[an error occurred while processing this directive]
Aktuelle Ausgabe Diese Ausgabe Gehe zu ... Kernthemen Suchen Abonnieren Leserforum

Artikel als
=eMail=
weiterleiten

Aus der Neuen Solidarität Nr. 5/2007

Jetzt
Archiv-CD
bestellen!

  Produktive Kreditschöpfung 
  Neues Bretton Woods
  Glass-Steagall
  Physische Wirtschaft
  Kernenergie
  Eurasische Landbrücke
  Transrapid
  Inflation
  Terror - Cui bono?
  Südwestasienkrise
  11. September und danach
  Letzte Woche
  Aktuelle Ausgabe
  Ausgabe Nr. ...
  Heureka!
  Das Beste von Eulenspiegel
  Erziehungs-Reihe
  PC-Spiele & Gewalt 
  Diskussionsforum
  Wirtschaftsgrafiken
  Animierte Grafiken

Was die Ökonomen von Kepler lernen sollten

Stephan Ossenkopp stellte sich den Teilnehmern des Berliner Parteitags mit dem folgenden Redebeitrag vor.

Meine Aufgabe wird es sein, Johannes Kepler mit in den Vorstand zu bringen. Gestern abend habe ich noch einen Anruf bekommen und wurde gebeten, eine kurze Einführung zu geben. Die halbe Nacht habe ich wach gelegen und gehofft, daß ich dann einen schönen Gedanken gebären würde, und das folgende ist das, was ich zusammengetragen habe. Aber zunächst einmal wollte ich alle Gäste grüßen, vor allem diejenigen, die heute zum ersten Mal gekommen sind, und auch die, die uns schon länger kennen. Ich begrüße auch diese Mitglieder und Frau Helga Zepp-LaRouche.

In einer Ankündigung zu einer demnächst in Berlin stattfindenden politischen Debatte konnte man folgendes lesen: „Alles wird besser, die ersten Zahlen und Prognosen für 2007 klingen vielversprechend. Die Stimmung ist zuversichtlich, auch wenn der Aufschwung bei vielen noch nicht angekommen ist".

Ich bin sicherlich nicht der einzige, der sich fragt, von welchem Aufschwung und welcher zuversichtlichen Stimmung diese Ankündigung überhaupt spricht? Was für geheimnisumwogene Zahlen und Prognosen sollen das sein? Bei welcher spiritistischen Sitzung hat uns da ein Medium diese bessere Zukunft orakelt?

Wenn man die unmittelbar auf uns lastende Kriegsgefahr einmal ausklammert, sieht es im produktiven Sektor in Deutschland und gerade hier in Berlin katastrophal aus. Aufschwung würde eher bedeuten, daß man die industriellen Betriebe und den technologisch orientierten Mittelstand wieder aufbaut. Warum muß man aber, wenn doch alles besser werden wird, Krankenhäuser und Postfilialen schließen? Wo soll Zuversicht gedeihen, wenn die alleinerziehende Mutter oder der Bauarbeiter oder der selbständige Fachbetriebsleiter sich heute in akuter Existenznot befinden?

Nun, die Antwort darauf findet man nicht im Detail, sondern durch ein prinzipielles Konzept des großen Ganzen. Lyndon LaRouche schreibt in „Die verlorene Kunst des Kapitalhaushalts“ unter anderem folgendes: „Der ontologische Unterschied zwischen den beiden rivalisierenden Systemen, dem Amerikanischen System gegenüber dem anglo-holländischen liberalen System ist, daß das anglo-holländische liberale System auf dem monetaristischen System des Wuchers gegründet ist, während das Amerikanische System der Politischen Ökonomie von Anfang an auf den von Gottfried Leibniz formulierten Prinzipien der physikalischen Ökonomie fußt.“

Wenn also jemand Sie mit zahlen beeindrucken will und ihnen sagt, daß die Prognosen uns zuversichtlich stimmen - übrigens das wort Prognose kommt aus dem griechischen und heißt: in die Zukunft schauen, man könnte auch Hellsehen sagen -, dann zeigen sie derjenigen Person getrost den Vogel und fragen sie sie, ob sich mal die Kristallkugel putzen ließe!

Es gibt eine strikte Trennung in den Ursachen und den Folgen dieser beiden Wirtschaftssysteme: dem monetaristischen, das heute unter dem Spuknamen Globalisierung weltweit für Verwüstung sorgt, und dem physischen, das streng wissenschaftlichen Kriterien standhalten muß, z.B. in Bezug auf den Zuwachs an Technologie und Krafteinsatz pro Kopf, die Steigerung von Ertrag und Produktion pro Hektar, Zunahme an kulturellem und intellektuellem Lebensstandard etc.

Physische Ökonomie heißt, den fortschritt der menschlichen Zivilisation zu erhalten und zu verbessern. Monetaristische oder liberale Ökonomie heißt, daß immer mehr Menschen eine stetig schrumpfende parasitäre Finanzaristokratie bedienen. die strategische Sicht dieses Problems lautet: Wie kann eine möglichst große Menge von Menschen in möglichst kurzer Zeit diesen Prinzipienstreit als das zentrale Thema in der damaligen wie der heutigen Weltgeschichte entdecken und entsprechende Maßnahmen ergreifen?

Keplers Lehren für die Wirtschaft

Lyndon LaRouche hat deshalb vor wenigen Jahren eine Jugendbewegung ins Leben gerufen, die derzeit weltweit den Beweis erbringt, daß man mit den Prinzipien der physischen Ökonomie bzw. des Amerikanischen Systems eine Revolution in der Weltwirtschaft bewirken kann, und daß man damit nicht nur einzelne Akademiker oder Berater, sondern Massen, gar ganze Generationen von Menschen, neu beleben kann.

Eine tragende Stütze bei diesem welthistorischen Experiment ist das Studium von Johannes Keplers Buch „Neue Astronomie“ von 1609. Das ist aber eine neuere Ausgabe, die ich hier gerade benutze [Gelächter]. Dieses Werk bildet die Grundlage dafür, daß Gottfried Leibniz überhaupt das Konzept der physischen Ökonomie oder, wie er es nannte, das Konzept der Dynamik entwickeln konnte. Nun, wieso ist das so? 

Ich würde gern zwei Zitate vorlesen, das erste ist von Nikolaus Kopernikus und das zweite ist von Johannes Kepler. Beide haben sich ja damit beschäftigt, die Ursachen herauszufinden, warum sich und wie sich die Himmelskörper bewegen, die man beobachten kann. Kopernikus schreibt, daß das eine ziemlich verwickelte Sache ist, und sagt folgendes: „An die wahrhaft schwierige, ja fast unentwirrbare Aufgabe habe ich mich gemacht, und endlich bot sich eine Lösung an, wie dies mit weniger und viel passenderen Mitteln als dies vorzeiten überliefert worden war, erreicht werden könnte. Wenn man uns ein paar Forderungen, die man so Axiome nennt, einräumte." Diese sind in folgender Reihe angeführt und ich möchte hier nur die dritte Forderung vorlesen: „Alle Kreise laufen um die Sonne, als stünde sie in der Mitte von allem, und deshalb liegt der Weltmittelpunkt nahe bei der Sonne." Das ist das dritte Axiom, die dritte Forderung von Kopernikus! 

Kepler schreibt folgendes: „Dagegen kann man es in keiner Weise in Gedanken fassen, daß die Kraft eher im Punkte Beta, an dem sich kein Körper befindet, als in dem so naheliegenden Punkt Kappa, wo die Sonne das Herz der Welt liegt, ihren Sitz habe. Die Kraft, die den Planeten nach Maßgabe seines Weg- oder Hinschreitens zur Sonne, langsam oder schnell herumführt." Ich lasse dann einen Satz aus. „Denn was für eine Ursache soll es geben, daß jene Geister...", er meint die Naturgeister, von denen Aristoteles annahm, daß sie die Körper bewegen, „... daß jene Geister den Punkt Kappa (also die Sonne in diesem Fall) außer acht lassen, der eine geometrische Affinität zur Bewegung besitzt, insofern er mit einem Körper von nicht geringer Größe ausgestattet ist, und dafür nach dem Punkt Beta sich richten, der nur vier Sonnenhalbmesser, oder Durchmesser, wie die Sachverständigen wollen, von der Sonne selber entfernt ist, der Körperlichkeit entbehrt und einzig und allein in der Einbildung begründet ist."

Das monetaristische und das physische Wirtschaftsystem sind Auswirkungen zweier völlig voneinander verschiedener Denkrichtungen. Während Kopernikus die mathematischen Axiome, also nicht hinterfragbare Lehrsätze, wichtiger sind als die physikalischen Realitäten, ist es bei Kepler genau umgekehrt. Für Kepler ist ein rein logisch konstruiertes Universum, das die physischen Antriebskräfte außer Acht läßt, absurd. Warum soll ein erfundener Punkt im Universum die Kraft haben, sämtliche Planeten zu bewegen, während die Sonne nur als Weihnachtskugel zur Dekoration herhalten soll?

Jetzt übertragen Sie dieses Denken auf Ihre eigene persönliche Situation: Warum sollte Geld eine, wenn auch nicht nutzlose, aber immerhin eine Erfindung, mehr Kraft bzw. mehr Macht besitzen als eine Versammlung aus Hunderten von Abgeordneten, die wiederum Millionen von Menschen in ihren physischen wirtschaftlichen Bedürfnissen vertreten? Warum sollen frei erfundene, aber als unumstößlich geltende Axiome, wie Angebot und Nachfrage am Markt, die angeblich die Produktion und den Verbrauch regulieren, mehr Geltung genießen, als die wirklichen körperlichen und seelischen Bedürfnisse von vielen Millionen Menschen, die schon am Rande des physischen Zusammenbruchs stehen?

Dieser Gedanke ließe sich sicherlich noch weiterspinnen, aber ich möchte, daß einfach immer mehr Menschen von jetzt an eigenständig über solche Grundsätze nachdenken und auch von ihrem politischen Repräsentanten einfordern, diese Fragen zu klären, statt daß diese weiterhin gebetsmühlenartig die Leier von Zahlen und Prognosen verkünden. Die LaRouche-Jugendbewegung hat die ersten Schritte vorgemacht, in den USA, aber jetzt natürlich auch hier in Deutschland und ebenso weltweit.

Ich stehe heute zur Wahl, weil ich für den Erfolg der physikalischen Ökonomie, wie sie Lyndon LaRouche und Helga Zepp-LaRouche, die wachsende Jugendorganisation und viele langjährige Mitglieder der BüSo vertreten, einstehen will. Ich stehe zur Verfügung, wenn Sie überzeugt sind, daß ich zu diesem Erfolg beitragen kann. Vielen Dank.

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Warum nicht eine Politik der großen Schritte?
- Neue Solidarität Nr. 5/2007
Die „Neue Politik“ kommt nach Berlin
- Neue Solidarität Nr. 5/2007
Internetseite der BüSo Berlin
Internetseite der LaRouche-Jugendbewegung in Deutschland

 

Aktuelle Ausgabe Diese Ausgabe Kernthemen Suchen Abonnieren>Leserforum