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Aus der Neuen Solidarität Nr. 46/2007

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Für ein neues Bretton Woods, Schluß mit der nachindustriellen Gesellschaft!

Bei einem Treffen mit Diplomaten am 31.10. in Washington machte Lyndon LaRouche die folgenden Bemerkungen.

Wie Sie wissen sollten, ist das gegenwärtige internationale Währungssystem praktisch am Ende. Falls Ihnen das nicht bewußt ist, möchte ich es Ihnen erläutern. Der Zeitpunkt, an dem der Kollaps tatsächlich offiziell eintreten wird, steht noch nicht fest. Solche Dinge lassen sich nicht genau voraussagen, weil zu viele Faktoren dabei eine Rolle spielen. Aber die Situation der amerikanischen Währung ist absolut hoffnungslos. Es gibt keine Möglichkeit für eine Erholung, und es besteht keine Aussicht auf ein Ende der jetzigen Währungskrise.

Sollte sie ohne Gegenmaßnahmen weitergehen, läßt sich sagen, daß es wahrscheinlich zu einer Kettenreaktion, einem allgemeinen Kollaps des internationalen Währungs- und Finanzsystems kommen wird. Es könnten jedoch Maßnahmen ergriffen werden, um den Prozeß zu stoppen. Ich habe selbst eine Gesetzesvorlage in den Vereinigten Staaten verfaßt, die den Prozeß stoppen wird. Wir müssen ein neues internationales Währungssystem aufbauen, um dem Prozeß von Zwangsversteigerungen Einhalt zu gebieten und einige der relativen Währungswerte international festzulegen bzw. einzufrieren, bis sich die Nationen darauf einigen können, ein neues System mit festen Wechselkursen zu etablieren. Das ist der einzig mögliche Weg, wie ein allgemeiner kettenreaktionsartiger Kollaps des gesamten internationalen Finanz-, Währungs- und Wirtschaftssystems verhindert werden könnte.

Deshalb ist nicht nur wichtig, zu verstehen, warum es unmöglich ist, daß das gegenwärtige Dollarsystem nicht kollabieren und das weltweite System nicht mit sich reißen wird, sondern auch, daß die einzige Alternative ein neues Währungsabkommen ist, das den Kollaps aufhalten kann. Ich habe z.B. eine Gesetzesinitiative vorgeschlagen, die jetzt im Kongreß und in den Bundesstaaten debattiert wird, um eine sogenannte „Brandmauer“ zu  errichten. Es geht um ein Bundesgesetz, das alle Zwangsvollstreckungen von Hypotheken einfriert und das System unter Gläubigerschutz stellt, um den Prozeß der Zwangsräumungen aufzuhalten, der sich ansonsten in jedem Fall verschlimmern würde; und zweitens würde die Bundesregierung bestimmte Kategorien von Banken schützen, die vom Bund oder den Bundesstaaten reguliert werden.

Das System einfrieren

Es gibt keinen Weg, wie man das System in seiner jetzigen Form reorganisieren könnte. Man muß es zunächst einfrieren. Der erste Schritt dabei ist, alle Zwangsvollstreckungen von Hypotheken sofort einzustellen. Wenn es Zwangsmaßnahmen gibt, muß das weitere Vorgehen sofort beendet werden. Wenn eine Bank in Gefahr ist, wird diese Bank geschützt. Außerdem sind spezielle Gesetze erforderlich, die festlegen, was zu gegebener Zeit bezahlt werden soll, und was nicht.

Das zweite Erfordernis ist die Rückkehr zu einem System fester Wechselkurse jener Art, wie wir es unter Roosevelt und danach bis in die 70er Jahre hinein kannten. Nur ein System fester Wechselkurse kann das Ausbluten stoppen und wieder kontrollierbare Bedingungen herstellen.

Um dieses Ziel zu erreichen, ist die Zusammenarbeit einiger größerer Mächte nötig. Die USA müssen mit Rußland, China, Indien u.a. vereinbaren, eine solche Maßnahme auf internationaler Ebene durchzusetzen. Wenn das geschehen ist, ergeben sich Gelegenheiten für Verhandlungen über ein neues Weltfinanzsystem, das dann annähernd ein System fester Wechselkurse sein wird, wie es Roosevelt 1944-1945 aufgebaut hatte. Das werden wir tun müssen.

Es sind noch weitere Änderungen erforderlich. Ein Handelssystem mit gleitenden Wechselkursen ist nicht länger tragbar. Wir müssen wieder zu der Idee zurückkehren, die Herstellung physischer und verwandter Werte in den Mittelpunkt zu stellen. Besonders seit 1970-71 wurde ein System mit gleitenden Wechselkursen, das Nach-Bretton-Woods-System, eingeführt, dessen Ziel es war, die Produktion von Gütern aus Europa und den Vereinigten Staaten in ärmere Länder, in denen die Löhne niedrig waren, zu verlagern. Somit mußten die Billiglohnmärkte auf der Welt für die Produktion sorgen, und die Produktion wurde aus Europa und den Vereinigten Staaten verbannt. Auch die frühere Sowjetunion wurde auf gleiche Weise ausgeplündert.

Man muß sich im klaren darüber sein, daß durch diese Art Billiglohn-Ökonomie tatsächlich das gesamte Produktions- und Produktivitätsniveau pro Kopf weltweit gesenkt wurde. Das muß sich ändern. Dazu ist eine generelle Ausweitung langfristiger physischer Investitionen vor allem zunächst beim Verkehr und bei der Energieerzeugung notwendig. Es gibt ein solches russisches Projekt, das aber kein rein russisches Projekt ist, nämlich den Bau eines Eisenbahntunnels durch die Beringstraße. Das wäre auch kein einfacher Tunnel, und erste Vorarbeiten in Rußland sind bereits angelaufen. Dadurch würde man gesamt Nordostasien, ein riesiges Gebiet mit umfangeichen Rohstofflagern, das zwischen der Verlängerung der Transsibirischen Eisenbahn bis zum Gebiet der Beringstraße liegt, für die Erschließung öffnen.

Das ist ganz wesentlich, denn wenn man in der heutigen Welt die Erfordernisse der Bevölkerung zur Anhebung des physischen Lebensstandards erfüllen will, muß die Erzeugung von Materialien für einen höheren Lebensstandard, einschließlich Energie, Wasserwirtschaft und alles übrige, gesteigert werden. Zu diesem Zweck muß der Rohstoffnachschub erweitert und klüger als bisher organisiert werden. Und das bedeutet eine engere Zusammenarbeit zwischen den Nationen.

Hierfür gibt es mehrere wichtige Bereiche. Der eurasische Bereich konzentriert sich hauptsächlich auf das Gebiet der früheren Sowjetunion, die größte Einzelfläche mit wichtigen Ressourcen für die Menschheit, besonders aber auch für Asien selbst, wo die Bevölkerung sehr arm ist. Um den physischen Lebensstandard in diesen Gebieten anzuheben, muß die Förderung und Weiterverarbeitung wesentlicher Rohstoffe sowie der Transport erheblich ausgeweitet werden.

Der zweite Bereich ist Afrika. Afrika, eines der großen Rohstoffvorkommen der Welt, muß geschützt werden. Aus diesem Grund ist Afrikas Entwicklung notwendig.

Auch in Südamerika gibt es umfangreiche, kaum erschlossene Rohstoffquellen, für deren Nutzung eine umfangreiche Verkehrs- und Energieentwicklung erforderlich ist.

Umfangreiche, langfristige Investitionen

Gleichzeitig muß man erkennen, daß derartige Projekte langfristig sind. Es geht um Kapitalinvestitionen in Rohstoffe und Infrastruktur mit Laufzeiten von 25 bis 50 Jahren und länger. Der Eisenbahnbau und umfangreiche Wassersysteme sind langfristige Investitionen. Es sind deshalb langfristige Vereinbarungen nötig, um das Kapital für solche Projekte bereitzustellen. Gleichzeitig müssen sich Europa und Nordamerika auf ihre Verantwortung besinnen, wieder Produktionsstandorte hochwertiger Kapitalgüter zur Entwicklung anderer Länder zu werden. In China und anderen Ländern findet zwar eine Kapitalgüterentwicklung statt, doch das reicht nicht aus. Weltweit ist ein höheres Niveau der Kapitalgüterentwicklung erforderlich, um den Bedarf der Weltbevölkerung zu decken.

Es dreht sich also im wesentlichen um fünfzigjährige Vertragsvereinbarungen zwischen den Nationen der Welt zur Schaffung eines neuen Währungssystems und für die Anlage von Entwicklungskorridoren als Teil davon, vergleichbar mit großen Verkehrsadern.

Wir sind an einem Punkt angelangt, wo die Schaffung besserer Bahnsysteme das Ziel ist. Die meisten Nationen sind sich darin einig. Es ist auch offenbar, daß die meisten dieser Systeme keine Schienensysteme mehr, sondern Magnetschwebesysteme sein sollten. Die Teile der Welt, die Rohstoffe besitzen, müssen angebunden werden, und dazu brauchen wir umfangreiche, bodengestützte Systeme. Luftfracht ist nicht effektiv, weil die Kosten pro Tonne zu hoch sind. Schiffstransport ist unzureichend, weil für hochwertige Güter der Transport zu lange dauert. Deswegen ist der Ausbau bodengestützter Transportsysteme, insbesondere von Bahn- und Magnetbahnsystemen, erforderlich, um den Bedarf zu decken. Das sind langfristige Investitionen.

Auch die Kernenergie ist unbedingt erforderlich. Für die Kernenergie gibt es keinen Ersatz. Es gibt Ergänzungen zur Kernenergie, aber keinen Ersatz. Denn das Problem hier sind nicht bloß Energiemengen in Form von Kilowatt. Es geht hier um das Temperaturäquivalent, das man die Energieflußdichte einer Kraftquelle nennt. Denn es muß auch Schluß damit sein, Erdöl als Energiequelle auf der ganzen Welt herumzufahren.

Man sollte Wasserressourcen nicht als Energiequelle mißbrauchen, denn Frischwasser ist knapp. Deswegen brauchen wir die Kernenergie, d.h. Kernkraft hoher Dichte wie den gasgekühlten Hochtemperaturreaktor, mit dem man aus Salzwasser Trinkwasser herstellen kann. Nehmen wir Indien als Beispiel. Vor allem der Süden Indiens ist verarmt, weil Frischwasserressourcen fehlen. Die einzige Lösung wären hier gasgekühlte Hochtemperaturreaktoren oder ähnliche Anlagen, die Meerwasser entsalzen können.

Und anstatt Öl in alle Teile der Welt zu verschiffen, wird es gleichzeitig möglich sein, mit gasgekühlten Hochtemperaturreaktoren und anderen nuklearen Prozessen aus Wasser synthetische Treibstoffe zu produzieren. Auf keine andere Weise ließe sich das wirtschaftlich machen.

Es wird sich im wesentlichen ein durch Öleinsatz ergänzter wasserwirtschaftlicher Zyklus entwickeln, der als Rohstoffquelle für die Vorratsfertigung zunehmend an Bedeutung gewinnen und für den Langstreckentransport immer mehr an Bedeutung verlieren wird. Erdgas wird eingesetzt, wenn sich die Gelegenheit dafür bietet.

US-Regierung ist klinisch verrückt

Es ist inzwischen soweit gekommen, daß ich sagen muß, meine Regierung, die Regierung der USA, ist klinisch verrückt. Das ist die einzige zutreffende Beschreibung. Ich glaube, jeder weiß, daß der Vizepräsident der USA und eine bestimmte Fraktion des Militärs, der Luftwaffe, sehr bald einen Angriff auf den Iran beginnen wollen. Sie planen einen „Totalangriff“ intensivster Art mit neuen Supersprengstoffen. Das ist verrückt. Jeder in der Welt, der davon weiß, macht sich Sorgen über die Konsequenzen, weil die Auswirkungen eines solchen Angriffs Chaos und die Ausweitung von Chaos wären. Das muß vereitelt werden!

Wir haben einen Präsidenten, der, offen gesagt, verrückt ist - eine wirklich verzweifelte Lage hier. Auch die Finanzwelt in den USA ist klinisch verrückt. Wir werden erleben, daß die großen Finanzmächte in den USA abstürzen werden, eine nach der anderen. Wie schnell, ist nicht gewiß, aber es wird sehr schnell gehen, wahrscheinlich zwei- bis dreimal so schnell wie jetzt. Ende diesen oder Anfang des nächsten Jahres wird das US-Finanzsystem zerrüttet sein, und infolgedessen auch das europäische System mit furchtbaren Auswirkungen auf die asiatischen Länder.

In dieser Lage ist Sachverstand erforderlich. Wie ich gesagt habe, gibt es Punkte, die bis jetzt noch nicht angemessen behandelt wurden und die auf Regierungsebene unter allen Nationen diskutiert werden müssen. Das jetzige Weltfinanzsystem kann nicht überleben - unter keinen Umständen! Ein neues System ist notwendig, begleitet von politischen Absprachen und Verträgen zwischen den führenden Nationen der Welt, besonders aber zwischen Rußland, China, Indien und den Vereinigten Staaten. Mit solchen politischen Vereinbarungen lassen sich Maßnahmen gegen das globale Chaos ergreifen und Manövrierraum für den Aufbau neuer Institutionen schaffen, mit denen wir Lösungen für dieses Problem erarbeiten können.

Wir brauchen auch wieder eine Vision, wie sich diese Krise überwinden läßt. Die gesamte Ideologie der nachindustriellen Gesellschaft muß verschwinden, wenn es eine Chance für die Menschheit geben soll. Man kann nicht tolerieren, was Al Gore repräsentiert, wenn die Menschheit nicht zerstört werden soll.

Wir brauchen wieder ein Wirtschaftssystem, das auf moderner Technik und Wissenschaft basiert, und das bedeutet vor allem, das Schwergewicht auf umfangreiche Investitionen in die Infrastruktur zu legen und Kredite in großen Mengen zu schaffen, nicht nur um den langfristigen Infrastrukturaufbau zu finanzieren, sondern auch die produktive Privatindustrie zu unterstützen, die durch die Realisierung großer Infrastrukturvorhaben stimuliert wird. Das sind die Alternativen.

Über die Themen, die ich hier genannt habe, muß in und unter den Nationen viel mehr diskutiert werden. Ohne Diskussionen wird es offensichtlich keine Übereinkunft geben. Auf diese Dinge muß man sich verständigen, aber wenn darüber nicht diskutiert wird, wenn solche Verhandlungsfragen nicht auf dem Tisch liegen, gehen die Leute davon aus, daß die Dinge in eine andere Richtung gehen.

Noch eines muß verstanden werden: Dies ist keine bloße amerikanische Krise, es ist eine Dollarkrise und damit eine Krise des Weltfinanzsystems, denn der Dollar ist noch immer der Hauptnenner des Weltfinanz- und -wirtschaftssystems. Wenn es aber zu einem Kollaps des Dollars kommt - und in letzter Zeit ist der Wert des Dollars um weitere 30% gesunken -, und das US-Finanzsystem ohne wirksame Eingriffe zusammenbricht, werden wir erleben, wie Europa vollkommen abstürzt, und auch die Briten werden völlig abstürzen (obgleich sie derzeit teilweise ein ursächlicher Faktor dieses Problems sind). Der Rest der Welt wird ebenfalls abstürzen, da ein Kollaps Europas und der Vereinigten Staaten den Kollaps der gesamten Weltwirtschaft bedeutet.

Wir leben in einer hochtechnisierten Welt von über 6,5 Mrd. Menschen. Eine Weltbevölkerung von 6,5 Mrd. Menschen läßt sich mit all ihren Sehnsüchten ohne eine hochtechnisierte Wirtschaft weltweit nicht aufrechterhalten. Das ist die Lage.

 

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