|
|
|
| Kernthemen | Suchen | Abonnieren | Leserforum |
|
Aus der Neuen Solidarität Nr. 46/2007 |
|
|
|
Jacques Cheminade ist der Kopf der LaRouche-Bewegung in Frankreich. Er hat sich dreimal für das Amt des französischen Staatspräsidenten beworben. Der volle Titel seiner Rede, die er am 16. September auf der Konferenz des Schiller-Instituts in Kiedrich gehalten hat, lautete: „Jenseits der Eurasischen Landbrücke - das kulturelle Paradigma des kommenden Jahrtausends“. Sie wurde aus dem Französischen übersetzt, die Zwischenüberschriften wurden hinzugefügt.
Zunächst möchte ich ein Wort an Amelia richten: Ich habe einen Traum, einen Traum, der eigentlich keiner ist, und das hängt mit Euch hier in diesem Raum zusammen und vielen anderen, die nach Euch kommen. Solch ein gemeinsamer Traum wird zu einem politischen Projekt, einer Mission, die Gesellschaft zum Besseren der kommenden Generationen zu verändern. Das ist es, was mir gestern Nacht durch den Kopf ging, als ich diese Rede vorbereitete.
Was wir in den vergangenen zwei Tagen diskutiert haben, ist bei aller Vielfalt im Kern der Beweis, daß es das Ideal, die Ideen sind, die die Realität transformieren. Sie sind die Triebkraft des Realen. Deshalb ist die Politik nicht nur ein Machtspiel, eine römische Arena im Kampf des Stärkeren, sondern eine Leidenschaft, ein Verlangen nach Gerechtigkeit, ein Kampf, in dem der innerste Teil unseres Selbst sich für das soziale Gute stählt. Das bedeutet: Wenn wir uns als ehrlich und tauglich für die öffentliche Aufgabe erweisen wollen, müssen wir unsere Gefühle ausbilden, die Art zu denken verändern, so, daß wir dazu befähigt werden, das zu tun, was wir als richtig erkannt haben. Das kulturelle Paradigma für das kommende Jahrtausend, ein neues Zeitalter der Vernunft, erfordert von uns, daß wir uns dieser Herausforderung stellen.
Lyndon LaRouche hat das in einem Papier vom 29. August „Über die Organisation des Raums” [„How Space is Organized“, EIR, 14.Sept.2007] folgendermaßen ausgedrückt: „Deshalb muß ich Sie warnen, falls Sie anstreben, in Krisenzeiten die Führung einer Nation zu übernehmen. Der entscheidende Test ist nicht, was Sie sagen oder was Sie über dieses und jenes denken. Die Frage ist vielmehr, wie Sie über fast alles denken. Was immer Sie sind, Sie müssen das ganz universell sein...
Weise Bürger werden ihre wichtigen politischen Vertreter nie nach dem auswählen, was sie sprechblasenartig an Positionen vertreten, sondern nach der Weise, wie die erkennbare geistige und moralische Beschaffenheit dieser Kandidaten sie lenkt, und zwar unter Bedingungen der zu erwartenden persönlichen Krisensituationen...
Im Gegensatz zum Verhalten niedriger Lebewesen sind es beim Menschen die Ideen über universelle physikalische und künstlerische Prinzipien - also nicht nur irgendwelche beliebigen alten oder neuen sogenannten Ideen - die am wichtigsten sind und die tatsächlich die einzig wirklich bestimmenden Faktoren sind, die die menschliche Geschichte ausmachen.“
Das sind schwere Worte. Um besser zu verstehen, was sie bedeuten, lassen Sie uns zuerst kurz auf den geistigen Käfig schauen, in dem uns die Gesellschaft gefangen hält, und den Prozeß der Verdummung betrachten, dem wir ausgesetzt sind. Der Wirtschaft, die auf Selbstkannibalisierung und Anhäufung von fiktivem Kapital zugunsten kurzfristigen Gewinns basiert, entspricht eine Kultur des Todes, die das Hier und Jetzt über das Schicksal zukünftiger Generationen erhebt, als ob das menschliche Leben nur ein Spielchip in einem globalisierten Kasino wäre.
Es ist das System Paolo Sarpis, Francis Bacons und Descartes’, das System der feudalen Landbesitzerklasse, die als Handels- und Finanzoligarchie wiedergeboren wurde. Ihr ganzes Handeln und Wesen ist darauf ausgerichtet, menschliches Leben zu zerstören. Zu diesem Zweck wird der Mensch selbst in zwei Teile geteilt, so daß ein Wesen entsteht, in dem die Gefühle ein Eigenleben unabhängig von kognitiven Prozessen annehmen, was der österreichisch-ungarische Dichter Robert Musil recht treffend als „Mann ohne Eigenschaften“ beschrieben hat.
Auf der einen Seite steht das mechanistische Universum, das des formalen Verstandes mit seinen Formen der sinnlichen Wahrnehmung, die mechanisch als der rigor mortis der mathematischen Logik erscheint. Auf der anderen Seite steht die Gefühlswelt, die von der Vernunft losgelöst, und wie Pascal es ausgedrückt hat, der verrückten Hausfrau - la folle du logis - ausgeliefert ist; oder falls Sie ein männliches Bild vorziehen, an den Hausherrn, dessen Phantasien aus seinem offenen Hosenstall herausquellen.
Dieses gespaltene Individuum ist unfähig zu wissen, weil Wissen nur in dem Aufstieg vom Sinnlichen zum Erkennbaren und abstrakten Erkennen existiert, und genau das ist es, was das oligarchische System vorsätzlich zerstört. Schiller hatte schon zur Zeit der Französischen Revolution in den Ästhetischen Briefen die zwei Seiten eines so gespaltenen Individuums beschrieben: auf der einen Seite der Barbar, der rein nach Dogma und formal handelt, der versucht, den anderen physisch zu beseitigen oder in einer Flut von Sophismen zu ertränken; andererseits der „Wilde“, der völlig von seinen Instinkten und ungezügelten Emotionen, Wut und Lust, beherrscht wird.
Diese heutige Form der oligarchischen Kontrolle oder Versklavung des Geistes manipuliert das Empfinden und zieht es zuerst ins Sinnliche, dann ins Sexuelle und schließlich ins Morbide, in den Todeskult hinab. Der Eros als Weggefährte zum Tod: genau das Programm des Kongresses für Kulturelle Freiheit, der Operation der Anglo-Amerikanischen Dienste, wie sie Frances Stonor Saunders beschrieben und wie wir sie vollständig offengelegt haben.
Wie funktioniert das? Der Mensch wird zum Tier degradiert - einem wohl-dressierten Tier für die höheren Klassen und einem Mischling für die niedrigeren Klassen. Sein inneres Selbst wird zerstört, und dann kann er sich nicht mehr aus dem System befreien, in dem er eingesperrt ist, weil er genau die Quelle seines Wissens verloren hat, durch die er die Gesetzmäßigkeiten des Universums erkennen und so verändern könnte. Er hat keinen Horizont mehr, keinen Ausweg aus dem Käfig, weil er durch die Manipulation seiner Gefühle gefangen ist, wie ein Journalist bei der US-Armee im Irakkrieg, der das Geschehen nicht verstehen kann, weil die Nachrichten, die er bekommt, alle gefiltert sind.
Der Kulturpessimismus übernimmt ihn, und dieser armselige Mensch wird zum Killer, der in einem Jeep sitzt oder süchtig vor einem „Counter-Strike“-Videospiel, in dem er wie wild und willkürlich tötet. Selbst wenn die überwiegende Mehrheit nicht Selbstmord begeht oder auch keine anderen Menschen tötet, hat die Gegenkultur doch etwas Wesentliches in ihnen zerstört: die Fähigkeit zu menschlichem Empfinden und das Prinzip der Unsterblichkeit.
Schauen wir uns an, wie die Französischen Revolution fehlgeleitet wurde, als die Massen erst einmal beim Fall der Bastille Blut geleckt hatten. Eine Gesellschaft, durch die französische und britische Aufklärung ihres Sinns für das Erhabene beraubt und auf das Ausleben sinnlicher Gefühle reduziert, brachte einen Menschen unkontrollierter Emotionen hervor, der als Barbar oder Wilder oder beides, wie Schiller ihn beschrieb, dem Todeskult anheimfiel, den Napoleon später benutzte, um ein mörderisches, imperiales System der Selbstzerstörung zu errichten.
Und schauen Sie sich nun unsere Gesellschaft heute an, unsere Gegenkultur, die genau die Grundlage zerstört, auf der sich der menschliche Geist entwickelt, so wie das Prinzip des geistigen Hörens und das Prinzip musikalischer Komposition durch eine Orgie von Lärm zerstört wird. Was gefördert wird, ist die Lust am Ausleben tierischer Impulse, ein Selbst, das so selbstbesessen ist, das es aus der Realität in die Scheinwelt flüchtet, mit Scheinkörpern, den sogenannten „Avataren“ des Second Life oder den Freunden der mehr interaktiven Webwelten des Facebook, oder Rupert Murdochs MySpace, der britischen Bebos oder Asmallworld, der Friendsters oder LinkedIn, oder Mash von Yahoo oder den Netvibes.
Dort wird man unterhalten bei der ängstlichen Suche nach Freunden, Gefährten beim Vergnügen, andere zu verführen. Und dabei vermarktet man virtuell sein egoistisches Selbst. Finde die richtige Gemeinschaft von Menschen, gib Deinen Namen, Adresse, Dein Bild und Geburtsdatum, eröffne uns deine politischen Ansichten, deine Zugehörigkeit zu religiösen Gruppen, Diplome und Jobs; sage uns mehr über deinen sozialen Status: Single? Verlobt, verheiratet? In einer Beziehung? Oder „Ist es kompliziert?“ Ist eigentlich auch egal, Hauptsache Freunde, Freunde, Freunde - sie erwarten dich überall.
Dann kontrolliert dich dein kleines narzistisches Ego von unterhalb der Gürtellinie, während alle Informationen über dein privates Leben durch das Netzwerk gesammelt werden, wie ein Staubsauger für deine Geschmäcker. Und du bist als menschliches Wesen erledigt; nichts mehr als Kanonenfutter des Systems. Du bist eine fremdbestimmte Figur inmitten einer virtuellen einsamen Masse, viel schlimmer als das, wovor David Riesmann Mitte des letzten Jahrhunderts gewarnt hatte.
Und sag’ jetzt nicht, du seist dafür zu intelligent oder zu alt, um da reingezogen zu werden. Prüfe zuerst deinen Geist. Und erinnere dich an die Geschichte mit dem französischen Frosch. Wenn du ihn in heißes Wasser wirfst, wird er wieder herausspringen. Aber wenn du ihn zuerst in kaltes, dann in lauwarmes Wasser wirfst, das du dann Schritt für Schritt aufheizt, fühlt er sich immer wohler - eine warme Wellness-Oase, man könnte sagen, „Manche mögen’s heiß“ - bis es zu spät ist. Du hast jeden Sinn für Temperatur verloren und du wirst abgekocht.
Erinnern wir uns, was Josef Goebbels als Propagandafilme produzierte: da gab es auch Filme mit offenen Nazi-Inhalten, aber das meiste waren Unterhaltungsfilme. Die Menschen sollten mit Unterhaltung gefüttert werden, um sie von der Realität abzulenken. Und vergleichen sie das mit den Unterhaltungsfilmen aus Hollywood heute. Die Goebbelsfilme sind wie Märchen im Vergleich zu den Horrorfilmen aus Hollywood. Das zeigt, was auf uns zukommt, wenn wir das kulturelle Paradigma nicht verändern.
Wir haben es hier nicht mit einer Debatte über Ideen zu tun, ob richtige oder falsche, sondern mit der Zerstörung der Grundlage, auf der man Ideen diskutieren kann. Die Ausgabe von fiktivem Geld und Besitzansprüchen wird ergänzt durch fiktive menschliche Wesen, die unfähig sind, die existenzielle Systemkrise zu verstehen, weil sie in einem System der Gier und der Angst gefangen sind, das sie zu Werkzeugen gemacht hat.
Jetzt haben wir den Punkt erreicht, an dem wir verstehen können, worum es bei der Eurasischen Landbrücke geht: den menschlichen Geist aus der Sklaverei und Zerstörung zu befreien und ihn auf ein Projekt, eine Mission zur Veränderung der Gesellschaft zu orientieren. Die Eurasische Landbrücke kann nicht auf ein Ding an sich reduziert werden, als mechanisches Gebilde, das ein Attribut gegenwärtiger Denkschemata ist. Sie kann nicht eingeschlossen werden in das heutige System, denn wenn wir einen neuen Horizont für die Zukunft ziehen, der das Gemeinwohl zukünftiger Generationen ins Auge faßt, dann ist das eine Waffe, die Gegenkultur auszumerzen, wie ich sie eben beschrieben habe. Es ist die effizienteste Waffe, das heutige Denken anzugreifen, denn sie eröffnet einen Weg zu einer Kultur der Hoffnung für die Bevölkerung, für einen Kulturoptimismus gegen die heute vorherrschende Kultur des Todes.
Zur Frage von Raum und Zeit möchte ich Ihnen gerne zwei herausfordernde Perspektiven der Landbrücke zeigen, um Ihnen eine Gestalt zu vermitteln, daß sie kein fixes Objekt ist, sondern ein Katalysator für Veränderung.
Zunächst ein Bild, das die Landbrücke auf unserem Planeten vom Süden aus zeigt. Dann möchte ich einen Appell für die Herstellung von holographischen Karten machen, die die Zeit angibt, die man benötigt, um von einem Punkt an einen anderen zu gelangen, aber nicht die Entfernung. Dies wird die Relativität von Raum und Zeit zeigen, und wie die Landbrücke alle Komponenten der Menschheit zur gegenseitigen Entwicklung miteinander verbindet. Ich möchte es das „Fermat-Prinzip der Geringsten Zeit“ nennen, eine physikalische Vermessung der Erde, die eine Veränderung auch unserer „geistigen Landkarte“ ausdrückt.
Noch besser sollten wir eine dreidimensionale Karte anfertigen, die sowohl die Zeit als auch die Entfernungen angibt, die in der Natur der dreidimensionalen isotopischen Version des Periodensystems von Mendelejew entspricht und die wir für unsere zukünftige technologische Strategie benötigen. Wir haben so die Zusammensetzung eines nicht-platten Universums, sozusagen ein Riemannsches Universum im Entstehen.
Kommen wir jetzt zu der sozialen Seite des Projekts, die unmittelbar vor uns liegt: wir schaffen ein antieuklidisches Modell, ein Gegenmodell zur flachen Erdscheibe, ein Universum sozialer Zusammenarbeit, in dem es die natürlichste Sache der Welt ist, für den Vorteil des Anderen zu arbeiten. Dies ist die paradigmatische Veränderung für das kommende Jahrtausend - eine Welt des souveränenen Individuums trifft auf die Souveränität des souveränen Nationalstaats, zum Vorteil der künftigen Generationen. Dies ist das Universum der Eurasischen Landbrücke: gegenseitige Entwicklung innerhalb einer Prinzipiengemeinschaft, eine Kultur, die dazu geeignet ist, eine Junge Generation hervorzubringen, die echte Führungsstärke repräsentiert.
Lassen Sie sich uns vor unserem geistigen Auge eine Welt vorstellen, in der Wissenschaftler, Forscher, Ingenieure und Techniker aller Nationen an einem Wissenschaftsprojekt zusammenarbeiten, gemeinsam studieren und damit experimentieren, wie wissenschaftliche Entdeckungen in technische Neuerungen umgesetzt werden, und die von einem Land zum anderen reisen, um die Vorteile ihrer Arbeit mit anderen zu teilen.
Die schweinische Fixierung der 68er Generation auf Kleinlichkeiten verschwindet; die egoistische Bauchnabelschau auf die eigenen, inneren Bedürfnisse wird abgelöst durch einen Blick auf die Zukunft, auf die langfristigen Erfordernisse der Entwicklung von morgen. Mit dieser Haltung kann man verstehen, warum der Fortschritt eines Teils nicht auf Kosten des anderen erreicht werden kann - wie es die meisten heute in unserem liberalen Dschungel glauben - sondern daß Fortschritt ein gemeinsames Ziel der Menschheit ist. Du bist von deinem Egoismus befreit, du fühlst dich besser. Aaah! Was für eine Erleichterung, welch ein Glück! Du hast das Joch der Selbstunterdrückung abgeschüttelt!
Was hast du getan? Du hast eine soziale Umgebung geschaffen, in der souveräne, schöpferische Arbeit blühen kann, in der schöpferische Arbeit nicht in der Struktur liegt, sondern die Struktur wie eine Startbahn zu neuen Entdeckungen dient.
Darum ist die Eurasische Landbrücke kein Ding an sich, Thema für formale Diskussionen über ihre Vorteile - sie kann in diesem Sinne diskutiert werden, aber das ist eigentlich nicht der entscheidende Punkt; es ist vielmehr der Hebel zur Veränderung der Gesellschaft. Sie ist also mehr als ein Antrieb für die Wissenschaft und eine Politik der Kriegsvermeidung, sondern vielmehr ein Weg für die Menschheit, auf der Erde die Bedingungen für die Erforschung von Raum und Zeit zu definieren, sozusagen den Sprung zu wagen von einer erdgebundenen zu einer an der Erforschung des gesamten Sonnensystems orientierten Identität.
Dies ist die Kultur des kommenden Jahrtausends. Jetzt zu einem wesentlichen Punkt über Kepler und zur Frage der solaren Identität. Kepler entdeckte das Prinzip universeller Gravitation, aber nicht „an sich“. Was er eigentlich entdeckt hat, war das Prinzip, auf das sich die gesamte kompetente mathematische Physik nach ihm gegründet hat. Das Prinzip, um das es hier geht, war die Entdeckung nicht der Gravitation an sich, sondern des „Entdeckungsprinzips“ aller kompetenten, modernen, umfassenden mathematischen Physik.
In diesem Sinne können wir sagen, daß unsere Eurasische Landbrücke letztendlich die konkrete Bestimmung eines Keplerschen Universums ist, die „Struktur“, zu der Kepler die Tür öffnete und mit der er den Prozeß begann, den LaRouche und diejenigen, die von ihm inspiriert wurden, jetzt fortsetzen. Es ist eine Veränderung unserer „geistigen Landkarte“, eine Befreiung aus dem geistigen Gefängnis der letzten Jahrhunderte, einer Veränderung der Art, wie wir über fast alles denken, und wie wir darüber singen.
Wir haben die Hoffnung, daß wir in eine kulturelle Renaissance eintreten, die von Entdeckungen gekennzeichnet ist, vorausgesetzt, wir wollen dafür kämpfen; ein neue Welt wahrhaft menschlicher Beziehungen, anders als die der Schönen Neuen Welt des Aldous Huxley und aller der Killer der venezianisch-anglo-holländischen Oligarchie mit ihrer Todeskultur.
Lassen Sie uns einen Schritt weiter gehen, wie uns LaRouche herausgefordert hat, es zu tun. Was ist dieses Universum wahrhaft menschlicher Beziehungen? Wie kann man die universellen physikalischen Prinzipien unterscheiden und entdecken, die die Kultur des kommenden Jahrtausends ausmachen werden? Worauf basiert die menschliche Struktur der Eurasischen Landbrücke?
Nicht auf dem Für-Wahr-Nehmen der Sinnes“wahrnehmungen“, das war das Problem der britischen und französischen Aufklärung im 18. Jahrhundert, auch nicht auf der deduktiven und induktiven Methode formaler Logik. Der menschliche Geist erkennt die Wahrheit nicht mit dem Auge und/oder dem Ohr, sondern durch die Auseinandersetzung mit den Widersprüchen und Paradoxien, in der die Perspektive des Sehens und die harmonischen Beziehungen im Hören verglichen werden. Dies hat der Leibniz-Nachfolger Lazare Carnot einmal als die physikalische Geometrie des Auges und die physikalische Geometrie des Ohres bezeichnet. Dies ist auch ein Grund, warum sowohl Leonardo als auch die Schule von Bach und Mozart eine ganzheitliche Ausbildung in der wissenschaftlichen Methode der Polytechnik erhielten. Das ist die Kultur, der zur Wiedergeburt zu verhelfen wir jetzt anheben: die ironische Gegenüberstellung zweier scheinbar widersprüchlicher Sinne, was den Geist zwingt, ein System von Harmonien aufzustellen, wie in Keplers harmonisch geordnetem Sonnensystem, oder Mendelejews Periodensystem oder wie bei der Aufstellung eines Systems der Isotope für das anstehende industrielle Zeitalter.
Dies ist die Kultur unserer Landbrücke, die Kommunikation der Wahrheit, von Gedanken-Objekten jenseits der reinen Sinneswahrnehmung, von einem Menschen zum anderen, sondern vermittelt durch die wieder ausgebildete Fähigkeit, über die widersprüchlichen Sinneseindrücke hinaus zu der erkennbaren und vermittelbaren Idee, dem eidos, vorzudringen.
Nicht durch ein starres System von Spielregeln eines morbiden Universums, als ob der Schöpfer sich selbst durch die Schaffung eines unveränderbaren Universums entmannt und uns zu logischen Arbeitsmaschinen degradiert hätte. Glauben Sie, ich will Sie an der Nase herumführen? Ist es Ihnen zu viel? Nun, dies ist das Universum des Maschinenmenschen oder des Menschen als Pflanze (l’Homme machine et l’Homme plante), wie es der geisteskranke, aber kohärente La Mettrie im 18. Jahrhundert erdachte, ein Universum des Reduktionismus par excellence, eine nützliche Karikatur der Welt, die wir ohne die Eurasische Landbrücke erhalten würden.
Das Universum ist in unserem Geist eingefaltet und wird durch Wissenschaft und Kunst, durch unsere Fähigkeit, zu entdecken und zu verbessern, entfaltet. Durch die Suche nach dem Besten in uns verbinden wir uns mit dem Besten in anderen - dieser Moment menschlicher Entdeckung erzeugt Mitgefühl für den Nächsten, auch den noch nicht geborenen Nächsten zukünftiger Generationen, und fällt zusammen mit dem Entdecken oder Nachentdecken eines universellen physikalischen Prinzips, was die eigentliche Substanz wahrhaft menschlicher Beziehung ist.
Die Sprache des Geistes wird mit der Harmonie des Universums und des Nächsten in „Einstimmung“ gebracht, in eine Art Zwischenzustand in der Aufwärtsbewegung zur Erkenntnis.
Lassen Sie mich zwei ironischerweise ähnliche Erfahrungen hervorlocken: die geistige Welt der Helen Keller, die weder sehen noch hören konnte, und einen Moment im Theater, wenn die Lichter ausgehen, oder der Moment, wenn wir in den dunklen, sternenlosen Nachthimmel blicken. Es ist die Erfahrung des Verlustes oder der Abwesenheit sinnlicher Anhaltspunkte, die zutiefst beunruhigende Erfahrung von etwas, das man weder hören noch sehen kann, außer im Geist, und nur dort.
Es ist die Herausforderung, auf die existenzielle Frage zu antworten: Wer bin ich? Diese Frage konfrontiert uns mit einem inneren Konflikt, der entweder in die Agonie führt oder zu der geistigen Kraft nach dem Ebenbild des Schöpfers, durch die man etwas tun kann, was noch niemals zuvor getan wurde, wie Shakespeare sagen würde, „zum ersten Mal“ jenseits aller bekannten Anhaltspunkte. Dies ist die Kultur der Eurasischen Landbrücke, der Erforschung des Weltalls, der wahrhaft menschlichen, kognitiven Beziehungen, unsere zu schaffende Kultur.
Aber, werden einige einwenden, wie weit sind wir doch davon entfernt! Es ist utopisch! Es ist so schön, daß es niemals verwirklicht werden kann!
Dann denken Sie an De Gaulle, wie er am Tag der Befreiung in Paris einmarschiert und in diesem Moment zum Dichter wird; denken Sie an Roosevelt, als er das Tennessee Valley Projekt in Gang setzte, und an die Rede bei seiner Amtseinführung, als er die „Monarchisten der Wirtschaft“ geißelte; denken Sie wie Kepler und Bach, so wie unsere Jugendlichen gerade viel Freude bei ihrem Projekt haben, den Geist Keplers und Bachs in ihrem „Laboratorium“, in den Katakomben in den USA, zu entdecken. Sagen Sie all diesen Profis, den professionell Analfixierten, Zweiflern und bewußten oder unbewußten Cartesianern, daß sie physisch nicht unter uns wären, wenn ihre Vorfahren wie sie gedacht hätten. Keine Chance! Futsch, verdampft!
So müssen wir den einzig ehrenvollen Kampf aufnehmen, der unserer menschlichen Zukunft angemessen ist: die Menschheit vom Abgrund eines neuen finsteren Zeitalters zurückzureißen, wie es LaRouche gestern formulierte.
Und nun das Beste zum Schluß, wie man so sagt. Ich bin bei der Dimension des Erhabenen angekommen, bei Schillers Idee des Erhabenen. Unsere Kultur, die Kultur des kommenden Jahrtausends könnte ohne das Erhabene nicht entstehen.
Heute sind wir mit der erschreckenden Herausforderung konfrontiert, daß es einen schrecklichen Angriff auf die Überlebensfähigkeit der Menschheit gibt, und mit einer moralischen, sozialen Herausforderung, da der wesentliche Kern einer menschlichen Gesellschaft verhöhnt wird, und die meisten anderen sich von der Realität abwenden. Und doch entdecken wir etwas in uns, das uns aufstehen läßt, manchmal sogar auch, wenn wir selbst nicht genau wissen warum. Das Böse ruft dann eine höhere Vernunft hervor, eine Kraft der Seele, die uns zum Handeln treibt. Wir leiden unter der Gewalt unserer Empfindungen und Emotionen, und doch weigern wir uns, uns von dieser Gewalt fesseln zu lassen. Dies ist, jenseits des ästhetischen Sinns für Schönheit, das Erhabene - der Moment, wenn menschliche Vernunft über unsere Sinnlichkeit hinausreicht, wie im Denken von Helen Keller oder in unserem eigenen angesichts eines dunklen Himmels.
Ich selbst war einmal mitten in einem Wirbelsturm, und ich mußte physisch etwas tun, was ich vorher noch nie gemacht hatte. Das ist der gleiche geistige Zustand wie vor einem schöpferischen Akt: Du fragst im tiefsten Inneren deiner Seele: Warum soll ich kämpfen? Was ist der Sinn meines Lebens? Und dann denkst du daran, was du zur Zukunft der Mitmenschen beitragen kannst. Und du kämpfst, nicht mit dem animalischen Instinkt des schieren Überlebenswillens, sondern mit der menschlichen Leidenschaft, für den Nächsten eine bessere Person zu werden. Und dadurch trinkst du aus dem Kelch der Unsterblichkeit und reichst über die Situation hinaus, in der Leib und Seele bedroht sind.
Du erfährst etwas, was sowohl Schiller und Shelley als die höchste Form der Freude gekannt haben, auch wenn sie nur durch bittere Agonie erreicht werden kann. Meines Wissens hatte Beethoven zusammen mit Schiller und Shelley das beste Verständnis davon, als er am 27. Juli 1822 schrieb: „Was für ein unglücklicher glücklicher Mensch ich doch bin.“
Das Erhabene ist es also, was wir in uns hervorrufen müssen, damit wir unseren Kampf heute bestehen können. Aber in den anstehenden Herausforderungen des nächsten Jahrtausends sollte es auch so etwas wie der 6. Sinn werden, der über den anderen steht, da er notwendigerweise mit dem schöpferischen Prozeß direkt verbunden ist. Ich sollte hinzufügen: Wir werden in Zukunft keinen Mangel an Herausforderungen haben. Denn wir sind noch in der Kindheitsphase der Menschheit, und die wichtigsten Herausforderungen stehen noch an.
Lassen Sie uns deshalb mit unserer Landbrücke den Grundstein legen zu einer Gesellschaft des Schönen und Erhabenen, und lassen Sie uns noch einen Moment über Beethoven nachdenken. Er war ein unerschütterlicher Republikaner, und so wurde der im Wien der Karlsbader Beschlüsse unter Metternichs Herrschaft eingeschlossen. Er wurde taub, doch die Musik war sein Leben. Er konnte keine Frau finden, mit der er die tiefsten und leidenschaftlichsten Ideen, die die Menschen und die Natur betreffen, hätte teilen können. Denn die, die ihn verstanden und mit ihm in seiner Arbeit helfen konnten, waren Aristokraten, und die Frauen dieser Gesellschaft kamen, wie Josefine von Brunswick, aus gesellschaftlichen Gründen für eine Ehe oder eine feste Beziehung nicht in Frage.
Nichtsdestoweniger kämpfte Beethoven unerbittlich darum, „seinem Schicksal den Stachel zu nehmen“, eine Welt zu schaffen, in der „die Menschen ihre Energien für andere Dinge einsetzen könnten, als die eigenen Fesseln zu sprengen.“ Er wußte, daß er in seiner Lebenszeit dazu verdammt wäre, den Sieg über das Schicksal nicht mehr zu erleben, aber er konnte als sterbliches Individuum durch seine Kompositionen an uns, seine Nachwelt, ein Prinzip der Unsterblichkeit weitergeben, und so gewann er den Kampf gegen das Schicksal.
Denken Sie an eine Welt, wo Beethoven und Amelia Boynton Robinson die Vorbilder für andere Menschen sind, wo alle Freunde der Vergangenheit - Plato, Leibniz, Riemann, Schiller, Rabelais, Kepler, Beethoven - mit uns sind, in unserem Geist. Denken Sie an Leonore in Beethovens Oper Fidelio, die ihr Leben für ihren Ehemann einsetzte und damit für die Zukunft der Menschheit. Denken Sie an eine Welt, in der unsere Ideen, die Ideen von Lyndon LaRouche und Helga Zepp-LaRouche und aller Vorgänger, und derer, die heute an ihrer Seite stehen, Bezugspunkte sind und nicht extreme Ausnahmen. Denken Sie an den triumphierenden Tanz nach dem Trauermarsch im letzten Satz der Eroica.
Agapé ist das kulturelle Paradigma des kommenden Jahrtausends. „Was für ein unglücklicher glücklicher Mensch ich bin.“ Dieser unglückliche glückliche Mensch hat immer die ewige Notwendigkeit betont, „immer wieder neu anzufangen und zu vervollkommnen, was schon erreicht zu sein schien.“
Ich sehe ihn vor mir, wie er unter die ersten Noten seines Finalsatzes in seinem letzten Quartett, dem 16., Opus 135, die berühmten Worte schreibt: „Muß es sein? Es muß sein!“ Es könnte ein „schwergefaßter Entschluß“ gewesen sein, ein hart abgerungener Vorsatz, aber er ist unser Entschluß: „Es muß sein!“
Das Spiel ist die Kerze wert, lautet ein Sprichwort im Französischen. Und dieses Mal, sage ich nicht, danke schön, sondern: Dank uns und unserer zukünftigen Taten werden wir die Reise endloser Entdeckungen fortsetzen. Es muß sein!
|
| Kernthemen | Suchen | Abonnieren | Leserforum |