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Aus der Neuen Solidarität Nr. 9/2007 |
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Die LaRouche-Jugendbewegung (LYM) stellte am 15. Februar in Berlin erste Ergebnisse ihrer Beschäftigung mit der wissenschaftlichen Denkweise von Johannes Kepler anhand von Keplers Neuer Astronomie vor.
Nachdem LaRouches „Neue Politik“ auch in Deutschland Einzug gehalten hat und sowohl der Bundes- als auch der Landesvorstand Berlin der Bürgerrechtsbewegung Solidarität eine Verjüngung erhalten haben, fand am 15. Februar 2007 die erste einer Reihe von Veranstaltungen der Berliner LaRouche-Jugendbewegung zu Johannes Keplers Neuer Astronomie statt. Eine der Kepler-Gruppen präsentierte erste Ergebnisse der laufenden Studien zu Keplers Entdeckung des universellen Prinzips der Gravitation.
Die Veranstaltung wurde durch eine Aufführung der Fugen „Ihr aber seid nicht fleischlich“ und „Weg mit allen Schätzen“ aus Johann Sebastian Bachs Motette „Jesu, meine Freude“ eröffnet.
Daniel Buchmann, der bei den Berliner Abgeordnetenhauswahlen im letzten Jahr BüSo-Spitzenkandidat war, begann mit einem weltpolitischen „Rundumschlag“. Er sprach über Lyndon LaRouches Treffen mit italienischen Parlamentariern in Rom, die Vorgänge im Persischen Golf, die verschiedenen Resolutionen im US-Kongreß, den Strafprozeß gegen Cheneys ehemaligen Stabschef „Scooter“ Libby, LaRouches Treffen mit verschiedenen Diplomaten in Washington und die Rede Wladimir Putins bei der Münchener Sicherheitskonferenz. Er machte den Anwesenden verständlich, daß es nicht um den drohenden Krieg gegen den Iran oder die riskanten Hegdefondsgeschäfte per se gehe. Das eigentliche Thema sei der Kampf zwischen imperialen Systemen unter einer Finanzdiktatur auf der einen Seite und dem Konzept des souveränen Nationalstaates, der dem Gemeinwohl aller Menschen verpflichtet ist, auf der anderen. Dieser Kampf gehe weit in die Menschheitsgeschichte zurück, wobei das Konzept des republikanischen Nationalstaats bereits im 15. Jahrhundert von Nikolaus von Kues entwickelt wurde.
Danach stellten die Mitglieder der Kepler-Gruppe ihre Arbeit vor.
Stephan Ossenkopp erklärte mit Hilfe einer Kugel und eines Würfels den Unterschied zwischen einer sphärischen und einer euklidischen Herangehensweise an das Universum. Das Konzept der Sphärik geht dabei bis vor die Arbeiten Platons und der Pythagoräer zurück und wurde als Methodik später von Kepler wieder aufgenommen und weiterentwickelt. Die Annahmen Euklids hingegen führen zu einem Universum, das lediglich die einfache Ausdehnung einer flachen Ebene, d.h. würfelartig ist. Mit solch einer Vorstellung des Universums könne man keine wirkliche Entdeckung machen.
Stephan benutzte als Beispiel die Bestimmung des Marsortes. Laut Kepler haben die Alten den Ort des Mars von seinem Orbit auf die Umlaufbahn der Sonne, die sogenannte Ekliptik, projiziert (wobei noch davon ausgegangen wurde, daß die Sonne um das Zentrum des Universums, die Erde, kreist). Da das Universum nun einmal nicht flach ist, ist die Marsbahn zur Ekliptik geneigt. Wenn man die Neigung nun, wie es die Alten getan haben, auf eine flache Ebene projiziert, stößt man auf eine Reihe von Paradoxen, die sich in Euklids quadratischem Universum nicht auflösen lassen.
Daniel Grasenack-Tente beschrieb, was Ptolemäus alles erfinden und hinzusetzen mußte, um, wie Kepler sagte, „die Erscheinung zu retten“. Das heißt, er wollte erreichen, daß seine Sinneswahrnehmung mit seinen Annahmen über die Eigenschaften des Universums zusammenpaßten. Da Gott in seinen Augen perfekt sei, habe dieser dementsprechend ein perfektes Universum geschaffen. Alle Geschehnisse in diesem perfekten Universum müßten einheitlich sein. Das wiederum bedeutete, so Ptolemäus, daß alle Bewegung kreisförmig sein müsse. Das paßte aber überhaupt nicht mit den Beobachtungen des Mars zusammen, der sich mal schneller, mal langsamer bewegt und darüber hinaus noch Schleifen macht.
Um die Erscheinung zu retten, entwickelte Ptolemäus ein System, in dem die Erde nicht mehr genau im Zentrum steht und sich der Mars auf einem zusätzlichen Kreis (Epizykel) um seinen Orbit bewegt; als dies alles noch nicht reichte, erfand er einen „Ausgleichspunkt“ (Äquant), einen mathematisch errechneten Punkt, an dem zusammen mit der exzentrischen Erde und dem Epizykel die Bewegung des Mars gleichförmig erscheint. Ptolemäus wollte um jeden Preis seine Kreisvorstellung behalten, um die Idee der Einheitlichkeit und Perfektion zu retten.
Aber Kepler erklärte Ptolemäus nicht einfach für dumm, sondern er ging sehr sokratisch vor, indem er die Annahmen Schritt für Schritt durchging, um dann zu demonstrieren, daß die Rechnungen nicht aufgingen. Er widerlegte die Annahmen des Ptolemäus und baute auf dieser Grundlage seine eigene Hypothese auf, die ihn dann zur Entdeckung des universellen Prinzips der Gravitation führte.
Im Anschluß daran beschäftigte sich Karsten Werner auf sehr polemische Weise mit dem Aberglauben der globalen Erwärmung und generell mit dem Weltbild der grünen Ideologie. Der Umwelt-Aberglaube basiert auf den gleichen axiomatischen Annahmen wie die Euklids und seines quadratischen Universums. Wenn die Menschen keine wirkliche Idee von wissenschaftlicher Methode haben, passen sie sich immer dem Druck oder der Meinung ihres sozialen Umfeldes an. Nur in einem flachen Universum kann man zu der Schlußfolgerung kommen, daß unsere Rohstoffe begrenzt oder die Menschen am Klimawandel schuld seien. Er versuchte die Idee wirklicher „Veränderung“ mit Hilfe der Musik zu vermitteln. Zuerst fragte er, was eigentlich Tempo sei. Etwa die Anzahl der Schläge pro Minute, wie es häufig in Musikstücken angegeben ist? Der Jugendchor sang dann die ersten Takte von „Trotz dem alten Drachen“ aus der oben erwähnten Motette so, wie es in den Noten vorgegeben war. So machte das Stück ganz offensichtlich keinen Sinn. Jetzt wurden die gleichen Takte noch einmal mit der Bachschen Idee gesungen. (Ja, man kann die Idee einer Komposition verstehen, wenn man sich die notwendige Mühe macht.) Für die geübteren Zuhörer wurde der Unterschied ziemlich offensichtlich: Auch in der Musik gibt es keine Gleichförmigkeit. Das wäre genauso quadratisch gedacht wie bei der Ptolemäischen Erfindung des Äquanten, nur um alles nett und einfach zu machen. Vielleicht ist das Universum ja harmonisch geordnet?
Madeleine Fellauer kehrte in ihrem Beitrag noch einmal zur aktuellen politischen Situation zurück, um dem Publikum zu verdeutlichen, daß es Lyndon LaRouche war, der Jugendliche weltweit zusammengebracht hat, damit sie Kepler studieren. Er ist es, der Menschen inspiriert, kreativ zu sein. Und diese Art der Kreativität macht LaRouche und seine Jugendbewegung in den Augen der Oligarchen so gefährlich. Wenn jeder Mensch kreativ wäre und es sich zur Aufgabe machte, universelle Prinzipien zu entdecken, würden die Menschen zu denken anfangen, ihre eigene Souveränität entwickeln und die Oligarchen einfach zum Teufel jagen.
Für viele müsse es als Paradox erscheinen, daß LaRouche trotz eines drohenden Irankriegs eine Gruppe von Jugendlichen einlädt, intensiv an Kepler zu arbeiten. Das Paradox löse sich aber leicht auf, wenn man überlegt, wie die Jugendlichen durch die Arbeit an Kepler und Bach in der Lage waren, die politische Kraft des Organisierens in einem dynamischen Sinne vollkommen zu ändern, was dann entscheidend zu dem Erdrutschsieg der Demokraten bei den US-Zwischenwahlen vom 7. November 2006 führte. Sie forderte die Anwesenden auf, wenn sie die Oligarchie wirklich loswerden wollen, an der Keplerarbeit teilzunehmen.
Die Aufforderung, sich in das weltpolitische Geschehen einzubringen und Geschichte nicht als Zaungast zu beobachten, gilt natürlich auch für die Leser unserer Zeitung. Sie haben die Möglichkeit, sich aktiv in unsere Kampagnen in Berlin und Wiesbaden - oder gar in Frankreich - einzubringen.
Wie schon der große Friedrich Schiller sagte: „So nahe dieser große Rechtshandel, seines Inhalts und seiner Folgen wegen, jeden, der sich Mensch nennt, angeht, so muß er, seiner Verhandlungsart wegen, jeden Selbstdenker selber interessieren... Es ist also nicht bloß seine eigene Sache, die in diesem großen Rechtshandel zur Entscheidung kommt; es soll auch nach Gesetzen gesprochen werden, die als vernünftiger Geist selbst zu diktieren fähig und berechtigt ist.“ (Friedrich Schiller in „Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen“)
Madeleine Fellauer
Lesen Sie hierzu bitte auch:
Internetseite der LaRouche-Jugendbewegung in Deutschland Die Neue Politik - Johannes Kepler und die Herausforderung für die Demokratische Partei - Von Lyndon LaRouche (pdf) Dokumentation des Kepler-Projektes der LaRouche-Jugendbewegung Internetseite der internationalen LaRouche-Jugendbewegung- in englischer Sprache |
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