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Aus der Neuen Solidarität Nr. 21/2007 |
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Daten in dem Bericht Schätzung der weltweiten Nachfrage und des Angebots landwirtschaftlicher Erzeugnisse, der am 11. Mai vom U.S.- Landwirtschaftsministerium (USDA) veröffentlicht wurde, zeigen die sich verschlimmernden Auswirkungen - „Nahrungsmittelschocks“ - der zunehmenden Nutzung landwirtschaftlicher Produktionskapazitäten zur Erzeugung von Bioenergie. So wird für das kommende Jahr in den USA erstmals erwartet, daß mehr Mais in die Ethanolproduktion als in den Export gehen wird. Das USDA schätzt die Maisproduktion 2007 auf 12,46 Mrd. Bushel (1 Bushel Mais entsprechen 25,4 kg); 27% oder 3,46 Mrd. Bushel werden zur Ethanolproduktion eingesetzt und nur 19% (1,974 Bushel) exportiert werden.
Auch wenn es sich erst um grobe Schätzungen handelt - die Frühlingssaat wird in Nordamerika noch ausgebracht -: der Trend ist eindeutig. Bei der Produktion von Sojabohnen in den USA rechnet man in diesem Jahr mit einem Rückgang von 14%, weil in einigen Gebieten statt Soja jetzt Mais angebaut wird. Angesichts der wachsenden Menge von Sojabohnen, die zur Produktion von Biodiesel verwandt werden, prognostiziert das USDA, daß der Jahresendbestand an Sojabohnen Ende 2007 auf etwa die Hälfte des letzten Jahres fallen wird - von 610 Mio. Bushel (1 Bushel Soja entsprechen 27,2 kg) auf 320 Mio.
Das hat deutliche Folgen für die Nahrungsmittelkette. Für die weltweiten Getreideendbestände im Wirtschaftsjahr 2007/2008 erwartet das USDA eine weitere Abnahme der ohnehin schon geringen Bestände von 390,14 Mio. t (2005/2006) und 319,79 Mio. t (2006/2007) auf 305,08 Mio. t (2007/2008, geschätzt). Der o. g. Bericht ist die erste Ernteschätzung des Jahres durch das USDA.
Das wichtigste Ziel der Organisatoren der 3. Konferenz des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) in Bangkok letzte Woche war, eine Einigung über drastische und völlig verrückte Änderungen beim Reisanbau zu erzwingen. Dazu wurden China, Indien, Thailand, Indonesien und andere große Reisproduzenten von den Delegierten des IPCC stark unter Druck gesetzt. Die Begründung lautete, die heutigen Reisanbaumethoden würden Methan und Kohlendioxid freisetzen, die wiederum nach der unwissenschaftlichen Theorie der vom Menschen erzeugten globalen Erwärmung den Klimawandel angeblich beschleunigen sollen. Die Auswirkung der geforderten Änderungen wäre offensichtlich eine Gefährdung und Kürzung der Nahrungsmittelversorgung für die 3,5 Mrd. meist armen Menschen, deren Überleben vom Reisanbau abhängt. Das ist die eigentliche Absicht der IPCC-Klimafanatiker, die wie Al Gore glauben, die Welt sei überbevölkert.
Die gute Nachricht ist die, daß sich die reiserzeugenden Nationen durchsetzen konnten.
Wenigstens 114 Staaten produzieren Reis, 50 davon erzeugen jährlich mehr als 100.000 t. Bauern in Asien erzeugen mehr als 90%, China und Indien allein mehr als die Hälfte der weltweiten Gesamtproduktion. Für die meisten Länder, deren jährliche Reisernte eine Million Tonnen übersteigt, ist Reis ein Grundnahrungsmittel. In Bangladesch, Kambodscha, Indonesien, Laos, Myanmar, Thailand und Vietnam werden 50-80% der verbrauchten Kalorien in Form von Reis aufgenommen. Bauern in Asien pflanzen Reis hauptsächlich an, um ihre eigenen Familien zu ernähren. Trotzdem kommt fast die Hälfte der Ernten auf den Markt, der größte Teil davon wird lokal verkauft. Nur 6-7% des weltweiten Reisaufkommens wird international gehandelt; mit anderen Worten: es gibt sehr wenig Überschuß, und deshalb auch kein Reiskartell.
Die Delegierten des IPCC führten in ihrem langen Streit mit den großen Reiserzeugern an, anaerobe Bakterien im Wasser der Reisfelder würden Methan, Kohlendioxid und Stickoxide erzeugen, die dann durch die Halme der Reispflanzen transportiert und in die Luft gelangen würden. Sie verlangten daher, daß die Landwirte die Reisfelder trockenlegen sollen, sobald der Reis herangereift sei. Das wurde abgelehnt, weil es zum einen zusätzliche Kosten für die Bauern bedeutete, und weil jetzt das Wasser langsam in den Boden sickern und damit Feuchtigkeit für die Wintersaat bereitstellen könne. Außerdem stehe in den Reisfeldern nur selten die benötigte Menge Wasser, weil es zu ganz unterschiedlichen Zeiten regne. Unter diesen Umständen könne ein Landwirt nicht riskieren, das Wasser abzulassen, meinten sie.
Die zweite Forderung bestand darin, Anbauflächen für andere Saatgüter, hybride und hochproduktive Reissorten, freizumachen. (China wurde gelobt, weil es 10 Mio. Hektar Land von Reis auf andere Produkte umstellte) Auch diese Forderung wurde zurückgewiesen, weil Monokulturen jeder Art Gefahren mit sich brächten.
Schließlich berichteten Anwesende, daß die Konferenz sozusagen im Schatten der großen, multinationalen Konzerne stattfand. Im Sinne dieser Lobby forderte das IPCC die Anpflanzung von Reis aus Saatgut, anstelle der jetzt genutzten Jungpflanzen, weil dies weniger Wasser verbrauche. Doch dieses Saatgut wird eben von jenen multinationalen Firmen produziert und würde die Reisproduktion, jährlich etwa 625 Mio. t, von Bedingungen abhängig machen, die ganz von diesen Konzernen und damit vom Gutdünken der marktbeherrschenden Firmen diktiert würden.
Lesen Sie hierzu bitte auch:
Sieg über Malthus! Auch wenn es noch öfters sein muß! - Neue Solidarität Nr. 1-2/2007 Sei kein Bio-Narr - Neue Solidarität Nr. 5/2007 Energiedebatte im Alkoholdunst - Neue Solidarität Nr. 5/2007 Äthanolschwindel im Kongreß - Neue Solidarität Nr. 5/2007 „Neugestalteter“ Reis bekämpft die Armut in Asien und im südlichen Afrika - Neue Solidarität Nr. 11/2007 |
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