23. In jüngster Zeit war der frühere britische Premierminister Tony Blair der bekannteste Übeltäter im Dienste des „Vaters der Lügen“, als er den leichtgläubigen und heimtückischen Narren von Präsidenten im Weißen Haus vorsätzlich zu einem ausgedehnten, kriminell dummen Abenteuer des praktizierten Bösen, dem Krieg in Südwestasien, anstiftete. Nicht nur in bezug darauf war Blairs Verhalten zutiefst unchristlich.
24. D.h. Analysis situs, die sich als das Prinzip ausdrückt, welches dem Kepler-Leibnizschen Begriff des ontologisch (nicht räumlich) Infinitesimalen innewohnt.
25. Man sollte Leibniz’ „Streben nach Glückseligkeit“ in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung als grundlegendes Rechtsprinzip verstehen, welches die Grundprinzipien der amerikanischen Verfassung samt ihrer Präambel in sich einschließt.
26. Man beachte, was ich an anderer Stelle betont habe, daß nach den Plänen von Präsident Roosevelt die britischen und anderen Kolonialreiche und daß Währungssysteme anglo-holländischen liberalen „monetaristischen“ Typs abgeschafft werden sollten, was ein unverzichtbarer Teil zur Eliminierung des Kolonialismus und seiner Abarten wäre. Nach Roosevelts Tod half sein Nachfolger, der Churchill-Sympathisant Harry S. Truman, dem britischen Empire bei der Wiederherstellung der anglo-holländischen und verwandten Kolonialreiche, die Roosevelt eigentlich abschaffen wollte. Truman paßte neokolonialistische Strukturen an Keynes’ Vorschlag auf der Bretton-Woods-Konferenz 1944 an, womit Präsident Roosevelts Entwurf eines Systems wirklich souveräner nationaler Währungen aufgegeben und statt dessen das weltweite Bretton-Woods-System der Nachkriegszeit an das anglo-holländische liberale monetaristische System angeglichen wurde. Der letzte bedeutende Versuch, die wichtigsten Elemente von Präsident Franklin Roosevelts Entwurf zu retten, wurde nach der Ermordung Präsident John F. Kennedys und dem Beginn des Indochinakriegs von 1964-75 verspielt. Die US-Regierungen unter den Präsidenten Nixon, Ford und Carter 1969-81 beseitigten die wichtigsten noch verbliebenen Überreste wirtschaftlicher Vernunft aus der amerikanischen Politik. Danach war es nur noch eine Frage der Zeit, bis der jetzt heraufziehende allgemeine Zusammenbruch des Weltfinanzsystems die Frucht der Maßnahmen in der Zeit von 1969-81 würde.
27. Dies drückte sich darin aus, daß ich Begriff „Dynamische Wirtschaftsmethoden“ benutzte, den ich zwischen 1959 und 1962 zu dem Titel „Dynemco“ verkürzte.
28. Meine Unsicherheit in dieser Frage verstärkte sich durch eine Debatte über die Frage von „Energie“, die ich 1994 mit meinem später verstorbenen Freund Pobisk Kusnetsow in Moskau führte, in der Pobisk in seiner Rechtfertigung des falschen reduktionistischen Energiekonzeptes von Clausius u.a. einen Irrtum aus gewissen Argumenten Wernadskijs aus den dreißiger Jahren wiederholte.
29. Das Problem, das ontologisch Infinitesimale eines kompetenten physikalischen Kalkulus darzustellen, ist das typische Beispiel des entsprechenden Problems. Siehe auch Riemann zu dieser Frage.
30. Zwar waren diese ökonomischen Ansichten auf Grundlage von Russells Principia Mathematica bereits Ende der dreißiger Jahre weit fortgeschritten, doch erst die aufeinanderfolgenden Ausgaben von Spieltheorie und wirtschaftliches Verhalten von Oskar Morgenstern und von Neumann während des Kriegs und in der Nachkriegszeit lösten den verwandten radikalpositivistischen Amoklauf der frühen Nachkriegszeit aus.
31. Wie die Erfahrung unserer Nation als „Schmelztiegel“ demonstriert hat, ist es nicht die Sprache an sich, die eine gesunde nationale Souveränität schafft, sondern eine lebensfähige und reiche, sich selbst entwickelnde Sprachkultur. Die große Herausforderung ist, eine gemeinsame nationale Kultur zu gründen, die aus einer Anstrengung erwächst, unterschiedliche Sprachformen in einen dynamischen Prozeß der Vermittlung einer gemeinsamen Kultur einzubinden. In einzigartiger Weise schreibt die Präambel der US-Bundesverfassung vor, was von uns verlangt wird. Auch die Beispiele Chinas und Indiens zeigen die prinzipiellen wichtigen Herausforderungen bei der Aufgabe, eine Nation zu gründen. Die Ziele der Einheit einer nationalen Bestimmung und der Bewahrung der Ironien zwischen unterschiedlichen Sprachgewohnheiten widersprechen sich nur scheinbar, und deshalb müssen sie beide verfolgt werden - wir Amerikaner sollten das gelernt und zur Erbauung anderer demonstriert haben. Hier sollte auch Sun Yat Sens Plan für den Bau eines chinesischen Eisenbahnnetzes erwähnt werden.
32. Man sollte erkennen, daß der Abbau des amerikanischen Eisenbahnnetzes zugunsten von Luft- und Autobahnverkehr seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ein bewußter, malthusianischer Schwindel war, den mächtige anglo-holländische Finanzmonopole betrieben - genau so wie die Verlagerung industrieller und landwirtschaftlicher Kapazitäten in Gegenden außerhalb der USA und Europas diese Teile der Welt vor allem seit 1969 praktisch noch ärmer gemacht hat. Dies sind eindeutig pro-malthusianische Maßnahmen mit beabsichtigten Folgewirkungen.
33. In meinem Alter von 85 Jahren erstarre ich nicht in Ehrfurcht, wenn ich an den Zeitraum eines Jahrhunderts denke.
34. Wir sollten die Währungen mit festen Wechselkursen aneinander binden und Preisschwankungen nach Maßgabe von Paritätspreisen für die jeweiligen Produkte zulassen.
Lesen Sie hierzu bitte auch: Die derzeitige strategische Lage: Unsere heutige Weltsicht - Teil 2 - Neue Solidarität Nr. 26/2008 Die derzeitige strategische Lage: Unsere heutige Weltsicht - Teil 1 - Neue Solidarität Nr. 25/2008 Schriften von Lyndon H. LaRouche 1981-2006 - Internetseite des Schiller-Instituts Was Lyndon LaRouche wirklich sagt - Internetseite der Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo) Internetseite des LaRouche-Aktionskomitees - in englischer Sprache |
|
| Kernthemen | Suchen | Abonnieren | Leserforum |