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Aus der Neuen Solidarität Nr. 26/2008

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Hochwasserkatastrophe im Mittleren Westen:

Schluß mit Spekulation und Biosprit!

Die verheerenden Überschwemmungen, die mehrere US-Bundesstaaten des sogenannten Maisgürtels heimgesucht haben, haben nicht nur massive Schäden und Verluste für die Bevölkerung angerichtet, sondern sind wegen der dortigen hohen Konzentration von Getreide, Soja, Rindern, Schweinen, Geflügel, Nahrungsmittelverarbeitung, Transport und Landmaschinenproduktion ein direkter Schlag gegen die Welternährung. Die Folgen für die Nahrungsmittelversorgung sind um so schwerwiegender, da in den letzten Jahrzehnten der Globalisierung auf Veranlassung der Kartelle immer mehr Teile der weltweiten Nahrungsmittelkette in bestimmten Zonen zentralisiert wurden, anstatt sich auf produktive Anbaugebiete in allen Nationen zu verteilen. Der Maisgürtel von Iowa und Illinois - und den angrenzenden Bundesstaaten - ist eine solche Zone. Fast die Hälfte der jährlichen weltweiten Maisernte kommt aus den Vereinigten Staaten, das meiste davon aus der jetzt überfluteten Region  des Mittleren Westens.

Darüber hinaus ist die dortige Infrastruktur heruntergekommen, da das Pionierkorps der US-Armee, das über 100 Flutdämme im gesamten Mittleren Westen unterhält, massiv unterfinanziert ist. Der Damm, der am 14. Juni in Des Moines, der Hauptstadt von Iowa, brach, war ein ohne Beteiligung des Korps gebautes lokales Projekt aus den 50er Jahren, „das unserer Meinung nach gar nicht nach den Regeln der Ingenieurskunst gebaut wurde,“ sagte Armeesprecher Ron Fournier gegenüber den Medien.

In Iowa haben die großen Agrarkonzerne außerdem die Äthanolproduktion aus Mais konzentriert, die nicht nur die Nahrungsmittelherstellung zerstört, sondern auch den potentiellen wirtschaftlichen Zusammenhalt des gesamten Flußgebiets von Mississippi und Missouri samt dessen Systems von Bahn- und Schiffstransport, Getreideumschlag und -verarbeitung untergräbt.

Es folgt ein Überblick über das Ausmaß der Überschwemmungen, die immer noch anhalten. Die Katastrophe läßt jedoch schon jetzt nur einen Schluß zu: Die Spekulation mit Nahrungsmitteln und die Produktion von Biotreibstoffen müssen verboten werden!

  • Die Überschwemmungen erstrecken sich über ausgedehnte Gebiete von 10 US-Bundesstaaten, vor allem aber auf Land an den Zuflüssen des oberen Mississippi und Missouri sowie am Unterlauf des Ohio. Der Schiffsverkehr auf dem Mississippi wurde in einer Länge von 300 Meilen vollkommen eingestellt. Autobahnen, Brücken und Straßen in Dutzenden von Landkreisen sind völlig überflutet. Die Nationalgarde von West Virginia und Mississippi hat aus der Luft die Lage der Highways im südlichen Indiana überprüft. Der Mississippi könnte zwischen Illinois und Iowa einen Höchststand von 8,3 Metern erreichen. Als Hochwasserstand gilt eine Höhe von 4,6 Metern.

    Die Grenzen des am schwersten betroffenen Bundesstaates, Iowa, werden vom Mississippi im Osten und dem Missouri im Westen gebildet; die Flutwellen der Nebenflüsse, die südostwärts in den Mississippi fließen - Cedar, Iowa und Des Moines - stauen sich in den Städten, überfluten die Felder und richten verheerende Schäden an. 83 der 99 Landkreise des Bundesstaates sind bereits zu Notstandsgebieten erklärt worden. In der Landeshauptstadt Des Moines mit 200.000 Einwohnern brach ein Damm, Teile der Stadt mußten evakuiert werden. In Cedar Rapids (140.000 Einwohner) wurde ein Gebiet von 14 Quadratkilometern überschwemmt, 24.000 Menschen wurden evakuiert, und nur ein Viertel des verfügbaren Trinkwassers ist noch genießbar. Die Bahnbrücke der Union Pacific über den Cedar, worüber vor allem die Traktorenwerke von John Deere in der Stadt beliefert wurden, kollabierte am 10. Juni. Weiter flußabwärts ist eine weitere Bahnbrücke akut bedroht. Die Einwohner von Columbus Junction am Zusammenfluß von Cedar und Iowa wurden aufgefordert, die Stadt zu verlassen.

    In Illinois erging am 14. Juni eine Evakuierungsanordnung für die Bewohner von Keithburg, nachdem nördlich der Stadt ein Damm brach. Auch die Stadt Carman wurde geräumt.

  • Ernteschäden sind garantiert, nur das Ausmaß steht noch nicht fest. In Iowa dürften 2 Mio. Morgen Soja-Anbaufläche oder 20 Prozent der Gesamterzeugung verloren sein. Die Überschwemmungen folgten einem kalten, nassen Frühjahr, wodurch ohnehin die Erträge im gesamten Mittleren Westen bereits gebremst und bei den Spekulanten potentiell schon als gefährdet galten. In den „glücklichsten“ Regionen verbleibt jetzt eine Zeit von knapp zwei Wochen, in denen man entweder eine Neuaussaat versuchen oder Leistungen der Versicherung für Ernteschäden beantragen kann.

  • Schäden bei Tierbeständen und Nahrungsmittelverarbeitung. Eilmaßnahmen wurden eingeleitet, um Tausende von Schweinen in den Überschwemmungsgebieten zu retten. (Iowa rangiert bei der Anzahl von Schweinen und Legehennen an erster Stelle in den USA, ist außerdem Nr. 1 bei Mais und Nr. 2 bei Soja.) Cargill hat seine Fleischfabrik in Ottumwa (Iowa), Tyson Foods sein Schlachthaus in Perry und der Landmaschinenhersteller John Deere sein Werk in Waterloo geschlossen.

  • Spekulanten reiben sich die Hände. Die riesigen Schäden gelten als Goldgrube für Spekulanten, deren kriminelles Treiben von der Börsenaufsicht völlig unangetastet bleibt. So hat der Maispreis am 13. Juni bereits einen Stand von 7,35 $ pro Scheffel erreicht; im Mai lag er noch bei 6 $.

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