[an error occurred while processing this directive]
Aktuelle Ausgabe Diese Ausgabe Gehe zu ... Kernthemen Suchen Abonnieren Leserforum

Artikel als
=eMail=
weiterleiten

Aus der Neuen Solidarität Nr. 21/2007

Jetzt
Archiv-CD
bestellen!

  Produktive Kreditschöpfung 
  Neues Bretton Woods
  Glass-Steagall
  Physische Wirtschaft
  Kernenergie
  Eurasische Landbrücke
  Transrapid
  Inflation
  Terror - Cui bono?
  Südwestasienkrise
  11. September und danach
  Letzte Woche
  Aktuelle Ausgabe
  Ausgabe Nr. ...
  Heureka!
  Das Beste von Eulenspiegel
  Erziehungs-Reihe
  PC-Spiele & Gewalt 
  Diskussionsforum
  Wirtschaftsgrafiken
  Animierte Grafiken

Heinrich Heine

Die Wahlesel

Die Freiheit hat man satt am End,
und die Republik der Tiere
begehrte, daß ein einziger Regent
sie absolut regiere.

Jedwede Tiergattung versammelte sich,
Wahlzettel wurden geschrieben;
Parteisucht wütete fürchterlich,
Intrigen wurden getrieben.

Das Komitee der Esel ward
von Alt-Langohren regieret;
sie hatten die Köpfe mit einer Kokard’,
die schwarz-rot-gold, verzieret.

Es gab eine kleine Pferdepartei,
doch wagte sie nicht zu stimmen;
sie hatte Angst vor dem Geschrei
der Alt-Langohren, der grimmen.

Als einer jedoch die Kandidatur
des Rosses empfahl, mit Zeter
ein Alt-Langohr in die Rede ihm fuhr,
und schrie: Du bist ein Verräter!

Du bist ein Verräter, es fließt in dir
kein Tropfen vom Eselsblute;
du bist kein Esel, ich glaube schier,
dich warf eine welsche Stute.

Du stammst vom Zebra vielleicht, die Haut
sie ist gestreift zebräisch;
auch deiner Stimme näselnder Laut
klingt ziemlich ägyptisch-hebräisch.

Und wärst du kein Fremdling, so bist du doch nur
Verstandesesel, ein kalter;
du kennst nicht die Tiefen der Eselsnatur,
dir klingt nicht ihr mystischer Psalter.

Ich aber versenkte die Seele ganz
in jenes süße Gedösel;
ich bin ein Esel, in meinem Schwanz
ist jedes Haar ein Esel.

Ich bin kein Römling, ich bin kein Sklav;
ein deutscher Esel bin ich,
gleich meinen Vätern. Sie waren so brav,
so pflanzenwüchsig, so sinnig.

Sie spielten nicht mit Galanterei
frivole Lasterspiele;
sie trabten täglich, frisch-fromm-fröhlich-frei,
mit ihren Säcken zu Mühle.

Die Väter sind nicht tot! Im Grab
nur ihre Häute liegen,
die sterblichen Hüllen. Vom Himmel herab
schaun sie auf uns mit Vergnügen.

Verklärte Esel im Gloria-Licht!
Wir wollen euch immer gleichen
und niemals von dem Pfad der Pflicht
nur einen Fingerbreit weichen.

O welche Wonne, ein Esel zu sein!
Ein Enkel von solchen Langohren!
Ich möchte es von allen Dächern schrein:
ich bin als ein Esel geboren.

Der große Esel, der mich erzeugt,
es war von deutschem Stamme;
mit deutscher Eselsmilch gesäugt
hat mich die Mutter, die Mamme.

Ich bin ein Esel, und will getreu,
wie meine Väter, die Alten,
an der alten, lieben Eselei,
am Eseltume halten.

Und weil ich ein Esel, so rat ich euch,
den Esel zum König zu wählen;
wir stiften das große Eselreich,
wo nur die Esel befehlen.

Wir sind alle Esel! I-A! I-A!
Wir sind keine Pferdeknechte.
Fort mit den Rossen! Es lebe hurra!
Der König vom Eselsgeschlechte!

So spracht der Patriot. Im Saal
die Esel Beifall rufen.
Sie waren alle national,
und stampften mit den Hufen.

Sie haben des Redners Haupt geschmückt
mit einem Eichenkranze.
Er dankte stumm, und hochbeglückt
wedelt´ er mit dem Schwanze.

 

Aktuelle Ausgabe Diese Ausgabe Kernthemen Suchen Abonnieren Leserforum