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Aus der Neuen Solidarität Nr. 32/2007

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Wo sind die Leute, die den Mut haben zu kämpfen?

Nach seiner Eingangserklärung beantwortete Lyndon LaRouche bei seinem Internetforum am 25. Juli zahlreiche Fragen. Wir veröffentlichen eine Auswahl.

Frage von Richmond aus Simbabwe: Seit einem ganzen Jahrzehnt ist Simbabwe bereits isoliert. Als Reaktion auf die Landreformen wurden illegale Sanktionen verhängt, und das Land ist nach innen und außen massiv verschuldet. Die USA haben es unter Roosevelt geschafft, in einer fast vergleichbaren Lage die stärkste Industrie der Welt aufzubauen. Wie kann sich Simbabwe am besten wieder erholen und sogar zum Brotkorb für ganz Afrika werden?

LaRouche: Wie jeder in Simbabwe weiß, bedeutet dies letztlich, das Britische Königreich abzuschaffen, denn Simbabwe hieß bekanntermaßen früher einmal Südrhodesien, was überhaupt kein guter Name ist. Das Land war bisher der letzte Vorposten in der Humanisierung des südlichen Afrikas, aber das Problem bestand darin, daß die dortigen Farmer überwiegend Briten mit riesigen Ländereien waren. Und die britischen Farmer in Rhodesien, dem heutigen Simbabwe, waren für London wichtige Lieferanten von Nahrungsmitteln und anderen Dingen. Seit dem Beginn der Befreiung Simbabwes von Rhodesien war die Frage: sollte es der dortigen afrikanischen Landbevölkerung gestattet werden, Zugang zu den landwirtschaftlichen Nutzflächen und zum Anbau eigener Produkte zu bekommen? Die Lage war einfach: Es gab afrikanische Farmer und direkt daneben europäische Farmer. Aber hatte der afrikanische Farmer die gleichen Anbaubedingungen, das gleiche System, die gleichen Vorteile wie der europäische Farmer? Die klare Antwort war: nein.

Die Briten machten sich zusammen mit einer in dieser Frage widerlichen amerikanischen Regierung daran, Simbabwe zu unterdrücken und das Land in kurzer Zeit in den Bankrott zu treiben. Andere afrikanische Staaten wurden zur Kollaboration mit den Briten angestiftet, und sie machten aus Angst vor den Briten mit, denn die Briten töten - das können sie am besten. Sie wissen nicht, wie man etwas aufbaut, sondern nur, wie man etwas zerstört. Das gleiche sieht man derzeit bei den Überflutungen in Südengland selbst - eine Folge britischer Dummheit und Bestechlichkeit. Ich weiß nicht, was das größere Übel ist, aber darum geht es hier.

Es muß tatsächlich das umgesetzt werden, was Franklin Roosevelt als Entkolonialisierung nach dem Zweiten Weltkrieg vorhatte. Denn Simbabwe hat zwar auf dem Papier seine politische Unabhängigkeit, aber es hat nie das Recht bekommen, seine Unabhängigkeit auszuüben, und durch die britische Kontrolle über die landwirtschaftliche Produktion und andere Bereiche in Simbabwe soll die Regierung und der ganze Staat zerstört werden. Das ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Ein weiteres Beispiel hierfür ist die britische Forderung, einen russischen Bürger für einen Prozeß in London zu überstellen, obwohl keine ausreichenden Beweise für ein Verbrechen vorgelegt wurden. Und die Briten haben tatsächlich angedroht, wegen dieser Frage einen Krieg zu führen. Die Briten haben keinerlei Respekt. Sie denken immer noch genauso. Das war unter Thatcher so, das war unter Blair so, und das ist unter der neuen Regierung so. Sie respektieren die Rechte anderer nicht. Wie Putin bemerkte: Sie denken immer noch wie in alten kolonialistischen oder imperialistischen Zeiten, als sie es mit anderen Ländern zu tun hatten.

Simbabwe ist ein Opfer des britischen Imperialismus, und ganz besonders ein Opfer der Tradition von Cecil Rhodes.

Kann man rechtzeitig etwas bewegen?

Frage von Prof. Miczinski: Herr LaRouche, Sie sagten, noch im Monat August müßten einige sehr wichtige Dinge geschehen oder zumindest eingeleitet werden: die Amtsenthebung Cheneys, der Truppenrückzug, die Verständigung zwischen Rußland, Indien, China und den USA und der Einstieg in eine weltweite Währungsreform. Glauben Sie wirklich, daß sich mit dieser Regierung und mit den derzeitigen Präsidentschaftskandidaten in den nächsten 30 Tagen irgend etwas in diese Richtung bewegen läßt?

LaRouche: Absolut! Das ist möglich, und ich weiß, wie man es machen muß. Es gibt einige Politiker in den Vereinigten Staaten, die fähig sind, das zu verstehen und entsprechend zu handeln. Außerdem haben die USA eine Militärkapazität. Die Regierung verfügt über Institutionen, in denen einmal Leute gearbeitet haben, die nach wie vor aktiv sind. Sie wissen sicher selbst, wie dieses System funktioniert: Viele von uns sind Teil der Regierung, ohne ihr tatsächlich anzugehören. Und in diesen Regierungsinstitutionen befinden sich fähige, erfahrene Leute, die wissen, an welchen Hebeln und Knöpfen man drehen muß, um etwas zu erreichen.

In der Frage des Truppenrückzugs aus dem Irak hat sich das bereits gezeigt. Es gibt Fachleute vor allem aus dem Bereich des Militärs, die gegenüber bestimmten Kongreßabgeordneten meine entsprechenden Vorschläge unterstützt haben.

Bedenken Sie vor allem, daß wir unter akuten Krisenbedingungen leben, und Sie wissen wahrscheinlich aus eigener Erfahrung, daß es in der Politik zu Krisensituationen kommen kann, in denen der Wille zum Handeln oder der Wille zum Nichthandeln gebrochen wird, wenn sich die Realität nachdrücklich durchsetzt. Wenn man das weiß und der Realität mit Nachdruck Geltung verschafft, treten manchmal plötzliche Veränderungen ein. Und wir befinden uns in Zeiten plötzlicher Veränderungen, wie Sie sich sicherlich bewußt sind.

Wir brauchen Führungspersönlichkeiten mit entsprechender Grundeinstellung und Einsicht, um das zu erreichen, und die Menschen müssen bereit sein, mitzumachen und den Erfolg sicherzustellen. In der Frage des Truppenabzugs aus dem Irak als solcher stehen wir derzeit sehr gut da, denn etwa 75% der Demokraten und andere sind im allgemeinen dafür. Nur einige Feiglinge und korrupte Leute sind dagegen. Es gibt genug Bewegung, um den Abzug durchzusetzen. Ich setze noch hinzu: Wenn man den Stöpsel zieht - und der Stöpsel heißt Cheney -, ließe sich sofort so allerlei wegspülen.

Schauen wir doch, womit wir es zu tun haben: Die Familie Bush, und selbst Henry Kissinger waren an Verhandlungen beteiligt, ohne daß ich davon im einzelnen wußte, als ich zu Besprechungen nach Rußland gefahren bin. Auch zwei ehemalige US-Präsidenten, George H.W. Bush und Clinton, waren bei einem Treffen in Jalta bzw. bei der Beerdigung Jelzins. Auch Henry Kissinger tauchte dort auf, und einige Persönlichkeiten auf russischer Seite, die ich gut kenne, verhandelten mit diesen Leuten. Was dann in Kennebunkport geschah, wo der ehemalige Präsident und sein mißratener Sohn mit Putin zusammentrafen, wurde von Leuten um den ehemaligen Präsidenten Bush und anderen eingefädelt, die erkannten, daß etwas getan werden mußte. Es war ein Punkt erreicht, an dem es kein Zurück mehr gab und eine Veränderung eintreten mußte. Es gab keinen guten Grund, nicht zu versuchen, sich mit Putin zumindest in einigen zentralen Fragen zu verständigen. Wenn es in diesem Wissen mit Putin einige Schritte in Richtung Fortschritt gäbe, könnte man weiter machen. Vor allem wenn Verzweiflung vorherrscht, ist so etwas möglich.

Das ist wie im Krieg. Ist nicht das, was ich tue, wie eine Kriegserklärung? Wenn man diese Fragen betrachtet, kann man sich sagen: „Kriege können begonnen und gewonnen werden. Es gibt aber auch das Risiko, zu verlieren.“ Und in genau einer solchen Situation befinden wir uns. Dieser Krieg muß erklärt und durchgekämpft werden. Es gibt gar keine andere Chance, die Umstände lassen uns gar keine andere Wahl!

Ich meine, dieser Krieg läßt sich gewinnen. Die Frage ist, finden wir genug gute Männer und Frauen in wichtigen Positionen, die bereit sind, das Ihrige beizutragen. Dann glaube ich, werden wir es schaffen.

Wie kommen wir aus dem Irak heraus?

Frage einer Kongreßabgeordneten von der amerikanischen Ostküste: Ich komme aus einem Wahlkreis, wo die einzige Hoffnung für viele junge Männer auf ein Leben ohne Kriminalität, auf eine Erwerbsarbeit und auf mögliche weitere Ausbildung darin besteht, zum Militär zu gehen. Ein junger Mann, der genau das tat und seinem Land in zwei Irakeinsätzen diente, steht jetzt vor Gericht, weil er jemanden anheuerte, ihm in die Beine zu schießen, damit er nicht ein weiteres Mal in den Irak muß. Er will lieber als Krüppel weiterleben, als ein drittes Mal dorthin zu müssen.

Sie begannen Ihre Ausführungen mit der Diskussion eines Abzugsplans. Doch trotz der massiven Stimmung in der Bevölkerung gegen den Krieg, trotz der wachsenden Unruhe unter hohen Militärs und trotz der Tatsache, daß sich auch immer mehr Republikaner gegen den Krieg auszusprechen scheinen, gelang es nicht, auch nur einen kleinen Schritt zur Beendigung des Krieges im US-Senat durchzubringen.

Ich möchte gern von Ihnen erstens wissen, was Ihrer Meinung noch geschehen muß, und zweitens, ob Sie Ihren Plan für Südwestasien vom Standpunkt eines tatsächlichen Abzugs ergänzt oder verändert haben.

LaRouche: Ich habe meine Politik für Südwestasien in keiner Hinsicht grundlegend geändert. Sie ist nach wie vor gültig. Wir müssen die Nationen in der Region dazu bringen, kooperativ zusammenzuarbeiten. Wie ich schon sagte, wird dies nicht ohne einige weitere Dinge funktionieren. Aber diese anderen Dinge funktionieren ohne das erste auch nicht.

Doch hier stellt sich mir ein Problem. Ich bin wahrscheinlich ein recht fähiger führender Politiker unseres Landes. Aber für den Geschmack einiger Mächtiger bin ich wohl zu fähig. Ich bin deshalb nicht in einer solchen Position - weil man mich nicht in einer solchen Position haben will! Ich habe in meinem Leben, besonders in den 70er und 80er Jahren, so einiges erreicht, was bestimmte Leute erschreckte, die meinten, ich würde zu mächtig werden. Die SDI und einiges andere gehörten zu diesen Erfolgen. Aus diesem Grund werden Leute wie ich aus der Regierung herausgehalten. In der Regierung sieht man lieber Feiglinge, und ich befürchte, es gibt dort auch etwas von dieser Feigheit, die hier so verbreitet ist.

Sie wissen selbst, daß einem die Spielregeln vorgesetzt werden, wenn man in den Senat oder ins Repräsentantenhaus kommt. Diese Spielregeln machen einen impotent. Ich habe viel über solche Vorgänge geschrieben. Es ist eine wichtige wissenschaftliche und politische Frage, wie Menschen, die eigentlich fähig sind, impotent gemacht werden. Es geht der Mythos um, jeder in der Gesellschaft werde an seinen Fähigkeiten gemessen. Das ist Quatsch. Tragödien sind nie eine Frage des einzelnen. Nur die Ausnahmen zur Tragödie sind eine Frage des einzelnen. Nur außergewöhnliche Individuen können sich von der Tragödie losreißen. Die meisten Tragödien werden durch gewöhnliche Meinungen, durch die gemeinsame Kultur verursacht. Man sieht ja häufig Leute, die als Individuum ziemlich rational handeln. Wenn sich das gleiche Individuum aber in einer Gruppe bewegt, handelt es nicht mehr rational, sondern es steht unter dem Einfluß von Gruppendynamik. Bei allen wirklichen klassischen Tragödien wie denen von Shakespeare und Schiller und einigen alten griechischen Tragödien geht es um Gruppendynamik. Es gibt keine Tragödie mit einem Helden. Sie werden zwar als „Helden“ bezeichnet, aber sie sind keine Helden, denn sie beugen sich alle der Gruppendynamik. Im Prinzip drücken sie aus: „Ich würde ja gerne selber handeln, aber ich kann es nicht, weil ich auf meine Freunde - oder dieses und jenes - hören muß.“

Sie sind alle wie Hamlet. Hamlet und alle Dänen dieses Schlages - nicht die großen Dänen, die uns derzeit hier besuchen, sondern die Dänen aus diesem Stück - waren Feiglinge. Und was für ein Feigling war Hamlet! Er fürchtete sich vor einem Geist! Er fürchtete sich vor dem König. Er versuchte sich mit einem Theaterstück Klarheit zu verschaffen, aber das mißlang. Schließlich kommt er im Monolog des dritten Aktes zu dem Schluß: „Nichts funktioniert. Deswegen werde ich einfach mein Leben aufs Spiel setzen und alle umbringen lassen.“ Alle Personen im Hamlet außer Horatio sind Verräter. Nicht ein einziger guter Mann ist unter ihnen. Auch im Macbeth und im Lear gibt es keinen guten Mann; sie sind alle verrückt. Im Julius Cäsar sind alle schlecht, außer dem einen, der nur erwähnt wird, aber nicht auftritt: Cicero.

Alle Tragödien basieren auf gemeinsamer Selbstzerstörung, auf Korruption, die als Gruppendynamik wirksam wird. Der einzelne ist wie durch einen Elektrozaun von Meinungen umgeben und kann nicht unabhängig handeln. Im realen gesellschaftlichen Leben trifft man nur zu oft auf Leute, die als Individuen abseits von ihrem Freundeskreis rational handeln. Aber wenn sie in ihrer Gruppe sind, werden sie zum Stinker.

Auch der Kongreß verfährt nach dem Prinzip „Mitmachen, um zurechtzukommen“, doch das ist das Prinzip der Stinktierhöhle. Vollkommen vernünftige, intelligente Individuen sind als Mitglieder des Kongresses eben nicht mehr intelligent und aufrecht. Vernünftige Individuen findet man dann vor allem außerhalb solcher spezieller Prozesse.

Um dagegen vorzugehen, muß man eine Revolte gegen den Konsens anzetteln! Weg mit dem Konsens! Unter solchen Umständen ist dies der einzige Weg, Rationalität herzustellen. Aber niemals einen Konsens akzeptieren, bei dem es heißt: „Ich muß mich meinen Freunden, ich muß mich dieser oder jener Sache anschließen.“ Dann wird man korrupt und ist Teil der Tragödie. Denn wenn man einfach nur mitmacht, ist man selbst das Problem.

Wenn man weiß, daß es moralisch erforderlich ist, den Konsens zu brechen, gehört einfach Mut dazu. Ich habe diesen Mut, und ich weiß zufällig einige Dinge, die mir bei solchen Entscheidungen helfen.

Genau darum geht es: Wir sind in einer Situation, wo wir gewinnen können. Es besteht die Möglichkeit, daß wir diesen Kampf gewinnen. Das Problem ist, genügend Leute zu finden, die den Mut haben, den Kampf zu führen.

Lesen Sie hierzu bitte auch:
„Treten Sie zurück, wenn Sie nicht handeln wollen!“
- Neue Solidarität Nr. 32/2007
Schriften von Lyndon H. LaRouche 1981-2006
- Internetseite des Schiller-Instituts
Was Lyndon LaRouche wirklich sagt
- Internetseite der Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo)
Internetseite des LaRouche-Aktionskomitees
- in englischer Sprache

 

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