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Aus der Neuen Solidarität Nr. 32/2007 |
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Brückeneinsturz in Minneapolis
Auch wenn noch nicht alle Einzelheiten des Zusammenbruchs
der Autobahnbrücke über den Mississippi in Minneapolis geklärt sind, so
unterstreicht das tragische Ereignis doch, wie berechtigt die in den letzten
Jahren immer wieder aufgekommene Kritik am schlechten Zustand derartiger Bauten
in der Verkehrsinfrastruktur ist. Schon 2001 hatte das US-Verkehrsministerium
auf Korrosion der Stahlträger der Brücke hingewiesen, und 2005 wurde das
Bauwerk in einem Ministeriumsbericht als „strukturell mangelhaft“ eingestuft. Nach
Angaben der Gesellschaft der amerikanischen Bauingenieure (ASCE) werden mehr
als 25% der insgesamt 590.750 Brücken in den USA als „strukturell mangelhaft
oder funktionell veraltet“ eingestuft. Die Organisation stellte 2005 in einem
Bericht fest, daß es 9,4 Mrd. Dollar jährlich über einen Zeitraum von 20 Jahren
kosten würde, alle Mängel an den Brücken zu beseitigen. Seit langem aber seien
diese Arbeiten unterfinanziert - und, wie man hinzufügen kann, alle möglichen
spekulativen Finanzoperationen überfinanziert.
Das gilt auch für Deutschland: Der Deutsche Städtetag sprach
schon vor einigen Jahren in einer Studie von unterbliebenen Investitionen in
die Infrastruktur von mehr als 500 Mrd. Euro, zu denen gerade auch die Kosten
für die 14.000 Brücken in Deutschland zählen, die entweder neu gebaut oder
zumindest repariert werden müssen. Im Juli 2007 testete der ADAC 50 Brücken in
13 deutschen Städten, wobei fünf Brücken die Note „mangelhaft“ bekamen, und
eine kleinere in Chemnitz sogar umgehend von den Behörden gesperrt werden mußte.
Über eine große und für die Verkehrsverbindungen sehr wichtige Autobahnbrücke,
die den Rhein zwischen Wiesbaden und Mainz überquerende Schiersteiner Brücke,
darf seit einiger Zeit nur noch mit 60 Stundenkilometern gefahren werden.
Begründung: größere Erschütterungen durch höhere Geschwindigkeiten sollen
vermieden werden.
HPM