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Aus der Neuen Solidarität Nr. 38/2002 |
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Im Wortlaut. Am Jahrestag des 11. September hielt Lyndon LaRouche in Washington eine live im Internet übertragene Rede und Pressekonferenz mit dem Titel "Wir müssen den Mut aufbringen, den Krieg zu verhindern und neue Wege in die Zukunft zu bahnen". Es folgen Auszüge aus seiner Rede.
Ich möchte über zwei Dinge sprechen: Krieg und Wirtschaft. Immer mehr Leute in führenden und anderen Positionen in den Vereinigten Staaten kennen in diesen beiden Fragen zumindest einen Teil der Wahrheit. Aber sie sagen sie nicht.
Das Problem ist "Kleinheit" - nicht körperliche, sondern geistige und moralische. Unser Volk hat von der Fähigkeit zu denken, von der moralischen Haltung und Zielsetzung, die es einmal besaß, sehr viel verloren. Und es scheint keinen Politiker zu geben, der es wieder in ihnen zum Vorschein bringen kann. Unsere Volksvertreter sind inkompetent.
Wie ergeht es dem Durchschnittsbürger? - und das gilt für alle, egal ob ganz oben oder ganz unten in der Gesellschaft: für sie ist das, was geschieht, der "Trend", den sie nicht beeinflussen können. Man sitzt nur da und wartet darauf, wie der Trend sich entwickelt, um dann nur das zu sagen, was man "unbesorgt von sich geben kann" - aber eben nicht die Wahrheit.
Wenn man einen Volksvertreter fragt, was er denkt, antwortet er: "Ich habe die Zeitungen noch nicht gelesen." Er wartet noch darauf, daß ihm irgendeine Autorität sagt, was er denken und sagen soll. Und sehr bald wird er nur noch das zu denken wagen, was er auch zu sagen wagt. Sie sind feige. Überall in den Regierungsinstitutionen herrscht Feigheit.
Der Krieg ist wie ein Mann, der mit einer abgesägten Schrotflinte und stechendem Blick in einer Wohnung sitzt und eine Familie als Geisel hält. Er läßt sich nicht von der Wirklichkeit vorschreiben, was er tun wird. Er hat einen Plan im Kopf und ist wild entschlossen, diesen ohne irgendwelche Rücksicht auf die reale Welt auszuführen. Das ist unsere Regierung: ein Mann mit einem Gewehr, der die Nation und die Welt als Geisel hält wie eine Familie in ihrer Wohnung.
Die Regierung ist entschlossen, Krieg zu führen nur um des Krieges willen! Es geht nicht um den Irak oder um den Nahen Osten. Sie sind einfach zum Krieg entschlossen. Man fragt: "Aus welchem Grund wollen Sie Krieg führen?" Ganz egal, sagt Rumsfeld, wir wollen Krieg, und keiner wird uns davon abhalten.
"Warum gerade gegen diesen Gegner?"
"Nun, wir meinen..."
"Welche Beweise haben Sie?"
"Das können wir nicht sagen."
Dann wird irgendetwas ausgegraben, was sie "Beweise" nennen - oft schon zwei Jahre alte, aufgewärmte Lügen.
Sie sind zum Krieg entschlossen, auch wenn alle Nationen Europas dagegen sind (mit der halben Ausnahme Englands). Rußland ist gegen den Krieg, Asien ist gegen den Krieg. Und Tatsache ist, daß auch die Mehrheit der Amerikaner gegen den Krieg ist (nur schreiben die Zeitungen wenig darüber). Die ganze Welt ist gegen den Krieg. Nur ein paar Verrückte in Israel und in Amerika sind dafür. Alle anderen sind dagegen. Wenn man einen Krieg führen will, muß man ein Ziel für den Frieden haben. Wenn man das nicht hat, darf man keinen Krieg führen.
Es gab einen langen, "ewigen" Krieg der USA in Indochina. Dieser Krieg hat die USA beinahe zerstört. Es war ein "ewiger" Krieg ohne jedes Ziel. Er diente nur dazu, das Weltgeschehen zu manipulieren, aber es gab kein positives Ziel. Dies spiegelt sich heute darin wider, daß viele hochrangige amerikanische Militärs - teilweise noch im aktiven Dienst, teilweise nicht mehr - gegen diese barbarischen Kriegspläne sind. Denn viele haben damals als junge Soldaten, Unteroffiziere usw. in Indochina gedient. Nach dieser Erfahrung haben sie das Problem der Kriegführung intensiver studiert, und heute sagen sie: "Was Sie da vorschlagen, ist sinnlos. Es ist Wahnsinn." Kein kompetenter Offizier wird dem amerikanischen Präsidenten raten, diesen Krieg zu führen.
Und wer drängt den Präsidenten zu diesem Krieg? Ein Haufen Drückeberger. Leute, die selbst nie Militärdienst geleistet haben, sind ganz wild auf den Krieg. Altgediente Generale warnen: "Tun Sie es nicht!" Der Präsident sitzt dazwischen, und man weiß nicht, was er wirklich will. Aber er hat zu verstehen gegeben, daß er Krieg will. Ich werde die Dynamik noch genauer erklären.
Aber erst zum zweiten Problem: der Wirtschaft. Wir befinden uns in diesem Augenblick in den letzten Wochen oder höchstens Monaten des existierenden Weltwährungs- und Finanzsystems. Die Weltwirtschaft, die amerikanische Volkswirtschaft eingeschlossen, ist dabei, sich aufzulösen. Niemand kann das aufhalten. Wer die beteiligten Faktoren kennt, weiß: Nichts in der Welt kann verhindern, daß eine schlimmere Depression als 1929-33 kommt, falls nicht das ganze System verändert wird.
Gehen wir zurück ins Jahr 1944, etwa Juni-Juli 1944. Die USA und ihre Verbündeten waren erfolgreich in der Normandie gelandet. Der Durchbruch war erkämpft. Nimmt man noch MacArthurs Feldzug im Pazifik hinzu, so war an diesem Punkt klar, daß der Sieg unausweichlich war. - So unausweichlich, daß selbst der erbärmliche Feldmarschall Montgomery den Sieg der Alliierten nur noch um sechs oder neun Monate verzögern, aber nicht mehr verhindern konnte!
Jeder wußte, der Krieg war entschieden. In dieser Lage fand der Wahlkonvent der Demokratischen Partei 1944 statt. Henry Wallace sollte für eine weitere Amtszeit Präsident Roosevelts Vizepräsident werden. Das wollten einige Leute nicht. Diese Leute meinten: "Der Präsident wird ein viertes Mal gewählt werden. Er hat die USA sicher aus der Depression und durch den Krieg geführt, so daß sie aus diesem Krieg nicht nur als stärkste, sondern einzige Weltmacht hervorgehen wird. Wir mögen diesen Präsidenten nicht. Jetzt, da der Krieg gewonnen ist, brauchen wir ihn nicht mehr. Er ist ein kranker Mann. Wir wollen nicht, daß sein Nachfolger seine Pläne für die Nachkriegszeit verwirklicht." Deshalb wurde mit aller Gewalt durchgesetzt, daß nicht Wallace der Vizepräsidentschaftskandidat wurde, sondern ein Hohlkopf namens Harry Truman.
Im Frühjahr und Sommer 1945 hatten wir den Krieg gewonnen, auch gegen Japan. Wir warteten nur noch auf den Frieden. Das war General MacArthurs Haltung. Japan war besiegt, und man greift keine Nation an, wenn sie schon besiegt ist! Man wartet einfach auf den Frieden.
Aber einige Leute in Amerika entschieden - unter dem Druck von Bertrand Russell, einem der schlimmsten Faschisten, die je gelebt haben - , die beiden Atombomben auf die japanische Zivilbevölkerung abzuwerfen - ohne jeden militärischen Zweck.
Dahinter steckte der Plan von Leuten, insbesondere in England, die Amerika schon immer gehaßt hatten, die USA und alle anderen Staaten der Welt nach und nach abzuschaffen und statt dessen eine Weltregierung einzurichten. Dieser Plan wird z.B. in H.G. Wells' Buch Die offene Verschwörung aus dem Jahr 1928 beschrieben, worin er ein "Utopia" vorschlägt. Schon 1913 hatte Wells im Vorwort zu einem Buch geschrieben, man sollte Atomwaffen als Abschreckungswaffen einsetzen. Weil diese Waffen so schrecklich seien, würden Regierungen sich nicht mehr militärisch widersetzen, sondern einer Weltregierung unterwerfen. Das war das Ziel der "Utopier".
Dabei nutzte diese anglo-amerikanische Fraktion die Herausbildung einer neue Teilstreitkraft, der Airforce. Die Luftwaffe sollte die Marine ergänzen, und mit beiden zusammen könnte eine einzige Nation die ganze Welt kontrollieren. Die Herrschaft sollte bei den Anglo-Amerikanern liegen: Großbritannien, Kanada, Australien, Neuseeland usw. und die USA. So war es anfangs gedacht. Dieses englischsprachige Imperium sollte herrschen, indem man die UNO oder etwas anderes zur Weltregierung machte. Das sollte mit Luft- und Seestreitkräften und mit Kernwaffen durchgesetzt werden.
Später kamen dann noch unter Allen Dulles die "Sondereinsatztruppen" hinzu - wo man alle möglichen Schurken, Berufssoldaten, ehemalige Militärs und Verrückte versammelte. In den 60er Jahren in der Kennedy-Ära kamen sie erstmals zum Einsatz.
Diese drei Elemente - Luftstreitmacht, Nuklearwaffen und Sondereinsatzkommandos - zusammengenommen nannte man die "utopische Fraktion" oder, wie Präsident Eisenhower am Ende seiner Amtszeit sagte, den "militärisch-industriellen Komplex". Allen Dulles hat dies als Geheimdienstchef in Gang gesetzt. Solange Eisenhower Präsident war, waren diese Leute in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt. Aber danach gab es an der Spitze keine Leute mehr, die das Problem wirklich verstanden. Kennedy hatte gute Absichten, aber auch er hat es damals nicht verstanden. Wahrscheinlich wurde es ihm erst am Ende klar, nachdem er MacArthur getroffen hatte. Er wollte Amerika die Roosevelt-Tradition wiederbringen, aber er wußte nicht wirklich, wer der Gegner war, den er bekämpfen mußte. Und dann haben sie ihn ermordet. Sie ermordeten auch Enrico Mattei in Italien. Sie stürzten MacMillan in England über den Profumo-Skandal, und Konrad Adenauer mußte in Deutschland vorzeitig abtreten. Und nachdem sie Kennedy umgebracht hatten, stürzten sie Amerika in den Vietnamkrieg.
Die USA begann ihren Charakter zu verändern. Seit dem Indochinakrieg gab es verschiedene Veränderungen, die sich unter Präsident Nixon konsolidierten - und Nixon war nur eine Marionette Henry Kissingers. Vorher waren wir eine Nation von Produzenten, danach nur noch eine von Verbrauchern.
Man kann es mit der Geschichte Roms vergleichen. Als Rom den Zweiten Punischen Krieg beendete, hatte sich die interne Kräftekonstellation in der Gesellschaft verändert. Statt des Roms von Cicero wurde es immer mehr das Rom von Cäsar, Tiberius, Augustus, Nero und Caligula - Leute, wie man sie in der heutigen Politik auch findet. Statt auf die eigenen produktiven Kräfte verließ Rom sich nur noch darauf, abhängige Länder auszuplündern.
Genauso haben sich die USA besonders seit 1971-73 entwickelt. Wir beendeten das System der festen Wechselkurse, welches uns, Europa und vielen anderen Teilen der Welt in der Nachkriegszeit so gut gedient hatte. Über das von England und Amerika kontrollierte System der freien Wechselkurse zwangen wir andere Nationen, ihre Währungen abzuwerten, so daß wir von ihnen billig kaufen konnten. Bis es hieß: "Unsere Arbeiter hier in den USA können nicht mit den niedrigen Sklavenlöhnen der anderen Länder konkurrieren." So haben die USA beispielsweise seit dem Frühjahr und Sommer 1982 ganz Mittel- und Südamerika zerstört.
Wir wurden der Parasit der ganzen Welt. Wir saugen die anderen aus: China und Asien im allgemeinen, Mittel- und Südamerika, Afrika. Wir schüren Kriege in Afrika, um dort die Bevölkerung durch Völkermord zu dezimieren.
Das wurde aus Amerika unter dem Einfluß der Utopier.
Entscheidend im Krieg ist nicht die Fähigkeit, möglichst schnell möglichst viele Feinde zu töten. Damit haben die USA den Zweiten Weltkrieg nicht gewonnen. Es gab zwar einige wichtige, sehr blutige Schlachten, aber gewonnen haben wir dank unserer Logistik. Dank unserer Politik der strategischen Verteidigung, bei der Logistik im Mittelpunkt stand.
Man siegt auch, weil die eigene Wirtschaftskraft bei anderen nicht bloß Neid, sondern auch Bewunderung auslöst. Wir haben das am Kriegsende in Indien erlebt, als uns viele Menschen fragten: Können die USA uns die Technik liefern, mit der wir unseren eigenen unabhängigen Nationalstaat aufbauen können?
Man gewinnt den Krieg durch Menschenliebe. Man gewinnt damit den Frieden, aber auch den Krieg. Man muß sich entwickeln, rational sein, großzügig sein und logistisch überlegen sein. - Mit den Utopiern wurde das ganz anderes. Mit Brzezinski, Huntington und anderen Verrückten kam in den 50er Jahren diese andere, utopische Politik auf, wo es nur darauf ankommt, möglichst viele zu töten.
(LaRouche bezieht sich nun auf das Flugblatt über den israelischen Faktor in der heutigen Kriegspolitik, das kurz vorher in hoher Auflage in Washington und den ganzen USA verbreitet wurde.) Das ist ein langer Prozeß, der in die Zeit zurückführt, als Nahum Goldman an der Spitze des Jüdischen Weltkongresses stand. Damals herrschte eine bestimmte Politik in und für Israel vor, aber es gab auch ein anderes, sehr gefährliches Element, das von Goldman bekämpft wurde. Diese Gefahr betraf das Erbe von Wladimir Jabotinsky - Leute wie Netanjahu, Scharon, Schamir. Als sie die Überhand gewannen, wurde Israel zu einem Instrument bestimmter anglo-amerikanischer Interessen.
Kreise aus Amerika und England schufen eine Kraft in Israel, die allem widerspricht, für das Goldman und Ben Gurion standen. Und diese anglo-amerikanischen Kräfte benutzen Israel im Nahen Osten für ihre eigenen strategischen Zwecke. Israel ist heute vergleichbar mit einer Handgranate, die auf die Nachbarn geworfen wird, sich aber damit auch selbst zerstört. Und das ist auch die Absicht!
Wenn die UN einen Kompromiß finden, um einen Krieg zu verhindern, kann das immer noch an drei Hürden scheitern. Erstens könnte es sein, daß Bush den Kompromiß ablehnt und einen Alleingang macht.
Zweitens könnte Saddam Hussein ablehnen. Ich weiß eine ganze Menge über ihn. Er ist ein problematischer Fall. Er ist zwar nicht ganz so verrückt, wie manche Leute behaupten, denn er hat einen gewissen Überlebensinstinkt, aber würde er ein vernünftiges Angebot annehmen? Scott Ritter, der frühere Waffeninspektor und erfahrene Geheimdienstmann, versucht gerade im Irak zu sondieren, ob es eine Vereinbarung als Ausweg gibt. Ein Kompromiß, daß mit dem Einverständnis der UN Ritter mit einem Team in den Irak geht, ginge vielleicht in die Richtung einer Lösung.
Aber selbst wenn Saddam Hussein einer Einigung zustimmte und Präsident Bush ebenso, stellt sich ein drittes Problem: Wäre Scharon auch einverstanden? Würde er im Alleingang einen Krieg anfangen? Und vergessen wir nicht, Israel ist die drittgrößte Atommacht der Welt. Die israelischen Hardliner könnten sagen: "Wenn ihr uns nicht gewähren laßt, dann wären wir gezwungen, Atomwaffen einzusetzen und gegen saudische Ölfelder loszuschlagen.
Aber das Problem wäre lösbar. Leute in Israel würden uns dabei helfen, aber die USA und die Europäer müßten zusammenarbeiten, um es zu lösen. Ich wüßte, was zu tun ist.
(An dieser Stelle folgt ein längerer Abschnitt über Wirtschaftswissenschaft, Infrastrukturentwicklung und über die besondere Rolle der Vereinigten Staaten. LaRouche schließt:) Nicht, daß ich ein so großes Genie wäre, aber es sieht so aus, als sei ich der einzige, der diese Krise lösen kann - zumindest der einzige in einer aussichtsreichen Position.
Ich weiß, wie man Europa und Asien zusammenbringt. Ich bin schon dabei. Ich versuche die islamische Welt mit uns zusammenzubringen, aber auch China, Korea, Japan, Rußland, Indien, Pakistan, den Nahen Osten.
Es ist nicht das Schicksal der USA, ein Imperium zu sein. Unser Interesse (als Nation) besteht in dem, was John Quincy Adams für die westliche Hemisphäre wollte: eine Gemeinschaft jeweils völlig souveräner Nationalstaaten, die gemeinsam an gemeinsamen Zielen arbeiten. Prinzipiengemeinschaft statt Imperium; Zusammenarbeit statt Unterwerfung. Ich weiß, wie man das schaffen kann.
Lyndon LaRouche
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