[an error occurred while processing this directive]
Aktuelle Ausgabe Diese Ausgabe Gehe zu ... Kernthemen Suchen Abonnieren Leserforum

Artikel als
=eMail=
weiterleiten

Aus der Neuen Solidarität Nr. 9/2007

Jetzt
Archiv-CD
bestellen!

  Produktive Kreditschöpfung 
  Neues Bretton Woods
  Glass-Steagall
  Physische Wirtschaft
  Kernenergie
  Eurasische Landbrücke
  Transrapid
  Inflation
  Terror - Cui bono?
  Südwestasienkrise
  11. September und danach
  Letzte Woche
  Aktuelle Ausgabe
  Ausgabe Nr. ...
  Heureka!
  Das Beste von Eulenspiegel
  Erziehungs-Reihe
  PC-Spiele & Gewalt 
  Diskussionsforum
  Wirtschaftsgrafiken
  Animierte Grafiken

An das Volk von Athen

Solon (640-561 v.Chr.)

Unserer Stadt droht nimmer in ewigen Zeiten Vernichtung
   Nach der Schickung des Zeus und der Unsterblichen Sinn.
Breitet doch hochgemut des Allgewaltigen Tochter,
   Pallas Athene, als Hort schirmend die Hand über sie.

Selbst jedoch treiben zum Sturze der Macht in verderblichen Wahnsinn
   Ihre Bürger, von Gier nach dem Gewinne verlockt,
Und der unredliche Sinn der Führer des Volkes; doch denen
   Ist für den frevelnden Mut zahlloses Leiden verhängt.
Nimmer wissen sie ja ihr Begehren zu zähmen, bescheiden
   Mit der gebotenen Lust eines geruhsamen Mahls.

   Reichtum ist einzig ihr Ziel, sei er mit Untat erkauft!

   Weder das heilige Gut noch auch des Volkes Besitz
Achten sie, rauben und plündern, wo immer die Beute sich bietet,
   Und es kümmert sie nicht Dikes erhabnes Gebot,
Die zwar schweigt, doch Geschehenes sieht und Vergangenes anmerkt,
   Aber mit reifender Zeit gnadlos Bezahlung verlangt.

Schon schlug unentrinnbar der ganzen Stadt sie die Wunde,
   Daß sie in haltlosem Sturz elender Knechtschaft verfällt.

Sie erweckt den schlummernden Krieg und der Bürger Entzweiung,
   Welche die liebliche Blüt' zahlloser Jugend geknickt.

Übler Gesellen Ränke bedrängt die herrliche Stadt nun,
   Denen sich alle geschart, die der Gerechtigkeit bar.

Solcherlei Übel geht um im Volke, und von den Verarmten
   Trifft gar viele das Los, fern in die Fremde zu ziehn,
In die Knechtschaft verkauft und in Banden der Schande geschlagen.

So dringt jedem ins Haus des Volkes gemeinsames Übel,
   Und die Tore des Hofs halten es draußen nicht ab.
Not überklettert die höchsten Zäune, sie fahndet nach jedem,
   Wenn er auch sicher sich dünkt tief in der Kammer Versteck.

Dies euch lehrend zu künden, Athener, treibt mich mein Herze:
   Daß gesetzloses Tun Jammer auf Jammer nur zeugt.

Ordnung jedoch und Wohlstand bewirkt die Zucht des Gesetzes,
   Die dem Verächter des Rechts fesselnd umschlinget den Fuß,
Rauhes verglättet, Begehren bezähmt, den Übermut zügelt,
   Und des Verderbens Saat läßt schon verdorren im Keim,
Einrenkt verbogenen Richtspruch, vermessenes Sinnen besänftigt,
   Dämmende Schranken gesetzt wider des Aufruhrs Gewalt,
Und erstickt des wütenden Zwistes Hassen: So führt sie
   Zur gesunden Vernunft endlich die Menschheit zurück.

Übersetzung H. Färber