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Aus der Neuen Solidarität Nr. 34/2007 |
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Junge arabische Musiker feiern Schumann
Das hätte sich der große Komponist Robert Schumann wohl nie
träumen lassen: Am Jahrestag seines Todes, dem 29. Juli, trat ihm zu Ehren die
Arabische Jugendphilharmonie (AYPO), das erste panarabische Jugendorchester,
bei ihrem europäischen Debüt an der Bonner Universität auf. Auf dem Programm
standen moderne arabische Musik, die im klassischen Stil komponiert ist,
Schumanns Cello-Konzert in a-moll Op. 29, und Felix Mendelssohn-Bartholdys
„italienische“ Sinfonie Nr. 4 in A-Dur.
Das Orchester wurde im Juli 2006 auf Initiative von Prof.
Dr. Fewzy El-Shamy, ehemaliger Direktor des Kairoer Konservatoriums, und Prof.
Walter L. Mik, Direktor des Collegium Musicum der Universität Bonn, gegründet.
Prof El-Shamy beschrieb das Projekt als seinen „Traum“. Seine grundlegende Idee
dabei war die Vereinigung der arabischen Welt durch einen kulturellen Dialog
ihrer Jugend. Er sagte EIR in einem Interview, daß er viele Orchester
kennengelernt habe, wie z.B. das Kairoer Symphonieorchester, das sowohl
ägyptische als auch ausländische Musiker umfaßt. Auch kannte er eine Reihe von
Jugendorchestern wie das Bremer Internationale Jugendorchester, das
West-östliche Diwan Jugendorchester Daniel Barenboims und andere. Warum sollte
man nicht ein Orchester, das aus arabischen Jugendlichen besteht, gründen?
Während des Jahres 2004 diskutierte er die Frage mit
verschiedenen Musikinstituten, die der Idee zustimmten und ihn, angesichts
seiner Erfahrung mit jungen Musikern, als die naheliegende Wahl für die Leitung
eines derartigen Projektes betrachteten. Prof. El-Shamy kontaktierte daraufhin
Prof. Mik und lud ihn nach Kairo ein. Die beiden reisten durch die arabische
Welt, hörten sich Studenten der Konservatorien an und wählten eine Gruppe von
50 Musikern im Alter zwischen 18 und 28 Jahren aus. Ihr erstes Konzert - bei
dem auch Anton Dvořák auf dem Programm stand - fand im vergangenen Sommer,
auf dem Höhepunkt des Libanonkrieges, in Damaskus statt. Prof. El-Shamy
beschreibt es als Ausdruck der Solidarität mit dem libanesischen Volk.
Sponsoren des Orchesters sind u.a. die schwedische Organisation SIDA, der Deutsche
Akademische Austauschdienst und das Collegium Musicum. Bald danach fand ein
zweites Konzert, ebenfalls in Damaskus, statt, im wunderschönen Dar El Assad-Opernhaus.
Auf dem Programm standen Werke des libanesischen Komponisten Marcel Chalifa,
eines ägyptischen Komponisten namens Gamal Abdul Rahi und die 8. Symphonie
Antonín Dvořáks.
Beim Bonner Konzert war das erste Stück eine äußerst
interessante Komposition eines jungen Algeriers namens Salim Dada. Es trug den
Titel Ashwaq und hatte die Form des arabischen Samai, eine der ältesten
und entwickeltsten arabischen Musikformen, die vom 16. Jahrhundert bis in die
Zeit des Ottomanischen Reiches entstanden war. Obwohl einige Komponisten diese
Form in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts wieder aufgriffen, wurde sie
nicht weiterentwickelt. Salim Dadas Idee ist, diese klassische Form wieder zu
beleben und sie mit der klassischen europäischen Kompositionsmethode
weiterzuentwickeln. In einem Interview mit EIR erzählte Salim Dada, daß
er nie eine formale musikalische Ausbildung gehabt habe, sondern im
wesentlichen Autodidakt sei und sehr intensiv Kontrapunkt und Harmonie in der
von den Deutschen bestimmten europäischen Tradition, einschließlich ihrer
Adaption in Rußland und Frankreich, studiert habe. Dada sagte, er sei von
überzeugt, daß es wichtig ist, traditionelle arabische Motive mit der
klassischen europäischen Kompositionsmethode zu verbinden, und zwar als Mittel
für ein besseres kulturelles Verständnis zwischen beiden Seiten.
Die beiden europäischen Stücke, Schumann und
Mendelssohn-Bartholdy, wurden mit großer Konzentration und Enthusiasmus
dargeboten. Nach der das Programm beschließenden Italienischen Symphonie von
Mendelssohn ließ das Auditorium es sich nicht nehmen, den jungen arabischen
Musikern mit lang anhaltendem, stehendem Beifall zu danken.
Zwar gibt es weltweit einige Jugendorchester, aber dies ist
die erste panarabische Jugendphilharmonie, in der Musiker aus 11 arabischen
Ländern mitspielen. Die Absicht ist, Prof. El-Shamy zufolge, die arabische
Einheit und den Dialog zwischen der arabischen Welt und Europa durch die
klassische Musik beider zu fördern. Demnächst ist eine Reise durch arabische
Länder geplant, mit einem Programm, zu dem auch Stücke von Ludwig van Beethoven gehören.
mlm