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Aus der Neuen Solidarität Nr. 42/2007 |
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Die Heuchelei des Westens
Auszüge aus der Rede von Simbabwes Präsident
Robert Mugabe vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen am 26. September 2007.
Am 18. April 1980 gewann Simbabwe seine Unabhängigkeit nach
einem langen Krieg gegen den britischen kolonialen Imperialismus, der uns
Menschenrechte und Demokratie verweigerte. Dieses Kolonialsystem, das uns
niederhielt und unterdrückte, genoß die Unterstützung vieler Länder des
Westens, die Unterzeichner der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten
Nationen waren. Selbst nach 1945 schien es noch so, als bliebe die Berliner
Konferenz von 1884, auf der Afrika unter den europäischen Kolonialmächten
aufgeteilt worden war, stärker als die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte.
Es ist also klar, daß für den Westen eigene wirtschaftliche Interessen,
rassische und ethnozentrische Erwägungen sich als stärker erwiesen haben als
die Befolgung der Prinzipien der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.
Durch die Herrschaft über unsere Rohstoffe verweigert uns
der Westen immer noch unsere Souveränität, und dabei macht er uns im eigenen
Land zur Ware, zu bloßen Bewachern seiner transnationalen Interessen. Die
sichtbarste Form dieser Herrschaft in meinem Land und in anderen
Schwesterstaaten im südlichen Afrika ist das Land, das uns zu Beginn der
britischen Kolonialherrschaft geraubt wurde. Diese Herrschaft besteht weiter,
obwohl sie in Simbabwe auf entschlossene Gegenwehr stößt, und das ist der
Auslöser der gegenwärtigen Machtprobe zwischen uns und Großbritannien,
unterstützt von mit ihm verwandten Staaten, besonders den Vereinigten Staaten
und Australien. Das Menschenrechtsverständnis der Herren Bush, Blair und jetzt
Brown schließt die Rechte unseres Volkes auf seine gottgegebenen Rohstoffe aus,
die ihrer Meinung nach ihren eigenen Freunden und Verwandten gehören sollen.
Man nennt mich einen Diktator, weil ich diese rassistische Sicht zurückgewiesen
und den Neokolonialisten eine Enttäuschung bereitet habe.
Die Geschichte des Kampfes für unsere Rechte als Volk und
Nation ist dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika offensichtlich
unbekannt. Er glaubt, die Erklärung der Menschenrechte habe erst mit seiner
letzten Amtszeit begonnen. Er glaubt, uns die Vorzüge der Allgemeinen Erklärung
der Menschenrechte erklären zu müssen - uns, die wir die Hauptlast im Kampf für
die Freiheit unserer Völker getragen haben. Was für eine widerliche
Scheinheiligkeit!
Ich verlor elf kostbare Jahre meines Lebens im Gefängnis
eines Weißen, dem ich vom ersten Tag der Unabhängigkeit Simbabwes an Freiheit
und Wohlbefinden garantierte. Weitere 15 Jahre verlor ich beim Kampf gegen
weiße Ungerechtigkeit in meinem Land.
Ian Smith ist verantwortlich für den Tod von mehr als 50.000
meiner Landsleute. Ich trage die Narben seiner Tyrannei, die England und
Amerika stillschweigend geduldet haben. Jeden Tag begegne ich seinen Opfern.
Aber er ist ein freier Mann. Er kann frei seine Farm bewirtschaften. Er kann
sich unter einer schwarzen Regierung frei bewegen, frei reden und sich mit anderen
frei verbinden. Wir haben ihm Demokratie beigebracht. Wir haben ihm seine
Menschlichkeit zurückgegeben. Hier (in Amerika) und in Europa hätte ihn ein
anderes Schicksal erwartet, wenn die 50.000 Ermordeten Europäer gewesen wären.
Afrika verlangt kein Nürnberger Tribunal gegen die weiße Welt, die abscheuliche
Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen hat. Es macht nicht Jagd auf die
Ausführenden dieses Völkermords, von denen viele noch leben, und es hat von
denjenigen, die es mißbraucht haben, keine Wiedergutmachung erhalten. Statt
dessen ist es Afrika, das auf der Anklagebank sitzt und von der Welt, die es
Jahrhunderte lang verfolgt hat, verurteilt werden soll.